Béla Réthy und die Marschroute
Und da ist es mal wieder soweit. Vorhang auf zum größten Spiel, das die Bundesliga zu bieten hat. Also eigentlich. Diesmal ist alles ein bisschen anders und irgendwie auch wieder nicht. Eine verfahrene Situation, vor allem für den Idioten, der diesen Vorbericht runter zu tippen hat. Mein Dank gilt den Redaktionskollegen und ihrem anhaltend komatösen Zustand in Madrid oder auf dem Weg zurück in den Pott. Wie soll man da die Konzentration auf ein Ligaspiel aufbauen? Obwohl, so ein bisschen ist es ja auch das Duell der besten europäischen Vereinsmannschaften – also fast wie Europapokal.
Grund genug also auf Namenssuche für dieses Gigantenduell zu gehen, so wie es die Kollegen vom ZDF während des Halbfinalrückspiels im Camp Nou am Mittwoch sinnvollerweise getan haben. Die eifrigen Zuhörer halbdebiler Vollwahrheiten des Béla R. sollten in diesem Zusammenhang am Mittwoch nämlich per Twitter und anderer dem öffentlich rechtlichen Fernsehen längst entwachsener Social Media Einrichtungen Vorschläge unterbreiten. Vorschläge für einen Namen der Partie Dortmund gegen die Bayern – in Anlehnung an den „Clasico“ sozusagen. Natürlich, hat ja auch Sinn. Denn das Wort „Clasico“ im Spanischen ist ja mit ach so großer Wortbedeutung aufgeladen – und wir in Deutschland haben für BVB-FCB ja auch noch nie den Begriff „Klassiker“ gebraucht. Dennoch kann ich nur jedem ans Herz legen, die Auswertung dieses Wunders am Samstagabend im Sportstudio zu verfolgen. Gewiss ist dabei nur eins: Das ZDF wird einen Namen à la „Deutscher Clasico“, „Gut gegen Böse“ oder „Das Spiel“ am Tag des Finales wieder und wieder verwenden…
Mittlerweile ist etwas Unschönes passiert. Mit steigender Wörterzahl steigt auch die Hilflosigkeit. Was soll ich nur schreiben? Oder anders gesagt: Es gibt so vieles, über das ich schreiben könnte, wenn es um die Never-Ending Posse BVB und FCB geht. Aber so direkt zum Spiel? Eher schwierig. Der Elton John des Öffentlich Rechtlichen und Nullchecker Béla R. hat am Mittwoch – so wie auch in sehr vielen Spielen zuvor – am Mikro nicht wirklich viel zu Stande gebracht, aber ein Satz ist hängen geblieben: „Ein Spiel Dortmund gegen Bayern war noch nie so unwichtig, wie das am Samstag.“ So in etwa hatte er das gesagt. Und wenn ich genauer darüber nachdenke, haut das dem König die Krone vom Kopf. Ganz ehrlich, das trifft den Ronaldo zwischen die Beine. Klammert man mal den Liga-Super-was-auch-immer-Cup aus, ist das morgige Spiel tatsächlich so unwichtig wie Handschuhe im Hochsommer und genau drei Wochen vor dem Champions League Finale in Wembley (immer noch total unfassbier – wir sind dabei!!!) so unnötig wie Köttbullar im Pferdefleisch. Zumal, wie bereits erwähnt, tausend andere Geschichtchen durch die Lüfte schweben und hier thematisiert werden könnten.
Wurst-Uli und sein missglückter Versuch sich im Steuerparadies Spanien abzusetzen und Nachfolger von Barca-Präsident Sandro Rosell zu werden. Oder Mario Götze und seine brutale Oberschenkel-Verletzung, die ihn vielleicht ja sogar in beiden Vergleichen mit seinem neuen Arbeitgeber zum Zuschauen verdammt. Oder ein weiteres Kapitel aus „Lewandowski-Berater im Vollrausch – Der Sat 1 Film Film“. Oder aber das in den kommenden 21 Tagen alles beherrschende Thema im europäischen Fußball: 25. Mai! New York! Chelsea gegen Manchester United.
