15 Jahre schwatzgelb.de - P.S.: Derbysieger...
schwatzgelb.de feiert 15 jährigen Geburtstag! Und weil in den vergangenen 15 Jahren so unglaublich viel rund um unseren Ballspielverein geschehen ist, erwecken wir hier täglich alte Artikel wieder zum Leben, die uns besonders in Erinnerung geblieben sind. Der folgende Artikel von Knüppler befasst sich mit dem legendären Derbysieg 2007, bei dem Alexander Frei und Eusebiusz Smolarek die Blauen aus der dreckigen Stadt ins Tal der Tränen stürzte. Ein Spieler der Blauen wollte seinerzeit "mit der Schale über die B1" laufen, gefeiert haben später aber Andere. Zum Beispiel wir:
War das geil oder war das geil? Der vierte Sieg in Folge, UI-Cup in greifbarer Nähe und dazu ein Derbysieg. Ein Derbysieg? Nein, es war die "Mutter aller Derbysiege". Im eigenen Stadion zum ersten Mal seit 1998 gegen den Erzrivalen gewonnen, den Super-Gau einer blauen Meisterschaft verhindert und zu allem Überfluss auch noch ein richtig gutes Spiel gesehen.
Die Vorzeichen standen alles andere als gut. Der FC Meineid hatte den ersten von zwei Matchbällen und hätte bereits an diesem Wochenende die Meisterschaft klar machen können, was DFB-Präsident Zwanziger im vorauseilenden Gehorsam sogar dazu verleiten ließ, den Blauen zur verdienten Meisterschaft zu gratulieren. Auch der Einsatzleiter der Polizei, Michael Kuchenbecker, hatte sich im Lauf der Woche mal wieder als Blauer geoutet und öffentlich von seinem Wunschergebnis „0:4“ berichtet. Und weil noch nicht genug Öl ins Feuer gegossen war, wurde der geplante Spaziergang der schwatzgelben Fangemeinde vom Bahnhof zum Stadion verboten – schließlich hatten sich die Vorstädter aus Gelsenkirchen-Ost mit rund 7000 marschsüchtigen Wichtigtuern angekündigt und deshalb natürlich absolute Priorität in der schönen Stadt Dortmund.
Kurzum: Die Gäste boten uns großes Kino und ließen uns an ihrer Großartigkeit teilhaben – zumindest mit dem Mund...
Gegen drei Uhr morgens hatte sich der schwatzgelbe Tross der Fanabteilung Süd in Bewegung gesetzt, Dortmund dank einer Polizeikontrolle jedoch erst gegen Mittag erreicht. Zu spät, um den Dortmunder Marsch vom Friedensplatz an zu begleiten, allerdings noch rechtzeitig genug, um das Feld von hinten aufzurollen und unsere Farben mit stolzgeschwellter Brust zum Stadion zu tragen. Es blieb auf der gesamten Strecke sehr friedlich, die knapp 3000 Borussen feierten sich und ihren Verein genau so, wie es sich für ein Derby geziemte.
Weite Teile der sonst eher nicht zur aktiven Fanszene gezählten Anhängerschaft ließen es sich dabei nicht nehmen, mit ein wenig Pyrotechnik und lautstarken Gesängen für ordentliche Fußballatmosphäre zu sorgen und ihr Scherflein zur Derbystimmung beizutragen. Als die Reisegruppe in die Strobelallee eingebogen war, konnte man die Anspannung förmlich anfassen. Die ersten blauen Gestalten säumten nun den Weg und geizten nicht mit provokanten Gesten.
Beispielhaft eine Szene: die vorangehende Polizei marschierte vor den Fans, dachte jedoch nicht daran, den ein oder anderen gegnerischen Fan zum Verlassen der geplanten Route aufzufordern. Diese wiederum erwiesen sich als herzhaft intelligenzbefreit (sind ja nicht umsonst bei diesem Verein gelandet) und blieben mitten im Weg stehen. Dazu noch einen arroganten Gesichtsausdruck aufgesetzt und gewartet, bis sie sich mitten im schwatzgelben Tross wiederfanden.
