Borussia gegen Wolfsburg gleich in doppelter Verantwortung
Wolfsburg. Im letzten Heimspiel des Jahres trägt der BVB gleich eine doppelte Verantwortung. Da ist einerseits die sportliche Pflicht, drei extrem wichtige Punkte einzusammeln, um die untersten Tabellenplätze schnellstmöglich zu verlassen. Doch da ist auch die moralisch-ethische Pflicht, diesen lächerlichen Kunst-Verein aus Niedersachsen unabhängig von der Tabellenkonstellation geschlagen nach Hause zu schicken.
Man überlege sich das mal: Da kommt ein Verein ins Westfalenstadion, der die Liga hinter Bayern München in dieser Saison völlig souverän anführt - und dort steht, wo die Borussia, wo wir gerade gerne stehen würden. Normalerweise würden sich die Fans die begehrten Karten im Vorverkauf gegenseitig aus den Händen schnappen, um bei dem Spiel ihres Vereins dabei sein zu können.
Der Tabellenzweite kommt mit 885 Fans
Doch am Mittellandkanal gehen die Uhren anders. 885, in Worten: achthundertfünfundachtzig, Gästefans werden den Tabellen-Zweiten der deutschen Fußball-Bundesliga an die Strobelallee begleiten. Was für ein Armutszeugnis, das zugleich traurig stimmt, wenn man bedenkt, welche Vereine momentan auch um die Aufnahme in die Bundesliga begehren. Der Wolfsburger Mob wird morgen Abend völlig zurecht in den Oberrang der Nord-Ost-Ecke in Block 56 verfrachtet. In die eigentlichen Gäste-Stehplatz-Blöcke 60 und 61 dürfen leidenschaftliche, dürfen Dortmunder Fußball-Fans. Und damit ist zugleich die Basis noch einmal gestärkt worden für das, was morgen Abend passieren muss.
Weniger Supergirl, dafür mehr Power von früher
Das Westfalenstadion muss kochen. Von der ersten bis zur letzten Minute müssen die Wolfsburger Spieler kompromisslos und ohne Nachlass niedergepfiffen werden, dass ihnen Hören und Sehen vergeht, dass sie nicht wissen, wo hinten und vorne ist. Gleichzeitig bedarf es einer bedingungslosen Unterstützung der eigenen Mannschaft. Auch die Ost, West und Nord müssen mitmachen, denn so wichtig wie morgen waren die drei Punkte in einem Spiel wohl schon lange nicht mehr. Damit die Gelbe Wand die anderen Tribünen mitreißt sind aber auch und insbesondere die Stimmungsblöcke gefordert. Die schwatzgelben Abwandlungen von „Lotusblume“ und „Supergirl“ sind geil, keine Frage, doch sie ermuntern die Sitztribünen nicht zum Mitmachen. Gefragt sind morgen die Klassiker aus den vergangenen Jahrzehnten, mit denen die Klientel auf den Sitzen groß geworden ist und dann sicher auch aufspringt, mitklatscht und mitsingt.
Unterstützung aus Berlin in Energie umwandeln
Doch nicht nur die Ränge sind gefordert. Insbesondere die Mannschaft auf dem Rasen muss nach dem enttäuschenden Kick am vergangenen Samstag eine Reaktion zeigen und die Verbundenheit der Fans in Energie umwandeln. Die Momente nach dem Schlusspfiff in Berlin waren die wohl emotionalsten in den vergangenen Jahren, mindestens seit dem Gewinn des Doubles 2012. Wie die geschlagenen Schwatzgelben in die Kurve trotteten, angeführt von Jürgen Klopp, und minutenlang - völlig geflasht wirkend - vor dem aus ganzer Kehle supportenden Block standen: Das sollte für die Jungs dermaßen aufputschend gewirkt haben, dass Wolfsburg nicht den Hauch einer Chance haben darf. Die Worte unseres Trainers - der uns der aktuellen Krise, wie auch immer sie ausgehen mag, zum Trotz noch hoffentlich möglichst lange erhalten bleiben möge - vor dem vorletzten Hinrunden-Spiel lassen hoffen: „Wir sind uns der Wichtigkeit der letzten Fußball-Woche des Jahres 2014 bewusst. Sie muss ein Geschenk an den Verein und an unsere Fans sein. Unser Auftrag ist es, das Maximale herauszuholen. Und ich kann versprechen, dass wir uns total einsetzen werden.“
Am Rande
Die Gruppe THE UNITY verkündete unterdessen auf ihrer Homepage, dass es beim morgigen Heimspiel an den Treppen zur Südtribüne den neuen „Südtribüne Dortmund“-Schal für 12 Euro zu kaufen geben wird. Diesen wird es allerdings nur für Mitglieder des gleichnamigen Netzwerkes „Südtribüne Dortmund“ geben.
Die möglichen Aufstellungen...
...sind mir völlig egal! Ich will elf Borussen sehen, die von der ersten bis zur letzten Minute den Rasen umpflügen und Wolfsburg niederkämpfen. Und ich will elf Wolfsburger sehen, die von der Atmosphäre im Westfalenstadion völlig beeindruckt sind und keine Chance gegen diesen wunderbaren Verein haben. Und ich weiß, dass es so kommen wird. Frohe Weihnachten.
Daniel Mertens, 16.12.2014