Warmlaufen

Die Revanche-Endspiel-Hausmeister-Situation

30.09.2013, 19:09 Uhr von:  Redaktion

CL-Fahne EinlaufEndlich ist es wieder soweit. Europapokal in Dortmund! Auch wenn die Champions League Hymne und das dazugehörige Fahnewackeln im Mittelkreis doch eher was für UEFA-Puristen sind, kann man einen Hauch von Glanz und Gloria, der so wunderbar mit dieser Zeremonie einhergeht, nicht leugnen. Das letzte Heimspiel ist schon wieder viel zu lange her – fast ein halbes Jahr, mehr als fünf Monate, knapp 23 Wochen, 160 Tage. Und jeder erinnert sich gern daran zurück, wie das weiße Ballett mit seiner Abwehr aus Granit im Westfalenstadion entzaubert und damit der Grundstein für Wembley gelegt wurde. Doch das war letzte Saison. Eine Europapokal-Spielzeit für die Ewigkeit. Andere Spieler standen auf dem Platz, die Dienstagabend nicht mehr auflaufen werden, und wiederum andere spielten noch gern für den BVB. Es war ein atemberaubender Weg, der erst in einem tollen Finale von London seinen Schlusspunkt fand. Jetzt ist der Weg weiterhin das Ziel, und das Ziel heißt Lissabon. Keiner erwartet eine ähnlich furiose Saison auf internationalem Terrain, aber es würde sich mit Sicherheit keiner beschweren, wenn auch im Frühjahr 2014 noch die ein oder andere Topmannschaft in Dortmund vorbeischaut. Außerdem tritt doch jedes Team im Wettbewerb unter der Prämisse an, möglichst weit zu kommen – sei es nun Barcelona oder Pilzen.

Das ist aber alles mehr oder weniger graue Theorie und Zukunftsmusik, und wichtig is nach wie vor aufm Platz. Deswegen jetzt weiter mit Dingen, die in direkter Verbindung mit der kommenden Flutlichtpartie stehen. Zweiter Spieltag der Champions League Saison 2013/14 und schon so etwas wie ein kleines Endspiel. Das Wichtigste aber vorweg (Eigenlob stinkt, Eigenwerbung ist ok): Auch am Dienstag wird es einen Kartenverkauf für unsere Spendengala „Tanz für Franz“ am Freitag (03.+1 Oktober) geben. Karten können für 6 Euro an den drei Info-Ständen der Fanabteilung erworben werden (Stadionvorplatz Nordtribüne, Einlassbereich im Süden und Südtribüne am Eingang zu Block 13).

Gegentor NeapelJetzt aber wirklich rein ins (Vor)Spiel. Wenn (zumindest aus meiner bescheidenen Sichtweise heraus) die Rede von einem Endspiel ist, dann aus folgendem Grund. Marseille ist höchstwahrscheinlich der Gruppenaußenseiter. Arsenal ist, nicht zuletzt durch die Özil-Verpflichtung, in dieser Saison auf dem Weg zu einem absoluten Top-Team der Premier League und damit auch auf europäischer Ebene alles andere als Durchgangsstation. Außerdem reichte den Engländern eine eher durchschnittliche Leistung zu einem Auswärtserfolg bei unserem Gegner aus Südfrankreich. Und über die zweifelsohne vorhandene Stärke der Mannschaft aus Napoli konnten sich alle Schwarzgelben vor zwei Wochen selbst ein Bild machen. Summa summarum heißt das Ganze also, dass Olympique voraussichtlich mehr Punkt verlieren als einfahren wird. Und das wiederum bedeutet, dass ein Heimsieg absolute Grundvoraussetzung für ein Weiterkommen in dieser unangenehm ausgeglichenen Gruppe F ist.

Leichter gesagt als getan. Auch wenn Marseille den ein oder anderen Topspieler in den vergangenen zwei Jahren abgegeben hat, tritt das Team noch immer als kompakte Einheit auf. Das erfuhr der Ballspielverein vor knapp zwei Jahren auf bittere Art und Weise am eigenen Leib. Mit Minimalchancen aufs Achtelfinale in die Partie gegangen, führte man schnell mit 2:0 – ein 4:0 wäre zum Weiterkommen nötig gewesen. Ein nicht gegebener Platzverweis und die schlimme Gesichtsverletzung von Sebastian Kehl kippten jedoch die Stimmung. Gegen konterstarke Franzosen gab es kurz vor der Pause mit dem Anschlusstreffer dann den Tiefschlag. Die zweite Halbzeit verlief lange Zeit unspektakulär, bis Marseille in den Schlussminuten noch einmal aufdrehte und die drei Punkte mit nach Hause nehmen konnte. Es war die bis dato letzte Heimniederlage im Europapokal. Und dabei soll es auch bleiben – das warnende Beispiel vom letzten Aufeinandertreffen aber immer vor Augen.
Unser Gegner kommt mit breiter Liga-Brust, die letzten beiden Spiele wurden gewonnen und damit ist der Anschluss zur Tabellenspitze wieder hergestellt. Aber diese Brust wird kaum breiter sein als die des schwarzgelben Spitzenreiters.

