Dembowski: Exklusivnews aus der Zukunft
Dembowski hat sich schon lange nicht mehr bei schwatzgelb.de zu Wort gemeldet. Aber harte Zeiten erfordern knallharte Ermittlungen. Aus aktuellem Anlass gibt der olle Suffkopp sich nochmal die Ehre und kann gleich mit sensationellen Enthüllungen aufwarten. Nehmt Euch in Acht, wenn ihr Freitag ins Westfalenstadion geht!
Piotr! Lange hatte ich nichts mehr von diesem Teufelskerl gehört. Dem Ober-Konstrukteur, dem Verschwörer und Menschenzerstörer. Wie immer: Wenn es brenzlig wurde, tauchte der Kollege einfach ab. Manchmal machte ich mir Sorgen. Seine Zeitreisen schienen ihn zu überfordern. Noch kürzlich hatte ich Redermann davon erzählt. Der aber wollte davon nichts wissen. „Dembowski“, wiegelte der triste Nordstädter ab „NRW liegt in Schutt und Asche. Du hängst auf der Lamafarm rum oder säufst und phantasierst Dich durch Berliner Eckkneipen. Der wird schon wieder auftauchen.“ Was Redermann mir nicht erzählte: Piotr war längst schon wieder aufgetaucht. Diesmal aus der Zukunft, der blutigen Zukunft, wie Redermann mir später am Telefon erzählte. „Hier, der hat die Pressemitteilung zum Bundesliga-Spiel mitgebracht. Haste im Postfach.“
Da stand:
POL-DO: Pressemitteilung für das Bundesligafußballspiel Borussia Dortmund – Werder Bremen am 23.08.2013 um 20:30 Uhr in Dortmund, Westfalenstadion
Dortmund (gag) - Lfd. Nr.: 666
Die Begegnung wurde im Dortmunder Westfalenstadion vor insgesamt 80.645 Zuschauern, davon etwa 8.000 Gästefans, ausgetragen und endete mit einem 3:0 Sieg der Dortmunder Mannschaft.
Da bei vergangenen Spielen Transparente mit strafrechtlich relevanten Inhalten gezeigt wurden, wurden alle Banner der Fans unmittelbar vor Betreten des Stadions durch Raumschutzkräfte überprüft. Strafrechtlich relevante Aufschriften konnten nicht festgestellt werden. Allerdings wurde Vermummungsmaterial in erheblichem Umfang sichergestellt. So konnten 09 Masken sichergestellt werden, die sogenannte "Fans" zum Zwecke der Vermummung ins Stadion schmuggeln wollten. Die Masken sind nach dem Vorbild einer bekannten Comicfigur, dem sogenannten "Spider-Man" gestaltet. Der sogenannte „Spider-Man“ ist eine gewalttätige Figur, die außerhalb des gesetzlichen Rahmens der Selbstjustiz nachgeht, die Arbeit der Polizei behindert und sich durch Vermummung und verkehrsgefährdende Hochseilakrobatik der Festnahme entzieht. Es stellt eine hochgradige Provokation und Beleidigung der anwesenden Polizeikräfte dar, dass diese sogenannten „Fans“ ihre gesetzlose Mentalität zur Schau stellen, indem sie sich auf die Figur des „Spider-Man“ beziehen.
Zudem wurden bei 17.852 sogenannten „Fans“ an der Oberbekleidung Vorrichtungen festgestellt, die der Vermummung dienen. Diese sogenannten „Kapuzen“ wurden von Polizei und Ordnungsdienst schnell und unkompliziert mittels Einsatz von Schnittwerkzeugen im Rahmen der Verhältnismäßigkeit entfernt, so dass die Verzögerungen beim Stadioneinlass sich auf ein Minimum beschränkten.
