Warmlaufen

Erst zur Demo, dann zum Sieg

07.12.2012, 11:30 Uhr von:  Redaktion

Erneut heißt es "Ohne Stimme keine Stimmung"Kurz vor Weihnachten gibt es wohl sicherere Jobs als Trainer bei einem Fußballverein zu sein. Täglich erreichen uns neue Schlagzeilen aus Europa, die irgendeinen Trainer betreffen. So will Mirko Slomka in Hannover bleiben, Real Madrid hat keine Lust mehr auf Mourinho und die Chelsea-Fans haben keinen Bock auf ihren neuen Trainer und wollen lieber di Matteo zurück. Und auch bei Borussias Gegner vom Samstag steht die Suche nach einem neuen Trainer – oder auch nicht – häufig im Vordergrund. Nachdem der ehemalige Alleinherrscher Felix M. entlassen wurde, hat nun der alte Hase Lorenz-Günter Köstner die undankbare Aufgabe „11 aus 49" zu spielen und jedes Wochenende aufs Neue eine Mannschaft zu stellen. Dabei könnte er sich die gewissenhafte Auswahl zumindest am Samstag schenken, weil wir doch spätestens seit Dienstag wissen, dass es ohnehin keiner wagen soll, uns, den BVB, zu schlagen.

Nach dem Durchmarsch in der Champions League hat Aki Watzke nun klare Ziele für die letzten drei Spiele dieses Jahres ausgegeben, die ziemlich deckungsgleich mit denen der Fans sein dürften: drei Siege, Platz Zwei in der Bundesliga und ein Platz im Viertelfinale des DFB-Pokals. Ja, das hätte durchaus was, auch wenn man aktuell attestieren muss, dass die Mannschaft zumindest personell den Preis für die vielen englischen Wochen zahlt. Konnte man am Dienstag noch darüber hinweg sehen, weil man a) mit Manchester City ohnehin einen dankbaren Gegner hatte und es b) eh um nichts mehr ging, ist dies im Spiel gegen den VfL schon ärgerlicher. So stehen Chuck Bender und Sebastian Kehl nicht zur Verfügung, während hinter Subotic, Götze, Kuba und Piszczek noch Fragezeichen stehen. In der Autostadt hingegen fehlen nur Pilar und Helmes.

Insgesamt tut man sich schwer, die Qualität des Gegners einzuschätzen, weil sich Wolfsburg in dieser Spielzeit und gerade nach dem Trainerwechsel zu Mannschaften wie Hannover, Bremen und Stuttgart gesellt und damit eines der Teams ist, die man sonst mit dem so treffenden Titel „Wundertüte" bezeichnet. Seit man allerdings von den streng herrschenden Klauen des Felix M. befreit ist, ist doch ein deutlicher Aufwärtstrend zu erkennen. Sein Einsatz ist noch fraglich: Lukasz PiszczekDiego hat hin und wieder doch mal Lust, gegen den Ball zu treten, Dost Bas (© Liga Total-Moderator Klaus Gronewald) trifft auch mal ins Tor und Simon Kjaer präsentiert nicht nur seine Frisur des modernen Mannes des 21. Jahrhunderts, sondern sorgt auch in der Defensive teilweise für Ordnung. Bevor man am Samstag wieder überrascht ist, weil es nach 20 Minuten vielleicht noch nicht 3:0 für den BVB steht und der Westfalenstadion Roar sich wieder in ein selbstgefälliges Raunen verwandelt, warne ich daher: So leicht, wie man den Gegner vielleicht haben will, ist er nicht... zumindest auf dem Papier. So könnte der VfL durchaus zu einer harten Nuss werden, auch wenn nicht abzustreiten ist, dass sicherlich elf schwatzgelbe Nussknacker alles geben werden, um in der Vorweihnachtszeit an den Inhalt der Nuss und damit die drei Punkte zu kommen.

Zu einer Besonderheit wird es derweil auf den Rängen kommen. Da der Wolfsburger an sich sich meist nicht so reisefreudig herausstellt und man es ja quasi schon gewohnt ist, nicht unbedingt eine volle Gästekurve zu erwarten, hat der BVB die Sitzplätze im Block 61 gleich mal stehen gelassen, um den Fan aus der Autostadt auch ein plauschiges Plätzchen in der kalten Zeit zu geben. Dies reduziert das Gesamtfassungsvermögen auf 80.000 Plätze, während sich die 1.500 Fans aus Wolfsburg darüber freuen können, zur Not oder vielleicht auch in den ersten 12 Minuten einfach mal Platz zu nehmen. 300 Karten gibt es am Samstag um 11 Uhr noch im freien Verkauf, allerdings nicht für Fans in schwatzgelb.

Welchen Fußball willst du?

Während der ersten zwölf Minuten und zwölf Sekunden des Spiels wird es natürlich wieder Fanproteste und damit ein Schweigen im Westfalenstadion geben. Ein letztes Mal darf man vor heimischen Publikum also diese Geisteratmosphäre erwarten, die zuletzt gegen Düsseldorf dafür sorgte, dass man doch allerspätestens nach dieser Erfahrung Angst haben musste, dass der Sport, Protest gegen Düsseldorfden man so liebt, auf einmal einen entscheidenden Punkt seines Daseins verlieren könnte. Um dies zu verhindern, findet am Samstag ab 11 Uhr eine Fandemo statt, die am Platz der alten Synagoge am Stadtgarten starten wird, ehe es schließlich gemeinsam – übrigens auch mit den Wolfsburgern – in Richtung Stadion geht. Ausreden gibt es nicht, wem der Fußball am Herzen liegt, wer Bock auf Stehplätze, aber keinen Bock auf Ganzkörperkontrollen hat, sollte erscheinen, um ein weiteres deutliches Zeichen in Richtung DFL zu senden, auch wenn diese sich mal wieder gewohnt dünnhäutig gibt. Ausreden gibt es entweder gar nicht erst oder werden schlicht und ergreifend nicht akzeptiert. Hingehen! Alle wichtigen Informationen findet ihr auch hier.

Statistik

Ballspielverein: Weidenfeller - Piszczek, Santana (Subotic), Hummels, Schmelzer - Gündogan, Leitner - Blaszczykowski, Götze, Reus - Lewandowski

VfL Wolfsburg: Benaglio - Fagner, Naldo, Kjaer, Schäfer - Polak, Josué - Hasebe, Diego, Olic - Dost

Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)

Vanni, 07.12.2012

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