Auf in die Berliner Wochen
Auf geht es, zwei Wochenenden hintereinander reisen die Borussen nach Berlin. Doch vor der Kür im DFB Pokalfinale kommt die Pflicht gegen die alte Dame aus Berlin (übrigens der Begriff Hertha BSC Berlin ist vollkommen falsch!). Am Samstag stehen wir am Marathontor, beim Finale ist es die Ostkurve, für Abwechslung ist also gesorgt.
Der Ligagegner Hertha hat bewegte Jahre hinter sich. Nach dem Bundesliga Aufstieg 1996 ging es erst einmal nur Bergauf, UEFA Cup und Champions League wurden erreicht und man musste sich fragen, wächst ein echter Hauptstadtklub heran?
Doch nach der Entlassung von Jürgen Röber endete die Kontinuität. Falko Götz, Karsten Heine, Lucien Favre, Friedhelm Funkel, Markus Babbel, Michael Skibbe, Tretschok zusammen mit Ante Covic, Otto Rehhagel und schlussendlich Jos Luhukay haben mittlerweile eine ganze Reihe von Trainern sich in Berlin die Hand gegeben.
Unter Jos Luhukay ging es dann als Rekordzweitligameister (76 Punkte) wieder zurück in Liga eins. Während also bei Hertha die sportliche Situation recht Wechselhaft geworden ist, bleibt eine Kon(to)stante, die roten Zahlen auf der wirtschaftlichen Seite. Hertha gehört zu jenen vermeintlich großen Klubs die immer wieder mit Lizenzauflagen zu kämpfen haben. Die Gründe sind vermutlich ähnlich vielfältig wie bei den Konkurrenten aus Hamburg, Gelsenkirchen oder Köln. Daher hat man sich nun mit KKR (Kohlberg Kravis Roberts) einen Investment Fonds ins Haus geholt, der zu den Topadressen im internationalen Finanzmarkt gehört. Es ist wohl offensichtlich, dass finanzielle Lücken für die Lizenzierung geschlossen werden mussten. Im Nachgang stellte der Verein rund um Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller dies naturgemäß als genialen Schachzug dar. Als BVB Fan klingeln einem da eher die Alarmglocken.
Wie auch immer die Verträge nun genau ausgestaltet sind, Fakt ist und bleibt, dass KKR ein der dicksten Karpfen im Teich ist und sich sicherlich nicht mal eben über den Tisch ziehen lässt. Wie die chronisch klamme Hertha das Darlehen von 36 Mio. Euro (zzgl. Zinsen) zum Fälligkeitsdatum zurückzahlen will, erschließt sich von außen definitiv nicht. Andernfalls kann dem Vernehmen nach KKR sein Darlehen in eine Beteiligung auf insgesamt 33 % der GmbH & Co. KGaA umwandeln. Faktisch hat man dann zwar immer noch nichts zu sagen aber wir Borussen denken da nur an Florian Homm. Allerdings muss man sich auch klar machen, dass die rund 43 Mio. € für KKR ein Fliegenschiss sind, so dass es sich eventuell wirklich nur um einen Testballon handelt und Hertha einfach Glück hatte. Wie dem auch sei, ganz uninteressant ist dieser Vorgang für traditionsbewusste Fußballfans sicherlich nicht.
Eine weitere Konstante in Berlin ist die Ostkurve. Konnte man nach dem Aufstieg bis ca. 2006 eigentlich nur müde über die Heimstimmung lächeln, muss man anerkennen, dass sich seit dem eine positive Entwicklung verstetigt hat. Mittlerweile gehört die Ostkurve zu den besseren Kurven in Deutschland und sowohl optisch als auch akustisch hat man sich gemacht und holt schon viel aus der alten Schüssel Olympiastadion raus. Vielleicht hat da auch der erste Abstieg gut getan, um den Kern zu einigen und zusammen zu schwören.
Sportlich ist es ein Spiel um die goldene Ananas. Der BVB ist als Vizemeister durch und die Hertha Spieler haben gefühlt das Schaulaufen begonnen, seit dem klar war, dass man wohl nicht absteigt. Man schwurbelte sich eher schlecht als recht über die 40 Punkte Marke und kann wohl froh sein, dass man schon nach der Hinrunde 28 Punkte auf der Habenseite verbuchen konnte. Ansonsten hätte es einen weiteren Teilnehmer beim Schneckenrennen im Keller gegeben. Der BVB hat dafür, seit dem die Bayern Meister sind, etwas Fahrt aufgenommen und gewinnt nun selbst die Sommerkicks gegen die Eventheinis aus Sinsheim. So geht es für Hertha nur noch darum, sich ordentlich von ihren eigenen Zuschauern zu verabschieden und für den BVB darum das Momentum zu erhalten und Fahrt für das Spiel gegen die Bayern an gleicher Stelle aufzunehmen.
Auf der Aufstellungsliste des BVB könnten sich, wenn alles gut läuft, Olli Kirch und Sebastian Kehl wiederfinden, die endgültige Entscheidung wird jedoch erst nach der letzten Trainingseinheit am Freitag getroffen, ansonsten steht, die langzeitverletzten ausgenommen, der gesamte Kader zur Verfügung, mit der weiteren Ausnahme, das Marvin Ducksch zum Aufgebot der U 23 gehört um dieser zum Klassenerhalt zu verhelfen.
Und auch wenn die Saison an Ihrem letzten Spieltag steht, so gibt es an diesem Wochenende doch noch eine Premiere zu bewundern, denn zum ersten Mal wird der jüngste der Bundesliga Schiedsrichter, Tobias Stieler, ein Spiel des BVB leiten und dabei assistiert von Patrick Ittrich und Sascha Thielert.
So könnten sie spielen:
Hertha: Kraft - Pekarik, Langkamp, Brooks, van den Bergh - Hosogai, Kobiashvili, Allagui, Skejlbred, Bn-Hatira - Ramos
Borussia: Weidenfeller - Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer - Jojic, Sahin - Reus, Mhitaryan, Großkreutz - Lewandowski
-mrg, 09.05.2014