Warmlaufen

Nach dem Spiel des Jahres ist vor dem Spiel des Jahres

24.10.2012, 08:23 Uhr von:  Redaktion

Nach dem Derby: ChampionsLeagueDerby, Derby, Derby...Derby? Real Madrid ist in der Stadt. Nach der Niederlage des Jahres bietet das nächste Spiel des Jahres die beste Gelegenheit für Mannschaft und Fans des BVB sich zu rehabilitieren. Um die Erinnerung ans Wochenende aus den Köpfen zu spülen und dem Charismatiker Jose Mourinho einmal ganz nahe kommen zu können, haben wir uns ins Westfalenstadion aufgemacht und die Pressekonferenz vor dem Spiel besucht. Als wir den Presseraum betraten, stellte sich auch sofort das Champions League Gefühl ein. Circa 30 Fernsehkameras waren aufs Podium gerichtet und im Raum herrschten Sauna-Temperaturen. Die spanischen Berichterstatter waren leicht daran zu erkennen, dass sie trotzdem noch zu frieren schienen und sich in ihre Jacken kuschelten.

Um den Preis für die intelligenteste Frage an Jürgen Klopp lieferten sich Boris Rupert und der Mann vom polnischen Fernsehen ein knappes Rennen. Boris schöpfte mal wieder aus seinem unendlichen Statistikfundus und stellte fest, dass der BVB noch nie ein Bundesligaheimspiel und dann im Anschluss daran auch ein Champions League Heimspiel verloren hat. Wollte er damit etwa sagen, dass wir den Blauen dankbar sein müssen, weil sie unsere Chancen erhöht haben? Der polnische Kollege hätte gerne vom Trainer gehört, wie er Robert Lewandowski im Vergleich zu Christiano Ronaldo sieht. Die Zusatzfrage, ob es für Real daher nur um höchstens einen Punkt gehen wird, brachte Boris Rupert den Sieg und so wurde er von Klopp zum Campeon der Statistikwelt ausgerufen und dazu beglückwünscht, dass er jetzt auf der ganzen Welt bekannt ist. Auch Sven Bender musste sich harten Nachfragen der Investigativjournalistin vom WDR stellen. Doch der Mittelfeldabräumer parierte gekonnt, als sie wissen wollte, wie es denn sei, den Stars von Real, die er sonst nur auf der Playstation sieht, auch mal im echten Leben gegenüber zu stehen.

The only one formerly known as the special one ließ auf sich warten, wie sich das für einen echten Topstar gehört. Als er endlich kam, legte er auch die passende Arroganz an den Tag und ließ keine Fragen von deutschen Journalisten zu. Das war wirklich bitter, denn eigentlich waren wir doch gekommen, um ihn zu fragen, ob er sich den Job in Wolfsburg zutraut. So ist Felix Magath gerade nochmal davon gekommen. Aber es gibt ja auch noch die PK nach dem Spiel. Wir bleiben dran. Es ist natürlich die Frage, ob Mourinho sich dieser PK noch stellen wird, wenn Klopps Marathon-Männer mit seinem weißen Ballett fertig sind. Auch unsere bohrenden Blicke, als er uns im Anschluss an die Pressekonferenz wirklich fast auf den Füßen stand, werden einiges dazu beigetragen haben, dass er sich in der Stadt des Deutschen Meisters unwohl fühlt.

Sven Bender, heutiger Gast in der PK, während des DerbySchön war es auch dem Rasensolarium im leeren Stadion mal bei der Arbeit zuzusehen. Alles ist für Mittwochabend angerichtet. Auch die sympathischen Abkleber der UEFA sind schon durchs Stadion gezogen, haben jedoch ein paar Stellen auf der verwinkelten Nordtribüne ausgespart. Leider aber nicht den für Fanzineschreiber wichtigesten Teil, den neugeschaffenen Pressebereich, was den unschönen Nebeneffekt hatte, dass es eben dort kein Brinkhoffs mehr gab. Daher mussten wir den Auftritt von Di Maria sausen lassen und zur weiteren Spielvorbereitung zum Bürgermeister umziehen.

Vorher blockierten wir noch mit einem enttäuschten Lokalreporter den Aufzug, doch es war ohnehin der falsche. An versprengten TOOFKASTSO-Groupies in Portugal Trikots vorbei, lud der Bürgermeister zu den wirklich wichtigen Diskussionen. „Wann verkloppen die endlich den Kevin?“ und ist ein BVB-Tablett die richtige, morgendliche Begrüßung für den One-Night-Stand? Ist es! Eine schockierende Nachricht hatte er aber auch noch parat: Sky bietet am Mittwoch die „deutsche Konferenz“. Doch das warme Gefühl der Eintrittskarten in unseren Taschen vergewisserte uns, dass dieser Horror an uns vorbei gehen würde.

