T'schuldigung, ich versteh's nicht
So früh wie nie zuvor haben wir uns für die K.o.-Runde der Champions League qualifiziert. Mit zwölf Punkten und 13:1 Toren führen wir die Gruppe D vor dem FC Arsenal an. Durch die fünf Punkte Vorsprung ist unseren Schwarzgelben der Gruppensieg kaum noch zu nehmen. Gut, dass es in der Champions Leauge zur Zeit hervorragend für uns läuft, ist nichts Neues und was bislang in der Bundesliga auf die Galaauftritte in der Königsklasse folgte, wissen wir und Mannschaft nur zu genau. "Jetzt müssen wir den Beweis antreten, dass wir nach einem guten Champions-League-Spiel auch in der Bundesliga Punkte holen können. Es wäre ganz cool, wenn wir an diesem Wochenende damit anfangen", hieß es von Sebastian Kehl nach dem Spiel gegen Galatasary. Cool??? Ja, äh, ein Sieg gegen Gladbach wäre wirklich cool. Ach, was sag ich, sogar mehr als cool! Das wäre geil, fantastisch und vor allen Dingen BITTER NÖTIG!!! Ich nehme unserem Kapitän diese, in meinen Ohren, flapsige Äußerung jetzt mal nicht übel. Ich gehe davon aus, dass sowohl Kehl als auch die anderen Spieler genau wissen, was am Sonntag von ihnen erwartet wird. Und das nicht, weil Gewinnen eben cool ist, sondern weil wir uns mit jeder Niederlage, ja sogar mit einem Unentschieden, tiefer in die Scheiße reiten! Ach, wo wir gerade vom Reiten sprechen: Mit den Fohlen aus Gladbach kommt für mich DIE Überraschungsmannschaft der Saison zu uns. Klar, die Zeiten, in denen die Gladbacher in der unteren Tabellenhälfte rumdümpelten oder gar um den Klassenerhalt kämpfen mussten, sind seit Lucien Favre längst vorbei. "War doch abzusehen, dass die irgendwann oben mitspielen", mag es am Niederrhein heißen. Ich habe mir sagen lasse, für manche war das sogar längst überfällig... Für mich aber ist die momentane Situation so, als würde ein unscheinbarer Klepper plötzlich zu den Favoriten beim Kentucky Derby gehören. Jaja, ich weiß, wir Schwarzgelben sollten die Klappe zur Zeit nicht so weit aufreißen. Schließlich wandelt Borussia Mönchengladbach derzeit auf den Spuren der legendären 70er-Jahre-Mannschaft. Mit dem Sieg bei Apollon Limassol (2:0) sind die Fohlen im 18. Saison-Pflichtspiel ungeschlagen. Damit stellten die Gladbacher den bisherigen Rekord aus der Meistersaison 1970/71 unter dem legendären Hennes Weisweiler ein (17. Siege in Folge). Tabellenplatz 3. Und wir? Unser Team legte bekannterweise den schlechtesten Saisonstart in der Vereinsgeschichte hin. Tabellenplatz 17. Verkehrte Welt.
Eine große deutsche Zeitung titelte vor einigen Tagen sogar: "Borussia Mönchengladbach ist das neue Dortmund." Und weiter heißt es dort: "Attraktiver Offensivfußball, sehenswerte Kombinationen, interessante Spieler: Gladbach hat das, was Borussia Dortmund einst groß gemacht hat. Vor dem Duell haben sich die Kraftverhältnisse verschoben." Bis auf den letzten Satz, muss ich dem ohne Einschränkung zustimmen. Die Frage, die sich mir angesichts dieses Textes stellt, ist aber: Was sind verschobene Kräfteverhältnisse? Nehmen wir mal das Schlimmste an: Die Ponys schlagen uns und wir retten uns am Ende der Saison so gerade vor dem Abstieg. Haben sich dann die Kräfteverhältnisse verschoben? Hat Gladbach dann den BVB sportlich und wirtschaftlich überholt? Sind sie dann Bayernjäger Nr. 1? Ich glaube ja, es braucht Jahre des sportlichen Erfolgs, nicht nur in der Liga, sondern auch international - und damit meine ich NICHT die Europa League - bis sich die Kräfteverhältnisse verschieben. Und bevor jetzt jemand am Niederrhein wütend mit den Hufen scharrt: Alles cool, liebe Gladbacher! Von mir aus könnt ihr euer tabellarisches Glück doch in vollen Zügen genießen.
