Mission Donezk: (im)possible?!
Wenn am Aschermittwoch Borussia in Donezk zum Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals antritt, beginnt für viele Christen die Fastenzeit und zugleich für alle Schwatzgelben die Champions-League-Feiertagszeit. Diese sollte hoffentlich länger als 40 Tage anhalten und in einer Abschlussveranstaltung am 25.5.2013 in London enden. Träumen muss auch nach einem Ausrutscher wie dem gegen Hamburg erlaubt sein.
Madrid, Barcelona, Schachtjor?!
Schachtjor Donezk hört sich bei weitem nicht so spektakulär an wie Real Madrid, Barcelona oder Chelsea, dennoch verbirgt sich hinter der „Marke“ Schachtjor eine Mannschaft, die es mit den ganz großen aufnehmen kann. Erst vor 4 Jahren gewann der Verein den UEFA-Cup gegen Werder Bremen und sorgte in diesem Jahr dafür, dass der Titelverteidiger Chelsea sich nur noch im UEFA-Cup vergnügen darf, nachdem man in der Gruppenphase hinter Donezk und Juventus Turin nur Dritter geworden ist. Wer glaubt, hier wird ein Gegner stark geschrieben und am Ende wird der BVB keine Probleme bekommen, in die nächste Runde zu kommen, der sollte sich die folgenden Zeilen zu Herzen nehmen.
Eine brasilianische Wundertüte?!
In der Mannschaft wimmelt es nur von Ballkünstlern, die sich allerdings nicht zu schade sind, die unbequemen Wege zu gehen. Schachtjor überzeugte in dieser Saison als Kollektiv, das den Gegner und seine Fans durch eine hohe Passgenauigkeit und einen hohen Ballbesitz in den Wahnsinn treiben kann. Das Umschaltspiel funktioniert in beide Richtungen hervorragend. Eine wichtige Umschaltstation ist dabei Fernandinho im Mittelfeld, der eine ähnliche Rolle innehat wie Gündogan oder Sahin auf Dortmunder Seite. Durch Lauffreudigkeit sorgt er für viele Freiräume und ist zugleich stets anspielbar. Ein weiterer auffälliger Spieler, dessen Namen man kaum auszusprechen vermag, ist der Armene Henrikh Mkhitaryan. Er zählt zu den effektivsten Spieler in der Ukrainischen Liga aufgrund seiner hohen Tor- und Torvorbereitungsquote. Mkhitaryan fungiert als Bindeglied zwischen Mittelfeld und Sturm und zählt zu den Stützen im Team von Donezk.
Adriano das Pendant zu van der Vaart?!
Im Sturm tummeln sich ein Luis Adriano, der bereits in der Gruppenphase für Furore gesorgt hat, und das nicht nur aufgrund seiner drei Tore in der bisherigen Champions-League-Saison. Im Auswärtsspiel bei FC Nordsjaelland (Dänemark) lag Schachtjor 0:1 zurück, als es in der 26. Minute nach einer Verletzungsunterbrechung Schiedsrichterball gibt. Weil die Dänen zuvor in Ballbesitz waren, zeigt ein Spieler von Schachtjor an, dass er die Kugel in die Hälfte der Gastgeber spielen will. Als der Ball daraufhin in Richtung Strafraum fliegt, schnappt sich Adriano den Ball, umkurvt den Torwart und schießt ihn in das Tor. Die Fußballwelt hatte ihr Skandaltor und Luis Adriano war der Fair-Play-Preis für die nächsten 100 Jahre nicht mehr zu nehmen. Dagegen ist die Unsportlichkeit, eine rote Karte für einen Spieler zu fordern, eine Petitesse.
Geld schießt doch Tore
Vermutlich würde man Donezk zu den sympathischen Vereinen zählen und sich über deren Siege gegenüber etablierten Mannschaften freuen, wenn der Erfolg nicht teuer mit Millionen erkauft worden wäre. Dank der Millionen des Oligarchen und Klub-Chefs Rinat Achmetow konnten regelmäßig teure Spieler verpflichtet werden. Auch baute der Vereinschef dem Verein ein nagelneues fünf Sterne Stadion, dass zu den Modernsten in Europa zählt. Die Donbass-Arena war unter anderem Austragungsort der UEFA-Europameisterschaft 2012.Immerhin gibt es doch kleine Unterschiede zu der deutschen Sparvariante aus Hoffenheim. Donezk ist eine Industriestadt, die ähnlich wie Dortmund durch den Bergbau großgeworden ist. Donezk hat knapp über eine Million Einwohner und liegt mitten in der Ukraine. Hinzukommt, dass der Arena-Name (Donbass) nicht den Namen eines Unternehmens trägt, sondern Donbass die Kurzform des Donezbecken ist, eines der größten Steinkohlegebiete der Ukraine.
Sorgen auf beiden Seiten
Beide Vereine würden das Spiel am liebsten um zwei Monate verlegen. Aus Ukrainischer Sicht beklagt man sich über mangelnde Wettkampferfahrung, da die Liga von November bis März Winterpause hat. Lediglich in 12 Testspielen konnte man sich auf den Gegner aus Dortmund einspielen. Auf Dortmunder Seite würde man viele Gründe für eine Verlegung des Spiels finden, wenn man die Verletzenliste zu Grunde legt. Neben Gündogan fällt weiterhin Kevin Großkreuz aus. Pisczek, Götze, Reus und Schmelzer werden voraussichtlich auflaufen können, gehen aber dennoch angeschlagen in die Partie. Wie so etwas enden kann, durfte man am Samstag gegen den HSV beäugen. Egal wie das Hinspiel in der Ukraine ausgeht, es gibt noch ein Rückspiel im heimischen Westfalenstadion. Die Erfahrung, dass Schachjor eine starke und unberechenbare Mannschaft ist, durften schon namhafte Mannschaften machen, dass sie besiegbar sind allerdings auch. Auch wenn der Erfolg in der Ukrainischen Liga beeindrucken ist (13 Punkte Vorsprung auf den Tabellen zweiten) ist die Champions-League eine Klasse für sich. Vor gut 12 Jahren trafen beide Mannschaften zuletzt aufeinander. Mit einem 2:0-Sieg im Qualifikations-Hinspiel bei Schachtjor legte Borussia den Grundstein zum Einzug in die Champions League. Im Rückspiel gewann man mit 3:1. Ergebnisse, mit denen man heute gut leben könnte!
So könnten sie spielen:
FC Schachtjor Donetsk: Pyatov - Srna, Chygrynskyy, Rakytskyy, Rat - Fernandinho, Stepanenko - Teixeira, Mkhitaryan , Taison - Luiz Adriano
Borussia Dortmund: Weidenfeller – Piszczek ,Santana , Hummels, Schmelzer - Kehl, Bender - Blaszczykowski, Götze, Reus - Lewandowski
Auf der Bank: Langerak - Kirch, Halstenberg, Subotic Santana, Kehl, Sahin, Leitner, Bittencourt, Schieber Es fehlen: Gündogan, Großkreutz, Owomoyela
Knapp 2000 schwatzgelbe Anhänger begleiten den BVB nach Donezk!
Christoph, 12.2.2012
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