Die Champions League ist also in der Stadt und sämtliche Statistiken sprechen für den BVB oder zumindest nicht gegen uns. Der letzte Heimsieg gegen eine spanische Mannschaft datiert auf den 06.12.1994, und nachdem wir diesen bereits im vergangenen Jahr gegen Piräus hinaufbeschworen hatten, erledigen wir diese Pflichtaufgabe nun in der aktuellen Saison. Nach einer Niederlage gegen den kleinen Nachbarn Atletico in der Saison, die uns nach München führte, gab es ein paar Unentschieden, vor allen Dingen gegen Real, die ihrerseits bis auf einen lausigen 3-2 Auswärtssieg gegen Leverkusen in Deutschland bislang noch nichts gerissen haben. Dieser Sieg aber fiel in das Haarprobenproblem des obersten Werksangestellten und ist daher zu vernachlässigen.

Spielleiter Viktor Kassai wird alles dransetzen, in der Gunst der Borussen über Mr. Mike Dean, dessen legendärer Auftritt im letzten Aufeinandertreffen mit einem spanischen Team für immer unvergessen bleibt, zu liegen. Er wird Fouls an Marcel Schmelzer auch als Foul werten müssen, sonst könnte ihm das Stadion um die Ohren fliegen. Sein bislang größter Auftrittt war das Halbfinale bei der WM 2010 und sicher will er diesmal zur Abwechslung mal die Deutschen gewinnen sehen. Der Reisekaufmann aus Ungarn mit den Hobbys Sport und Film darf neben Schmelzer, dessen Einsatz Klopp zumindest in Aussicht stellte, auch Mario Götze auf dem Platz begrüßen. Ob es für Gündogan reicht? Vielleicht auf der Playstadion, würde Sven Bender antworten, der im Verlauf der Pressekonferenz jedoch auch noch einmal klarstellte: Das mit der Taktik kann mal passieren. Dafür erntete er ein herzliches Schulterklopfen von seinem zuletzt medial etwas gerupften Trainer.

Trainer Klopp im ChampionsLeague OutfitDas mit der Taktik für morgen ist auch klar. Ein paar Minuten eingrooven, dann das Stadion kommen lassen, ein Tor machen, noch ein Tor machen und noch ein Tor machen. Und dann mal schauen, was Madrid überhaupt noch zu antworten in der Lage sein wird. Nix! Überhaupt nix! Diesmal muss es endlich einmal klappen gegen Los Merengues (die nur in Deutschland die Königlichen genannt werden). Nach zuverlässigen Informationen aus der BVB-nahen Ermittlerszene werden weder Amoroso noch Billy Reyna Mittwoch auf dem Platz stehen und auch Portillo wurde bei der Ankunft am Dortmunder Flughafen nicht gesichtet. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass die Jungs in Schwarz und Gelb gegen die Weißen was reißen werden.

Eins steht jedenfalls fest: Neben dem Platz muss es auch eine deutliche Leistungssteigerung geben, wenn man an die bislang ausgezeichneten Champions League Auftritte anknüpfen möchte. Und auch dafür stehen die Chancen ja nicht schlecht, denn mit irgendwelchen Materialpräsentationen der Gästefans ist wohl eher nicht zu rechnen. Auch die Dortmunder Anhänger müssen ihren Teil beitragen, wenn der Traum, die Todesgruppe zu überstehen, am Leben gehalten werden soll.

Zum Abschluss dann noch für die Stadiongänger ein paar sinnlose Fakten aus der UEFA Pressemappe, die Béla Réthy seinem Publikum garantiert nicht vorenthalten wird:

Robert Lewandowski verfehlte in den ersten beiden Spielen sieben Mal das gegnerische Tor, mehr als jeder andere Spieler im Wettbewerb.

Für Real ist die Partie in Dortmund das 350. Europapokalspiel. In der Königsklasse kassierten die Spanier bislang 197 Gegentore.

Falls der Polen-Ronaldo Mittwoch mal nicht daneben schießt, könnten unsere Jungs also easy die 200 voll machen.

Allerdings hat die Truppe vom TOOFKASTSO in den ersten beiden Spielen schon 7 Mal genetzt, mehr als alle anderen Teams im Wettbewerb.

Laut UEFA-Prognose läuft also alles auf ein 3,5:3,5 hinaus. Aber wir alle wissen ja wie viel die Funktionäre vom Sport verstehen und daher wird wohl zwangsläufig alles ganz anders kommen als gedacht. Und dann ist auch schon wieder Bundesliga. Auswärtssieg in Freiburg. Tore machen, Punkte machen.

So könnte der BVB auflaufen: Weidenfeller – Piszczek, Hummels, Subotic, Schmelzer (Kevin) – Bender, Kehl (Gündogan) – Reus, Götze, Großkreutz (Perisic) – Lewandowski

Steph & Web 23.10.2012

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