Grüße an die werte Frau Mutter!
In diesen Wochen erlebt der BVB einen Vorgeschmack auf neue Zeiten: Nach zweimal Wolfsburg, dem Auswärtsspiel in Leverkusen und Markranstädt bei den Amateuren tritt nun Hoffenheim im Westfalenstadion an. Der moderne Fußball kommt ziemlich dröge daher und wenn sich die stolze Riege zuschauerstarker Traditionsklubs nicht bald am Riemen reißt und das eigene Potential ausschöpft, lässt ein Blick in die 2. und 3. Liga für eine lebendige Fankultur Böses ahnen. Paderborn, Heidenheim oder Markranstädt sind (potentielle) Aufsteiger aus der Hölle, auch Fürth bringt neben Tradition vor allem ein kleines, oft stimmungsarmes Stadion mit. Die zweite Liga ist jetzt schon ein Tummelbecken von Dorfplätzen und damit „die bäuerlichste zweite Liga der Welt!“
Allerdings müssen wir Borussen uns selbst an die Nase packen: Das vor uns stehende Spiel gegen die Söldner vom Dorf dürfte es gar nicht geben. Gab es letzte Saison ein Spiel, das ähnlich weh tat, wie die Niederlage vom letzten Spieltag, als ein Unentschieden gereicht hätte, um das Milliardärsspielzeug in die zweite Liga zu verbannen? Vermutlich nicht. Klar, das Finale von Wembley zu verlieren, war ungemein schade, aber es überwog der Stolz auf das Erreichte. Nach der Niederlage gegen Hoffenheim herrschte hingegen nur blankes Entsetzen und Schmerz. Es gibt ja bekanntlich eine Menge Bayernfans, die einem in sozialen Netzwerken gerne Robbens Siegtreffer unter die Nase reiben. Wären sie klug, würden sie ein Bild von Salihovics zweitem Elfmeter posten. Es ist zu befürchten, dass der BVB eine einmalige Chance verspielt hat, denn Hoffenheim hat sich nach seiner Katastrophensaison gut erholt und steht mit 41 Punkten im stabilen Mittelfeld.
Man könnte den Hoffenheimern zwar zugutehalten, dass sie in den wenigen Jahren ihrer Erstligaexistenz in unseren Begegnungen mehr Anekdoten geliefert haben, als farblose Vereine wie Freiburg, Augsburg oder Mainz. „Hupe, Hure, Hausmeister“ würde RTL 2 titeln, aber schwatzgelb.de ist ein seriöses Medium. Zudem hat sich Hoffenheim fest ins Dortmunder Liedgut eingeschlichen („Dietmar Hopp, Du Sohn einer Hure!“ – ich distanziere mich!) und zur Tradition der Begegnung gehört, dass gerade irgendwo in der Region Dietmar Hopp einem Journalisten schildert, wie sehr ihn dieser Gesang treffe, da seine Mutter eine ehrenwerte Frau gewesen sei (nur am Rande sei bemerkt, dass der Beruf der Prostituierten ebenso ehrenwert ist wie der eines Unternehmers).
Man könnte den Hoffenheimern auch zugutehalten, dass sie diese Saison unterhaltsamen Fußball bieten: Vorne gefährlich – hinten gefährlich. Mit 67 erzielten Treffer stellen sie den drittbesten Angriff, mit 66 Gegentreffern sind sie hinten aber auch nur um zwei Tore besser als der Hamburger SV. Wenn es am Samstag schon um nichts mehr geht, verspricht dies zumindest eine torreiche Begegnung.
Aber seien wir ehrlich: Die Anekdoten zeigen nur, wie wenig Hoffenheim mit Fußballkultur zu tun hat. Da ist ein Mäzen, der mit fußballtypischen Beleidigungen nicht umgehen kann, ein Hausmeister, der sich nicht anders zu helfen weiß, als Gesänge künstlich zu übertönen. Und der Unterhaltungswert der Hoffenheimer ist schnell dahin, wenn im Stadion Totenstille herrscht. Nein, dieses Hoffenheim braucht kein Mensch und man wünschte sich, man könnte sie wie einen Zehennagel einfach abschneiden oder am letzten Spieltag in die zweite Liga schießen. Kann man nicht, wir jedenfalls sind zu blöd dafür.
Der Blick auf’s Sportliche ist bei diesem Spiel ebenso langweilig wie der Dorfverein: Für uns geht’s nur noch darum, die gute Form der letzten Wochen für das Pokalfinale zu konservieren und Hoffenheim will sicher noch ein paar Tore schießen und kassieren. Das verspricht zumindest Unterhaltungswert. Die Verletztenliste auf unserer Seite ist weiter lang, aber auf der linken Abwehrseite kehren Schmelzer und möglicherweise Durm zurück, Großkreutz steht also als Ersatz für Kirch bereit, der kurzfristig ausfällt. Da die Amateure bei ihrem wichtigen Spiel in Kiel jeden Mann brauchen, soll niemand zu den Profis hochgezogen werden, die Bank dürfte also kleiner als gewohnt ausfallen. Bei Hoffenheim fehlen die beiden Stürmer Modeste (rotgesperrt) und der Hinspieltorschütze Schipplock (verletzt).
So könnten sie spielen:
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Pisczcek, Hummels, Sokratis, Schmelzer – Sahin, Großkreutz – Mkhitaryan, Reus, Jojic – Lewandowski
Hoffenheim: Grahl – Beck, Abraham, Süle, Johnson – Polanski, Rudy – Salihovic, Firminio, Elyounoussi – Volland
PatBorm, 02.05.2014