Der BVB muss sich neu aufstellen
Vorm 136. Revierderby zwischen dem Gelsenkirchener Nachbarn und Dortmund war eigentlich Ruhe angesagt. Beide Klubs waren auf internationaler Bühne unterwegs. Dortmund gewann in der Europa League 4:3 in Lwiw und Schalke verlor in der Königsklasse (0:1) in Lyon. Kurz vorm Anpfiff brachte BVB-Boss Watzke doch noch etwas Dampf ins Derby. Watzke: „Schalke und wir haben total unterschiedliche Philosophien. Sie setzen auf Stars, wir ticken anders und setzen – Gott sei Dank – auf junge Talente...“ Dortmund spielte damals mit acht Profis, die 22 Jahre oder jünger waren. Watzke: „Wir sind der beste Ausbildungsverein der Bundesliga!“
Was ist davon, zwei Meisterschaften und ein Pokalsieg weiter, im Jahre 2015 übrig geblieben? Der BVB spielte gegen Aufsteiger Köln mit der ältesten Mannschaft (Schnitt 28,2 Jahre) seit 2008 in der Bundesliga. Gegen Juventus Turin erlebten die Zuschauer eine blutarme Vorstellung der einstigen Himmelsstürmer. Wo ist und bleibt momentan die Philosophie des BVB kurz-, mittel- und vor allem langfristig? Wie will und wie sollte sich der Verein zukünftig aufstellen? Was wollen wir Fans, wir, die zuletzt eindrucksvoll mit einem Gedenkmarsch an die schwere Zeit von vor zehn Jahren erinnerten?
Der BVB - im März 2015 ein kompliziertes Gebilde. Da trennt man sich vorzeitig vom U 19 Trainer, die Zweitvertretung steckt ganz dick im Abstiegskampf der 3. Liga und die A-Jugend spielt in der Junioren-Bundesliga keine Rolle. Da schimmert am hoffnungsvollen Talenthimmel die B-Jugend. Tabellenführer und mit klassen Talenten ausgestattet. Über 100 Millionen hat der BVB allerdings in den letzten Jahren in vermeintliche Stars investiert. Da wird ein Armenier als Melancholiker langläufig beschrieben, ein Italiener der sich von der Mannschaft ausgegrenzt fühlt, ein zurückhaltender Stürmer aus Kolumbien und deutsche Nationalspieler unter Form.
Würden wir als Fans den Weg mitgehen und wieder verstärkt auf die Jugend setzen oder ist dies Tagträumerei, nach viermaliger CL-Qualifikation und den damit einhergehenden gestiegen Erwartungshaltungen. Der Etat für die Profimannschaft ist inzwischen jenseits der 100 Millionen Eurogrenze angelangt. Zwei Meisterschaften, zwei Vizemeisterschaften, Pokalsieg, CL-Finale 2013 in London und Pokalendspiel 2014. Erfolge verpflichten, sind ein Fluch und Segen zugleich und doch kann man als BVB-Führung innere Beharrlichkeit zeigen und mal gegen den Trend agieren. So wie zuletzt in der Trainerfrage, als Kloppo nach dem Augsburgspiel mehr als angezählt war und die Geschäftsführung keine Zweifel am Trainer aufkommen ließ. Branchenüblich wäre der Rausschmiss gewesen, der aber, wenn man sich in den unteren Regionen der Bundesliga so umschaut, auch kein Allheilmittel darstellt.
Der BVB muss sich unbedingt neu aufstellen, eine Aufbruchstimmung initiieren und einen Umbruch bewerkstelligen. Es ist eine unheimliche Herausforderung für das gesamte BVB-Umfeld eine neue (alte) Philosophie zu finden.
Markus, 19.03.2015