Keine Keller-Witze!
Seien wir mal ehrlich: Spaß steht bei uns von schwatzgelb.de schon lange nicht mehr auf der Tagesordnung. In verrauchten, dunklen Räumen versuchen wir stets, neue Witze auf unsere Seite zu bringen. Doch die bundesweite Presse titelte unlängst „Quo vadis schwatzgelb.de?“, in Anspielung auf unsere anhaltende Humorlosigkeit. Es ist nicht so, als hätten wir nicht alles versucht. Wir haben Menschen auf offener Straße genötigt, einen flotten Spruch raus zuhauen. „Ich felipe aus!“ kam dabei heraus. Gut, das war mal ein Lichtblick. Aber wie soll es nun weiter gehen? Einfach drauf los hauen und jede sich bietende Chance, auch nur das kleinste Schmunzeln zu wecken, annehmen? Oder anders formuliert: Sollte der Vorbericht zum Derby aus Witzen bestehen, die sich mit Wortspielen der lebenden Schalker Trainerlegende Jens Keller befassen? Nein. Das wäre zu einfach. Nieder mit den Keller-Witzen!
Denn die Presse war in den letzten Wochen voll genug mit Ergüssen, die den Namen und die Persönlichkeit der Schalker Trainerbank auf die Schippe genommen haben. „Mit Keller in den Keller!“ war da zu lesen oder hören. Weiteres soll an dieser Stelle keine Erwähnung finden. Was gäbe es aber sonst so Lustiges über Gelsenkirchen zu erzählen? Dass Horst Held unter Realitätsverlust leidet und Schalke im vergangenen Herbst noch als angehende Macht hinter Bayern und vor Dortmund gesehen hatte? Nein, Witze in diese Richtung wäre zu flach. Nun gut, „Everybodys Darling“ Jermaine Jones hat sich die weltbeste gelbe Karte abgeholt und fehlt nun gegen seinen Lieblingsgegner aus Dortmund. Somit müssen die Schalker auf ihre einzige Freude im Leben, nämlich weitere Youtube-Videos, die überharte Fouls an Kevin Großkreutz vor der Nordkurve zeigen, verzichten.
Es ist nicht zu verheimlichen, dass auch dieser Vorbericht, trotz krampfhafter Anstrengungen, einfach nicht lustig sein kann. Wundert uns das? Nein, denn das Derby ist eine ernste Angelegenheit. Es geht um nicht weniger als ein wochenlanges breites Grinsen auf dem Gesicht des Siegers. Die Ausgangslage ist klar: Der Gastgeber ist nach dem starken Champions-League Auftritt in Istanbul und dem 4:1 in Wolfsburg gestärkt und neu motiviert. Der Deutsche Meister (mit Nachdruck gesprochen) darf sich nun bereits "Viertelfinalist der Königsklasse" nennen und hat in dieser Saison einige Male gezeigt, wie dominant er auftreten kann. Allerdings gab es auch jene Spiele gegen Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart oder eben Schalke, in denen große Teile Mannschaft definitiv mit dem falschen Fuß aufgestanden war. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass Schalke wie immer hochmotiviert und entschlossen ins Derby gehen wird. Für den BVB gilt es, zu verhindern, dass die Schalker versuchen, auf das Dortmunder Tor anzurennen.
Und wenn das gelingt, dann darf nach vorne die Post abgehen. Egal, wer bei den Blauen das eigene Tor verteidigen soll – ein Bock und eine Unsicherheit sind bei den Herren Matip, Metzelder und Höwedes immer drin. Der offzielle Sport1-Teamcheck ™ würde für die Verteidigung also einen Pluspunkt für den BVB vergeben, da Hummels und Subotic sicherer agieren und im Falle eines Ausfalls auf Santana wieder Verlass ist. Es ist zudem kein Geheimnis, dass der BVB auch in der Offensive von der spielerischen Grundanlage her besser ist. Götze ist momentan in der Form seines Lebens und kann auch einen schwächelnden Reus vergessen machen. Erwischen beide zusammen den Tag des Jahres, dürften sie in Zusammenarbeit mit Großkreutz, Kuba oder Lewandowski den Gegner zerlegen. Fraglich ist, wer dahinter neben Gündogan agieren wird. Kehl und Bender sind beide angeschlagen. Auf Schalker Seite wird auf Julian Draxler aufzupassen sein. Dass der BVB Probleme bekommt, wenn ein flinker Spielmacher die eigenen Offensiven antreibt und mit ihnen Druck ausübt, war in Leverkusen und Gladbach, sowie gegen Hamburg zu sehen.
Und eines ist klar: Dass Borussia vor dem Spiel ganze zehn Punkte vor den Niemalsmeistern steht, wird mit dem Anpfiff erst einmal egal sein. Zu hoffen bleibt, dass die Stimmung im Gästeblock endlich explodieren wird. Die Faktoren der schlechten Akustik und der allgemeinen Angespanntheit haben nur selten zu einem guten Tag auf der Tribüne geführt. Viele Fans werden auch in diesem Jahr mit Shuttle-Bussen aus Dortmund direkt zur Schalker Arena fahren. Ab 15.30 Uhr haben es dann die Mannschaft und die Fans in der Hand, den 20. Oktober 2012 vergessen zu machen. Wir wollen den Derbysieg!
Tabellensechster: Hildebrand - Uchida, Höwedes, Matip, Kolasinac - Höger, Neustädter - Farfan, Draxler, Bastos - Huntelaar
Auf der Bank: Fährmann - Fuchs, Metzelder, Barnetta, Meyer, Moritz, Pliatsikas, Raffael, Obasi, Pukki
Es fehlen definitv: Unnerstall (Knieoperation), Papadopoulos (Rückstand
nach Knieoperation), Afellay (Muskelanriss), Jones (Gelbsperre), Marica
(Meniskusoperation)
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Santana
(Hummels), Schmelzer - Gündogan, Sahin (Kehl/Bender) - Blaszczykowski,
Götze, Reus - Lewandowski
Auf der Bank: Langerak - Kirch, Leitner, Großkreutz, Bittencourt, Schieber
Fraglich sind: Kehl (angebrochene Rippe), Bender (Bänderdehnung im Sprunggelenk, Dehnung des Syndesmosebandes), Hummels (Trainingsrückstand)
Es fehlt: Owomoyela (Knochenödem)
Guerriero, 8.3.2013
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