Bundesliga 2009: Ausgeglichenes Dümpeltum
Spannend ist sie ja, die laufende Saison. Keine Frage. Mehrfach schon hat der Tabellenführer gewechselt, Favoriten auf die Meisterschaft gaben den Stab weiter. Kehrseite der Medaille? Es gibt keine Spitzenmannschaft mehr. Vorbei die Zeit des dominierenden Tabellenführers, der auch international mal was reißen konnte. Eine Bestandsaufnahme der oberen Tabellenhälfte nach 25 Spieltagen, vielleicht nicht völlig objektiv.
1. Hertha BSC – 49 Punkte
Wie kommen die denn auf einmal an die Tabellenspitze? Das ist ja eigentlich Armutszeugnis genug für die Bundesliga, dass eine Mannschaft mit Arne Friedrich als Kapitän Erster ist. Ist die Hertha eigentlich mal in irgendeiner Weise positiv aufgefallen? Fehlanzeige. Langweiligster Rumpelfußball par excellence und schwubbdiwupp wieder 1:0 gewonnen. Zum Abgewöhnen. Kein würdiger Meister.
2. FC Bayern München – 48 Punkte
Die Klinsmann-Truppe war so sehr damit beschäftigt, den gesamten Trainerstab auch jeden Tag ein bisschen besser zu machen, dass sie das Kicken vernachlässigt hat. Auch wenn er es vielleicht 17-Mal zu oft in die Kameras gezwitschert hat, ganz unrecht hat der lahme Philipp nicht, dass die Bayern sich eigentlich nur selber schlagen können. Vom Potential der Mannschaft her, das interessanterweise fast nur in den Pokalwettbewerben aufblitzte, ganz klar Meisterschaftsanwärter Nr. 1. Man denke auch an den arbeitsintensiven Nachmittag, den Roman im Schlauchboot verbracht. Und wenn man mal auf die direkten Tabellennachbarn der Bayern schaut, kann man ihnen nur wünschen, endlich konstant zu siegen. Bitte direkt mit Wolfsburg anfangen.
3. VfL Wolfsburg – 48 Punkte
Denn die Wölfe sind doch tatsächlich ganz oben mit dabei. Gut zehn Jahre ist es her, dass die einfach gestrickte Mitarbeitermannschaft um Roy Präger in der Bundesliga auftauchte und allenthalben Abwehrreflexe auslöste. Konnte man ihnen zwischendurch noch abgewinnen, dass sie in Wolfsburg mit Wolfgang Wolf einen grandiosen Wortwitz als Trainer hatten und es angenehmerweise 18 Heimspiele pro Saison gab, so ist der Charme gänzlich gewichen. Konnte man letztes Jahr noch lächeln wie Felix Allmächtig eine bunte Truppe zusammenkaufte und sich im Ego der dreifachen Jobunion wohl fühlte, muss man nun feststellen, dass VW ernsthaftitsch um die Meisterschaftitsch mitspielitsch. Unschönitsch. Immerhin haben sie ein starkes Offensivtrio, das Spielfreude versprüht.
4. Hamburger SV – 48 Punkte
Jaja, der HSV. Durch Verkäufe an Man City und den Transfer von RVdV (und SVdV) hatten sie sich einen leckeren finanziellen Spielraum geschaffen, den sie zum Teil gut genutzt haben. Zum einen ist sicher Trainer Martin Jol einer der besseren seiner Zunft, zum anderen hat ein gewisser Herr Petric ganz gut eingeschlagen. Wir denken zurück an den Saisonbeginn als man lesen durfte: „Ich wollte nach Hamburg, weil der Verein große Ambitionen hat und die Möglichkeit bietet, in den nächsten Jahren Champions League zu spielen. Der HSV ist sicher eine Stufe höher anzusiedeln als Dortmund.“ Wer hat sich da nicht alles auf den Schlips getreten gefühlt und schon die Messer gewetzt, wenn wir am Saisonende vor dem HSV stehen. Tja, gewaltig geirrt, Kollegen. Abgesehen von einer Hand voll, dafür doch regelmäßigen, Ausfällen wie gegen Wolfsburg, Hoffenheim oder Gladbach hat der HSV eine sehr solide Saison gespielt und steht gefühlt verdient auf Platz 4. So ganz meisterlich klingt 7 Niederlagen aus 25 Spielen irgendwie nicht. Dennoch, realistischer Meistschaftskandidat.
