Feuer frei für IM Rückspiegel
Gleißender Sonnenschein flutet das Büro des allmächtigen Aki. Gedankenverloren spielt er mit einer Figur in einem roten Trikot in seinen Händen. Stirnrunzeln.
Aki: „Hmmmmmmmmmmm“
Die mächtigen Torflügel schwingen auf und mit leichtem Schritt federt Susi ins Reich seines Chefs.
Susi: „Tach, Chef. Ist das Leben nicht schön? Kurs Europa-League, wir sind wieder in Ber… ähm….was steht denn da auf dem T-Shirt von der Puppe? Lahm? Wieso hast du eine Puppe von Philipp Lahm in deinem Büro?“
Aki (schreckt auf): „Ach, nix. Die hat mir letztens mal einer aus einem Karibikurlaub mitgebracht. Hat nichts zu bedeuten“.
Er öffnet eine Schublade, lässt die Puppe mit einem leisen Klong hineinfallen und schiebt sie hastig zu. Susi kann nur so eben noch erkennen, dass dort bereits drei weitere Puppen liegen. Eine davon mit einem giftgrünen Torwarttrikot. Im gleichen Moment bricht Philipp Lahm das Training an der Säbener Straße wegen Kopfschmerzen ab.
Aki: „Susi, schon gehört? Spätzle hat Rückspiegel und den Leverkusener vom Hof gejagt.“
Er knallt mit der Faust auf den Tisch.
Aki: „Nach Selecao ist das bereits der zweite mühsam installierte IM in kurzer Zeit, den er ohne meine Anordnung wegschickt. Ich weiß nicht, ob man Spätzle noch vertrauen kann. Champions League hat er zwar sauber vergeigt, aber noch hält der seinen Laden vor uns. Ich sachs dir, der Zwerg kocht sein eigenes Süppchen.“
Susi: „Ich weiß nicht, Aki. Vor zwei Wochen ist der mir noch auf dem Bahnhofsvorplatz als Weselsky verkleidet übern Weg gelaufen. Und als ich gefragt hab, was die Verkleidung soll, meinte er, dass er von seinem Obermufti den Auftrag bekommen hat, ein paar tausend Euro Spendengelder einzutreiben und er mit der Verkleidung sichergehen wollte, dass auch wirklich niemand was gibt. Glaub mir, Spätzle ist 'n Guten.“
Aki: „Wir gehn auf Nummer sicher. Ich frag mal bei Rückspiegel nach was ambach ist.“
Aki greift zum Hörer, wählt und stellt auf Lautsprecher.
Tuuuuuut, Tuuuuuuuuut, Tuuuuuuuuuuuut
Sie hören die Blechstimme einer Lautsprecherdurchsage: „Letzter Aufruf für den Passagier Guardiola auf dem Flug nach Manchester. Bitte begeben Sie sich dringend an Schalter A4“
Rückspiegel (brüllt gegen die Durchsage an): „Alter, was geeeeeeeeeeeht?“
Aki: „Hey, Weltmeister… achne, das war ja dein Bruder… Haha… der ist immer wieder gut.“
Rückspiegel (zuckersüß): „Ach, der Aki. Sagt dir der Name Ballack noch was? Noch son Spruch und wir zwei beiden gehen mal gepflegt ne Runde auf den Bolzplatz.“
Aki: „Nanana, nicht übermütig werden. Und jetzt zum Geschäft: Wo biste gerade?“
Rückspiegel: „Ich bin zusammen mit Sid gerade am Flughafen Düsseldorf. Flugrichtung Ukraine.“
Aki (mitfühlend): „Hui, das ist aber nicht gerade ungefährlich momentan. Hat man euch nach Dynamo Kiew vertickt?“
Rückspiegel: „Nein, alles auf Anweisung von Spätzle. Das ist ein ganz großes Ding und echt geheim. Ich kann dir nichts dazu sagen.“
Aki: „Hömma, ich zahl die Kapelle und ich bestimme, wann sie spielen soll. Du posaunst mir jetzt auf der Stelle aus, was die Promi-Shopping-Queen gerade plant, oder du hörst die ersten Einschläge schon vorm Abflug.“
Rückspiegel: „Ok, ich geh nur mal eben aufs Klo. Sid sitzt hier neben mir und ich weiß nicht, ob der unter seinen dicken Kopfhörern nicht vielleicht doch die Lauscher aufstellt.“
Sie hören Schritte, Stimmen von weiteren Passagieren, dann fällt eine Tür ins Schloss. Stille. Gefolgt von einem Pfuuuuuuuuump.