So kam es dann kurz nach Auflösung des Marsches doch noch zu Szenen, die man eigentlich hatte vermeiden wollen. Blaue mitten im Dortmunder Pulk, einige Schubsereien und kleinere Scharmützel, Polizisten und Ordner im Dutzenderpack in höchster Anspannung. Auch wenn sich diese Konfrontationen mit ein wenig mehr Weitsicht sicherlich hätten verhindern lassen können, wurden die für Derbys üblichen Grenzen zu keiner Zeit überschritten – ein Lob an dieser Stelle an die Fans, die sich weitestgehend gut unter Kontrolle hatten, sowie die Polizei, die den Marsch bis auf wenige Ausnahmen gut im Griff hatte und sich angenehm zurückhielt.
Wenige Augenblicke später gab es dann die erste empfindliche Niederlage des Tages für den Gelsenkirchener Anhang zu verzeichnen. Zwar hatten sich ein paar Blaue mehr zum gemeinsamen Marsch getroffen als Dortmunder (was eine Stunde später jedoch kaum verwundert haben dürfte), von den erhofften 7000 Teilnehmern waren sie jedoch in etwa so weit entfernt wie der Papst von einer Vaterschaftsklage.
Den zweiten Sieg des Tages konnte der Dortmunder Anhang ebenfalls noch vor dem Anpfiff verbuchen: deutlich weniger Blaue als befürchtet hatten den Weg ins schöne Westfalenstadion gefunden, die meisten von ihnen erfreulicherweise ohne blaue Frustlappen. Dass den Eingangskontrollen jedoch auch Anti-GE-Schals und T-Shirts zum Opfer fielen, war schade – es kann nicht angehen, dass man den Fans im eigenen Stadion Vorschriften hinsichtlich ihrer Kleidung macht. Hätte der BVB im Kartenvorverkauf nur geringfügig besser aufgepasst und winzige Anstrengungen unternommen, wäre die Besudelung unserer hübschen Tribüne mit hässlichen Typen samt der befürchteten Eskalation nie zum Thema geworden.
Der dritte Sieg des Tages war der der Platzwahl. Borussia spielte auf die Nordtribüne zu und zeigte von der ersten Minute an eine engagierte Leistung. Noch nicht einmal eine halbe Minute war gespielt, als Alex Frei seine erste Chance des Tages hatte – und was für eine! Eine Flanke von der rechten Eckfahne fand ihren Weg zwischen den völlig irritierten Schlacker Abwehrspielern hindurch und landete beim völlig freistehenden Schweizer, der jedoch über den Ball trat und die Borussen tief durchatmen ließ.
Die Anfangsviertelstunde gehörte dem BVB, der immer wieder nach vorne spielte und sich wie der wahre Meisterkandidat präsentierte. Der Möchtegernmeister hielt sich bedeckt, wollte nicht den frühen Rückstand riskieren und stattdessen auf Konter lauern. Das änderte sich erst, als auf den Anzeigetafeln die Führungen Bochums und Frankfurts zu lesen waren – was um Himmels Willen unsere Stadionregie dazu bewogen hat, diese Zwischenstände einzublenden, weiß wohl nur der liebe Gott...
Mit nur einem Tor wäre man nun vorzeitig deutscher Meister gewesen – mit diesem Wissen übernahm der Gast zunehmend die Kontrolle, drängte den BVB in die Defensive und zeigte einige sehenswerte Spielzüge. Lincoln versuchte sich an einer unverschämt schlechten Schwalbe am Strafraum, richtig zwingende Aktionen konnten sich die Blauen trotz optischer Überlegenheit aber nicht erspielen. Eine interessante Freistoßvariante auf Kuranyi war noch die beste Aktion, doch flog der Ball rund zwei Meter am Tor vorbei.
In der 44. Minute folgte dem besten Angriff der Gelsendingensfetischisten der vierte Sieg des Tages: Christoph Metzelder, dem zuvor noch nicht so viel gelingen wollte, hatte sich sehenswert frei gelaufen und die halbe Abwehr des ewigen Meisterschaftskandidaten ausgehebelt. Seine Flanke landete bei Alex Frei, der sich mit einer satten Direktabnahme in die Bücher der geilsten Dortmunder Torschützen einreihen durfte – ein Tor im Derby, das Ende jeder Feierlichkeit auf Seite der blauen Brut!
Die Südtribüne bebte und der Torjubel übertraf alles, was man diese Saison erlebt hatte. Diese Saison? Nein, wahrscheinlich die letzten fünf Jahre. Die Stimmung war die wohl beste bei einem Derby seit vielen Jahren und machte jeden anwesenden Fan zu einem Teil des glücklichsten Partyvolkes der Welt.
