Über den Abstiegskampf nach Lissabon
Aufgewacht, draußen ist 2014. Deswegen hier mal so eine Art von Prognose für die schwarzgelbe Rückrunde.
Pyrotechnik. Alkohol. Kopfschmerzen. Mittlerweile dürfte auch der letzte Insulaner des Südpazifiks im Jahr 2014 angekommen sein. In diesem Sinne auch den treuesten der treuen Besucher dieser schier unfassbier geilen Website ein frohes Neues – inklusive des ganzen Pipapo wie Glück, Gesundheit und einem Heimsieg für den BVB!
Und schon sind wir mitten drin in einer Thematik, deren Aufarbeitung uns mal wieder über 12 Monate 24/7 beschäftigen wird (dabei ist nicht mal Schaltjahr). Schwarzgelb überall, oben und unten, und links und soweit das Auge reicht. Wenn man überhaupt noch so weit gucken kann, nach hochprozentigen Feiertagen. Vorsätze für das neue Jahr? Bei dem einen oder anderen sicherlich folgendermaßen: Berlin, Lissabon, Meisterschaft. Reihenfolge egal.
Die düstere Wahrheit sieht allerdings ganz anders aus! Oder? Eine subjektive und nur selten auf Fakten beruhende fiktive Zukunftsprognose der kommenden Monate im Leben unseres Ballspielvereins:
Nur noch 128 Tage, dann liegt die Bundesliga-Saison 2013/14 schon wieder im Statistik-Archiv der Republik. Trotzdem Zeit genug um ein paar Punkte einzufahren, viele Torchancen zu vergeigen, unnötige Gegentore zu kassieren und noch mehr Eckbälle herzuschenken. Zugegebenermaßen, der BVB steht so schlecht dar wie selten zuvor in seiner Vereinsgeschichte. Die Niederlage gegen die Berliner Hertha am 17. Spieltag stellte einen Tiefpunkt dar, der noch tiefer daherkam als unser ohnehin schon tiefer gelegtes Nachbarland. Die dritte (!) Heimpleite in Folge war nicht so doll – oder anders formuliert, die Pleite gegen Hertha war so richtig Doll. Wir fühlten uns zurückversetzt, in Zeit und Fußball. Ballpassagen ohne Raumgewinn und defensives Zweikampfverhalten inklusive Umschaltspiel made in the 70-er. Ich stand da so im Westfalenstadion, an einem Wintertag zu warm für Glühwein, und lachte mir den Arsch ab. Abpfiff. Das Grinsen hörte nicht auf. Ich hatte im Vorfeld schließlich genug Zeit über meine eigene Reaktion auf die Niederlage nachzudenken, denn nach dem Treffer zum 1:2 im ersten Durchgang wusste ich bereits, da passiert nichts mehr. Andere im Stadion wussten es da auch schon. Ich denke, teilweise wussten die Spieler es sogar. Also zurück zum Grinsen. Abpfiff und dann die Süd. Wir hatten verloren und doch merkte die Mannschaft, dass sie in den Monaten zuvor nicht allzu viel falsch gemacht haben konnte. „Und wenn du das Spiel verlierst, ganz unten stehst…“. Vor allem aber weiß sie, dass sie in diesem Jahr wieder dasselbe vollbringen kann.
2014 wird toll! Auf dem Weg aus dem Stadion zum obligatorischen Rote-Erde-Bier kam mir ein Gedanke, dem ich erst später (mit funktionierendem Netz) nachgehen konnte. Meine ohnehin schon bestehende Vermutung bestätigte sich dann allerdings sofort. Ich ging online. Und tatsächlich, nicht einmal Wikipedia weist Borussia Dortmund explizit als Bayern-Jäger aus. Da steht so Zeugs wie Gründungsdatum, Stadion, Trainer und so weiter, aber nirgends „primäre Aufgabe: Bayernjäger“. Schon merkwürdig, konnte man doch dieser Tage nur schwerlich davon ausgehen, der BVB sei ein Team, das für den eigenen Erfolg spielt und nicht für das Wohl (oder Übel) der Liga . Wir wollen nicht sein, was wir mittlerweile leider schon sind. Das B und das V stehen weiterhin für Ballspielverein und nicht für Bayerverfolger. Der Gedanke, um einen annehmlichen Tabellenplatz (dessen genauere Definition den Vereinsverantwortlichen obliegt) fighten zu müssen, erweckt in mir eine verdammt viel größere Lust auf die Rückrunde, als die Möglichkeit, den Roten stumpfsinnig von Sieg zu Sieg zu folgen und dabei das Gefühl fürs Wesentliche zu verlieren.
