Es muss ja sein
Vorbericht für das Spiel gegen Freiburg schreiben nervt. Mancher mag jetzt ein Déjà-vu haben, und beim Blick ins Archiv im Dezember 2011 erleuchtet es einen: Es schreibt schon wieder der Meckerkopp vom letzten Mal. Nun mag sich der geneigte Leser fragen: Warum schreibt er dann schon wieder den Bericht und warum in Gottes Namen fährt er auch noch hin?
Das ist ganz einfach: Ersteres ergibt sich schlicht daraus, dass offensichtlich auch niemand anderes aus der Redaktion Bock hat über Freiburg zu schreiben. Zweiteres ist dem Umstand geschuldet, dass man es halt macht, wenn Borussia dort spielt. Man fährt schließlich auch nach Sinsheim, Augsburg, Leverkusen oder Wolfsburg, was im Grunde genauso viel Laune wie Staubsaugen oder Bügeln macht. 487 quälende Kilometer sind es vom Westfalenstadion zum Dreisamstadion im Breisgau, dabei kommt man an Frankfurt, Mannheim und Karlsruhe vorbei. Die beste Variante ist es wohl, sich Dortmund Hbf in den Zug zu setzen. Mit dem Zug kann man die Strecke in gut viereinhalb Stunden hinter sich bringen (so denn die Deutsche Bahn will) und dabei auch noch teilweise einen sehr schönen Ausblick genießen. Freunde der schmalen Mark setzen dagegen lieber auf das Schönes-Wochenende-Ticket, mit dem man nach rund 11 Stunden auch am Ziel ankommt und einen Bruchteil bezahlt hat. Dafür hat man dann auch die Erlebnisbahnhöfe Bingen(Rhein) Hbf, Neustadt (Weinstr.) Hbf und Offenburg gekreuzt. Wer solche Touren mitmacht, lebt das Motto: "WET ist kein Tarif, sondern eine Lebenseinstellung."
Schlußendlich kommen aber alle hoffentlich am Ziel Dreisamstadion an. Dieses Stadion hat ein paar ganz klare Vorzüge und viele Nachteile. Fangen wir beim Positiven an, dass Stadion ist noch irgendwie urig. Jede Menge Stehplätze und die Lage mitten im Wohngebiet verstrahlen einen Charme, den nicht mehr viele Spielstätten haben. Einige verirrte Geister halten sogar das Tannenzäpfle Bier der Rothaus Brauerei für einen besonderen Gaumenschmaus. Diesen Leuten kann man nur wünschen, dass sie keine Gästeblockkarten haben, denn dort wird üblicherweise bleifreies ausgeschenkt und das schmeckt nun wirklich nicht. Womit wir auch bei den ärgerlichen Geschichten sind, denn der Gästeblock ist mehr oder weniger eine Vollkatastrophe. Der Blick ist schlecht, der Zustand miserabel und die Sitzplätze dazu frech teuer. Richtig Lust macht das nicht und da das Stadion in städtischer Hand ist, kann man davon ausgehen, dass die Stadt Freiburg nicht gerne Fußballgäste hat.
"Wir können alles. Außer Gastfreundschaft."
Unterstützt wird dies alles noch durch eine Polizei, die längst in Fußballdeutschland das USK in negativer Hinsicht abgelöst hat. Immer mehr Fans reden mittlerweile davon, dass eine Fahrt in den Freistaat Bayern einem Erholungsurlaub im Gegensatz zu Touren nach Baden-Württemberg gleicht. Das Auftreten der dortigen Staatsmacht ist besonders in Freiburg zuweilen unerträglich und zeigt, dass im Ländle die Kuckucksuhren doch anders ticken. Unterstützt wird hier die Staatsmacht von einem der penibelsten und nervigsten Ordnungsdienste der Liga und einer Stadt, die den Gästefans gerade einmal das Atmen im Block erlaubt, weil es anders wohl nicht geht. Dies alles führte vermutlich mit dazu, dass im vergangenen Dezember ausgerechnet hier ein Weihnachtsfeuerchen aufglomm. Das nennt man wohl "Jetzt erst recht"-Einstellung. Da dies nicht unbedingt zur Freude Gabriel Winterers geschehen ist, dürfte es keinen überraschen, dass es Samstag mal wieder besonders penibel am Gästeblock zugehen dürfte. Da bleibt nur Augen zu, Geduld und hoffen, dass am Ende beide Eier im Sack bleiben dürfen. Dennoch hat man sich offensichtlich dazu durchgerungen, nicht alle Fanutensilien zu verbieten, sondern die ortsüblichen Dinge zu erlauben. Das ist nicht viel, aber mehr als in so manch anderem Stadion nach dem Einsatz von Pyrotechnik.