Die zweite Halbzeit begann so, wie man sie erwartet hätte. Nach der ausgeglichenen ersten Halbzeit mit glücklicher Pausenführung beschränkte sich der BVB zunächst auf die Sicherung seiner Beute, während auf Seite der Möchtegerns das wilde Anrennen auf dem Programm stand. Die Dortmunder Abwehr stand sicher, ein bärenstarker Markus Brzenska putzte an Seite des nicht weniger starken Christian Wörns alles weg, was hinten anzubrennen drohte. Torwart Roman Weidenfeller hatte einen ebenso guten Tag erwischt und sorgte in gewohnt souveräner Weise für Nervenschäden der Vollmundigen.
Wie tief der Stachel saß, zeigte Hamit Altintop. Weidenfeller spielte auf Zeit, Altintop brannte eine Sicherung durch und rammte den Dortmunder Schlussmann kräftig um. Weidenfeller bekam ebenso wie Altintop die verdiente gelbe Karte, ging aus dem Zusammenstoß jedoch als klarer Sieger hervor. Er hatte den Ton angegeben und Altintop zur Reaktion gezwungen – fortan lief das Spiel analog zu diesem Schema. Die Maulaffen überließen das Spiel dem BVB und schienen sich bereits mit größeren Sorgen herumzuplagen als einem Spiel – „Nie deutscher Meister, ihr werdet nie deutscher Meister“ hallte es durch das Stadion und machte es den Blauen von Minute zu Minute schwerer, ein geordnetes Spiel aufzuziehen. Sieg Nummer fünf am heutigen Tage.
Der BVB spielte im Wissen um die großartige Möglichkeit den ganzen Saisonverlauf mit einem Sieg zumindest vorläufig wieder vergessen machen zu können – angetrieben von einer kochenden Südtribüne und dem unbändigen Willen, das großartigste Ereignis der letzten Jahre erreichen zu wollen, ging es nur noch nach vorne. Die GEstraften standen immer unbeteiligter in der Gegend herum, gaben sich diversen Selbstmitleidsbekundungen hin und sahen dabei zu, wie Borussia immer weiter auf die endgültige Entscheidung drückte.
Schlampige Pässe prägten das blaue Mittelfeldspiel, besonders Nutellagott Kevin Kuranyi konnte sich da seine Meriten verdienen. Der in ein „Gott ist doch auf Sch***e“-T-Shirt gewandete Stürmer verlor den Ball an Christoph Metzelder, der wiederum die Linie entlang marschierte, erneut die gegnerische Abwehr düpierte und zur Feier des Tages den direkten Abschluss suchte. Der Abpraller landete bei Ebi Smolarek, der sich ein Herz fasste und mit seinem satten Volleyschuss für den Kollektivorgasmus des Westfalenstadions sorgte. Das 2:0, die Stuttgarter Führung in Bochum, der Dortmunder Torjubel – das war der Genickbruch aller Meisterträume. Sch***e hatte um Schläge gebettelt und sie zuhauf bekommen: Sieg Nummer sechs!
Nach Spielende lockte die stimmungsmäßig explodierende Südtribüne ihre Mannschaft – die vor wenigen Wochen so stark kritisierten und auf einem Abstiegsplatz gelandeten Spieler waren innerhalb weniger Augenblicke zu Derbysiegern geworden: zu Helden! Amateurtorwart Sören Pirson ließ es sich da nicht nehmen, den direkten Gang auf die Südtribüne anzutreten und eine Humba zu zelebrieren, die ihresgleichen suchte. Auf der Nordtribüne hatte es sich da schon lange geleert, die weinenden und winselnden Blauen hatten sich mal wieder verdrückt. 7:0 für uns!
Alex Derbysieger stellte sich mit Biermixgetränk in der Hand der Presse, suchte erstmals in Dortmund das Interview und gab nicht nur ein Bonmot zum besten. Mit einem breiten Grinsen gab er zu Protokoll: „Wenn eine Mannschaft am vorletzten Spieltag 2 Punkte Vorsprung und das bessere Torverhältnis hat, dann aber nicht Meister wird, verstehe ich die Welt nicht mehr. Noch Fragen?“ Für die Vollendung des Doppelschlages sorgte BILD-Redakteur und Vereinsmitglied des FC Gazprom Benno Weber auf der Pressekonferenz: „Mirko Slomka. Sie haben vor zwei Wochen in Bochum verloren, heute in Dortmund. Haben Sie das Gefühl, die Mannschaft nicht mehr zu erreichen?“ Wer da kein Lächeln im Gesicht hatte, muss irgendwas falsch gemacht haben. Neun Siege gegen die Blauen an einem Tag – wie geil war das denn?