Ein jeder/eine jederin muss ihn erkennen, den Fakt, dass noch so unendlich viel in dieser Spielzeit steckt, die schon im Februar ein Achtelfinale der Champions League und ein Viertelfinale im Pokal für uns bereithält.
Wer die Lust auf diese 20 plus x Spiele nicht verspürt, dem ist, zumindest von meiner Seite aus, nicht mehr zu helfen. Wolfsburg und Hoffenheim haben wohl weniger lange Dauerkartenlisten – hab‘ ich mal irgendwo gelesen.
Ansonsten kann das, was kommt, nur geil werden. Beide Spielmacher (Hummels und Gündogan) werden so langsam aber sicher aufs Feld zurückkehren. Dadurch, auch wenn man gerade von Gündogan in den ersten Wochen nichts Übernatürliches erwarten sollte, wird das schwarzgelbe Offensivspiel enorm gepusht. Die Rotationsoptionen (durch Comebacks von Schmelzer, Bender, Kehl) sind dann wieder echte Optionen. Die Offensive wird sich durch eigene Treffer selbst am besten zu helfen wissen, weil auch Aubameyang und Mkhitaryan besser in und mit der Mannschaft funktionieren werden. Gerade Letztgenannter wird die Pause und die erste vollständige Vorbereitung im Trainingslager nutzen, um möglichst 100% seines zweifelsohne vorhandenen Potenzials in den folgenden Monaten abzurufen. Neuzugänge benötigten in der Vergangenheit traditionell etwas länger, um sich an die veränderte Umgebung und das neue Spielsystem zu gewöhnen. Vielleicht beschleunigt eine Vorrunde, in der bei weitem nicht alles optimal lief und so gut wie alle im Kader noch eine Schippe draufpacken können diesen Prozess ja sogar noch. Und sowieso – so abgedroschen und ausgelutscht es auch klingt – die Winterpause kam selten gelegener. Oftmals stotterte der Startmotor in der Anfangszeit einer Saison und die weihnachtliche Pause war nicht wirklich das, was es brauchte um weiterhin erfolgreich zu spielen. Nach beispiellosem Verletzungspech (und ja, auch vor Klopp hatten wir sowas schon, allerdings nicht in diesem nervig kontinuierlichen Ausmaß) war das Limit an spielerischer Qualität, Punkteausbeute, mentaler Kraft und physischer Stärke einfach erreicht. Die Gegner in der Bundesliga haben sich mehr denn je auf unsere Spielweise und in den vergangen Wochen leider auch viel zu schnell und viel zu gut auf unser Verletzungspech eingestellt. Damit ist zumindest vorerst Schluss. Das Trainerteam hat nun die Möglichkeit mal wieder Feinjustierungen verteilt über einen längeren Zeitraum unter Teilnahme des kompletten Kaders vorzunehmen. Diesmal ist die Winterzeit in doppelter Hinsicht ein warmer Segen, den alle im und um den Verein zu nutzen wissen. Auch wenn ich eigentlich auf Fakten verzichten wollte, fällt es mir schwer nicht unterbewusst an all die Kloppschen Rückrunden zu denken, die fast immer mehr Punkte mit sich brachten als die Vorrunden.
Wenn Reus und Co. in aktuellen Interviews beständig darauf hinweisen, dass in den verbleibenden Partien nochmal so richtig durchgestartet wird, dann glaube ich das heute noch mehr als in den letzten Jahren. Es ist im Moment auch überhaupt nicht wichtig, was konkret am Ende zu Buche stehen wird. Jeder darf träumen, soweit wie er möchte… und wenn Berlin und Lissabon in diesen Träumen eine Rolle spielen (mit Auto, der Bahn, per Flieger oder zu Fuß), dann ist das eben so. Wisst ihr noch wie sich drei Bundesligapunkte zwischen 2005 und 2010 angefühlt haben? Ruft euch diese Vorstellung wieder ins Gedächtnis und addiert das Pokalspiel und vor allem das Achtelfinale in der Königsklasse. So geil wird die Rückrunde. Ich jedenfalls bin heiß auf knappe Siege, Last-Minute Ausgleichstreffer, tolle Fußballschlachten in den Begegnungen gegen die direkte Konkurrenz um einen europäischen Startplatz und Europas Angst vor dem Team aus Topf 3. Dafür braucht es keine Mannschaft aus dem Süden, dafür braucht es nur uns! „Was auch immer geschieht…“