Warmlaufen

Zum kleinen Stadion nach OWL

21.11.2014, 11:56 Uhr von:  Redaktion

Als der SC Paderborn zum Ende der vergangenen Spielzeit den Aufstieg perfekt machte, musste man schon ein wenig länger suchen, um Fußballfans zu finden, die sich unabhängig von ihrer Vereinsverbundenheit darüber freuen konnten, diesen kompletten Neuling in der Fußball-Bundesliga zu begrüßen. Vielfach wurde der Verein belächelt, nicht zuletzt aufgrund der doch amüsanten Lärmschutz-Auflagen in der heimischen Arena, die es dem Club nicht ermöglichen, beispielsweise an einem Freitagabend als Gastgeber aufzutreten. Kritisch wurde beobachtet, wie der Verein finanziell aufgestellt wurde, dass man dazu auch nur ein sehr kleines Stadion besitze und es somit schwer werde, an Karten für die Auswärtspartie zu kommen (1500 sind es an der Zahl, es ist wohl nicht nötig, extra zu nennen, dass damit die Anfrage nicht ansatzweise bedient werden kann). Und auch generell hörte man nicht selten das Argument, dass man Paderborn schlicht und ergreifend langweilig finde und der SCP nicht in die Bundesliga gehöre.

Nun, einige Monate später und nach den ersten Auftritten des SC Paderborn in der höchsten deutschen Spielklasse hat sich diese Wahrnehmung… nicht wirklich geändert. Doch immerhin: Respekt hat sich der Aufsteiger verdient, der zumindest seine sportliche Daseinsberechtigung durchaus unter Beweis gestellt hat. Hatten viele vor dem Saisonstart schon prophezeit, Paderborn würde sich in einer Riege mit dem Kleeblatt aus Fürth einreihen, so steht der SCP nach elf Spielen auf dem 09. Rang der Tabelle und hat dabei 15 mehr als solide Punkte eingefahren – immerhin fünf Zähler mehr als der Gegner am kommenden Samstag, niemand geringerer als der Ballspielverein Borussia aus Dortmund. Dennoch ist die Ausgangslage und die Erwartungshaltung nach der Länderspielpause klar verteilt: der BVB braucht in Paderborn einen Sieg, um nach dem letzten Dreier gegen Borussia Mönchengladbach die Weichen weiter auf Kehrtwende zu stellen.

Alte Bekannte im Kader

Schaut man auf die Personalien für die Partie, kann es schon mal passieren, dass man ein wenig durcheinander kommt, da im Kader des SC Paderborn doch einige Namen stehen, die man bereits in schwatzgelb gesehen hat: Amedick und Hünemeier bildeten in schweren Zeiten vor gar nicht allzu langer Zeit noch die Innenverteidigung bei Borussia, Lukas Kruse hütete das BVB-Tor, während Saglik auf Torejagd ging. Marvin Bakalorz wechselte über Umwege von den Amateuren nach Paderborn und hat mit Ex-Teamkollege Marvin Ducksch nun auch einen bekannten Anspielpartner im Sturm, auch wenn der ausgeliehene Youngstar sich noch nicht so richtig unter Coach Andre Breitenreiter durchsetzen konnte. Irgendwo ist es also auch ein Wiedersehen verschiedener Weggefährten, das Amedick im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten sogar zu seinem „Spiel des Jahres“ deklarierte.

Verletztenliste ist immer noch lang

Das alles sind aber eigentlich nur Nebenschauplätze. Die Borussia täte gut daran, sich auf sich selbst zu konzentrieren, da es in den kommenden Wochen darum geht, noch möglichst fleißig Punkte zu sammeln, wenn man das Ziel der direkten Qualifikation für die Champions League nicht aus den Augen verlieren will. Positiv sind in diesem Rahmen immerhin die News rund um Marco Reus, der die Länderspielpause zur Genesung nutzen konnte und für Samstag wohl eine Option sein sollte. Pierre-Emerick Aubameyang hingegen ist noch fraglich, genau wie Lukasz Piszczek, der es aber schaffen sollte. Sicher fehlen werden neben Mats Hummels noch die Langzeitverletzten Nuri Sahin, Oliver Kirch und Kuba, auch Sokratis ist noch angeschlagen, dürfte aufgrund seiner fünften gelben Karte allerdings ohnehin nicht spielen. Die Verletztenliste ist also immer noch recht lang, allerdings mangelt es Jürgen Klopp nun wahrlich nicht an Optionen und Alternativen, wenn man mal von der Abwehrreihe absieht, die sich in der Mitte von alleine aufstellt (weil nur noch Neven Subotic und Matthias Ginter bleiben) und auch auf den Außenpositionen nicht gerade flexibel gestaltbar ist, weil auch Marcel Schmelzer mit Handschiene zwar spielen kann, diese einen linken Verteidiger, der mit dieser Rolle aus taktischen Gesichtspunkten häufig auch die Verantwortung für Einwürfe übertragen bekommt, jedoch durchaus einschränkt. Als letzte Randnotiz sei von Schmelzer auch noch auf den Schiedsrichter der Partie am Samstag verwiesen, denn Wolfgang Stark pfeift zum ersten Mal seit 2012 wieder ein Spiel des Ballspielvereins. In der letzten Partie schickte er im Westfalenstadion Marcel Schmelzer nach einem vermeintlichen Handspiel auf der Torlinie vom Platz, Gegner war damals der VfL Wolfsburg…

Wie auch immer die letztlich finale Elf aussehen wird, die am Samstag in Paderborn antreten wird, sollte sie erneut so auftreten wie beim letzten Pflichtspiel gegen Gladbach vor der Pause, so könnte in Paderborn auf jeden Fall der nächste Schritt der großen Aufholjagd auf die internationalen Plätze beginnen. Auch wenn Paderborn sich den Respekt vieler Beobachter erarbeitet hat und vor allem als eingeschworene Mannschaft funktioniert, so bringt die Borussia immer noch die deutlich größere Qualität auf dem Rasen. Es gilt, diese auch abzurufen und die drei Punkte wieder zurück nach Dortmund zu bringen. Egal, ob man nun auf alte Weggefährten oder einen langweiligen Verein trifft oder auch nicht.

Vanni, 21.11.2014

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