Apokalypsch reloaded
Fangen wir den heutigen Vorbericht zum Spiel der Borussia in Frankfurt erst einmal mit nacktem Zahlenmaterial an: 1 - 5 - 22,5 - 2 - 1 - 235. Bevor jetzt die Mathematikstudenten unter Euch anfangen, einen tieferen Sinn dieser Zahlenkette zu suchen, schiebe ich auch gleich mal die Lösung hinterher: Es ist der 01.05., Tag der Arbeit (an dem traditioneller- und paradoxerweise überhaupt nicht gearbeitet wird). Das Thermometer zeigt schnuckelige 22,5 Grad an, im Eisfach liegen 2 leckere Eis vom Aldi (da gibt's so ein Viererpack und vor allem Karamel und Schoko sind extrem empfehlenswert), auf dem Balkon steht 1 Liege und ich bin gerade auf Seite 235 von Hohlbeins „Hagen von Tronje". In der Kombination verdammt viele Gründe, den faulen Sack 'raushängen zu lassen und einfach den Vorbericht vom Hinspiel noch einmal online zu stellen.
Aber als gewissenhafter Redakteur würde ich natürlich niemals im Leben einfach nur einen Link setzen und mich dann klammheimlich auf den Balkon verdrücken. Gut, wirklich auffallen würde es nicht, sind die Vorzeichen zum Rückspiel gegen die Frankfurter Eintracht schließlich annähernd identisch. Am 13. Spieltag der Hinrunde stand der BVB auf Platz 9 der Tabelle und empfing mit der Eintracht den damaligen Zwölften. Die wiederum wurde dermaßen vom Verletzungspech geplagt, dass der charismatische, enthusiastische und allseits beliebte Trainer Friedhelm Funkel schon von apokalyptischen Ausmaßen sprach. Siebzehn Spieltage später steht der BVB auf Platz 7, die Eintracht auf Platz 11 und die Homepage der Hessen weist satte zwölf Ausfälle aufgrund von Verletzungen oder Sperren aus. Geändert hat sich an den Bedingungen im Vorfeld des Spiels also so gut wie gar nichts. In der Bierstadt hätte man dann auch gegen einem ähnlichen Ausgang, einem souveränen und lockeren 4:0 Sieg der Schwatzgelben, absolut nichts einzuwenden.
Es muss allerdings nicht einmal ein derart klarer Sieg sein. Drei Punkte, egal wie, könnten aus den Reitern der Apokalypse wahre Himmelsstürmer werden lassen. Mit sechs Siegen hätte man nicht nur die Dortmunder Rekordsiegesserie aus der Meistersaison 01/02 eingestellt, man wäre auch weiterhin richtig dick im Rennen um den Einzug in den Europapokal. Dabei bietet der komplette Spieltag mit den Partien Blaukraut - Leverkusen, Bayern - Gladbach und vor allem HSV - Hertha ziemliches Potential. Voraussetzung sind natürlich eigene drei Punkte in der Main-Metropole und die sind dem Team in der derzeitigen Verfassung absolut zuzutrauen. Das ist die wohl taktisch am Besten eingestellte und spielfreudigste Borussenelf der letzten 5 Jahre.
Und diese Mannschaft läuft am Samstag mit folgender Startelf auf:
Im Tor steht natürlich, wie sollte es anders sein, Weidenfeller. Aus „Roman dem Vielarmigen" aus dem letzten Frankfurt-VB ist mittlerweile „Roman der Gelangweilte" geworden. Zehn mal in der laufenden Saison ist unser Keeper nun bereits schon ohne Gegentor geblieben. Zum Einen resultiert das natürlich aus seinen wieder konstant guten Leistungen, zum Anderen aber auch dadurch, dass - wie gegen den HSV - seine Vorderleute recht wenig Chancen zulassen.
Dafür zuständig ist in aller erster Linie die mittlerweile gut eingespielte Abwehr. Dort hauen in der zentralen Defensive Subotic und Santana wieder alles weg, was gefährlich an und in den Strafraum kommt. Vor allem „Tele" Santana ist dort ein Garant für gute Leistungen und vertritt den Langzeitverletzten Mats Hummels mehr als nur würdig. Stark in der Luft und stark am Boden - wer hätte ihm eine derartige Entwicklung zu Saisonbeginn zugetraut? Auf der linken Außenbahn macht Dede die Seite dicht. Zwar merkt man Leonardo noch deutlich den Rückstand nach seinem Kreuzbandriss an, aber auch ein Dede bei 80 % Leistungsstärke ist immer noch gehobene Bundesligaklasse. Rechts wird, trotz der Rückkehr von Lee, erneut Patrick Owomoyela auflaufen. Alles andere wäre nach seiner blitzsauberen Partie gegen den HSV auch eine Überraschung gewesen. Das ist derzeit richtig, richtig gut, was der letztjährige Selbstbedinungsladen namens BVB-Abwehr abliefert.
