Through the desert on a horse with no name
Wenn Borussia Dortmund am Niederrhein antritt, wartet auf die Mannschaft ein frustrierter Gegner, auf die mitreisenden Fans ein Trip über öde Äcker - und auf den Schreiber des Vorberichts eine Vielzahl von Fallen.
Es hätte so leicht sein können. Ausgerechnet vor dem Gastspiel des BVB 09 in Mönchengladbach sind Pferde in aller Munde. Weil sie nunmal keine Rinder sind, und sich das nicht gehört, sie einfach an deren Stelle heimlich in Lasagnen zu stecken. Informierte Leser wissen natürlich, dass man einst den Gladbachern den Beinamen "Fohlen" verpasste. Man hätte also an dieser Stelle dazu aufrufen können, aus dem Heimteam Fohlenkartoffeln zu machen, sie zu McFury zu verarbeiten oder andere fleischliche Metaphern des spielerischen Übertrumpfens wählen. Dafür kommt das sonntägliche Bundesliga-Spiel im Borussia-Park aber leider viel zu spät. Knapp zwei Wochen Pferdespäße im Netz haben wirklich jede Idee schon aufgegriffen. Man hätte höchstens noch irgendetwas Tierisches mit Jullian Schieber ("Der Bulle von Backnang") versuchen können. Aber seit der Ochse wegen seiner umstrittenen Zweikampfführung gegen Frankfurt gesperrt ist, ist auch das hinfällig.
Borussia oder Barcelona?
Kommen wir also seriös zum Sportlichen, was nicht ganz ohne eben diesen Bullen von Backnang auskommt. Weil auch Dortmunds Filetstück Robert Lewandowski ("Das Wiesel von Warschau") sich rotbedingt nicht am wilden Ritt beteiligen darf, hat Trainer Jürgen Klopp die Option, mit Mario Götze oder Marco Reus einen jungen Mann vorne rein zu beordern, der nicht wie ein Mittelstürmer gebaut ist. Der gelernte Neuner Balint Bajner aus der U23 wird zumindest auf der Bank sitzen. Auch ein barcelonesk-stümerfreies 4-3-3 scheint möglich zu sein. Weder Mats Hummels noch Neven Subotic werden in der Offensive tätig werden, das war das einzige, was Klopp vorab verraten wollte.
"Bis zum Schluss alle Türen offen" will er Jakub Blaszczykowski halten. Der Pole trainierte die ganze Woche nur ohne Ball, weil er seit Donezk einen überlasteten Hüftbeugeansatz hat. Ein Wort, das beim nächsten Scrabble-Abend für Diskussionen sorgen könnte, die Diagnose zwingt Kuba zudem wahrscheinlich auf die Reservebank.
Und dann ist da noch Reus' erste Rückkehr nach Mönchengladbach. "Gladbach hat es mir ermöglicht, dass ich jetzt da bin, wo ich bin. Das wird immer ein besonderer Verein für mich bleiben", sagte der Offensivmann, der sich im Hinspiel gegen den Ex-Arbeitgeber trotz aller artikulierter Sympathien nicht lumpen ließ und humor- sowie jubelfrei zwei Treffer zum 5:0-Triumph beisteuerte. Auch Sonntag wird der Techniker wieder besonders im Fokus von Medien und Fans stehen.
Gang ins Archiv
Dass sich die Gastgeber unter der Woche aus dem Europapokal verabschieden mussten, sollte kein Nachteil für Schwatzgelb werden. Beeindruckende zehntausend mitgereiste Gladbacher mussten in Rom ein 0:2 und damit das Aus gegen Lazio hinnehmen. Klopp sagte zu der Konstellation: "Das ist kein Zuckerschlecken, wenn man donnerstagabends irgendwo in der Welt spielt und zwei Tage später schon wieder." Der Zehnte empfängt den Zweiten der Tabelle, da werden die Gladbacher die Favoritenrolle auch nicht dadurch umkehren können, dass sie nach einem Blick ins staubige Archiv begeistert feststellen, der VfL Borussia habe an einem 24. Februar noch nie ein Pflichtspiel verloren.
Klopps Statistikzerstörer-Ensemble wird Sonntag von 7000 schwarz-gelben Borussen begleitet, die für Stehplätze unschönerweise wieder einmal die 20-Euro-Grenze überschreiten müssen. Verboten sind laut BVB große Schwenkfahnen, Doppelhalter und Spruchbänder. Die Anreise wird wie immer trist. Also kurz und knapp. Hinfahren und die kleinen Gäule vom Acker (ver-)putzen.
Die Teams
Gladbach: ter Stegen - Jantschke, Stranzl, Alvaro Dominguez, Wendt - Nordtveit, Marx, Cigerci - Hanke, de Jong, Arango
Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender, Kehl - Reus, Gündogan, Großkreutz - Götze
Schiedsrichter: Günter Perl (Pullach)
Felix, 23.02.2013
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