Sportlich darf man allerdings auf ein interessantes Spiel hoffen. Die Freiburger sind stark gestartet und stehen mit nur einem Punkt weniger auf einem ordentlichen Platz 7. Die letzten Spiele boten auf jeden Fall etwas. Den Dortmunder Saisonstart kann man als durchwachsen bezeichnen. Real-Bezwinger und Derbyversager - so nah liegen manchmal Freud und Leid. Traditionell setzen die Freiburger auf die Kraft der Jugend und so ist das Durchschnittsalter ähnlich niedrig wie bei uns. Christian Streich setzt dabei auf ein 4-4-2 mit einer Doppelsechs. Dabei ist er kein Freund der Rotation, sollten Sorg und Ginter rechtzeitig fit werden, stellt sich die Mannschaft fast von alleine auf. Die Viererabwehrkette wird gebildet durch Mujdza, Diagne, Ginter und Sorg. Dahinter steht der Kicker-Notenbeste Freiburger Torwächter Oliver Baumann. Als Vorstopper agieren Makiadi und Schuster, die rechte Außenbahn besetzt Schmid und sein Gegenpart ist Caligiuri. Im Sturm nutzt Streich drei Optionen mit Jendrisek, Freis und Kruse. Vermutlich werden gegen den Dortmund Freis und Jendrisek in der Startelf stehen.
Beim BVB werden Kuba und Owomoyela weiter fehlen. Für Bender wird es wohl auch nicht reichen, bei Götze könnte es reichen. Im Tor wird Weidenfeller stehen, davor verteidigt die gewohnte Formation aus Piszczek, Hummels, Subotic und Schmelzer. Sollte Bender ausfallen bleiben Klopp, neben Sebastian Kehl, Gündogan und Leitner. Davor kann Reus als gesetzt gelten. Sollte Götze fit werden, blieb noch eine Planstelle für Großkreutz oder Perisic. Großkreutz empfahl sich gegen Madrid mit einer seiner kämpferischen Vorstellung, gegen flinke und schnelle Freiburger, könnte das wiederum den Ausschlag für ihn geben. Als Sturmspitze ist Lewandowski wohl gesetzt, so das Julian Schieber wieder nur die harte Bank bleibt.
Informationen
Fans: Die Erlaubnisse sind ähnlich wie im letzten Jahr. Wer mag darf vor dem Spiel seinen Schwenker im Innenraum wedeln. Danach müssen diese abgegeben werden und man erhält sie nach dem Spiel zurück. Ansonsten sind kleine Fahnen bis 1,50 m Länge erlaubt (sogar mit Holzstöcken, wenn der Stab höchsten 2cm dick sind!). Zaunfahnen müssen an eine Aufhängevorrichtung angebracht werden. Zusätzlich dürfen bis zu 5 Trommeln (einseitig offen) mit- und hineingebracht werden.
Verboten sind leider Rucksäcke, diese müssen an einer Abgabestation abgegeben werden. Gürteltaschen sind hingegen erlaubt. Getränke sind komplett verboten, so wird der Umsatz im Stadion gesichert.
Stadion: 24.000 Plätze
Schiedsrichter: Marco Fritz, Volker Wezel, Tobias Christ und Georg Schalk
Wetter: Alles unter 20 Grad ist so oder so zu kalt.
mrg, 26.10.2012