...Jan-Henrik Gruszecki: Erzählt den Leuten von dem Projekt!
Drei Wochen nach dem Start der Finanzierungsphase sprachen wir mit Jan-Henrik Gruszecki, einem der Initiatoren des Filmprojekts "Am Borsigplatz geboren — Franz Jacobi und die Wiege des BVB", über nötige Unterstützung, die erlebte Resonanz und darüber, wie das Projekt entstanden ist.
Jan-Henrik Gruszecki: Sehr! Wir freuen uns total, dass wir jetzt schon knapp 1.000 Leute gefunden haben, die uns unterstützen. Vor allem: Wir hatten bisher noch kein Heimspiel, bei dem wir auf unser Projekt aufmerksam machen konnten. Wir denken und hoffen, dass wir noch einige Leute motivieren können, wenn die Bundesliga wieder läuft.
schwatzgelb.de: Eine Doku zu drehen, entscheidet man ja nicht einfach mal so eben. Wie seid ihr darauf gekommen und was war alles an Vorplanung notwendig, um überhaupt erst mit dem Projekt an die Öffentlichkeit gehen zu können?
Jan-Henrik Gruszecki: Marc und ich haben ja schon einige Dokumentationen gemeinsam gemacht und wir haben uns einfach geärgert, dass man so wenig über die Gründungsgeschichte des BVB weiß. Am Anfang war das nur eine kleine Idee, die wir als total unrealistisch angesehen haben. Aber als wir dann mal angefangen haben mit der Recherche, haben wir gemerkt, was für ein unfassbares Potential in diesem Projekt steckt. Es gibt einfach zu viele Geschichten, die noch erzählt werden müssen. Und diese sollten in eine Kamera bzw. mit dem Medium Film erzählt werden. Im Jahr 2013 sollten Bücher nicht mehr nur das einzige Medium sein, welches Geschichte bewahrt und weitergibt. Man muss sich bewusst machen: noch gibt es Leute, welche die Gründer persönlich kannten und was über diese berichten können. In zehn Jahren wird das vielleicht nicht mehr so sein. Wir machen den Film sicherlich 30 Jahre zu spät, aber noch können wir einiges konservieren.
schwatzgelb.de: Wie ist das bisherige Feedback? Durchweg positiv, oder habt ihr auch kritische Reaktionen erhalten?
Jan-Henrik Gruszecki: Wir haben nicht eine einzige negative Reaktion bekommen. Das ist wirklich der Wahnsinn. Wir bekommen auch so viele tolle Mails von Leuten, die uns auch anders unterstützen wollen und sicher auch werden. Das motiviert natürlich zusätzlich.
schwatzgelb.de: Was überwiegt bisher? Der Spaß oder der Stress?
Jan-Henrik Gruszecki: Puh, das ändert sich von Minute zu Minute. Es gab Tage, an denen ich 21 Stunden für das Projekt rangeklotzt habe, derzeit ist das wirklich mehr als ein Full-Time-Job. Aber wenn man sieht, dass du immer einen Schritt nach vorne machst, dann macht dir der Stress natürlich auch Spaß. Von daher überwiegt gerade beides.
schwatzgelb.de: Ihr drei habt ja auch alle eure Jobs und engagiert euch noch in anderen Projekten. Wie habt ihr bis jetzt die Arbeit organisiert? Straffe Kompetenzverteilung oder eher kreatives Chaos?
Jan-Henrik Gruszecki: Ja, das ist schon nicht so leicht. Derzeit bleibt wirklich vieles andere auf der Strecke. Wir sind, glaube ich, schon ganz gut organisiert, wenngleich es natürlich ab und an mal hektisch wird. Aber das ist ja völlig normal und bei jedem Projekt so. Es wäre ja auch schlimm, wenn immer alles so laufen würde, wie man es geplant hat.
schwatzgelb.de: Euer schönster Moment bisher?
Jan-Henrik Gruszecki: Ach, da gibt es so viele. Die meisten sind natürlich bei der Recherche. Wenn die alten Jungs ihre Geschichten erzählen dann freut man sich einfach, dass man dieses unglaubliche Wissen dieser Menschen bewahren kann und für alle Zeiten erhalten darf. Man lernt nahezu täglich ein neues Stück Borussia Dortmund kennen. Jeden Tag wird der BVB für uns noch ein bisschen liebenswerter. Das ist traumhaft!
schwatzgelb.de: Was sind die nächsten Schritte eures Projektes, oder ist erst einmal Stillstand bis die Finanzierung bzw. die Höhe der zur Verfügung stehenden Summe feststeht?
Jan-Henrik Gruszecki: Obwohl wir natürlich auch schon forschen, recherchieren und Archive durchwühlen, gilt unsere Hauptaufmerksamkeit erstmal der Geldakquise. Denn: wenn die Kohle nicht zusammenkommt, dann bringt die beste Vorrecherche nichts. Die Phase des Geldsammelns geht bis zum 6. September, also noch gut zwei Monate. Vorausgesetzt, wir bekommen genug Geld zusammen: Dann geht’s erst richtig los!
schwatzgelb.de: Sind noch besondere Aktionen im Rahmen der Finanzierung geplant?
Jan-Henrik Gruszecki: Ja, auf jeden Fall. Bei den beiden Bundesliga-Heimspielen wird es höchstwahrscheinlich etwas geben. Aber wir sind da noch nicht soweit, Details bekannt zu geben. Ihr werdet mit Sicherheit über die Medien und Fanzines informiert werden. Wir in Dortmund geben ja schließlich keine Wasserstandsmeldungen bekannt, sondern verkünden erst etwas, wenn alles eingetütet ist. (lacht)
schwatzgelb.de: Auch wenn es euer Projekt ist: So einen Film stellt man mit Sicherheit nicht allein mit drei Leuten auf die Beine. Wo und wie kann man euch auch abseits von Spenden unterstützen?
Jan-Henrik Gruszecki: Lass mich kurz klugscheißen! Es ist genau genommen keine Spende, sondern eine Unterstützung, für die man ja auch einen Gegenwert bekommt. Wer sich zum Beispiel mit 19,09 Euro beteiligt, bekommt ja später eine hochwertige DVD und eine Nennung im Abspann. Beim gewöhnlichen Spenden profitiert man ja eher sehr indirekt selbst, das ist ja in unserem Fall anders.
Aber: Wie schon gesagt, wir sind derzeit in der Akquisephase und brauchen derzeit vor allem finanziellen Support. Das Wichtigste daher: Erzählt den Leuten von dem Projekt! Den Leuten im Fanclub, den Leuten in der Firma. Ist Euer Chef BVB-Fan? Hat die Firma eine Historie im Ruhrgebiet? Vielleicht möchte die Firma ja auch als Sponsor auftreten. Das Ganze wird ja auch ein Portrait des Ruhrgebiets und der Lebensverhältnisse in Dortmund in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts. Das ist also nicht nur ein Film und Projekt für Fußballhistoriker, sondern auch für alle Menschen, deren Herz am Ruhrgebiet und insbesondere an der Stadt Dortmund hängt. Des Weiteren werden wir bei den Aktionen im Stadion sicher Unterstützung brauchen, dazu können wir aber leider erst in ein paar Tagen mehr sagen.
Alle Informationen zu "Am Borsigplatz geboren — Franz Jacobi und die Wiege des BVB" erhaltet ihr unter www.franz-jacobi.de.