Doch damit war es nicht genug. Wenige UnGEliebte erwiesen sich als schlechte Verlierer und suchten Streit mit Dortmunder Fans. Es kam nach Spielende zwar zu manch unschönen Szenen als Borussen Hiebe einstecken mussten, doch insgesamt blieb es ruhig. Das 10:0 für die Besonnenheit der Dortmunder Fans, die Situation trotz Provokationen nicht eskalieren zu lassen.
Nicht wesentlich besser erging es einem Fanbus der Gazprom-Werkself. Mitten in einem Pulk Dortmunder Fans eingeschlossen bekam der Fahrer derartiges Fracksausen, dass er noch mit geöffneter Heckklappe die Fahrt in Richtung Heimat antrat. 11:0 – rekordverdächtig!
Einer grandiosen Feier stand nun natürlich gar nichts mehr im Wege. Die Komischen hatten sich aus der Stadt GEtrollt und die Partyfläche dem Dortmunder Anhang überlassen. Ausgelassen wurde in diversen Kneipen gefeiert, getrunken und die Nacht zum Tag gemacht. Die Polizei nutzte diese Chance für den ein oder anderen unrühmlichen Auftritt und auch der Wirt einer in Fankreisen sehr beliebten Kneipe stellte sich unverständlicherweise quer. Zahlreiche Fans mussten im heftigen Regen stehen bleiben und sich dort einigen Polizeikontrollen aussetzen, während in der abgeschlossenen Kneipe viele Plätze frei waren. Das hätte nicht sein müssen, erst Recht dann nicht, wenn man an Bundesligaspieltagen alleine an diesen Fans mehr Umsatz macht, als andere Kneipen in zwei Wochen.
Wer es jedoch irgendwann einmal völlig durchnässt ins Innere der Kneipe geschafft hatte, erlebte die Party seines Lebens. Es wurde getanzt, gelacht, gesungen, getrunken und gefeiert – wer an diesem Tag nicht auf seine Kosten gekommen ist, muss entweder so richtig GEfrustet oder noch gar nicht geboren gewesen sein.
Am Sonntag morgen rundete eine Stadionführung unseren rundum gelungenen Ausflug ab. Aki Schmidt und Petra Stüker führten unsere Gruppe durch die heiligen Hallen des Westfalenstadions, blickten dabei in eine ganze Menge zufrieden lächelnder Gesichter leicht alkoholisiert riechender Borussen. In der Kabine unserer Borussia ließen sich einige Zeugnisse einer großen Party finden – neben einigen Kronkorken ließ besonders die Riesensauerei, die selbst einer mehrstündigen Fanparty alle Ehre gemacht hätte, auf ausgelassene Stimmung deuten...
Die Spieler müssen wohl richtig Spaß daran gehabt haben, auf den wichtigsten Tag des Jahres anzustoßen – es sei ihnen nach diesem geilen Spiel auch von Herzen gegönnt. Die Tatsache, dass man am Vorabend deutlich vernehmen konnte, wie sich die Spieler in der Kabine an einer lautstarken Interpretation das Vereinslieds versucht hatten, verleiht sogar der Hoffnung neue Nahrung, dass unsere Mannschaft endlich verstanden haben könnte, bei was für einem geilen Verein sie da eigentlich unter Vertrag steht. Wäre nett, wenn man das in der nächsten Saison mal etwas früher auf dem Platz erkennen würde...
Ja, liebe Spieler, ihr habt die letzten Wochen eine richtig geile Zeit erlebt – Berlin, Frankfurt, Wolfsburg und nun das Derby. Genau DAS hättet ihr die ganze Saison haben können – an uns lag es gewiss nicht. Das sollte als Motivationsgrundlage ausreichen, um nicht nur Leverkusen aus der Plastikhalle zu ballern, sondern in der nächsten Saison mit neuer Kraft oben anzugreifen und Taten sprechen zu lassen.
