Warmlaufen

Juhu, noch ein sinnloses Spitzenspiel

03.11.2014, 22:10 Uhr von:  Redaktion

Sie sind die Besten, düdelüdelü, The Champions, düdelüdelü. Oder eben auch mal so überhaupt nicht. Wenn Borussia Dortmund am Dienstagabend Galatasaray Istanbul empfängt, ist die Partie leider nicht das, was sie sein könnte.

Türkischstämmige Fans aus dem halben Land freuen sich nachvollziehbar, wenn ihr Lieblingsklub mal verhältnismäßig in der Nähe spielt. Wenn die Darstellungen des Procederes bei der Kartenvergabe stimmen, muss man sich zur Teilnahme an solchen Höhepunkten wie dem Kick gegen den BVB zuvor kräftig auswärts auch beim Rollstuhlbasketball einbringen.

Erinnerungen werden unweigerlich wach an das bislang letzte Dortmunder Heimspiel gegen den 19-fachen türkischen Meister. Im März 2000 waren die Heimfans derartig von der Liga-Leistung ihrer Schwarz-Gelben frustriert, dass sie ihre Tickets reihenweise an den Gegner verkauften, der dann überstreitbar die akustische Hoheit über das Westfalenstadion gewann. Auch auf dem Platz hinterließen die „Löwen“ verstörte Dortmunder – denn das Achtelfinal-Hinspiel im Uefa-Cup ging 0:2 verloren. Das 0:0 im Rückspiel bedeutete das Aus für den inzwischen in der Bundesliga in Abstiegsnot geratenen BVB. Es war eine Saison, die mit den Namen Michael Skibbe, Bernd Krauss und Udo Lattek verbunden ist und an die wir uns nicht gerne erinnern.

Weitere zumindest sportlich positive Gedanken verbinden Fans der Gäste sicher mit Dortmunder Boden und dem Dezember des Jahres 2003. Wegen Bombenanschlägen in Istanbul hatte die Uefa das Champions-League-Spiel gegen Juventus Turin kurzfristig ins Ruhrgebiet verlegt. Der Schriftzug „Westfalenstadion“ wurde mit „Ali Sami Yen Stadi“ überhängt, die Türken gewannen 2:0, 60.000 Zuschauer waren dankbar für die spontane Gastfreundschaft.

Es mag also sein, dass Galatasarays Fans dem Dienstagabend entgegenfiebern. Aber rein sportlich müssen sie bislang von ihrem Team enttäuscht sein. Umgekehrt zur Dortmunder Situation läuft es in der Liga ganz gut, doch international stehen ein magerer Punkt und neun Gegentore in der Statistik. Finanziell soll es Probleme geben, Superstar Wesley Sneijder soll missmutig über mangelnde Anbetung sein, und Trainer Cesare Prandelli sucht einen Maulwurf, der Interna aus der Kabine weiterflüstert.

Seuchenvögel statt Maulwurf

Borussia hat keinen Maulwurf, dafür diverse Seuchenvögel in den eigenen Reihen. National auf einem Abstiegsplatz, international Spitzenreiter ohne Gegentor. Wer kann da schon unbeschwert die fast sichere Qualifikation für das Achtelfinale der Champions League feiern? Manchem BVB-Anhänger wäre sicher eine konzentrierte Trainingswoche lieber, die am Sonntag in einen Dreier gegen die falsche Borussia mündet. Stattdessen wieder so etwas wie ein Spitzenspiel, das niemand braucht.

Doch seien wir realistisch und nicht zu verwöhnt: Die Situation hat immer noch wenig gemein mit dem finsteren März 2000. Dortmund kann auf europäischer Ebene weiter Zeichen setzen, kann wichtige Einnahmen sichern und Erfolgserlebnisse sammeln. Genießen wir alle Europapokalabende! Sie sind und werden nicht selbstverständlich.

So wollen sie spielen:

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Sokratis, Durm - Bender, Gündogan - Mkhitaryan, Kagawa, Großkreutz - Immobile
Galatasaray: Muslera - Sabri, Semih, Chedjou, Alex Telles - Felipe Melo, Selcuk Inan - Hamit Altintop, Dzemaili, Sneijder - Burak

Felix, 03.11.2014

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