10. Heinrich-Czerkus-Lauf – Ausstellung Tatort Stadion im Borusseum
Karfreitag fand der inzwischen schon traditionelle Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf von der Roten Erde zum Mahnmal Bittermark statt und erneut konnte ein neuer Teilnehmerrekord verzeichnet werden. Diesmal bot das Rahmenprogramm dazu noch etwas ganz Besonderes, denn die Ausstellung „Tatort Stadion 2“, die durch die Faninitiative ballspiel.vereint! nach Dortmund geholt wurde, konnte vor dem Start noch im Borusseum besucht werden.
Das Wetter präsentierte sich besser als befürchtet und so machte man sich frohgemut auf in Richtung Stadion, obwohl die Nacht wegen der Auswärtsfahrt nach Erfurt relativ kurz gewesen war. Der Heinrich-Czerkus-Gedächtnislauf ist inzwischen für viele Borussen eine liebgewonnene Tradition am Karfreitag geworden. Beim Wandern, Walken, Joggen oder Radfahren wird ein fröhliches Zeichen der Erinnerung an Borussia Dortmunds Widerstandshelden gesetzt, der in den letzten Kriegstagen wie so viele andere von der Dortmunder Gestapo ermordet wurde. Insgesamt 300 Menschen wurden so im Angesicht der Befreiung ermordet und in Rombergpark und an der Bittermark flüchtig in Bombenkratern verscharrt. Das bestialische Verbrechen der Dortmunder Karfreitagsmorde verdeutlicht, wie das Naziregime bis zum bitteren Ende sein menschenverachtendes Treiben fortsetzte. Und der Umstand, dass die von Tätern durchsetzte Polizei und Justiz verhinderte, dass die Verantwortlichen eine gerechte Strafe erhielten, ist ein Schandfleck der Dortmunder Nachkriegsgeschichte. Von den nur 27 Haupttätern, die letztlich angeklagt wurden, sprach man 15 wegen des angeblichen „Befehlsnotstands“ frei und die übrigen erhielten lächerlich kurze Haftstrafen zwischen zwei und acht Jahren. Kein Angeklagter wurde wegen Mordes verurteilt.
Jedes Jahr findet an Karfreitag eine Gedenkveranstaltung am Mahnmal Bittermark statt und seit 10 Jahren gibt es den Heinrich-Czerkus-Lauf. In den Anfangsjahren führte die Veranstaltung ein eher stiefmütterliches Dasein, aber in den letzten Jahren hat auch der Verein Borussia Dortmund sich mehr und mehr bei der Organisation eingebracht und die Fanszene des BVB nimmt den Czerkus-Lauf immer besser an. So konnte diesmal die Rekordzahl von 700 Teilnehmern begrüßt werden. Auch der Umstand, dass Oberbürgermeister Uli Sierau es sich nicht nehmen ließ, gemeinsam mit Siggi Held den Lauf zu starten, verdeutlicht wie etabliert die Veranstaltung inzwischen im Rahmen des karfreitäglichen Gedenkens ist. Da auch der Wettergott diesmal auf Seiten der Antifaschisten war, kann ein rundum positives Fazit des diesjährigen Heinrich-Czerkus-Gedächtnislaufs gezogen werden.
Doch bereits weit vor dem Start des Laufs waren viele Teilnehmer ins Borusseum gekommen, um die Eröffnung der Ausstellung „Tatort Stadion 2“ mitzuerleben, die die Faninitiative ballspiel.vereint! nach Dortmund geholt hat. Die Ausstellung beschäftigt sich mit dem Thema Diskriminierung beim Fußball. Die Eröffnungsrede hielt BVB-Vereinspräsident Dr. Reinhard Rauball und auch ein Vertreter von ballspiel.vereint! kam zu Wort. Die Ausstellung kann bis zum 27. April während der Öffnungszeiten des Borusseums (täglich von 10-18 Uhr) besucht werden. Der Eintritt zur Sonderausstellung ist frei. Wer daneben noch die Dauerausstellung des Borusseums besuchen möchte, muss allerdings den normalen Eintrittspreis zahlen.
Wir haben uns am Rande der Eröffnung mit einem anderen Vertreter von ballspiel.vereint! über die Ausstellung unterhalten.
schwatzgelb.de: Was erwartet einen Besucher der Ausstellung?
ballspiel.vereint!: Die Ausstellung stellt verschiedene Formen von Diskriminierung vor, die in Stadien vorgekommen sind. Hauptsächlich beschäftigt sie sich mit dem deutschen Fußball, aber auch Vorkommnisse aus Österreich werden thematisiert. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf den negativen Vorfällen sondern auch auf Gegenmaßnahmen, die Fans ergriffen haben, um sich gegen Diskriminierungen zu wehren.
schwatzgelb.de: Welche begleitenden Veranstaltungen wird es im Rahmen der Ausstellung geben?
ballspiel.vereint!: Am Ostermontag wird es eine Führung rund um den Borsigplatz geben. Wir haben dazu Annette Kritzler von den Borsigplatzverführungen angesprochen, die dann zusammen mit uns und Wilfried Harthan vom Czerkus-Fanclub ein Konzept erarbeitet hat. Die Führung wird sich mit dem BVB in der Nazizeit beschäftigen und sowohl die Spuren von Widerstandskämpfern wie auch Nazis im Umfeld des Vereins aufzeigen. Auch die Vorfälle rund um Erbse Erdmann werden eine Rolle spielen. Das wird sicher interessant.
Am Donnerstag den 24. hat das Bündnis Dortmund gegen Rechts eine Veranstaltung mit dem Fanforscher Gerd Dembowski organisiert, der einen Vortrag zum Thema Diskriminierung und Antidiskriminierung im deutschen Fußball halten wird, an den sich eine Diskussionsrunde anschließen soll. Die Veranstaltung wird im Presseraum des Stadions stattfinden.
Dazu gibt es am Freitag den 25. eine Vorstellung des Theaterstücks „Steh deinen Mann“ von Cristopher Weiß im Kommunikationscentrum Ruhr, das sich auf humorvolle Weise mit Homosexualität im Fußball beschäftigt.
Da die Plätze bei Führung und Theaterstück begrenzt sind, ist eine vorherige Anmeldung unter info@ballspielvereint.org erforderlich.
Alle Infos zur Faninitiative ballspiel.vereint! findet ihr unter ballspielvereint.org
web, 18.03+1.2014