Platzverweis WeidenfellerDas 5:0 gegen Freiburg war bereits so eine Art Schaulaufen für den Europapokal. Dank des frühen Platzverweises für die Breisgauer konnte die Borussia recht zeitig im zweiten Durchgang auf ruhiges Auslaufen stellen und somit wichtige Kräfte sparen. Das Duell der zwei Verliere des ersten Spieltages wird sicherlich alles andere als ein Selbstläufer, aber verstecken muss und darf sich der BVB keinesfalls. Personell kann Übungsleiter Klopp das Unternehmen Achtelfinale (oder etwas optimistisch enthusiastischer ausgedrückt, die „Road to Lisbon“) fast mit dem gleichen Material wie den Heimspielerfolg gegen Freiburg angehen. Einzig Torwart Weidenfeller wird wegen seines Platzverweises in Neapel fehlen und von Mitch „the boy from Down Under“ Langerak ersetzt werden. Manni Benders Schulter scheint nicht allzu sehr in Mitleidenschaft geraten zu sein – zumindest ist das seine Sicht der Dinge. Er wird spielen. Ansonsten rückt bestimmt der defensiv erfahrene Jakub Blaszczykowski für Pierre-Emerick Aubameyang in die Startelf. Ach ja, und eben jener bereits erwähnte Übungsleiter Klopp wird auch nicht, wie sonst doch so inbrünstig inszeniert, ins Spielgeschehen eingreifen können. Ja, total tot gequatscht, das Thema – gäääähn. Ich geh' trotzdem nochmal kurz drauf ein. Solche Chancen lasse ich mir ungern nehmen, zumal sich dieser Tage ja auch wieder jeder Hinterwäldler-Schreiberling damit beschäftigen musste und auch Ex-Pfeifenmeister Dr. Markus "Ich-habe-zu-viel-Warzenentferner-geraucht" Merk sich in die entbrannte Debatte einmischen sollte. Hier also nochmal my words: Zwar muss der italienische Hausmeister des Stadio San Paolo seinen Kuchen diesmal allein verputzen, dennoch wird Klopp das Spielgeschehen auch im Heimspiel nicht von der Seitenlinie verfolgen können. Wo befindet sich bei uns eigentlich des Hausmeisters Etablissement? Und gibt’s da denselben Kuchen wie im Stiefelland, von Oma Barilla mit Liebe und konservativen Vorurteilen gebacken, oder doch eher ganz schlicht Bratwurst im Brötchen? Und wird Weidenfeller Klopp auf der Westfalenstadion-Katakomben-Tour Gesellschaft leisten oder hat er im Dunkeln noch mehr Angst vor seinem Trainer als die geleckten Schiri-Assistenten an den Seitenlinien dieser Welt? Fragen über Fragen, an Sinnlosigkeit nicht zu überbieten. Aber der Fußball ist so bunt wie die Schuhe derer, die den Ball so wunderschön vor sich her treiben. Was für ein philosophischer Haufen Mist. Wie dem auch sei, die englischen Wettbüros laufen sicherlich schon heiß und freuen sich über fantasievolle Geldeinsätze verbunden mit der Frage, wann und wo der Coach im Stadion auftauchen wird.

Niederlage in MarseilleGenug sinniert. Drei Punkte sollen es sein. Nur so lebt der Traum von einer weiteren fantastischen Europapokal-Saison weiter. Und nein, keine Floskel, die nun folgt: Auf die Fans wird es einmal mehr ankommen. Die grandiose Heimspielbilanz der Vorsaison soll weiter ausgebaut werden, dabei wird aber auch ein Stück weit Geduld auf den Rängen gefragt sein. Kontergegentore sind vermeidbar, wenn der Ball so selten wie möglich in der Vorwärtsbewegung verloren wird. Das führt natürlich zu einigen Rückpässen und einem eher zurückhaltenden Spielaufbau. Ein Anrennen wie gegen den Sportclub am Wochenende wird kaum drin sein. Wie gesagt, alles auf Heimsieg! Sechs Gegentore in den letzten zwei Spielen gegen Marseille sind enorm verbesserungswürdig. Es ist also auch eine Art Revanche, die am Dienstagabend steigen wird. Zeit für ein weiteres denkwürdiges Europapokalspiel – damit man zukünftig auch an der Côte d’Azur weiß, warum die Borussia aus Dortmund vor 18 Wochen in Wembley spielte.

Tim, 30.09.2013

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