Aki: „Sach ma, war das etwa eine Bierflasche? Es ist gerade mal elf Uhr morgens. Und was atmest du so schwer? Wieder Fluppe im Mundwinkel? Denk an deine Karriere“
Rückspiegel: „Kennst du jemanden, der an seine Karriere denkt und dann nach Gelsenkirchen geht?“
Aki: „Punkt für dich.“
Rückspiegel: „Also, Sid und ich sind auf den Weg nach Donezk. Wir sollen uns da als Spieler von Schachtjor ausgeben und die ukrainischen Truppen infiltrieren.“
Aki: „WAAAAAAAAAAAAAAAAAAS? Wie zur Hölle….? Warum….?“
Rückspiegel: „Meinst du, wir haben uns drum gerissen? Die brauchten dafür einfach Leute, die als typische Kicker von Schachtjor durchgehen. Also wie Brasilianer. Neben Sid und mir wäre da noch der Joel in Frage gekommen. Aber Spätzle meinte, dass er auf den in der Verteidigung nicht verzichten kann. Sei seine Absicherung falls wir mal führen sollten.“
Aki: „Ich versteh immer noch nichts.“
Rückspiegel: „Pass auf, wir ham ja über unseren Hauptsponsor ein paar Verbindungen in den Osten und die machen Druck. So langsam wird denen diese Ukrainekiste einfach zu teuer und wir sollen mithelfen, das zu beenden. Bisschen auf der Gegenseite spionieren, bei den Panzern die Spiegel abtreten, Gerüchte streuen, dass die alle in Deutschland einen gutbezahlten Job als HSV-Trainer kriegen können. Sowas in der Art.“
Aki: „Gut, die eine Hälfte hab ich jetzt. Aber womit machen die Druck?“
Rückspiegel: „Jetzt wird’s wirklich abgedreht. Angeblich hat der KGB rausgefunden, dass der Alte Kohle vom CIA für den Transfer vom Sami bekommt und im Gegenzug einem Alien aus Area 51 ein Leben in Freiheit ermöglicht. Und wenn wir nicht gehen, geht die Story an die Bild“
Aki und Susi (mit offenem Mund): „Is’ nich wahr. Ein Alien? Wer?“
Rückspiegel: „Ihr kennt doch die Fotos. Googelt mal. Die Augen. Der Blick. Die Kopfform. Die Sprache“
Man hört das Geklapper der Tastatur an Akis Laptop.
Aki: „Verdammte Not und Inzucht. Jetzt wo mans weiß. Ja, die Ähnlichkeit ist ohne Zweifel vorhanden. Aber seit wann haben Außerirdische eine Trainerlizenz?“
Rückspiegel: „Ach, das ist alles nur Show. Eigentlich plappert der nur die taktischen Anweisungen nach, die er bekommen hat. Kommt schon, ihr habt den planlosen Fußball, den wir in den letzten Wochen gezockt haben, doch auch sofort erkannt.“
Susi (ruft): „UNTERGESCHOSS. Der gute, alte Untergeschoss. Ha, ich wusste doch gleich, dass mir der Spielstil bekannt vorkommt.“
Rückspiegel: „So, Jungs. Haut rein. Die Buddel ist leer und der Flieger hebt gleich ab.“
Aki: „Ok, guten Flug. Und Rückspiegel“… Pause… „Pass auf dich auf.“
Rückspiegel: „Ach, wird schon schiefgehen. Und anschließend geht’s direkt weiter dahin wo der Rubel rollt. Übrigens, dafür wird dann der Kevin begnadigt und darf wieder zurück.“
Aki (erfreut): „Hey, das sind doch mal gute Neuigkeiten. Sach ihm mal, dass wir ihm seinen Platz auf der Tribüne freigehalten haben. Falls er mal wieder Nationalelf gucken will.“
Sascha, 12.05.2014