Da helfen auch keine belegten Brötchen!
Auch wenn Bayer Leverkusen seiner U 19 einen wesentlich höheren Stellenwert in organisatorischer Hinsicht einräumt: Sportlich war die U 19 unserer Borussia am letzten Sonntag besser und entführte mit einem 3:2-Sieg alle drei Punkte in die Fußball-Hauptstadt.
Es fällt zugegebenermaßen schwer einzugestehen, dass Bayer Leverkusen etwas besser macht als Borussia Dortmund. Mit Blick auf die Jugendabteilung sind die Pillendreher leider mindestens zwei Klassen professioneller aufgestellt. Das fängt schon mit den baulichen Voraussetzungen an: Während man bei dem regnerischen Sauwetter am Sonntagmittag in Brackel bis auf die Knochen nass geworden wäre, spielt die U19 von Leverkusen im Ulrich-Haberland-Stadion, wo auch die Frauen-Bundesligamannschaft ihre Partien austrägt. Nur die abstrus konstruierte Tribüne mit ihren massiven Sichtbehinderungen verhindern eine noch bessere Wertung.
Hier kann der BVB noch lernen
Zudem gibt es sogar einen kleinen Imbisswagen, wo man sich Kaffee und belegte Brötchen zu fairen Preisen besorgen kann. Mehr will man an einem Sonntag um halb elf doch gar nicht. Und um Aufstellungen muss man nicht betteln wie in Dortmund, sondern sie werden in großzügiger Menge weithin sichtbar für alle Zuschauer ausgelegt, während in Dortmund nur Journalisten und Scouts ein Vorrecht haben, die wenigen Blätter ausgehändigt zu bekommen. Fast schon überflüssig zu erwähnen, dass in Leverkusen auch kein Eintritt erhoben wird, während Vollzahler in Brackel 4 Euro bezahlen müssen, um sich dann nass regnen zu lassen und freien Zutritt zum Kaffeeautomaten zu erhalten.
Zum sportlichen Teil: BVB-Trainer Meister pokerte unter der Woche und setzte im YouthLeague-Spiel gegen Arsenal (0:2) nicht seine erste Elf ein, weil er die Priorität der heimischen Bundesliga West und ganz besonders diesem Spitzenspiel bei der traditionell starken U19 von Bayer Leverkusen zusprach. Trainer der Gastgeber ist übrigens Peter Hyballa, der früher in gleicher Funktion beim BVB tätig war und nach einem Ausflug in den Erwachsenenfußball von Nachwuchskoordinator Sascha Lewandowski zurück ans Bayerkreuz gelotst wurde.
In den ersten zwanzig Minuten bekämpften sich beide Mannschaften sehr intensiv im Mittelfeld, ehe Aydogan zum ersten Mal gefährlich vors Tor kam. Sein Schlenzer vom Strafraum ging jedoch knapp am linken Pfosten vorbei (20.). Der Gastgeber kam nur nach Fehlpässen Flores', der wie am Mittwoch gegen Arsenal sehr schwach spielte, zu einigen Kontergelegenheiten, die Reimann jedoch mit sicherem Stellungsspiel zunichte machen konnte. Flores wurde übrigens zur Halbzeit folgerichtig ausgewechselt und man wird bei diesem Gefälle zu seinen Mannschaftskollegen das Gefühl nicht los, dass er lediglich auf Anweisung „von oben“ seine Einsatzminuten erhält.
Stenzel mit der Führung
Eine schöne Kombination führte schließlich nach 36 Minuten zum durchaus verdienten Führungstreffer. Einen Pass Sauerlands setzte Top-Torjäger Aydogan zwar noch an den Pfosten, den Abstauber verwandelte Stenzel mit etwas Glück zum 1:0. Ein Freistoß des Bayer-Torjägers Brasnic ging glücklicherweise kurz darauf ans Außennetz (40.). In der Halbzeitpause sollte jedoch der als Motivator bekannte Hyballa die richtigen Worte gefunden haben. Seine Elf kam wesentlich engagierter und griffiger aus der Kabine.
Es bedurfte jedoch eines ganz fürchterlichen Fehlpasses durch Mert Sahin im Aufbauspiel, um die Nachwuchs-Pillen wieder ins Spiel zu befördern. Jedenfalls schlug der besagte Brasnic eine solche Einladung auf dem Silbertablett nicht aus und schoss zum Ausgleich ein (47.). Während Aydogan auf der Gegenseite einen Kopfball aus Nahdistanz nur auf den Keeper brachte (53.), war es auf der anderen Seite erneut Brasnic, der eine gefährliche Situation heraufbeschwor. Die BVB-Defensive klärt nicht entschlossen genug und Vincazovic schlenzt das Leder aus 20 Metern flach in die Ecke. Das Spiel war gedreht und zu diesem Zeitpunkt deutete nichts auf ein BVB-Comeback hin. Meister reagierte und brachte Mbende für den unglücklichen Sahin sowie Steinfeldt für den abgemeldeten Arweiler in die Partie.
Sauerland aus der Distanz
Zunächst wurde Leverkusen noch ein Abseits- sowie ein Handtor aberkannt, ehe sich der BVB langsam wieder berappelte und in Person von Schumacher eine echte Energieleistung an den Tag legte. Seinen Sturmlauf über links veredelte Sauerland nicht minder attraktiv. Ein herrlicher Distanzschuss und keine Abwehrmöglichkeit für Milovanovic im LEV-Kasten (67.). Der eingewechselte Senic hatte für Leverkusen schließlich noch einmal die Chance zur Führung, aber den hoppelnden Ball brachte er aus ca. 2,78 Metern nicht im Tor unter (76.).
Und wie das halt so ist mit den Fußball-Weisheiten: Wenne ihn vorne nicht machst... Camoglu setzt sich elegant auf der rechten Seite durch und seine Flanke muss Steinfeldt in der Mitte nur noch über die Torlinie drücken (80.). Zum zweiten Mal war die Partie also gedreht worden und in den folgenden zehn Minuten passierte nichts mehr, auch weil Leverkusen in der 83. Minute ein klarer Elfmeter verweigert wurde, der sogar trotz Sichtbehinderungen auf der Tribüne erkennbar war. Mit Abpfiff rannte der überglückliche Trainer Meister auf den Rasen und herzte jeden seiner Akteure.
Nächstes Wochenende hat unsere U 19 spielfrei, ehe am Sonntag danach (5.10) um 11 Uhr zu Hause gegen die Fortunen aus Düsseldorf gezockt wird. Vielleicht kann man ja dann schon als Tabellenzweiter die Blauen an der Tabellenspitze etwas nervös machen.
Daten zum Spiel
Tore: 0:1 V. Stenzel (36., Vorarbeit Aydogan), 1:1 Brasnic (47.), 2:1 Vincazovic (57.), 2:2 Sauerland (67., Schumacher), 2:3 Steinfeldt (80., Camoglu)
SR: Zimmer (Wohnung)
Zuschauer: 240
Chancen: 6:5
Ecken: 3:5
Gelbe Karte für den BVB: Kurt (79., taktisches Textilvergehen)