...Julian Koch: "Zu den Blauen? Ich weiß nicht, ob ich das mit mir vereinbaren könnte"
Julian Koch ist einer der großen Gewinner der abgelaufenen Saison - im gesamten Verein. Der anfangs 17-Jährige schaffte als A-Jugendlicher den Sprung in die zweite Mannschaft und überzeugte Trainer Theo Schneider durch seine Leistungen so sehr, dass er seit Saisonbeginn Stammspieler bei Borussias Zweitvertretung ist.
Ganz nebenbei ist er auch noch Jugend-Nationalspieler. Schwatzgelb.de sprach mit dem 18-Jährigen, der seit 2001 beim BVB spielt.
Julian, wie bist du damals zum BVB gekommen?
Julian Koch: Ich bin durch einen Kollegen vom VFL Hörde zum „Tag der Talente“ gekommen, da wurde ich plötzlich angesprochen...
Und andere interessierte Vereine gab es nicht?
Julian Koch: Nein. Andere Vereine hatten aber nicht bei mir angefragt. „Dortmund“ hatte mir damals noch nicht so viel gesagt, ein bisschen vielleicht. Die Bedeutung des Vereins wurde mir erst später mehr und mehr klar. Mit den Jahren wurde es dann immer interessanter, für den BVB zu spielen.
Warst du von Anfang an Verteidiger?
Julian Koch: In Hörde war ich früher Mittelfeldspieler, aber als ich dann zum BVB gekommen bin, wurde ich Verteidiger, das bin ich bis heute auch geblieben.
Bist du überhaupt BVB-Fan?
Julian Koch: Ja, von Grund auf. Da gibt es keine andere Mannschaft.
Standest du früher selber auch auf der Südtribüne?
Julian Koch: Nein, auf der Südtribüne nicht. Ich war mit meinem Vater immer auf der Osttribüne, der hatte eine Dauerkarte, da bin ich früher immer mit ihm mit gegangen.
Du bist eigentlich noch A-Jugendspieler, seit Anfang der vergangenen Saison Stammspieler bei den Amateuren. Wie ist es dazu gekommen?
Julian Koch: Das war relativ glücklich. Ich war am Ende der Saison 07/08 verletzt. Dadurch, dass später viele Spieler gegangen sind – Martin Amedick, Markus Brzenska – und Njambe verletzt war, bin ich plötzlich hoch „gerutscht“. Das ging alles irgendwie sehr schnell.
Du hast dich dann auch ziemlich schnell fest gespielt.
Julian Koch: Ja, das hätte ich am Anfang der Saison auch nicht gedacht. Da dachte ich, ich spiele mal mit, aber, dass ich Stammspieler werde, hätte ich niemals gedacht.
Gab es einen Punkt in deiner bisherigen Laufbahn, an dem dir klar wurde, dass aus dir mal was wird; zumindest BVB-Amateurspieler, so wie es jetzt ist? Haben irgendwelche Bekannte mal gesagt, dass du „richtig was drauf“ hast?
Julian Koch: Im Bekanntenkreis erzählt man natürlich immer viel, da hört man häufig viel Gutes, aber selber habe ich das erst dieses Jahr so richtig realisiert. Bisher ist alles von Jahr zu Jahr vor sich hin „geplänkelt“. So richtig geht es eigentlich jetzt erst los.
Hast du ein Vorbild?
Julian Koch: Früher war Dede immer mein Vorbild.
Und heute?
Julian Koch: (überlegt) Rio Ferdinand, den finde ich richtig stark. Und Dede eigentlich immer noch, der spielt sein ganzes Leben schon in Dortmund, zumindest einen großen Teil. Wenn es geht, würde ich das gern auch so machen.
Also könntest du dir nicht vorstellen, so zu Handeln, wie der ehemalige Amateurspieler von den Blauen, der jetzt zu uns gewechselt ist?
Julian Koch: Zu den Blauen? Nein, das könnte ich mir nicht vorstellen.
Auch nicht, wenn du hier keine Perspektive mehr hättest und das Angebot lukrativ wäre?
Julian Koch: Ich weiß nicht, ob ich das mit mir vereinbaren könnte. (lacht)
Eine Frage, die vor allem uns Fans betrifft: Einige Fans möchten, dass in der Roten Erde gespielt wird, da das Westfalenstadion bei Amateur-Spielen immer so verlassen wirkt und die Stimmung nicht so toll ist. Wie seht ihr Spieler das? Gibt es da trotzdem einen Anreiz, im Westfalenstadion zu spielen?
