BVB vs. VfB- Eine Frage des Marketings
Gerade was Marketing und PR angeht scheint der BVB zurzeit bestens aufgestellt zu sein und ist bereit, ganz neue Wege zu gehen. Neben dem Marketing-Slogan „Adrenalin-Trip“, der Eröffnung eines Auslandsbüros in Singapur ist es SG.de gelungen, die nächste spektakuläre Marketingaktion des BVB exklusiv zu enttarnen.
Die Kommunikation über gemeinnützige Aktivitäten kann der entscheidende Erfolgsfaktor sein, wenn es um das Wertschöpfungspotential für ein Unternehmen geht. Oder anders ausgedrückt: Gutes tun und drüber reden ist ein altes, aber immer noch probates Marketingmittel. Dabei geht es dem BVB nicht darum, als der großzügige Samariter aufzutreten, sondern vielmehr darum, dem Gegner auf Augenhöhe zu begegnen. Das Ganze ähnelt sehr der Mannschaftsbildung auf Bolzplätzen. Die bessere Mannschaft muss solange Spieler abgeben bzw. austauschen, bis ein ausgeglichenes Spiel zustande kommen kann.
Gerade was Marketing und PR angeht scheint der BVB zurzeit bestens aufgestellt zu sein und ist bereit, ganz neue Wege zu gehen. Neben dem Marketing-Slogan „Adrenalin-Trip“, der Eröffnung eines Auslandsbüros in Singapur ist es SG.de gelungen, die nächste spektakuläre Marketingaktion des BVB exklusiv zu enttarnen. Betrachtet man die aktuellen Krankmeldungen beim BVB, erkennt schon ein Laie, wie schlecht es um den VfB Stuttgart bestellt sein muss. Der BVB verzichtet fast auf sein gesamtes Mittelfeld. Ohne die großen sieben (Reus, Mkhitaryan, Kirch, Gündogan, Sahin, Ji und Kuba) wird der BVB am Mittwochabend im ausverkauften Westfalenstadion antreten und das trotz der 0:2 Niederlage in Mainz. Auch ein Mats Hummels befindet sich wieder im Kader, soll aber erst langsam wieder an die Nationalelf herangeführt werden. Sicherlich eine gewagte Marketingaktion des BVB, die allerdings vielversprechend enden kann. Man erinnere sich nur an das legendäre 4:4 gegen den VfB Stuttgart von vor zwei Jahren. Ein Spektakel, welches seines Gleichen sucht und über das man heute noch spricht. An das folgende 0:0 in der darauffolgenden Saison oder an den 6:1 Heimsieg in der letzten Saison erinnern sich vermutlich nur noch die wenigsten. Ein knapper Sieg, ein spektakuläres Unentschieden kann manchmal mehr Wert sein, als ein klarer Sieg. Allerdings, das soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, kann eine Niederlage auch enorm viel Aufmerksamkeit erzeugen.
Das auf den ersten Blick nur schwer vorstellbare Worst-Case-Szenario: Der BVB verliert gegen den Tabellenletzten, der in dieser Saison so wirklich rein gar nichts zustande gebracht hat. Dortmund wäre auf der der Titelseite jeder Zeitung, sämtliche Internetforen würden heiß laufen und vermutlich würde man auch den Spielbericht auf SG.de lesen. Natürlich würden die Gemüter, nachdem die Marketingmaschinerie in Schwung gekommen ist, sich nach einer Weile wieder beruhigen und man würde sich als verständiger BVB-Fan natürlich mit der Niederlage auch abfinden können, schließlich war die halbe Mannschaft verletzt. Am Ende wäre es für alle eine Win-Win-Situation. Natürlich nicht für jeden Spieler, aber zumindest für deren Psychologen, zu denen sie nach inflationärem Spieler-Bashing gehen müssen. Selbst die Stuttgarter hätten am Ende der Saison zumindest einen Sieg eingefahren und würden Dortmund in guter Erinnerung behalten. Vielleicht schaut ja der eine oder andere Schwabe bei einem Auswärtsspiel in der zweiten Liga anschließend mal im wunderschönen Westfalenstadion auf einen „Adrenalin-Trip“ vorbei.
