Trainingslager endet mit überzeugendem Sieg gegen Juve
Das Trainingslager in Bad Ragaz ist bei Borussia Dortmund mittlerweile zur Tradition geworden. Bereits zum fünften Mal in Folge gastierte der BVB in der 5.600 Einwohner kleinen Schweizer Gemeinde, um sich optimal auf die neue Spielzeit vorzubereiten. Die Leistung im abschließenden Testkick gegen Juventus Turin lässt hoffen, dass hier auch der Grundstein für eine erfolgreiche Saison gelegt werden konnte.
Im Gegensatz zum kickenden Personal hatte man als Fan die Möglichkeit, die Gegend auch als normaler Tourist zu erkunden. Bad Ragaz selbst bietet zwar nicht allzu viel, umso schöner ist aber die Gegend drumherum. Besonders den nahegelegenen Walensee oder den Säntis, von dem man aus bis zu sechs verschiedene Länder sehen kann, sollte man sich definitiv nicht entgehen lassen. Aber auch größere Städte wie beispielsweise St. Gallen oder Zürich befinden sich in akzeptabler PKW-Distanz.
„Ist das dieser Burki oder Bürki?“
Erstmals fand das Trainingslager in diesem Jahr unter der Leitung von Thomas Tuchel statt. Dementsprechend groß war das Medieninteresse, aber auch zwei- bis dreihundert Fans kamen zweimal täglich zur beschaulichen Anlage, um dem Neuen über die Schultern zu schauen. Erfreulicherweise nutzte der BVB die Veranstaltung nicht zu irgendwelchen Marketingzwecken aus, sondern beließ es bei einem mobilen Fanshop. Der wurde dafür aber häufiger genutzt, besonders von Schweizern. Es ist auf der einen Seite sehr beeindruckend, wenn man sieht, wie viele Menschen der BVB inzwischen anzieht. Auf der anderen Seite befinden sich in dieser großen Masse selbstverständlich auch einige Anhänger, die nur schwer zu ertragen sind. So wird dann auch schon mal ein Hendrik Bonmann mit dem „Burki oder Bürki?“ verwechselt. Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend!
Tuchel selbst jedenfalls ließ sich vom großen Andrang nicht aus dem Konzept bringen, sondern wirkte tiefenentspannt. Viel mehr noch: Er suchte hin und wieder auch bewusst die Nähe zu den Fans und ließ den einen oder anderen flapsigen Spruch fallen. Er zeigte damit deutlich mehr Fannähe als das Gros der Spieler. Kein Winken oder Nicken zu Beginn des Trainings, einzig beim obligatorischen Pflichtprogramm „Autogramme schreiben“ kamen sie den Anhängern mal näher. Hier hätte man durchaus mehr erwarten dürfen.
Zum Abschluss des Trainingslagers fand dann in der St. Gallener AFG Arena das Testspiel gegen Juventus Turin statt. Schlappe 35 Schweizer Franken (über 33 Euro) musste man für einen Stehplatz (!) blechen. Zu allem Überfluss gab es im Stadion dann noch nicht einmal die Gelegenheit, sich Wurst und Bier schnell zu kaufen, sondern musste sich vorher für mehrere Franken die ArenaCard zum bargeldlosen Bezahlen anschaffen. Eine Frechheit für ein Testspiel!
Erste Hälfte
Spätestens seit Sommer 2007 und der anschließenden Saison weiß jeder in Dortmund, dass man Testspiele nicht allzu ernst nehmen sollte. Dies galt dementsprechend auch für den Kick gegen Juve. Darüber hinaus befanden sich diee Italiener auch erst seit wenigen Tagen wieder im Training und mussten sich bei ihrem ersten Spiel ohne Pirlo, Vidal und Tevez erst einmal finden. Der BVB schien die Partie dagegen etwas ernster zu nehmen. Die elf Borussen, die beim Anpfiff auf dem Platz standen, könnten durchaus auch am nächsten Donnerstag gegen den Wolfsberger AC die Startelf bilden. Im 4-2-3-1 setzte Tuchel im Tor auf Neuzugang Bürki, in der Viererkette kamen von links nach rechts Schmelzer, Hummels, Sokratis und Piszczek zum Einsatz. Gündogan und Weigl bildeten die Doppelsechs, Mkhitaryan, Reus und Kampl das Offensivtrio und Aubameyang agierte als einzige Sturmspitze. Und die Jungs machten von Beginn an ein gutes Spiel. Das Pressing und Umschaltspiel funktionierte gut, einzig die Chancenverwertung ließ noch etwas zu wünschen übrig. Von Juve hingegen kam nicht viel. Dennoch hatte Mandzukic die bis zu diesem Zeitpunkt größte Chance des Spiels, als er Mitte der ersten Hälfte völlig freistehend über das Tor köpfte. Bürki wurde dementsprechend nicht gefordert, hatte aber einmal auch mächtig Glück. Der Neuzugang verschätzte einen Querpass und Mandzukic schob ins leere Tor ein. Zuvor war die Szene aber bereits abgepfiffen worden.
Danach aber übernahm die Borussia wieder das Spielgeschehen und ging kurz vor der Pause dann auch verdient in Führung. Balleroberung in der eigenen Hälfte, Reus auf Aubameyang, der schickt Mkhitaryan. Der Armenier hielt den Ball im Strafraum geschickt, legte zurück auf den heraneilenden Gabuner und der netzte zur Führung ein.
Zweite Hälfte
Zur zweiten Hälfte wechselte Tuchel insgesamt sechsmal aus, u.a. Weidenfeller und Neuzugang Castro durften jetzt ran. Am Spielverlauf änderte sich wenig. Die sehr aktiven Castro und Hofmann sorgten immer wieder für viel Gefahr, verpassten es aber, den zweiten Treffer zu erzielen. Dies machte dann stattdessen Marco Reus nach einem traumhaften Solo über das halbe Spielfeld. Das Ding war durch, auch wenn es noch genügend Möglichkeiten gab, das Ergebnis sogar noch weiter in die Höhe zu schrauben. Gute 20 Minuten vor Schluss brachte Tuchel dann auch noch die letzten Ersatzspieler und experimentierte an ihnen fleißig herum. Kirch spielte auf der für ihn ungewohnten linken Außenverteidigerposition, Leitner davor auf der Außenbahn und Dudziak ersetzte Aubameyang eins-zu-eins als Sturmspitze. Überraschenderweise machte der Junioren-Nationalspieler seine Sache gar nicht so schlecht, da konnten in der Vergangenheit selbst italienische Nationalspieler nicht viel mehr überzeugen.
Das diesjährige Sommertrainingslager endete also mit einem überzeugenden Auftritt. Nun richtet sich der Fokus also voll auf das erste Pflichtspiel, am Donnerstag beginnt in Klagenfurt dann auch offiziell endlich die Saison 2015/2016…
Statistik
BVB (1. HZ): Bürki - Schmelzer, Hummels, Sokratis, Piszczek - Gündogan, Weigl - Mkhitaryan, Reus, Kampl - Aubameyang
BVB (2. HZ): Weidenfeller - Schmelzer (62. Kirch), Hummels, Ginter, Sokratis (62. Stenzel) - Castro, Bender - Reus (66. Leitner), Kagawa, Hofmann - Aubameyang (66. Dudziak)
Tore: Aubameyang (40.), Reus (65.)
Zuschauer: 18.300 in der AFG Arena
cka, 26.07.2015