Wenigstens die Wurst war gut!
Es gibt nur wenige Umstände, die eine BVB-Niederlage erträglicher gestalten. Die legendäre und weltbekannte Currywurst-Pommes-Mayo im Emscherstadion Holzwickede gehört definitiv dazu. Da kann man dann auch schon einmal über die sehr schwache Leistung unserer U19 beim Auftaktspiel der diesjährigen Youth League gegen Arsenal hinwegsehen.
Selbst wenn man in seinem Fan-Leben mehrere hundert Spiele gesehen hat, erlebt man doch immer wieder neue Sachen. Dazu gehört unter anderem ein Spiel an einem Mittwochmittag um 12 Uhr. Während die arbeitende Bevölkerung von solch einem Termin ausgeschlossen ist, war es schwatzgelb vergönnt, beim Auftaktspiel der diesjährigen Youth League im Emscherstadion zu Holzwickede (wo es repräsentativen Umfragen zufolge die beste Stadion-Currywurst Deutschlands gibt!) vor Ort zu sein.
Der Termin wurde sowohl vom BVB als auch von Arsenal ausgehandelt und gerne angenommen. Während BVB-Trainer Meister so die Belastung seiner Akteure besser austarieren konnte, war es für die jungen Gunners möglich, nach der Partie unmittelbar zum Flughafen zu fahren, um mit den Profis die Heimreise gen England antreten zu können. Allerdings muss bei dieser Anstoßzeit die Konsequenz der BVB-Verantwortlichen zumindest in Bezug auf die schulischen Fehlzeiten hinterfragt werden. So kritisierte man letzte Saison noch sehr dezidiert die durch die Auswärtsspiele entstandenen Fehlzeiten für die noch zur Schule gehenden Spieler, um jetzt beim ersten Heimspiel „ohne Not“ mitten am Schultag anpfeifen zu lassen. Eventuell war hier ja der Hintergedanke, dass aufgrund der geografischen Nähe zu Anderlecht beim nächsten Spieltag nur ein Tag in der Schule flöten geht.
Mit Maruoka und Stankovic
Auch wenn Meister die Liga zur obersten Priorität erklärt hat, zeigte ein Blick auf den BVB-Kader, wie ambitioniert die Borussia in den diesjährigen Wettbewerb geht. So waren aus dem eigentlichen U23-Kader neben El-Bouazzati sowohl Maruoka als auch Stankovic dabei. Für den Slowenen gab es zudem willkommene Spielpraxis, da er nach seinem Platzverweis vom Wochenende in Bielefeld für das Abendspiel der Zwoten gegen Chemnitz eh gesperrt war.
In der letzten Saison scheiterte unsere U19 nur knapp in der Gruppenphase an Neapel und dem heutigen Gegner, wobei insbesondere die zwei Unentschieden in London als auch zu Hause gegen Arsenal dazu beitrugen, nicht zwei oder gar vier Punkte mehr einzufahren. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass Arsenal in beiden Spielen gerade körperlich eine Ebene höher schien. So war es durchaus spannend zu sehen, inwieweit sich die Gegebenheiten im kurzlebigen Jugendfußball auf beiden Seiten möglicherweise geändert haben.
Um es ganz kurz zu machen: Nur in der ersten Viertelstunde hielt der BVB mit und war streckenweise einem Führungstreffer sogar sehr nahe. Gästekeeper Huddart konnte aber seinen Kasten sauber halten. Dann reichte ein einziger Steilpass der Gäste und Hinds behielt vor Siegemeyer die Ruhe beim Tor (14.). Ab diesem Zeitpunkt verlor sich der BVB in umständlichem Gekicke und kam weder körperlich noch spielerisch ansatzweise an die Qualitäten der athletischen und robusten Gästeakteure heran. Insbesondere Maruoka erwischte einen gebrauchten Tag und traf fast immer die falsche Entscheidung. Vielleicht prasselt auf den sympathischen, erst 18-jährigen Japaner momentan einfach zu viel herein, sodass er auf solch einer internationalen Bühne schlicht übermotiviert agiert.