Und das meine ich sogar ganz ehrlich! Ich kann mit dieser "Rivalität" zwischen Dortmundern und Gladbachern einfach nichts anfangen. Vielleicht kann mir ja jemand erklären, warum das so ist (Und jetzt holt bitte nicht die Sache mit dem "Namen" oder dem West-"Derby" raus). Mir sind die Ponys schlicht und einfach egal - ob an der Tabellenspitze oder im Tabellenkeller. So richtig befasst habe ich mit der Elf vom Niederrhein vor diesem Bericht nicht. Ich habe ja sowieso das Gefühl, dass sich die Gladbacher mehr mit unserer monentanen Situation beschäftigen, als wir mit ihrer. So ist zum Beispiel seit dem letzten Spieltag auf der Homepage des Fan-Projekt Mönchengladbach folgende, kleine Randnotiz zu lesen: "Während Gladbach souverän den Tabellendritten nach Hause schickte, musste der rheinische Rivale daheim eine peinliche 0:1-Niederlage gegen den Tabellenletzten aus dem Breisgau hinnehmen, der dabei gleichzeitig den BVB auf einen Abstiegsplatz beförderte. Fußball, du kannst so schön sein..." T'schuldigung, ich versteh's nicht! Dass die Fohlen sich über eine Kölner Niederlage freuen, geschenkt. Dass die sich ins Fäuschen lachen angesichts der Tabellensituation, geschenkt. Warum aber unseren Absturz auf einen Abstiegsplatz noch extra betonen? Stünde Gladbach dort unten, es wäre mir den Gang zum Laptop nicht wert.
Aber gut, so ist es halt. Sportlich gesehen können sich die Gladbacher die Häme ja leisten. Sollten wir Schwarzgelben irgendwann einmal vor der Situation stehen, 40 Jahre lang in der Versenkung zu verschwinden und nur noch von der Vergangenheit zehren zu können, DANN dürfen wir uns bestimmt an den "Mythos" wenden und um Rat bitten, wie man solch trostlose Zeit übersteht. Oder?! Und bis es soweit ist, warten wir einfach mal ab...
Infos zum Spiel
Die 28 ist die entscheidende Zahl in Sachen Statistik: Nach 84 Aufeinandertreffen hat jede Borussia 28 Siege, Niederlagen und Unentschieden auf dem Konto. Im heimischen Stadion konnten wir 19 Siege einfahren, 9 bei den Fohlen. Gladbach konnte bei uns 11 Mal siegen, zu Hause demnach 17 Mal. Borussia Dortmund wird im gewohnten 4-2-3-1in dieses Spiel gehen. Gladbach startet mit 4-4-2. Die personelle Situation gestaltet sich laut BVB derzeit folgendermaßen: Hummels fällt mit einer Bänderdehnung aus, Weidenfeller und Reus (beide Magen-Darm-Infekt) sind fraglich. Kirch und Sahin sind wieder fit, könnten theoretisch in den Kader rutschen. Blaszczykowski hat noch etwas mehr Rückstand. Bei Gladbach fehlt einzig Xhaka (Bänderriss).
So könnten sie spielen:
Borussia Dortmund: Weidenfeller (Langerak) - Piszczek, Subotic, Sokratis, Durm - Bender, Kehl - Mchitarjan, Kagawa, Reus (Großkreutz) - Aubameyang
Borussia Mönchengladbach: Sommer - Korb, Stranzl, Jantschke, Dominguez - Kramer, Nordtveit - Hahn, Herrmann - Kruse, Raffael
Schiedsrichter: Der Mann an der Pfeiffe wird Dr. Felix Brych sein.
Die gute Nachricht zum Spiel: Angeblich sollen alle Züge planmäßig rollen.
Leonie, 08.11.2014