Clash of cultures
Der Spielplan lässt weder Spieler noch Fans zur Ruhe kommen. Gerade aus Mainz zurück, rollt der Ball bereits am Dienstag wieder. Ungewohnt, aber dieses Mal geht es nicht um die nächste Pokalrunde oder ein glanzvolles Kräftemessen mit den europäischen Schwergewichten. Nein – es geht um ganz normale Bundesligapunkte. Und was vor einigen Jahren noch absolute Highlights waren, ist mittlerweile ziemliche Normalität: Flutlichtspiele. Trotzdem haben sie einen Reiz, dem man sich nur schwer entziehen kann. Die Anfahrt unter dunklem Himmel, das hell erleuchtete Stadion und ein im Scheinwerferlicht glänzend grüner Rasen. Die Atmosphäre ist einfach besonders. Wenn dann zu diesem Termin auch noch ein Gegner mit einem annehmbaren Anfahrtsweg unter der Woche kommt und der Gästeblock gut gefüllt ist, ist es einfach perfekt. All diese Voraussetzungen sind für das nächste Heimspiel gegen Düsseldorf erfüllt.
Also greifen wir mal tief rein in die Klischeekiste. Landeshauptstadt gegen Bierhauptstadt. Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Für den Ruhri sind die Düsseldorfer feine Schnösel, die über ihre Kö' schlendern, danach einen Latte Macchiato in einem In-Bistro schlürfen, um sich anschließend mit ihrem geleasten Maserati zurück in die 250-m²-Einliegerwohnung zu bewegen. Und das ganze dann als einen stressigen Tag bezeichnen
Von der anderen Seite aus betrachtet, steht der typische Ruhrpotteinwohner im Jogger aus feinster Ballonseide morgens um 10.00 Uhr an der Trinkhalle an der Ecke und tauscht bei einem verdienten Frühstücksbierchen Geschichten aus, wie es damals unter Tage so war. Der Rheinländer war eben schon immer der natürliche Feind des Westfalen und verbreitet niederträchtig solche Lügen über unseren schönen Pott. Ballonseide ist out, Bier gibt es frühestens ab 11.00 Uhr und die Tage von Kohle und Stahl sind schon längst passè. Der Westfale dagegen ist eine kreuzehrliche Haut und würde nie zu so fiesen Lügen greifen. Noch einen Amarettini zum Latte Macchiato, ihr Rheinländer?
Genug der unterschiedlichen Lebensweisen und ran an die Spielkultur. Borussia Dortmund gegen Fortuna Düsseldorf. Und hier sind die Vorzeichen genau umgekehrt. In Dortmund spielt der amtierende deutsche Meister, der amtierende DFB-Pokalsieger und die Mannschaft, die vorzeitig die schwerste Vorrundengruppe der europäischen Königsklasse als Gruppensieger bestanden hat. Auf der anderen Seite der Aufsteiger aus Düsseldorf.
Im Kader der Fortuna aus Düsseldorf sind Spieler vertreten wie Jens Langeneke und Andreas Lambertz. Zwei Kicker, die für den Verein schon in der dritten Liga gespielt haben und sich trotzdem ganz respektabel in der höchsten deutschen Spielklasse schlagen. Ersterer wird am Dienstag jedoch verletzt fehlen. Bei Borussia Dortmund stehen stellvertretend für die ganze Mannschaft Mario Götze und Marco Reus für Fußball auf technisch höchstem Niveau. Die Ballan- und -mitnahme ein Traum. Feinste Ballbehandlung auch bei vollem Tempo, trickreich und immer mit überraschenden Ideen. Das soll jetzt nicht arrogant oder abwertend gegenüber den Düsseldorfern klingen. Wie sich die Fortuna in den letzten Jahren entwickelt hat, ist höchst respektabel. Nach dem sportlichen Absturz in die Regionalliga hat man sich wieder zurück nach oben gearbeitet. Dabei konnte man sich auch als Verein wieder stärker mit der Stadt und seinen Einwohnern verwurzeln und gehört auf Anhieb in der Attraktivitätstabelle unserer Gegner in die obere Hälfte. Ist doch ganz natürlich, dass man sich die Punkte zum Klassenerhalt in erster Linie erkämpft, Wert auf eine anständige Defensivarbeit legt und den Gegner bevorzugt mit der Grätsche bearbeitet.
Unsere Borussia ist da einfach spielerisch auf einem anderen Level. Der Kampf wird zwar nie vergessen und so lange ein Manni Bender in unserem Kader steht, wird auch der herzhaftere Zweikampf immer seine Berücksichtigung in Dortmund finden, aber man sieht auch immer wieder Spielzüge zum Zunge schnalzen und zum Verlieben. Ein feiner Pass, ein hervorragendes Dribbling, perfektes Zusammenspiel auf den Außenbahnen – unsere Jungs sind jederzeit in der Liga, auch aus scheinbar harmlosen Situationen gefährliche Momente zu kreieren.
Klingt nach einer klaren Kiste. Aber dennoch ist Vorsicht geboten. Im Pokalspiel letzte Saison haben sich die damals noch zweitklassigen Fortunen mehr als achtbar geschlagen. Zwar numerisch in Überzahl nach Platzverweis an Owomoyela, aber mit Kampf und Leidenschaft ein absolut würdiger Gegner, der erst im Elfmeterschießen bewzungen (manche halten es immer noch für ein Wunder) werden konnte. Trotzdem, vor dem Spiel gegen die Rothosen aus München sollten diese drei Punkte bei uns bleiben.
Abseits des Spiels steht der 14. Spieltag auch im Zeichen eines anderen Clash of cultures. Sicherheitspolitik vs. Fankultur heißt der Kampf, der uns alle angeht. Im Vorfeld der Abstimung zum Konzept „Sicheres Stadionerlebnis" am 12.12.2012 geht es darum, noch einmal nachdrücklich auf Faninteressen und die Gefahren für die Fankultur, die so ein Konzept mit sich bringt, hinzuweisen. „12:12 – ohne Stimme keine Stimmung" ruft deshalb dazu auf, dass deutschlandweit in den ersten 12 Minuten und 12 Sekunden die Kurven schweigen.
Ruhrpott: Weidenfeller - Schmelzer, Hummels, Subotic, Piszczek – Bender, Gündogan (?) - Reus, Götze (?), Kuba – Lewandowski
Auf der Bank: Langerak, Santana, Perisic, Kehl (?), Leitner, Schieber
Rheinland: Giefer - Balogun, Bodzek, Juanan, van den Bergh - Paurevic, Lambertz - Garbuschewski, Ilsö, Bellinghausen - Kruse
Auf der Bank: Almer - Fomitschow, Voronin, Reisinger, Rafael