Arsenal zu stark
Auch wenn er wie Alici und Stenzel zumindest aus der Ferne ab und zu mal für Gefahr sorgen konnte, wirkten die Briten durch ihr schnelles und schnörkelloses Konterspiel einfach gefährlicher. Exemplarisch sei hier das 2:0 angeführt: Nach einem Ballverlust Camoglus rannte Willock diesem und auch dem heute erstaunlich langsamen und zweikampfschwachen El-Bouazzati etwa 60 Meter davon. Seine präzise Flanke von links veredelte erneut Hinds per Volleyschuss (32.). Leider geil! Fünf Minuten später war Hinds endlich einmal nicht konsequent und zielstrebig genug im Abschluss. So ging es mit einem absolut verdienten 2:0 zum Pausentee. Beim BVB enttäuschte insbesondere der nicht nachvollziehbar gehypte Flores. Dem US-Amerikaner gelangen keinerlei Impulse im Spiel nach vorne und wurde viel zu spät ausgewechselt.
Die zweite Halbzeit war komplettes Geplänkel. Der BVB konnte sich einfach nie entscheidend und präzise genug durchsetzen, während Arsenal sich auch nicht überanstrengte. Zeit also, die Gedanken einmal schweifen zu lassen. Vor dem Spiel gab es eine herrliche Auseinandersetzung zwischen einem bekannten übermotivierten Ordner, der einen Rentner aus dem „VIP-Bereich“ (abgetrennt mit Flatterband) verwies, obwohl von den 50 Plätzen dort nur etwa 10 besetzt waren. Aber bei der UEFA gibt es wahrscheinlich auch dafür eine Strafe für die Vereine.
Viel schlimmer war jedoch die Tatsache, dass offenbar der legendäre Wurststand an einem Mittwochmittag seinen Dienst verweigert. Jedenfalls war dieser zu Spielbeginn noch geschlosen. Umso größer war die Freude auf der Tribüne, als der erste Zuschauer mit einer Wurst zu sehen war. Eine wahre Kolonie inklusive der beiden abgestellten Polizisten (wobei einer völlig unproblematisch ein Namensschild tragen konnte) machte sich ab der 40. Minute auf in Richtung der „Diven vom Grill“, die den hungrigen Zuschauer heuer mal zappeln ließen.
BVB direkt unter Zugzwang
Das Spiel endete mit weiteren großen Chancen für den Gast: Erst hielt Siegemeyer nach einem Konter stark gegen Crowley (89.), ehe der Deutsch-Äthiopier Zelalem per Schlenzer nur das Lattenkreuz traf und Siegemeyer erneut bravourös gegen Hinds dessen Nachschuss entschärfen konnte (90.+2). So blieb es also beim 0:2, was den Borussia-Nachwuchs am zweiten Spieltag beim RSC Anderlecht direkt zu einem ersten kleinen Endspiel führt. Denn die Belgier verloren ebenfalls chancenlos mit 0:3 bei Galatasary Istanbul. Das Spiel findet am Donnerstag, den 2. Oktober, um 17 Uhr im „Van Roy Stadium“ zu Denderleeuw statt.
Am Sonntag wird sich Trainer Meister beweisen müssen, ob seine Strategie der Rotation in dieser Woche aufgeht. Er priorisierte die Bundesliga ganz eindeutig und verzichtete beim Spiel gegen Arsenal beispielsweise bewusst auf Pascal Stenzel oder Top-Torjäger Aydogan im Kader. Ein riskantes Unterfangen, da selbst in Bestbesetzung bei der bekannt starken U 19 von Bayer Leverkusen nur in Top-Form etwas zu holen ist. Anstoß ist am Sonntag um 11 Uhr im Ulrich-Haberland-Stadion.
Daten zum Spiel
Tore: 0:1 Hinds (14.), 0:2 Hinds (32.)
SR: Järvinen (Finnland) – Wie bei jedem bisherigen BVB-Spiel in der Youth League in Holzwickede war zudem Harm Osmers als 4. Mann dabei.
Zuschauer: 550 (in Holzwickede)
Chancen: 3:6
Ecken: 7:5
Gelbe Karten: Stenzel (35.), Franke (82.) - O'Connor (85.), Maitland-Niles (90.+1)