Man wird ja wohl noch träumen dürfen
Ne, wat wäre das schön gewesen, damals im Mai 2011. Wenn statt des 1:1 das 2:0 für Bochum gefallen wäre. In der Stunde, in der man jetzt in der niederrheinischen Pampa auf dem Parkplatz steht, hätte man zu Fuß nach Hause laufen können. Wir hätten uns alle nicht mehr neue Fernseher mit 16:9-Format kaufen müssen, um beim Sportschauinterview mit Max Eberl auch das ganze Gesicht auf den Bildschirm zu kriegen. Statt einer Trainerstimme, die man eher in einem Film der Sonntags-Matinee erwartet, hätten wir eine gehabt, bei der mit jedem Buchstaben der Schnauzer und die Vokuhila-Frisur nur so heraus trieft. Und Marco Reus hätten wir für ein bisschen Rasenmäherdiesel bekommen statt für 17 Millionen Tacken.
Man wird ja wohl noch träumen dürfen, wie schön das Leben doch wäre, wenn der VfL aus Mönchengladbach jetzt in Aue oder Ingolstadt herummythologisieren dürfte. Aber leider, leider kam ja alles anders. Eben jener, jetzt „unser", Reus machte den Ausgleich und bescherte uns weitere Jahre mit der Ponyherde.
Und so trappeln Samstag die Paarhufer mal wieder unseren schönen Rasen platt. Gladbach. Der VFL. Der Mythos zu Gast in Dortmund. Zur Winterpause wäre das noch das Spiel des Dritten gegen den Vierten gewesen. Wohlgemerkt, wir wären der Vierte gewesen. Zum Glück nur eine Momentaufnahme und nach sieben Spielen mit vier Niederlagen und drei Unentschieden in Serie für die Rheinländer liegen mal wieder locker-flockig zwölf Punkte und sechs Plätze zwischen uns und denen. Ein Unterschied, der eigentlich genau der qualitativen Differenz aus dem Hinspiel entspricht. Da dachte der Autor zur Halbzeit noch: Meine Fresse, fällt die Liga nach Platz zwei ab. Ok, Zweiter sind wir immer noch, bzw. schon wieder, die spanischen Verhältnisse sind jetzt aber nicht so ganz eingetreten. Und das Ergebnis aus dem Hinspiel entsprach dann letztendlich auch nicht wirklich dem Spielverlauf. Punkte, die man einfach dumm hat liegen lassen.
Morgen sollte man sie tunlichst aufsammeln. Augsburg spielt gegen die Blauen, Leverkusen wird in München alles unter zweistellig als Sieg für die Moral verbuchen. Man könnte also schon einen kleinen, aber wichtigen Schritt in Richtung direkte Champions-League-Qualifikation machen. Bei voller Mannschaftsstärke wohl auch kein Problem gegen einen Gegner, der Krisengerede schon mit der Vertragsverlängerung von Trainer Lucien Favre begegnen musste. Erfahrungsgemäß ist das die Vorstufe zum vollen Vertrauen, das man dem Übungsleiter ausspricht. Aber leider sind wir auch 1 Hoeneß (=27.200.000) Kilometer von voller Mannschaftsstärke entfernt. Zu Gündogan, Subotic und Kuba hatte sich ja bereits schon vor ein paar Wochen Manni Bender auf die Krankenstation gelegt. Dazu gesellt sich ganz sicher Mkhitaryan, der sich gegen Freiburg auf ziemlich sinnfreie Art und Weise seine fünfte gelbe Karte abholte. Das sind schon mal fünf ganz sichere Ausfälle. Marco Reus leidet schon seit vor dem Trip zur Dreisam an muskulären Problemen und kann nur auflaufen, wenn laut Klopp „ein Wunder" geschieht. Zumindest bei Lewandowski sieht es für einen Einsatz etwas besser aus. Als Alternative stün.... ach, hoffen wir einfach das Beste für Lewandowski. Wenn sich keiner mehr beim Popeln die Nase bricht oder morgen beim Schnürsenkel binden stolpert, sollten wir bei maximal sieben Ausfällen stehen. So weit, so bescheiden.
Zumindest einer im Stadion dürfte sich somit über den lauesten Job der Welt freuen: Jürgen Klopp. All die Dinge, die ein Trainerleben so schwer machen wie das Abwägen von Alternativen, das Fällen von harten Entscheidungen und Gesprächen mit Spielern, die man auf die Tribüne verfrachtet – von all diesen Dingen ist Klopp so ziemlich befreit. Sollte Reus ausfallen, gäbe es zumindest die halbwegs spannende Personalentscheidung, ob jetzt Jojic oder Hofmann dessen Platz einnehmen. Der Rest stellt sich wie folgt von alleine auf:
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Piszczek, Sokratis, Hummels, Schmelzer – Sahin, Kehl – Aubameyang, Hofmann (Jojic), Großkreutz - Lewandowski (Schieber)
Auf der Bank: Langerak – Kirch, Durm, Friedrich, Jojic, Ducksch, Schieber
Fraglich: Reus (muskuläre Probleme), Lewandowski (Bänderdehnung im Knie)
Es fehlen: Mkhitaryan (5. Gelbe Karte), Bender (Schambeinentzündung), Blaszczykowski (Kreuzbandriss), Subotic (Kreuz- und Innenbandriss), Gündogan (Aufbautraining)
Bor. Mönchengladbach: ter Stegen – Korb, Jantschke, Stranzl, Daems – Kramer, Xhaka (Nordtveit) – Herrmann, Arango – Raffael, Kruse
Auf der Bank: Heimeroth – Brouwers, Dominguez, Rupp, Marx, Younes, Mlapa, Hrgota
Fraglich: nicht bekannt
Es fehlt: Wendt (Reha nach Innenbandriss)
Und als hätte uns das Schicksal nicht schon genug gebeutelt, schickt der DFB auch noch Deniz Aytekin als Spielleiter auf den Platz.