Wir steigen niemals ab, allez allez!
Okay, für Euphorie ist es nach dem Sieg gegen Freiburg viel zu früh, der BVB steht weiterhin auf Platz 16 und hat nur einen Punkt Vorsprung auf die Kellerkinder aus dem Süden der Republik. Aber wer nach Abpfiff des Spiels in die Gesichter der Fans blickte, konnte überall Erleichterung erkennen. Es war nicht das trügerische Gefühl, es geschafft zu haben. Aber der Glaube ist zurück. Der Glaube, dass wir da unten rauskommen. Kämpferisch und spielerisch. Wenn in den letzten Wochen oft das eine oder das andere, manchmal auch beides fehlte, so stimmten diesmal A- und (weitestgehend) B-Note.
Nach der bitteren Pleite gegen Augsburg zog Klopp teils verblüffende Konsequenzen. Dass Aubameyang für Immobile im Sturmzentrum begann, hatten einige erwartet. Es war aber doch eine Überraschung, dass der zuletzt als formstärkster Innenverteidiger geschätzte Sokratis draußen blieb. Für ihn spielte innen Subotic, rechts kam Piszczek für den verletzten Großkreutz. Beide machten ihre Sache ordentlich, auch wenn die Dortmunder Defensive gerade in der ersten Halbzeit immer wieder kleinere Unsicherheiten zeigte. Aber die Freiburger waren zu keinem Zeitpunkt in der Lage, aus Fehlern Kapital zu schlagen. In der Offensive durfte Kagawa ran, der mit der besten Laufleistung glänzte, während Reus auf die linke Seite rückte.
Nach dem Leverkusenspiel war der BVB dafür kritisiert worden, dass zwar die Einstellung gestimmt habe, dafür aber spielerische Armut vorherrsche. Seit Wochen wird außerdem diskutiert, ob Klopps Spielsystem entschlüsselt sei, weshalb der Trainer mehr Teil des Problems als der Lösung sei. Natürlich sind diese Argumente nicht völlig aus der Luft gegriffen, zu häufig gelingt es den Gegnern, dem Pressing zu entkommen. Doch gegen Freiburg konnte man sehen, wie wirksam diese Waffe noch immer sein kann, wenn die Mannschaftsteile gut miteinander harmonieren und gerade Kagawa seine besondere Pressingstärke voll ausspielt (wir lassen hier mal außen vor, wann diese Feinabstimmung erfolgte, waren Aubameyang und Kagawa doch gar nicht mit in dem Trainingslager, auf das unsere Heilserwartung gründet). In den ersten Minuten setzten die Dortmunder Offensivspieler die Freiburger so entschlossen unter Druck, dass diese sich für den Rest der Partie in die Hose machten und sich teilweise groteske Abwehrschnitzer erlaubten. Reus (1.), Gündogan (3., 5. und 8.) vergaben jedoch, teilweise scheiterten sie am besten Freiburger Bürki.
In der 09. Minute ging der BVB dann erstmals seit dem Spiel in Paderborn auswärts in Führung. Aubameyang setzte mit einem seiner 42 Sprints einem verunglückten Rückpass von Frantz nach, lief frei auf den SC-Keeper zu und spielte den Ball im letzten Moment zum mitgelaufenen Reus, der diese Chance gar nicht auslassen konnte. Die Führung war schon zu diesem frühen Zeitpunkt hoch verdient und der BVB blieb in der Folge weiter überlegen, ohne klare Gelegenheiten herausspielen zu können. Wie übrigens der Gästeblock, der in der ersten Hälfte zwar sehr laut, aber auch etwas langweilig rüberkam. Keine Stakkatogesänge, keine kurzen Anfeuerungsrufe, nichts, was das Stadion erschütterte. Aber doch weit mehr, als die Freiburger zu bieten hatten.
Nach 25 Minuten nahmen die Dortmunder jedoch etwas Tempo raus, was den Freiburgern mehr Raum gab, sie aber auch nicht davon abhielt, hinten ihr gesamtes Repertoire an Slapstickeinlagen zu präsentieren. Immerhin kamen sie aber in den letzten Minuten zu zwei guten Fernschüssen, die einmal Roman Weidenfeller, der dieses Mal ganz sicher nicht Manuel Neuer war, zu einer guten Parade zwangen. Ansonsten blieb er beschäftigungslos.