Trotz der strikten Einlasskontrollen gelang es den Dortmunder „Fans“ Transparente mit beleidigendem und strafrechtlich relevantem Inhalt ins Stadion zu schmuggeln und dort vor den TV-Kameras einem Millionenpublikum zu präsentieren. So wurde ein offen beleidigendes Transparent mit der diskriminierenden Aufschrift „Alle Bremer stinken weil sie aus der Weser trinken“ präsentiert, das für erheblichen Unmut im Gästeblock sorgte. Als auf der Südtribüne ein weiteres Transparent mit der Aufschrift „Barfuß oder Lackschuh, alles oder nichts? Leg ich mir nen Frack zu, oder komm ich vor Gericht?“ präsentiert wurde, wandte sich der Vorsänger der Bremer „Ultras“ mit der Forderung an die Polizeikräfte, dieses persönlich beleidigende Transparent umgehend zu entfernen, ansonsten könne er „für nichts mehr garantieren.“
Doch auch damit nahmen die Provokationen noch kein Ende. Es wurde ein Dortmunder Stadtwappen präsentiert mit der Aufschrift „Dortmund - die Nummer 1 im Pott“. Hierdurch fühlten sich anwesende Bürger aus Bochum, Essen und Gelsenkirchen derart provoziert, dass sie mit Blockstürmen, Spielfeldsturm und Spielabbruch drohten. In einem solchen Fall wäre Leib und Leben zahlreicher, auch unbeteiligter Zuschauer gefährdet worden. Auch die Bremer Vereinsverantwortlichen forderten umgehend eine Entfernung der Banner. Frühzeitig wurden die Einsatzkräfte von Bremer Fans massiv bedrängt, tätig zu werden und das Banner entfernen zu lassen. Ansonsten wurden die oben beschriebenen Verhaltensweisen angedroht. Eine deeskalierende Kommunikation durch die anwesenden Bremer Polizeibeamten und Vereinsverantwortlichen war aufgrund der gesteigerten Emotionalität nicht mehr möglich. Ihnen wurde zugesichert, dass die Sicherheitsverantwortlichen des BV Borussia dafür Sorge tragen, dass die Banner unverzüglich entfernt werden. Der Sicherheitsbeauftragte des Vereins Borussia Dortmund wurde aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um die Banner entfernen zu lassen. Mehrfache Versuche durch den Sicherheitsbeauftragten und den Fanbeauftragten des BVB führten nicht zum Erfolg. Die Ultras signalisierten dem Verein ultimativ, diese Banner keinesfalls entfernen zu wollen!
Um eine unmittelbar bevorstehende Eskalation der Situation zu verhindern und die Sicherheit auch unbeteiligter Personen weiterhin gewährleisten zu können, wurde nach vergeblichen Versuchen durch Vereinsseite der unverzichtbare Einsatz von Polizeikräften zur Entfernung des Banners im betroffenen Block Drölf beschlossen. Nur so war es möglich, ein Aufeinandertreffen der rivalisierenden Fangruppen zu verhindern und den von Bremer Seite angekündigten Blocksturm fachgerecht und unter Wahrung der Verhältnismäßigkeit durchzuführen.
Bereits bei Erkennen des beabsichtigten polizeilichen Einsatzes vermummte sich ein Großteil der Dortmunder Ultras, offenbar sollte auch der verhältnismäßige Einsatz von Pfefferspray erschwert werden, indem verbotswidrig die Atemluft durch Textilien gefiltert wird. Unmittelbar bei Betreten des Blocks durch die Einsatzkräfte stellten diese fest, dass der Block mit unbeteiligten Fans gefüllt war, die aber trotz Aufforderung nicht sofort den Weg für die Einsatzkräfte frei machten. Auch mittels massivem Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock gelang es den Einsatzkräften nicht, eine Schneise zu den Transparenten zu schlagen. Dies lag unter anderem daran, dass sogenannte „Sanitäter“ sich spontan solidarisierten und mittels medizinischer Erstversorgung die Kampfkraft der „Fans“ stärkten. Die Banner wurden kurz vor Erreichen der Einsatzkräfte entfernt, weitergereicht und an anderer Stelle erneut gezeigt. Anschließend verschwanden die Banner gänzlich und konnten nicht mehr sichergestellt werden. Nach Verschwinden der Banner entspannte sich die Situation bei den Bremer Fans schlagartig. Durch den Sanitätsdienst wurden ca. 30 Personen mit Augenspülungen versorgt. Mehrere Tatverdächtige wurden durch die Polizei zwischenzeitlich identifiziert. Eine Auswertung der vorhandenen Videoaufnahmen erfolgt noch.
Dembowski&Redermann 22.08.2013
Die zitierte Pressemitteilung der Dortmunder Polizei ist rein fiktiv. Sollten Ähnlichkeiten zu real existierenden Pressemitteilungen irgendwelcher Personen oder Institutionen bestehen, so wäre das ein bloßer Zufall und keinesfalls von den Autoren des Textes intendiert. Auch die erwähnte Zeitreise hat nicht stattgefunden und das Spiel am Freitag gegen Bremen muss demgemäß auch noch gewonnen werden. Also alle Gas geben, auf und neben dem Platz!