Warmlaufen

Viertelfinale zum Geburtstag

18.12.2012, 18:47 Uhr von:  Redaktion

Gerade einmal 7 Monate ist es her, dass wir uns wie auf dem Gipfel fühlten. Gerade Meister geworden, badetete das Olypmiastadion in schwarz und gelb. Zigtausende im Stadion, in der Waldbühne und in der Stadt feiert miteinander. Die Mannschaft schwenkte eine BVB-Fahne über dem Marathontor. Ein geiler Tag voller perfekte Momente. Wie konnte es eigentlich passieren, dass es sich etwas über ein halbes Jahr später eigentlich so scheiße anfühlt? Am Sportlichen liegt es mit Sicherheit nicht. Die Hinrunde ist mit 30 Punkten ganz ok verlaufen, die Champions-League bombastisch gut. Und auch im Pokal haben wir jetzt gegen Hannover 96 die Chance, in einem weiteren Wettbewerb zu überwintern. Es ist das Drumherum, das einen mürbe macht und die Freude nimmt.

Ich mache jetzt mal etwas, was ich sonst nicht in einem Vorbericht mache: Ich nutze ihn für ein paar persönliche Zeilen. Ich habe es satt. Ich hab es satt, Spielball von Politikern und Funktionären zu sein. Satt, am Ticketschalter wie eine Weihnachtsganz ausgenommen zu werden. Ich habe es satt, mir von anderen Leuten erklären zu lassen, dass ich mich von Pyrotechnik distanzieren soll – aber auch satt, mit meinem Protest Pro Pyrotechnik zwangseingenommen zu werden. Ich habe meine Meinung und ja, die bilde ich mir wirklich durch nachdenken und nicht durch nachplappern. Und diese Meinung lasse ich mir von niemandem nehmen. Nicht von Politikern, nicht von Managern, nicht von Spielern und auch nicht von anderen Fans. Wenn ich glaube, meine Meinung durch Schweigen zum Ausdruck bringen zu müssen, dann schweige ich. Wenn ich aber der Meinung bin, meine Freude über ein Tor durch Schreien heraus lassen zu müssen, dann schreie ich. Wenn mich jemand in einen separaten Raum zur Durchsuchung bringen will, dann gehe ich. Und wenn jemand meint, die Eintrittspreise teurer und teurer zu machen, dann komme ich erst gar nicht mehr.

Das Stadion war für mich immer einer der letzten Orte, an dem man sich ausleben kann und nicht all die Kompromisse eingehen und Rücksichten nehmen muss, die der Alltag regelmäßig für ein einigermaßen friedliches Miteinander fordert. Wer mir aber vorschreiben will, wie ich mich als Fan zu fühlen, zu denken und wie zu handeln habe, der kann mich mittlerweile mal. Und wer das gleiche über mich denkt, der darf das auch herzlich gerne tun.

Und gerade jetzt habe ich dringenst Bock, über Fußball zu reden. Über ein Pokalspiel mit Flutlichtatmosphäre. Über ein Pokalspiel am Geburtstag des tollsten Vereins der Welt. Und über ein Pokalspiel gegen einen verdammt unbequemen Gegner.

Zwei Mal gab es diese Paarung schon und beide Male sind wir mit 0:1 vom Platz gegangen. Eine Bilanz, die dringen mal aufpoliert werden müsste. Zumindest zuhause sieht es da etwas besser aus : 10 Siege, 7 Unentschieden und 4 Niederlagen. Klingt schon hoffnungsvoller.

Viel wird vermutlich auch von den Spielern abhängen, hinter denen Stand jetzt noch ein Fragezeichen steht. Auf Dortmunder Seite sind das Marcel Schmelzer und Sebastian Kehl. Über Schmelzer, der bereits in Hoffenheim wegen einer Nasennebenhöhlenentzündung fehlte, braucht man eigenlich nicht mehr viele Worte verlieren. Der Junge hat im Laufe der Hinrunde noch einmal einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht und als Linksverteidiger konkurrenzlos. Defensiv eine Bank und auch Offensivaktionen sind für ihn längst keine böhmischen Dörfer mehr. Kuba hat seine Sache als Ersatz zwar ordentlich gemacht, aber erstens ist er vorne wertvoller und zweitens ist Ya Konan ein unangenehmer Gegenspieler, gegen dein ein gelernter Verteidiger nicht so verkehrt wäre.