Christian Streich reagierte auf die vielleicht schwächste Freiburger Saisonleistung, indem er bereits zur Pause einen Doppelwechsel vornahm. Nachhaltigen Effekt hatte dies jedoch nicht. Nachdem die ersten Minuten eher dahinplätscherten, kamen zunächst Aubameyang (52.) und Reus (55.) zu ordentlichen Gelegenheiten. In der 56. Minute schickte dann Gündogan Aubameyang mit einem starken Steilpass auf die Reise und Auba stand erneut alleine vor Bürki: 2:0, keine Chance für den Freiburger Schlussmann. Eigentlich die Entscheidung, aber was heißt das schon in einer Saison, wo wir einen 2:0-Vorsprung gegen Paderborn verspielt haben. Dieses Mal aber war eines anders: Die Mannschaft kämpfte. Es gab nach dem zweiten Treffer eine kurze Phase, in der Freiburger Widerstand zu erahnen war. Aber jeder Schwatzgelbe war bereit, sich in Schüsse zu werfen oder Bälle wegzugrätschen. Erkennbar wuchs nun das Selbstvertrauen der Spieler, was nichts besser verdeutlichen konnte als das 3:0.
Wir alle kennen solche Szenen aus dieser Saison. Der Ball ist im Sechzehner des Gegners, keiner traut sich zu schießen, schiebt den Ball weiter und am Ende ist er weg. Nicht so dieses Mal, denn das Ballgeschiebe hatte einen Sinn. Über fünf Stationen kam der Ball zu Aubameyang, der völlig frei stand und den Ball von halblinks nur noch reinzuschieben brauchte. Das Spiel war entschieden. Erster Auswärtssieg seit dem 2. Spieltag. Endlich.
Und in der 87. Minute zeigte Klopp an: Weiter! Weiter! Weiter!
Es gab auch für dieses Spiel nur drei Punkte, aber es sind drei Punkte, die gut tun. Uns und den Spielern. Jetzt gilt es nachzulegen gegen Mainz, gegen Stuttgart. Derby, natürlich. Klopp hat nach dem Leverkusenspiel von einer Wagenburg gesprochen, die wir bilden sollen, um falsche Gedanken abzuschirmen. Es wäre ganz sicher falsch, wenn wir den Sieg überbewerten. Freiburg war schwach. Richtig schwach. Teilweise auch schwach aufgrund unserer Stärke, aber kein Maßstab für die kommenden Aufgaben. Und unsere eigene Leistung war auch keineswegs makellos. Vorne fehlte immer wieder Klarheit, um die Freiburger Fehler sofort zu bestrafen. Hinten hingegen gab es noch immer verstolperte Bälle und Querschläger. Das Passspiel war ganz sicher ebenfalls noch verbesserungswürdig. Wer Zeitungsberichte verfasst, in denen uns jetzt schon wieder attestiert wird, wir hätten wie ein Champions-League-Anwärter gespielt, hat den Schuss nicht gehört. Wir kennen es nun zur Genüge. Erwartungen werden geweckt, die diese Mannschaft diese Saison nicht erfüllen kann. Davon sollten wir uns so wenig wie möglich beeinflussen lassen. Was zählt ist der nächste Gegner. Der heißt Mainz. Und der steht drei Punkte vor uns. Drei Punkte, die er uns im Hinspiel genommen hat. Drei Punkte, die wir uns dieses Mal nicht nehmen lassen wollen. Drei Punkte, die wir brauchen, um dem Abstieg zu entgehen. Darum geht es in der nächsten Woche. Um nichts anderes.
Aber dieses Spiel hat den Glauben zurückgebracht, dass wir das hinbekommen.
Borussia: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer – Sahin, Gündogan (79. Ginter) – Kampl (68. Kuba), Kagawa, Reus (79. Mkhitaryan) - Aubameyang
SC Freiburg: Bürki – Sorg, Krmas (84. Höfler), Torrejon, C. Günter – Frantz, Darida – Klaus, Schmid (46. Philipp) – Petersen (46. Schahin), Möller Daehli
Schiedsrichter: Felix Brych
Zuschauer: Wenn Borussia kommt, ist überall ausverkauft. Trotzdem nur 24.000. Ist halt beschaulich...
Gelbe Karten: Piszczek, Kagawa - Frantz
PatBorm, 07.02.2015