Auf dass es nach „wir feiern für euch“ und „wir feiern statt euch“ im nächsten Jahr heißen möge: „wir feiern einfach mal selbst“.
Stimmen der BVB-Fans
„Ich bin seit vielen, vielen Jahren beim BVB dabei, aber das war heute mit das geilste, was ich hier je erlebt habe. Nach der Meisterschaft 1995 und der Champions-League kommt der Derbysieg von heute.“
„Das war einer der kaputtesten Abende, die ich je erlebt habe.“
„Keine Olle kann so geil ficken, wie das heute war.“
„Mir fällt dazu echt keine Steigerung mehr ein. Das war der erste Derbysieg in Dortmund, bei dem ich war. Und er war um Längen geiler, als der vor zwei Jahren in der Halle. Das heutige Datum kommt gleich auf mein Bein neben das vom letzten Derbysieg.“
„Das war eine Beerdigung allererster Güte. War das geil!“
„Was für ein geiler Tag.“
„Beim letzten Derbysieg saß ich den Abend einfach nur alleine zuhause, mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Heute wird gefeiert wie seit vielen Jahren nicht mehr - das war die Mutter aller Derbysiege!“
„War das schön heute, so schön. Was für ein schöner Tag.“
Weitere Stimmen
Alex Derbysieger: "Mein Tor heute war nicht wichtiger als die anderen Tore auch. Ich bin hier, um der Mannschaft zu helfen, und das tue ich mit jedem Tor. Was heute hier im Stadion los war, war einfach nur grandios. Ich freue mich für meine Freunde Marco Streller und Ludovic Magnin, dass sie nächste Woche deutscher Meister werden können. Es ist wichtig für den Schweizer Fußball, dass unsere Spieler auch im Ausland Titel gewinnen und zeigen, dass Stephane Chapuisat nicht der einzige Schweizer war, der mal Fußball spielen konnte. Wenn eine Mannschaft am vorletzten Spieltag 2 Punkte Vorsprung und das bessere Torverhältnis hat, dann aber nicht Meister wird, verstehe ich die Welt nicht mehr. Noch Fragen?" - Schweizer Redakteur: "War das denn heute ihr letztes Spiel?" - Alex Derbysieger (nimmt einen großen Schluck aus seiner Biermix-Flasche): "Wieso? Geh ich denn?" - Schweizer Redakteur: "Ich meine, ob sie jetzt schon operiert werden oder erst nach dem Spiel in Leverkusen." - Alex Derbysieger (nimmt einen richtig großen Schluck aus seiner Biermix-Flasche): "Ich habe mit dem Verein gesprochen. Nächste Woche geht es in Leverkusen natürlich noch um den UI-Cup, aber wenn sie mich genau ansehen, können sie zu dem Schluss kommen, dass das heute mein letztes Spiel in dieser Saison war."
Mirko Slomka: "Das war heute richtig bitter. Seit dem 20. Spieltag auf dem ersten Platz zu stehen und jetzt zu scheitern, ist richtig bitter. Es heißt immer, meine Mannschaft hätte schlecht oder nicht gut gespielt. Ich möchte dazu sagen, dass gerne vergessen wird, dass es auch noch einen Gegner gibt. Und der war heute richtig gut und uns beinahe ständig überlegen. Wir haben zurecht verloren und ich kann Borussia Dortmund heute nur gratulieren." Benno Weber: „Mirko Slomka, Sie haben vor zwei Wochen in Bochum verloren, heute in Dortmund. Haben Sie das Gefühl, die Mannschaft nicht mehr zu erreichen?“ Mirko Slomka: "Herr Weber, ich kann ihnen dazu nur eines sagen: Diese Frage zum jetzigen Zeitpunkt zu stellen, ist richtiggehend unverschämt." (Es folgten einige Rechtfertigungsversuche und Erklärungsversuche zur gestellten Frage, während sich Slomka wieder in sich zurückzog) Thomas Doll: "Ich weiß genau, wie es in Mirko jetzt aussieht. Das ist bestimmt nicht leicht. Wir haben eine ähnliche Saison hinter uns, es ging immer wieder auf und ab. Vor sechs Wochen standen wir auf einem Abstiegsplatz, jetzt sind wir auf UI-Cup-Kurs. Das ist eine tolle Entwicklung, die