Jetzt aber genug der Floskeln! Morgen wird Fußball gespielt im Westfalenstadion. Dortmund gegen die Bazis. Vor fast genau einem Jahr schrieb ich auch den Vorbericht zum letzten Aufeinandertreffen der beiden Schwergewichte in Dortmund. Man war das einfach. Ein offener Meisterschaftskampf vier Runden vor Schluss, und die Dortmunder Dominanz im Liga-Alltag. Giftpfeile hüben wie drüben und das übliche Geplänkel. Und obwohl das Spiel im letzten Jahr an Brisanz kaum zu überbieten war, ist in diesem Jahr am 32. Spieltag trotz längst entschiedener Meisterschaft alles noch eine Nummer größer. Der Schatten von Wembley halt! Aber genau in selbigem steht auch die Begegnung am morgigen Tag. Es gibt zwar noch so einige offene Fragen, aber die beziehen sich nur punktuell aufs Spiel. Zum Beispiel aber die Frage nach den Personalien. Denn wer welche Elf auf den Platz schickt, ist völlig offen. Keiner will und wird sich in die Karten schauen lassen, denn die Vorbereitungszeit für das aus deutscher Sicht größte Champions League Finale aller Zeiten hat längst begonnen.
Außerdem kann über den Zustand einiger Spieler noch nicht wirklich viel gesagt werden, denn Übungsleiter Jürgen K. war nach dem historischen Spiel im Bernabeu ja bekanntlich kein „Vollhorst“ und machte Nuri Sahin kurzerhand zum Szeneguide des Madrider Nachtlebens. Bei den Roten fielen die Feierlichkeiten sicherlich verhaltener aus, ist man doch kalkulierterweise ins Finale eingezogen und verspürt bereits den großen Druck „das Ding“ auch unbedingt holen zu müssen. Uns soll’s egal sein. Wir genießen jetzt die Tage bis zum ganz großen Tag im Mai in London. Der Bundesliga-Vergleich mit dem großen Konkurrent aus dem Süden verkommt verständlicherweise zu einem Nebenschauplatz. Trotzdem wäre es nicht ganz so übel, wenn wir die drei Punkte zu Hause behalten. Der überragenden Stimmung dieser Tage bei allen in Schwarz und Gelb würde eine Niederlage auch keinen Abbruch tun, aber so eine kleine Serie in der Liga haben wir gegen Rot ja auch zu verteidigen und optimalerweise auch noch auszubauen.
So, künstlich Spannung erzeugt. Zumindest habe ich es versucht. Ausländische Medien können das dieser Tage sicherlich besser. Denn sie werden morgen genau hinschauen und versuchen, erste Prognosen für London abzuleiten und möglichst viele Stimmen einzufangen. Die Hütte wird voll sein, die Europapokalhelden sind gebührend zu feiern und die Final-Versager aus Bayerns Hauptstadt bekommen einen ersten Eindruck über den schwarzgelben Lautstärkepegel in Wembley. Das Spielerische wird an diesem späten Nachmittag wahrscheinlich sowieso im Hintergrund stehen. Und bei Abpfiff der Partie sind es dann nur noch 504 Stunden und 30 Minuten bis Wembley!
An dieser Stelle folgen normalerweise Infos zu den Aufstellungen. Aber mal ganz ehrlich… keinen Schimmer, wer da am Ende aufm Platz rumturnen wird. Vielleicht hat Götze seine Verletzung ja auch schon auskuriert und zeigt sich im dezent roten Neudress. Vielleicht hütet anstelle von Manuel N. ja auch Lewandowski Berater Maik Barthel das Tor der Münchner. Vielleicht gibt Teddy de Beer sein langersehntes Buli-Comeback. Vielleicht bleibt der Uli zu Hause, nachdem er erfahren hat, dass Aki Watzke ihm das Mittagessen vorenthalten wird. Vielleicht schaut sich Pep Guardiola ja mal das Trainingszentrum in Brackel an. Vielleicht kommentieren Marcel Reif und Stefan Effenberg die Partie völlig neutral. Vielleicht hat Jürgen Klopp schon vor dem Spiel die Schnauze voll von Fragen zum Finale Ende Mai. Das ist mir alles viel zu mühselig… Ende.
Bambule, Randale, Doatmund im Finale!
Tim, 03.05.2013
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