Ich mag Hannover nicht
Eröffnen wir den heutigen Vorbericht zum Spiel gegen Hannover mit einem leicht abgewandelten Zitat aus der Stadionzeitung von 1860 München: "Mögen Sie eigentlich Hannover 96? Also, wenn ich ganz ehrlich bin". Speziell mag ich an denen nicht, dass ich einen Vorbericht zum Spiel gegen Hannover schreiben muss. Dort gibt es in dieser Saison unwägbare sprachliche Gefahren, die man sorgfältig umschiffen muss. Wortspiele über abgefahrene Züge im Zusammenhang mit dem Klassenerhalt können einem als Autoren ebenso um die Ohren fliegen, wie die im Fußballerdeutsch formulierte Frage, wer denn da Samstag bei Hannover in der Kiste ist, wenn es um die Torwartposition geht. Ein falsches Wort und man kann in beträchtliche Schwulitäten geraten. Das hat das DSF erst letzten beim Doppelpass gelernt.
Als positiver Mensch bin aber bestrebt, in allem stets auch das Gute zu sehen. Und das Gute an Hannover 96 ist: Es bietet auch sonst genug Angriffsfläche und Grund zur Antipathie. Da wäre zum einen der Mike Hanke. Der ehemalige Nationalstürmer und Vollblutblaue hat in der Vergangenheit immer sein Bestes gegeben, um seine Abneigung gegen alles was schwarzgelb ist, zu zeigen und nicht gerade fleißig Beliebtheitspunkte bei den BVB-Fans gesammelt. Aber zum Glück ist die Welt manchmal doch gerecht und so hat Herrn Hankes Karriere in den letzten Jahren einen kleinen Knick erfahren. Von GE und Nationalmannschaft ging es über Wolfsburg nach Hannover – und dort auf die Ersatzbank. Na Mike, wer lacht denn jetzt?
Damit hat Hanke zwei Gemeinsamkeiten mit seinem Neutrainer Mirko Slomka – einen Platz auf der Bank und eine tiefblaue Vergangenheit. Noch so ein Spezi, den ich bei Hannover nicht leiden kann. Denkt außer mir eigentlich noch jemand bei Slomkas Kameragrinsen, dass er währenddessen heimlich einen fahren lässt, weil er dabei immer so verkniffen guckt? Bei den Blauen muss man ja mit allem rechnen. Zwar hat Mirko Slomka am 12.05.07 sein Fett schon ordentlich weg bekommen, aber so ganz reicht das als Ausgleich für den wiederholten Versuch einer Gelsenkirchener Meisterschaft noch nicht. Drei Punkte am Samstag und der Gang in die Zweitklassigkeit am Saisonende, damit käme er der teilweisen Rehabilitation zumindest ein kleines Stück näher.
Zu guter Letzt noch ein Mann, den man eigentlich bewundern muss. Wenn es jemand schafft, unbeliebter als ein blaues Eigengewächs und ein blauer Beinahe-Meistertrainer zu sein, dann ist fast schon eine olympiareife Leistung. Hannover hat in dieser Kategorie Martin Kind zu bieten. Weder Fanproteste, noch ein eindeutiges DFL-Votum halten ihn davon ab, 50+1 endlich vor ein europäisches Gericht zu zerren und dort wahrscheinlich zu Fall zu bringen. Alles in dem Irrglauben, dass er mit dem Geld bereitstehender Investoren Hannover 96 zu einem Verein machen kann, der Interessanter ist als die x-te Wiederholung einer amerikanischen Comdeyserie auf Kabel1. Momentan gerät sein einsamer Feldzug aber ein wenig zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Kommt er schneller mit dem Fall in Brüssel, oder sein Verein in der Zweitklassigkeit an? Die Schatullen der Investoren dürften nicht mehr ganz so bereitwillig geöffnet werden, wenn die Gegner Rot-Weiss Oberhausen oder Paderborner SC heißen. Schon allein ihm ist der Gang für die 96er in die zweite Liga aus tiefsten Herzen zu gönnen.
Dazu beitragen können unsere Kicker, in dem sie den Hannoveranern am Samstag ihre siebte Niederlage in Folge beibringen. Und nichts anderes erwartet jeder im Stadion. Keine sehr bequeme Ausgangslage, aber will man sich mit Fug und Recht als Anwärter auf Platz fünf sehen, dann muss man aus einem Spiel gegen den Drittletzten der Liga alle drei Punkte mitnehmen. Auf dem Papier einfachere Aufgaben bekommt man in der Bundesliga kaum vor die Flinte. Mut dafür macht die Bilanz unter Klopp gegen kriselnde Gegner. Haben wir vor ihm Gegner dieser Preisklasse auch gerne mal aufgebaut und auf den Wege der Besserung gebracht, wurden seitdem die „Punktelieferanten“ amtlich abkassiert. Allein in dieser Saison hat man gegen Berlin, Nürnberg und Gladbach mit insgesamt 7:0 Toren souverän die Oberhand behalten und die jeweiligen Krisen weiter verlängert.
Mut machen sollte auch die Leistungssteigerung im Gastspiel in München. Das Ergebnis war bei weitem nicht so deutlich und klar wie im Vorfeld von manchen befürchtet, man erspielte sich mehr Großchancen, als man normalerweise gegen die Bayern erhält und konnte die Partie im Großen und Ganzen ausgeglichen gestalten. Geht man ähnlich konzentriert zu Werke und erzielt ein frühes Tor, dann wird das eine souveräne Angelegenheit.
Borussia Dortmund:
Weidenfeller – Schmelzer, Subotic, Hummels, Owomoyela – Bender (?), Sahin – Großkreutz, Zidan, Kuba – Barrios
Auf der Bank: Ziegler, Dede, Valdez, Götze, Santana, Hajnal, Ginczek
Fraglich: Bender
Hannover 96:
Fromlowitz – Chahed, Eggimann, Durica, Rausch – Baltisch, Schulz – Stajner, Elson, Schlaudraff – Kone
Schiedsrichter: Lutz Wagner
Assistenten: Daniel Siebert, Bastian Dankert