die Mannschaft da gemacht hat." Aki Watzke: "Ich möchte mich bei unseren Fans bedanken, die trotz der großen Probleme in dieser Saison so zahlreich ins Stadion gekommen sind. Das Spiel heute hat für vieles entschädigt, was sonst nicht so geklappt hat. Ich hoffe, dass wir sie alle wieder in der nächsten Saison begrüßen können und wünsche ihnen ein gutes Saisonfinale in Leverkusen und eine schöne Sommerpause." Aki Schmidt: "Ich kenne Armin Veh noch aus alten Tagen. Als er beim VfB Stuttgart anfing, war er nur als Interimslösung gedacht. Die Stuttgarter hatten große Probleme und Armin übernahm den Verein in einer schlechten Zeit. Er hat den Verein wieder nach vorne gebracht und an die Spitze geführt, das wird immer wieder vergessen. Ich habe ein paar mal mit ihm telefoniert und ich würde mich freuen, wenn das mit der Meisterschaft für ihn klappen würde. Außerdem habe ich den VfB Stuttgart aus meiner aktiven Zeit in bester Erinnerung, dass man also sehen kann, dass es schon einige Verbindungen gibt. Hans-Joachim Watzke hat bei Borussia Dortmund auch großes geleistet, er hat den Verein wirtschaftlich wieder auf beide Beine gestellt und eine ganze Menge erreicht. Der sportliche Bereich muss da noch nachziehen, aber der erste Schritt dazu wurde mit dem Sieg gegen Sch***e getan."
Spielstatistik
Derbysieger: Weidenfeller – Dede, Brzenska, Wörns, Metzelder – Kruska, Kringe – Tinga, Pienaar – Frei, Smolarek
Wechsel: Gordon für Tinga (70.), Sahin für Pienaar (71.), Valdez für Frei (83.)
Meisterschaftsversager: Neuer – Bordon, Rafinha, Krstajic, Pander– Altintop, Ernst, Lincoln, Özil – Asamoah, Kuranyi
Wechsel: Altintop für Asamoah (63.), Larsen für Rafinha (73.), Kobiashvili für Özil (79.)
Tor: 1:0 Frei (44.), 2:0 Smolarek (85.)
Gelbe Karten: Weidenfeller, Brzenska, Dede – Ernst, Hamit Altintop, Krstajic, Halil Altintop
Schiedsrichter: Herbert Fandel, Note 2. Lag in beinahe jeder Situation richtig, pfiff das Spiel angenehm unaufgeregt und fand eine Linie, die er über die gesamten 90 Minuten durchhalten konnte. Ein bisschen Konfusion herrschte nach Altintops Check gegen Weidenfeller, ansonsten gab es absolut nichts zu meckern. Am Schiedsrichter hat das Scheitern der Blauen also definitiv nicht gelegen.
Zuschauer: 80708 (ausverkauft)
Stimmung im Stadion
Derbysieger – keine Note Wahnsinnsstimmung, einfach unbeschreiblich. Ein richtig geiler Anblick, den die Südtribüne bot, garniert mit mitreißenden Gesängen und Schlachtrufen. Mit Sicherheit eine der zehn besten Publikumsleistungen dieser Saison - ligaweit.
Ewigzweite – 3,5 Es waren eine Menge blaue Fans im Stadion, das muss man neidlos anerkennen. Allerdings waren in den letzten Jahren auch schon mal mehr Gäste beim Derby, so dass die Befürchtung des komplett blauen Stadions bald zerschlagen werden konnte. Die Möchtegernmeister boten in der Anfangsviertelstunde einen netten Anblick, ohne dabei allerdings richtig laut zu werden. Das passierte erst, nachdem die Kunde der Frankfurter und Bochumer Führung die Runde gemacht hatte. Nach Freis Treffer war die ganze Stimmung dahin, das Leid nahm seinen Lauf. In der zweiten Halbzeit herrschte nur noch Katzenjammer, gegen die Südtribüne bestand zu keiner Zeit auch nur der Hauch einer Chance.
Einzelbewertung der Borussen
Weidenfeller – Note 2 Souveräne Leistung eines richtig guten Torwarts. Reizte Altintop und bescherte diesem eine gelbe Karte, was bereits Mitte der zweiten Hälfte klar machte, wie angeknackst die Nerven doch waren. Taktisch clever einen gefährlichen Gegenspieler aus dem Spiel genommen. Derbysieger!
