Zieht euch warm an!
Ohne Frage erinnert sich jeder Fan des Ballspielvereins noch an den 100. Geburtstag am 19.12.2009. Gehörte man zu den 80.100 Zuschauern im Westfalenstadion beim Heimspiel gegen den SC Freiburg, erinnert man sich nicht nur an ein Spiel auf relativ überschaubarem Niveau, sondern auch an eine ganz prägende Rahmenbedingung: Kälte. Klirrende Kälte. Bei minus 15 Grad hüpfte sich das komplette Stadion während des Spiels in der Vorweihnachtszeit warm. Und gehörte man auch noch zu den „Glücklichen", die im Anschluss zu einer der Feiern in den Westfalenhallen pilgerten und sich dann zunächst die Beine in den Bauch standen, bis die Türen geöffnet wurden und man wieder so etwas wie Wärme empfinden konnte, dürfte die Erinnerung ebenfalls recht deutlich mit der Kälte verbunden sein.
Warum ich diese Erinnerungen nun wieder hoch hole? Nun, morgen Abend erwartet beim Spiel gegen den 1. FC Nürnberg uns vermutlich Ähnliches. Glaubt man jedenfalls den einschlägigen Wetterportalen und –fröschen, könnten uns gefühlt erneut angenehme minus 13 bis minus 15 Grad erwarten. Ein weiterer Grund also, um im Westfalenstadion erneut mal wieder auf den Rängen zu hüpfen und sich ein wenig Gefühl in den Zehenspitzen zurück zu erarbeiten. Vielleicht wärmt uns die Elf auf dem Rasen aber auch mit erneutem, herzerwärmenden, starkem Fußball wie zuletzt in Bremen, wo die Mitgereisten ja ebenfalls nicht gerade ins Schwitzen gekommen sein dürften. Außerdem kehrt Nuri Sahin nun in sein Wohnzimmer zurück und wird sicherlich gebührend von der Südtribüne zurück empfangen. Alleine das sollte das Herz des Fußball-Romantikers doch dazu bewegen, genug warmes Blut durch die Adern eines jeden Borussen zu treiben, um nicht vollkommen zu erfrieren.
Und auch sportlich ist die Partie gegen die Franken doch relativ verheißungsvoll. Zwar musste man in den letzten Tagen in den Medien zwar schon von einer „Heimschwäche" des BVB lesen, wie passend so eine Aussage mit Platz 8 in der Heimtabelle ist, darf dann aber doch jeder für sich selbst entscheiden. Dazu geht es gegen Nürnberger, die uns zwar im Hinspiel ein 1:1 abtrotzten, insgesamt aber doch unter die Kategorie „schlagbar" fallen dürften. Nach dem Abgang von Dieter Hecking in die VW-Stadt regiert nun Michael Wiesinger zusammen mit Armin Reutershahn den besten Freund des blauen Erzfeindes, der vermutlich auch wieder einige Schlümpfe als Eskort der Gästefans in den Tempel schicken wird. Am letzten Wochenende überzeugte der Glubb nur bedingt, konnte sich aber immerhin ein glückliches Pünktchen gegen den HSV sichern. Am Ende kann man mit Phrasen für die Partie sicherlich wieder einige Phrasenschweine füllen („Man darf den Gegner nicht unterschätzen", „Der Gegner wird tief stehen und es den Borussen sicherlich nicht einfach machen", „Bei schwierigen Witterungsbedingungen dürfte es schwieriger sein, spielerisch zu glänzen"...), dennoch ist ein dreifacher Punktgewinn schon das, was man erwarten darf und muss.
Auf den Rängen frieren müssen wird auch Neven Subotic, der nach seinem Faserriss in der Wade weiterhin aussetzen muss. Ähnlich ergeht es Patrick Owomoyela. Eine weitere Wadenverletzung warf den Außenverteidiger unter der Woche erneut auf dem Weg der Genesung, der tatsächlich zur Odyssee werden könnte, zurück. Ansonsten darf Jürgen Klopp aber immerhin aus dem Vollen schöpfen. Dabei erscheint ein Sahin-Comeback in der Startelf zunächst aber erst einmal unrealistisch, gibt der Spielverlauf es her (und schon wieder drei Euro in die Sau von Sport 1... also, die Porzellansau) wird er aber aller Wahrscheinlichkeit eingewechselt werden. Ansonsten spricht wohl nicht viel für die Veränderung der Startelf vom 5:0 an der Weser. Nürnberg muss derweil ohne Stephan, Marcos Antonio und Hlousek auskommen, reist aber natürlich erneut mit Ex-Borusse Markus Feulner – immerhin auch ein Deutscher Meister - in den Ruhrpott. Dieser saß gegen den HSV allerdings zunächst auf der Bank.
Die Vorzeichen sind also relativ klar: Es wird schweinekalt und es ist ein Spiel, das gewonnen werden will und muss. Kramt also die dicke Unterbucks aus dem Schrank hervor, schnappt euch euren Schal (ist ja ohnehin mal wieder Schal-la-la-la-Tag), zieht euch warm an und pilgert zum ersten Mal im neuen Jahr in den Tempel. Dann wird auch der Funke zwischen Mannschaft und Fans erneut und vor allem schnell überspringen, ein echtes Feuerwerk auf dem Rasen abgebrannt und nach dem Spiel kann man sich dann in die gewärmten Dortmunder Kneipen zurückziehen kann. Brr.
Voraussichtliche Aufstellungen:
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Felipe Santana, Hummels, Schmelzer - Gündogan, Kehl - Reus, M. Götze, Großkreutz - Lewandowski
Bank: Langerak, Günter, Kirch, S. Bender, Blaszczykowski, Leitner, Sahin, Schieber
1. FC Nürnberg: R. Schäfer - Chandler, Nilsson, Klose, Pinola - Balitsch, Simons - Feulner, Kiyotake, Gebhart - Pekhart
Bank: Rakovsky, Korczowski, Plattenhardt, Cohen, Esswein, Frantz, Mak, Polter
Schiedsrichter: Weiner (Giesen)
Ort: Westfalenstadion. Bis auf 900 Gästekarten, die aus Nürnberg zurückgeschickt wurden, ist das Stadion ausverkauft.
Vanni, 24.01.2013