Noch einen Tacken besser sieht es für einen Einsatz von Sebastian Kehl aus. Der Kapitän war zwar jetzt einige Spiele verletzt, aber mit seiner Zweikampfstärke eminent wichtig auf der Doppelsechs. Gerade, wenn es gegen eine Mannschaft geht, die das Umschaltspiel so prächtig beherrscht wie die Männer von der Leine. Da muss dann vielleicht auch mal die rustikalere Variante her, um bereits im Mittelfeld die Angriffe abzufangen.

Ansonsten besteht für Trainer Klopp eigentlich kein Grund, nicht die gewohnten Spieler zum letzten Kick vor der Winterpause auf den Rasen zu schicken. An den vielleicht ältesten Anwärter auf ein Nationalmannschaftsdebüt im deutschen Fußball führt im Tor eh kein Weg dran vorbei. Dass wir trotz einer etwas durchlässigeren Abwehr als in den letzten beiden Spielzeiten immer noch die drittbeste Gegentorstatisitk der Liga haben, ist auch zu einem Großteil der Verdienst von Weide. Was der in den letzten Monaten aus dem Kasten gefischt hat, ist schon ganz großes Kino.

Davor werden definitiv Hummels, Subotic und Piszscek die Abwehr bilden, ergänzt um entweder Schmelzer oder möglichen Alternativen wie Kuba oder Großkreutz. Der Rest geht dann eigentlich auch im Schnelldurchlauf. Gündogan zieht die Fäden im defensiven Mittelfeld, Reus versetzt hinter der Spitze Lewandowski und Götze verarscht den Gegner überall auf dem Platz. Eine Augenweide, dem Jungen zuzusehen. Die Besetzung der vakanten Offensivstelle hängt dann wie gesagt maßgeblich von der Einsatzfähigkeit von Schmelzer ab.

Fragezeichen gibt es auch bei Hannover. Nämlich hinter dem Einsatz von Jan Schlaudraff und Mame Diouf. Klar, man wünscht keinem was schlechtes, aber richtig traurig müsste man als Dortmunder auch nicht sein, wenn es vor allem bei Diouf nicht klappen würde mit einem Platz im Kader. Ein richtig guter, laufstarker und torgefährlicher Stürmer, wie wir ja schon beim Auswärtsspiel leider feststellen mussten.

Und auch ohne die beiden wird das ein harter Weg ins Viertelfinale. Hannover hat nicht die ganz großen Ausnahmekönner, aber dafür eine effektive und perfekt einstudierte Taktik. Das Umschaltspiel hat schon mehr als einem Gegner, der sich mit viel Ballbesitz in trügerischer Sicherheit gewogen hat, arge Probleme bereitet.

Trotzdem, der Brocken wird aus dem Weg geräumt, unsere Borussia bekommt das Viertelfinale zu Geburtstag und vielleicht steht am Ende ja wieder ein geiler Abend in der Hauptstadt.

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Gündogan, Kehl - Blaszczykowski, Götze, Reus - Lewandowski
Auf der Bank: Langerak - Kirch, Santana, Leitner, Perisic, Bittencourt, Großkreutz, Schieber
Fraglich: Kehl (Rückstand), Schmelzer (Nasennebenhöhlenentzündung)

Hannover 96: Zieler - Cherundolo, Eggimann, Schulz, Rausch - Schmiedebach, Pinto - Ya Konan, Huszti - Abdellaoue, Diouf
Auf der Bank: Miller - Chahed, Haggui, Pander, Sakai, Nikci, Schlaudraff, Abdellaoue, Sobiech
Fraglich: Schlaudraff, Diouf (beide muskuläre Probleme)

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München), Assistenten: Mark Borsch, Benjamin Cortus, Vierter Offizieller: Manuel Gräfe
Zuschauer: Die Tageskassen öffnen um 16 Uhr. Bislang sind 76.500 Karten für dieses Spiel verkauft

da Silva Sascha, 2012.12.18 (was der Blaue kann, kann ich auch)

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