Dede – Note 2,5 Neben Bordon zweikampfstärkster Spieler auf dem Platz. Spielte unauffällig, ließ über seine Seite jedoch nichts anbrennen und nahm die ihm zugeordneten Spieler völlig aus dem Spiel. Eine taktisch hervorragende Leistung, dazu mit richtig viel Schaum vor dem Mund. Derbysieger!
Wörns – Note 2,5 Hinten bombensicher, ließ nichts anbrennen. Ordnete die Hintermannschaft wie in besten Tagen und zeigte, dass er in dieser Form durchaus noch ein Jahr auf hohem Niveau spielen kann. Derbysieger!
Brzenska – Note 1,5 Der Fels in der Brandung! Ließ hinten jeden Gegenspieler verzweifeln und war von der ersten Spielminute an richtig ins Spiel integriert. Engagement bis zum Umfallen, dabei immer mit dem Auge für den richtigen Pass. Wer immer diese Saison gemeint hat, Brzenska habe kein Bundesligaformat, sah sich im Derby eines besseren belehrt. Derbysieger!
Metzelder – Note 1,5 In den ersten 30 Minuten mit einigen Problemen. Fehlpässe prägten das Bild, es kam zu einigen Abstimmungsschwierigkeiten mit der Innenverteidigung, die ihn zeitweise nicht gut aussehen ließen. Steigerte sich im weiteren Verlauf jedoch extrem und drehte in seinem letzten Heimspiel für den BVB richtig auf. Zwei schöne Torvorlagen, richtig gute Zweikämpfe und über weite Strecken ein brilliantes Spiel - wenn er das öfter abgerufen hätte, wären wir diese Saison mit ihm weitaus glücklicher gewesen. Derbysieger!
Kruska – Note 1,5 Engagiert, motiviert, zweikampfstark - suchte schon in der Anfangszeit den Abschluss und verrichtete eine Menge "Schweinearbeit" im Mittelfeld. Neutralisierte seine Gegenspieler von Beginn an und bildete mit seiner Kampfleistung die Grundlage für den Sieg. Wer ist eigentlich Lincoln? Derbysieger!
Kringe – Note 2,5 Ansprechende Leistung von Beginn an, mit viel Einsatz und Kampfgeist ausgestattet. Dürfte sich wohl mit am meisten über sein gutes Spiel gefreut haben, schließlich hatte er diese Saison keinen leichten Stand. Derbysieger! Tinga – Note 3,5 Kam nie so richtig ins Spiel und erwischte keinen guten Tag. Was solls, auch Tinga ist ein Derbysieger!
Pienaar – Note 1,5 Bis zu seiner Auswechslung bester Borusse. Überall auf dem Platz zu finden, ob links hinten, rechts vorne, im Mittelfeld oder an der eigenen Grundlinie - kein Zweikampf wurde ausgelassen, die Gegenspieler an den Rand der Verzweiflung gebracht und dazu noch der ein oder andere richtig schöne Pass gespielt. Machte Platz für Sahin, als er sich nach 70 Minuten völlig verausgabt hatte. Hoffentlich kann Pienaar die Sommerpause nutzen, um weiter an seiner Integration zu arbeiten - diese Leistung war richtig klasse und zukunftstauglich! Derbysieger!
Frei – Note 1,5 Was soll man zu diesem Typen noch sagen? Eiskalt, abgebrüht, genial. Nahm Metzelders Flanke mustergültig an und machte das extrem wichtige 1:0, strahlte zu jeder Zeit Gefahr aus und band die gegnerische Abwehr in der eigenen Hälfte. Klasse Leistung. Derbysieger!
Smolarek – Note 2 Zeigte, dass er sich doch noch nicht so ganz vom BVB verabschiedet hat. Ergänzte sich hervorragend mit Frei, strahlte einige Gefahr aus und wurde kurz vor Schluss mit dem entscheidenden Tor zum 2:0 Endstand belohnt. Es wäre schön, wenn sich Ebi wieder fangen und in der neuen Saison auf diesem Niveau mit hoffentlich neuem Glück wieder versuchen würde. Derbysieger!
Gordon, Sahin, Valdez – keine Note Nicht lange genug auf dem Platz, um richtig benotet zu werden. Doch eines sind sie alle drei: Derbysieger!
P.S.: Derbysieger...
Geschrieben von Knüppler17