Der Worst-Case-Fall des einen, wäre das Märchen des anderen. Der VfB Stuttgart hat gerade mal einen mageren Punkt auf seinem Konto. Nach der 0:2 Heimniederlage gegen Hoffenheim steht der VfB gehörig unter Druck. Der Unmut der Fans war im Gottlieb-Daimler-Stadion kaum zu überhören. Eigentlich wollte man in dieser Saison mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben und steckt nach eigenem Empfinden bereits nach dem vierten Spieltag mitten drin. Das Torverhältnis 1:7 zeigt, dass der Schuh sowohl hinten als auch vorne drückt. Das Standardergebnis der letzten drei Spiele (Köln, Bayern und Hoffenheim) war stets 0:2. Lediglich gegen Gladbach holte man ein 1:1 (Tor durch Maxim). Hinzukommt das Ausscheiden im DFB-Pokal gegen den Tabellenführer der zweiten Liga, den VFL Bochum. Immerhin kann Veh am Mittwoch fast aus den Vollen schöpfen. Lediglich Abdellaoue, Adam Hlousek und der Ex-Borusse Daniel Ginczek fehlen verletzungsbedingt.
Vergleicht man die Marketing-Strategien der beiden Vereine, stellt man fest, dass beide für den fünften Spieltag gar nicht so weit auseinander liegen. Beide erhoffen sich entweder den großen Befreiungsschlag bzw. das kleine Wunder ohne Mittelfeld gewonnen zu haben, oder aber man sucht die Aufmerksamkeit durch das große Drama. Zitate des Sportmanagers des VfB Fredi Bobic wie „Die Trainerfrage wird sich nicht stellen, nicht heute und auch nicht in der Zukunft, weil Armin Veh für die Zukunft steht“ könnten in jedem Rambo-Trailer verwendet werden und zeigen, mit welcher Einstellung der VfB an die kommenden Aufgaben herangehen wird. Als kontraproduktiv dürfte aus Sicht der Marketing-Abteilung sicherlich die Aussage von Jürgen Klopp bewertet werden: „Ich glaube nicht, dass es ein Spiel wird zum Genießen. Aber es ist ein Heimspiel und ich gehe davon aus, dass unsere Fans sensibilisiert sind für unsere Situation.“ Vermutlich wird man ihm die weniger verkauften Fanartikel und Eintrittskarten von seinem Gehalt abziehen. Mal sehen, wie lange Klopp für den BVB noch tragbar ist.
So könnten sie spielen
Nach seinem unglücklichen Eigentor in der Bundesliga könnte es Ginter passieren, dass er sich auf der Bank wiederfindet. Weniger seiner Leistung geschuldet, als der Tatsache, dass Subotic wieder fit ist. Ob Ramos oder Immobile beginnt ist vermutlich völlig offen. Beide hatten gegen Mainz nicht ihren „Ich-mach-mal-eben-ein-Tor-Tag. Auch könnte Durm eine kleine Pause bekommen und durch den defensiv stärkeren Schmelzer ersetzt werden.
Der VfB hingegen wird vermutlich wie gegen die TSG beginnen. Moritz Leitner kehrt immerhin in sein altes, vielleicht zukünftiges Wohnzimmer zurück. Veh hält weiterhin an dem seit langen torlosen Ibisevic fest. Zum einen, weil beide Alternativen verletzt sind, zum anderen, weil Ibisevic gefühlt eigentlich fast immer gegen den BVB trifft.
BVB: Weidenfeller ,Piszczek, Subotic, Sokratis, Schmelzer S.Bender, Jojic Aubameyang, Kagawa, Großkreutz, Ramos
BVB-Reserve: Langarek, Hummels, Durm, Ginter, Sarr, Amini, Kehl, Maruoka, Immobile
VFB: Ulreich,Klein, Schwaab, Rüdiger, G.Sakai - Oriol Romeu, Gentner , Maxim, Didavi, Leitner, Ibisevic
VFB-Reserve: Kirschbaum (Tor), Haggui, Niedermeier, Rausch, Gruezo, Kostic, Harnik, Ti. Werner
Zuschauer im Westfalenstadion: 80.500 (ausverkauft)
Darunter 3.200 Gästefans, was eine starke Leistung für ein Spiel unter der Woche ist.
Christoph 23.09.2014