Danke, Borussia!
Ich habe gestern ernsthaft versucht, traurig zu sein - und bin gescheitert. Wir hatten Real Madrid, den größten Fußballverein auf diesem Planeten, an die Wand genagelt. Einfach so, weil wir es konnten, hatten wir Bale, Benzema und Konsorten Jojic, Durm und Kirch entgegengestellt. Das Stadion war explodiert, wie ich es allerhöchstens am 12. Mai 2007 erlebt hatte, wahrscheinlich aber noch nie. Ancelotti sagte, seine Spieler hätten es mit der Angst zu tun bekommen und wird dabei noch untertrieben haben. Jeder, der mit irgendeinem Quatsch von einem "zu Ende erzählten Märchen" hausieren gegangen war, wurde eines besseren belehrt.
Kitsch hin oder her und selbst auf die Gefahr, dass ich gefühlsduselig klinge: Borussia Dortmund ist der Verein der hoffnungslosen Romantiker, die an die große Liebe glauben. Die sich zusammenraufen und das Feuer neu entfachen, gerade wenn es so aussieht, als wäre Alltag eingekehrt und hätte man sich auseinandergelebt. Die selbst in aussichtslosen Momenten daran glauben, was Liebe bewegen kann und sich nicht davon beirren lassen, wenn andere schon der nächsten hinterherpfeifen. Die überzeugt sind, die Welt gemeinsam aus den Angeln heben zu können, selbst wenn der gesunde Menschenverstand das Gegenteil nahelegt. Die nach einem Rückschlag eine Träne wegdrücken und noch viel mehr geben, als sie bei einem Triumph jemals hätten geben können. Die nicht im Vorbeigehen auf die Schulter klopfen, sondern aus innerster Überzeugung zu spüren geben, dass alles gut ist. Mögen andere mit Klunkern um sich schmeißen, reihenweise Silberware in die Schränke stellen oder ihre Illusion mit immer kostspieligeren Schönheitsoperationen aufrecht erhalten - sie werden niemals dort ankommen, wo wir waren, wo wir sind, wo wir noch hin gelangen werden.
Vielen Dank an die Mannschaft, die Trainer, die alten und neu gewonnenen Freunde, die diese Champions League Saison so einzigartig gemacht und die Romantik am Leben gehalten haben. Es sind Geschichten fürs Leben geblieben - von Neapel über London und Marseille, St. Petersburg und Madrid bis hin zum Höhepunkt gestern abend. Wir werden diese Geschichte gemeinsam weiterschreiben! Doch bis dahin lasst uns jedes Spiel in Liga und Pokal feiern, als ob es unser letztes wäre: Auf dass alle sehen mögen, wer wir sind und warum Borussia Dortmund der wahrhaft größte Verein auf diesem Planeten ist.