5. 1899 Hoffenheim – 44 Punkte
Zum Glück nur noch auf Platz 5. bleibt zu hoffen, dass Stuttgart und Leverkusen noch vorbeiziehen, bevor der knuffige Weltverbesserer-Verein nächstes Jahr Deutschland auch noch international vertritt.
Rein objektiv gesehen über weite Strecken sehr guter Fußball. Aus dem heraus vielleicht noch am ehesten ein würdiger Meisterschaftskandidat.
6. VfB Stuttgart – 42 Punkte
Die Schwaben sind unter ihrem Teambabbel aktiv dabei, die Hinrunde zu widerlegen. Gab es da noch ein 0-3 bei uns, mussten wir uns 1-2 in Stuggi geschlagen haben. Verloren sie 1-2 in Berlin, gab es jetzt ein 2-0 zuhause gegen Herthinho. Ja und konsequenterweise gabs gegen Werder, das in der Hinrunde noch 4-1 geputzt wurde, nun eine 0-4 Klatsche. Wer soll aus dieser Truppe bitte schlau werden? Potential ist ja grundsätzlich da: Tormaschine Gomez, the Hammer links im Mittelfeld, Techniker Simak auf der Suche nach dem 13. Herbst und in der Defensive mit Khedira und Tasci zwei zu wenig beachtete junge Leistungsträger. Für den großen Wurf wird’s nicht reichen, aber Platz 5 und damit internationales Geschäft – der VfB ist sicher dabei.
7. Bayer Leverkusen – 38 Punkte
Was? Die Pillen haben nur 38 Punkte? Gibt’s doch gar nicht! Haben die doch neben Hoppendorf als einzige in schöner Regelmäßigkeit guten Fußball auf den Rasen gezaubert und die Herzen der Spielfreunde höher schlagen lassen. Leider, aus des Chemikers Sicht, oftmals brotlose Kunst. Zuviele Punkte wurden liegen gelassen, so beispielsweise bei Unentschieden gegen Cottbus, Bochum oder Frankfurt. Wer nach oben will, muss in solchen Spielen 3-fach punkten. Echt schade, dass die Spielfreude so wenig belohnt wird. Wie gern hätte ich Bayer mit Kantersiegen gegen die Hertha gesehen, die nach dem Spielverlauf auch in Ordnung gewesen wären. Bittere Realität: zweimal 1-0 Hertha.
8. Die Blauen – 37 Punkte
Hahahahahahahahahaha! Danke für die Unterhaltung, das wird ja von Tag zu Tag besser. Müller, schmeiß den Rutten raus. Tönnies, schmeiß den Müller raus. Schnusenberg, schmeiß den Rutten raus. Rutten, übernimm hier alle Ämter. Tönnies, schmeiß den Rutten raus.
Man müsse jetzt kleinere Bröchen backen, ääääääh, Bratwürste pressen. Nürnberger heißen die Kleinen. Mit denen sind die Blauen ja eh befreundet. Na dann marsch marsch, ab in die gleiche Liga mit euch.
9. BV Borussia Dortmund 09 – 37 Punkte
Unser geliebter BVB, mal wieder Verursacher eines ganz schönen Gefühls-Auf-und-Abs. Ich hab noch gut die verwunderte Begeisterung in Erinnerung über den starken Auftritt in Leverkusen am 1. Spieltag, der einfach Spaß gemacht hat und sogar ein Valdez-Tor mit sich brachte. Mit dem unglücklichen UEFA-Cup kam ein gefühlter Bruch und die nervige Erfindung des Unentschiedens wurde immer dominanter. Aber was solls. Wir können Freude an unserer Truppe haben, sind keinen Cent abstiegsgefährdet und in den verbleibenden 9 Spielen können wir uns voll drauf konzentrieren, guten Fußball zu spielen und als Mannschaft zu wachsen. Es gibt keinen riesigen Erfolgsdruck, also macht uns einfach glücklich! Die Blauen am Ende hinter uns zu lassen, sollte nun kein Problem mehr darstellen.
Fazit
Offen ist’s wie lange nicht mehr, selten waren 2 Mannschaften dem Titel so nah, bei denen ich dachte „Oh nein, doch bitte nicht diese Gurkentruppe.“ Ehrlich gesagt ruhen meine Hoffnungen auf Bayern, dann ist es wenigstens ein bisschen wie gewohnt. Für nächstes Jahr sollten HSV, Bayer und Bremen unbedingt an ihrer Konstanz arbeiten, dann kann die Liga auch wieder richtig Freude machen und wir gucken in Europa nicht ganz doof aus der Wäsche, wenn Bayern wieder gegen Barca ausscheidet.
Augi, 26.03.2009