Die Nummer 20 aus Down Under
Es ist mir eine große Ehre über unseren australischen Sunnyboy Mitch schreiben zu dürfen. Als Neuzugang vor der Saison von einigen Seiten mild belächelt, konnte unser Ersatzkeeper aus Down-Under nur einmal (in der Bundesliga) richtig zeigen, aus welchem Torhüterstoff er geritzt ist.
Aber das eine Mal hatte es dann auch in sich. Was war das doch für ein mittelschwerer Schock, als die Nachricht kursierte Roman Weidenfeller, unsere etatmäßige Nummer Eins im Kasten, würde für das Topspiel in München ausfallen. Zwei Tage lang hatte man noch leise Hoffnung, es reiche vielleicht ja doch noch. Spätestens am Spieltag war dann aber klar, dass der 22-jähirge Mitch Langerak sein Debüt feiern wird. Über Parallelen mit Eike Immel wurde berichtet, der vor etlichen Jahren (noch lange vor dem Dschungel-Camp) ebenfalls als junger Torhüter in München debütierte.
Was konnte man nun also von Mitch erwarten? Kaum einer hatte ihn je in einem Pflichtspiel auflaufen sehen. Die Trainingseindrücke waren nicht die schlechtesten, das musste man ja sagen. Aber wie sah das dann im Pflichtspielbetrieb aus, noch dazu in einem solchen Spiel, bei dem die halbe Welt zusah? Bis dahin hatte er auch erst ein Spiel für die Dortmunder Reserve bestritten, konnte also auf nicht wirklich viel Erfahrung in Deutschland zurück blicken. Wie sollten, konnten, durften ihn die BVB-Fans einschätzen? Wie gesagt, live gesehen, außer vielleicht im Training – und da auch nur die wenigsten – hatte ihn keiner. Keiner, außer mir. Tatsächlich konnte ich dieses aufstrebende Talent in Australien bewundern, als ich mir ein Champions-League-Spiel seines früheren Vereins Melbourne Victory gegen den japanischen Vertreter Kawasaki Frontale im Melbourner Etihad-Stadium gönnte. Die Partie war schrecklich, tat meinen gourmierten Fußballaugen weh und erinnerte eher an eine schlecht durchdachte Känguru-Jagd als an Profisport. Einzig der junge Torwart im Kasten von Melbourne wusste zu überzeugen und rettete seinem Team einen mehr als unverdient, schmeichelhaften 1:0 Heimsieg. Meine Augen waren nach der ersten unglaublichen Parade Langeraks für die restliche Spielzeit nur noch auf ihn gerichtet. Die Aktionen der anderen konnte man sich auch nicht wirklich anschauen ohne eine Abneigung gegen den Fußball zu entwickeln. Da war es dann auch kein Wunder, dass alle Szenen eines Best-Of-Videos mit Paraden von Mitch, das seit Saisonbeginn auf youtube die Runde macht, aus diesem Spiel stammen.
Fazit: So richtig hatte keiner vor der Saison geglaubt, dass Mitch Langerak zu seinem Bundesligadebüt kommen würde – außer natürlich Weidenfeller verletzt sich. Dass es dann gegen die Bayern soweit sein würde, ist eine weitere schöne Geschichte, die nur der Fußball schreiben kann. Dieses Spiel ist nicht allein der Grund, warum sich Mitch völlig zu Recht als Deutscher Meister 2010/11 fühlen kann. Auch seine sehr guten Trainingsleistungen, mit denen er die etatmäßige Nummer 1 in zusätzlicher Manier fordert und so auch fördert, machen ihn zu einem sehr wichtigen Teil der gesamten Mannschaft. Danke Mitch, du hast eine große Karriere vor dir! Du, Deutscher Meister 2011!