Davor wird der von einer Gelbsperre bedrohte Sebastian Kehl nicht nur abräumen, sondern auch antreiben. An dieser Stelle muss sich der Autor bei Kehl entschuldigen. Ich persönlich hätte ihm nach seiner überlangen Verletzungspause eine derartige Leistungssteigerung nicht mehr zugetraut. Nicht nur, dass er wieder gewohnt robust und souverän in den Zweikämpfen auftritt, auch offensiv interpretiert er die Sechserrolle sehr modern und gestaltend ausgerichtet. Dass er gegen den HSV ganz vorne vor Rost auftauchte und diesem Sahins Zuckerpass durch die Hosenträger schob, ist dafür nur ein Beispiel. Man merkt ihm die wiedererlangte Selbstsicherheit deutlich an und das macht ihn momentan fast unverzichtbar für das Team.
Ähnliches könnte man auch über Nuri Sahin schreiben. Klopp selbst gab zu, dass er zu Saisonbeginn kein Veto gegen einen endgültigen Verkauf nach Rotterdam eingelegt hätte. Mittlerweile dürfte Jürgen drei Kreuze geschlagen haben, dass es dazu nicht gekommen ist. Klasse Übersicht, klasse Technik und selbstbewusst bei der Ballbehauptung. Nur ein Mosaiksteinchen im derzeitigen Gesamtkunstwerk BVB. Viele Spieler schöpfen ihr Potential aus und machen die Mannschaft für den Gegner unberechenbar. Es reicht nicht, einen oder zwei Spieler auszuschalten. Der Rest ist ebenfalls dazu in der Lage, ein Spiel zu entscheiden.
Einzig und allein sein Pendant auf der rechten Seite, „Kuba" Blaczykowski, kann da nach der Verletzungspause noch nicht so ganz mithalten. Zwar ist er immer noch verdammt schnell und technisch versiert, aber manchmal hat man den Eindruck, dass er schon zu früh wieder zu viel will. So steht hinter seiner Position ein kleines Fragezeichen. Möglicherweise bekommt Boateng oder Tinga an seiner statt ihre Chance.
Hinter den Sturmspitzen wirbelt der kleine Ungar Hajnal. Zwar gegen den HSV mit einer schwächeren Leistung, ist er dennoch ein Spieler, der den Unterschied ausmachen kann. An guten Tagen ist er die Schaltstelle im Mittelfeld, die mit klugen Pässen die Stürmer einsetzt und auch selbst torgefährlich sein kann. Vielleicht ist Hajnals Schusstechnik auch nicht ganz unbedeutend, wenn das letzte Frankfurter Aufgebot Beton anrührt und vorne alles dicht ist. Da kann man es dann auch gerne mal aus der zweiten Reihe probieren.
Ganz vorne drin das mittlerweile prächtig harmonierende Sturmduo Frei und Valdez. Dass sich diese Kombination als A-Sturm entwickelt hat, liegt mit Sicherheit auch an der persönlichen Entwicklung der Beiden. Frei ist lauffreudiger geworden, Valdez im Gegenzug torgefährlicher.
Unter dem Strich macht das alles zusammen eine Borussia, die einfach Spaß macht.
Aufstellungen:
Die flügellahmen Adler: Pröll - Jung, Russ, Bellaid, Petkovic - Chris, Spycher - Steinhöfer, Meier, Fenin - Liberopoulos.
Es fehlen: Viele, viele Frankfurter Spieler
Die himmelstürmenden Borussen: Weidenfeller - Owomoyela, Subotic, Santana, Dede - Kehl - Kuba, Sahin - Hajnal - Valdez, Frei.
Auf der Bank: Ziegler - Hünemeier, Lee, Schmelzer, Kringe, Tinga, K.-P. Boateng, Zidan.
Es fehlen: Hummels, Sadrijaj
Zuschauer: 51.500 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Manuel Gräfe
Assistenten: Schalk, Voss
4. Offizieller: Schiffner
Faninfos:
Bahnreisende haben eventuell die Möglichkeit, noch vielleicht vorhandene Resttickets für den Fanabteilungssonderzug zum Preis von 7 € zu erlangen.
Die Fahrtzeiten des Sonderzuges sind:
Hinfahrt:
RE 10268 Dortmund Hbf - Frankfurt Stadion
Abfahrt 8:53 Uhr - Gleis 10
Ankunft 12:54 Uhr - Frankfurt Stadion
Rückfahrt:
RE 10269 Frankfurt Stadion - Dortmund Hbf
Abfahrt 18:18 Uhr
Ankunft 21:37 Uhr - Gleis 26
Bitte behaltet Eure Zugtickets, da vor der Rückfahrt noch einmal kontrolliert wird
Was darf an Tifo-Material mit:
- Megaphon (bereits vergeben)
- 50 Doppelhalter
- Kleine Fahnen bis 2m Stocklänge
- 5 große Schwenkfahnen (mussten vorher bei Jens angemeldet werden)
- Fanclubbanner / Zaunfahnen (solange der Platz reicht, jedoch nicht am Zaun vor dem Stehplatzbereich)
- Trommeln
Auf geht's Dortmund, kämpfen und siegen...