"Revier-Derby" - das Buch
Wir schreiben das Jahr 2011 und über das Revierderby ist inzwischen nun wirklich alles erzählt worden. Wirklich alles? Denkste! Autor Gregor Schnittker beweist mit seinem neuen Buch "Revier-Derby" das Gegenteil.
Dies ist jedoch nur ein kleiner Schönheitsfehler in einem ansonsten auch vom schreiberischen Handwerk her erfreulich hochqualitativen Buch. Das große Plus in der Abfolge der Derbyhistorie von Beginn bis in die Neuzeit liegt dabei im Verzicht. Der Leser muss sich nicht durch Erzählungen zu jeder noch so unbedeutenden und langweilige Partie quälen (von denen es trotz der Rivalität auch zur Genüge gegeben hat), sondern erlebt die Reise durch die Geschichte anhand von ausgewählten Highlightspielen und den Erzählungen drum herum. Für Statistikfans gibt es immerhin Daten zu den ausgewählten Spielen sowie eine Übersicht aller bisherigen Derbys und der jeweiligen Spielergebnisse im Anhang. Darüber hinaus wartet das Buch erfreulicherweise nicht mit Zahlenmaterial auf.
Und der Autor? Fernsehzuschauern ist Gregor Schnittker als Moderator der WDR Lokalzeit Dortmund und Sportreporter des ZDF bekannt. Als Ruhrgebiets-Reisender (in Bochum geboren und sowohl in Gelsenkirchen wie auch in Dortmund gewohnt) bringt Gregor dabei zudem noch das nötige Rüstzeug für die Derbymaterie mit. Dass er dabei seit Jugendzeiten sein Herz an den BVB verloren hat, mag aus blauweißer Sicht ein Makel sein, es spricht aber für den Sachverstand des Autors – auch wenn man dem Buch selbst die Präferenz nicht anmerkt und Gregor selbst Stein und Bein schwört, das Derby-Thema unaufgeregt und mit größtmöglicher Objektivität zu sehen.
Wieviel Spaß der Autor schon beim Schreiben des Buchs gehabt haben dürfte, war spätestens bei der Präsentation vor knapp zwei Wochen zu spüren, als die beidseitigen Helden von einst aufeinander trafen und gemeinsam in Erinnerungen an vergangene Derbyzeiten schwelgen durften.
Hier trafen Selbsterkenntnis („Wir waren ja doof“ – Klaus Fichtel darüber, dass seine Mannschaft beim legendären Nebelspiel trotz der widrigen Bedingungen weiterhin mitzuspielen versuchte) auf Lob und Anerkennung („Das kommt in der Geschichte ja immer viel zu kurz, was für kluge Hunde es damals gab“ – Siggi Helds Kommentar zum Friedel Rausch und dem Hundebiss) und es blieb Werkstatt-Verlag-Borusse Dietrich Schulze-Marmeling überlassen, die Schwäche des Buchs schonungslos aufzudecken: „Das Supercup-Spiel von neulich hätte wirklich nicht reingemusst.“
Wir stimmen zu. Unterm Strich aber ist Gregor mit seinem Buch eine wirklich unterhaltsame und interessante Abhandlung über die Faszination des Derbys gelungen, die auch für langjährige Fans beider Vereine noch zahlreiche neue Perspektiven und Geschichten parat haben dürfte.
Dies lässt sich der Werkstatt-Verlag allerdings auch ordentlich bezahlen. 28 Euro sind ein durchaus stolzer Preis und werden den einen oder anderen Fan vermutlich doch vom Kauf abhalten. Die, die sich das Buch zulegen, werden hingegen mit einem faszinierenden Werk über ein noch faszinierenderes Thema belohnt.
Das Wichtigste in Kürze:
268 Seiten, Hardcover
Verlag Die Werkstatt
ISBN: 978-3-89533-818-2
28,00 Euro
Gewinnspiel:
In Zusammenarbeit mit dem Verlag Die Werkstatt verlost schwatzgelb.de fünf Exemplare des Buches. Alles, was Ihr dafür tun müsst, ist folgende Fragen korrekt zu beantworten:
In welchem Jahr hat der BVB zum glücklicherweise einzigen Mal ein Bundesliga-Heimspiel in Gelsenkirchen austragen müssen?
Wer war der damalige Gegner?
Wie endete die Partie?
Die Antworten schickt bitte an arne@schwatzgelb.de. Einsendeschluss ist Mittwoch, der 19.10.2011. Der Rechtsweg ist natürlich ausgeschlossen.