Julian Koch: Das ist schwer zu beantworten. Es stimmt, in der Roten Erde kommt es einem auch bei wenigen Zuschauern voll vor. Das ist eine ganz andere Stimmung. Wenn man dann im Westfalenstadion spielt, wo es dann leer wirkt... Ich kann es dir nicht sagen, wo ich lieber spielen würde, im Westfalenstadion wäre natürlich auch sehr geil...
Grade diese Saison ist deutlich geworden, dass die Amateure vom BVB eine sehr große Fanschar mitbringen. Ist das auch ein Punkt, wo man „nein“ sagen würde, wenn ein anderer Verein dir anböte, bei deren Amateuren zu spielen, weil man hier so viele Fans als Unterstützung hat?
Julian Koch: Ich glaube es gibt keinen anderen Verein hier Nordrhein-Westfalen, oder generell in Deutschland, bei dem die zweite Mannschaft so doll unterstützt wird, und es gibt kaum erste Mannschaften in der Regionalliga, bei denen so viele Fans mitreisen. Das ist schon geil, das erlebt man bei keiner anderen zweiten Mannschaft.
Gab es in deiner kurzen Laufbahn schon einen Höhepunkt, wie etwa das B-Jugend-Finale vor fast 8 000 Zuschauern, oder das Derby vor kurzem?
Julian Koch: Da gab es schon einige gute Momente. Wie du schon sagtest, das B-Jugend-Finale war schon ein richtig geiles Dingen. Bei der Nationalmannschaft ist es natürlich auch immer wieder klasse, wenn man vor ein paar Tausend Zuschauern spielt. Das Rückspiel gegen Schalke, das war richtig geil, ebenso das Spiel in Münster, das wird, glaube ich, auch ein bisschen in Erinnerung bleiben.
Du bist noch Schüler, machst dein Fachabitur und nächstes Jahr ein Praktikum in der BVB-Geschäftsstelle. Bekommst du manchmal Zeitdruck, wenn du dich gleichzeitig auf Klausuren und auf das nächste Spiel vorbereiten musst?
Julian Koch: Dieses Jahr ist es auf dem Gymnasium ziemlich schwer geworden, das hab ich nicht so gut hin gekriegt. Der Zeitdruck ist natürlich schon enorm, vor allem, wenn man alles mit der Schule kombinieren muss. Ich meine damit, die anderen bei den Amateuren, die keine Schule haben, müssen sich nur auf den Fußball konzentrieren, das ist eine ganz andere Sache, als wenn man morgens zur Schule geht und Leistung bringen muss und anschließend noch beim Fußball. Ein Doppelleben, so zu sagen.
Wie sieht denn dein Nachmittag aus, wenn du von der Schule kommst?
Julian Koch: Ich habe meistens bis zwei Uhr Schule, dann fahre ich gleich zum Training, das geht bis fünf Uhr, anschließend habe ich dann Zeit, um mich mit Freunden zu treffen.
Grüßen dich schon fremde Leute in der Schule oder auf der Straße?
Julian Koch: Die Sache mit dem Fußball versuche ich ein bisschen verdeckt zu halten, weil ich mag das nicht, wenn mich jeden Tag hundert Leute ansprechen. Bei mir in der Stufe sind viele Fans, und ein paar kleinere Jungs, die auch mal bei uns im Stadion zugucken. Groß angesprochen werde ich allerdings nicht.
Was sind deine Ziele für die Zukunft?
Julian Koch: Erstmal dieses Jahr mit der A-Jugend Deutscher Meister zu werden, nächstes Jahr in der 3. Liga zu bleiben, dann eventuell bei den Profis rein schnuppern und in zwei, drei Jahren bei den Profis spielen.
Jürgen Klopp hat mal gesagt, dass die 4. Liga für junge Spieler besser ist, weil sie da freier aufspielen können. Wie siehst du das?
Julian Koch: Das kann man natürlich so oder so sehen. Ich finde es, so wie es jetzt gekommen ist, richtig geil. In der 3. Liga zu spielen, so eine Erfahrung zu sammeln und auch mit einem anderen Druck umzugehen, das ist eine ganz andere Sache, als in der Regionalliga. Ich habe zwar noch nicht in der 3. Liga gespielt, aber ich denke, dass der Druck nun höher wird und man sich auch schon jetzt daran gewöhnen sollte. Wenn man nach nach oben will, dann ist die 3. Liga besser, um „oben“ ran zu kommen.
Hast du noch etwas, was du der Fangemeinde mitteilen möchtest?
Julian Koch: Eigentlich nur, dass es nächstes Jahr so weiter gehen sollte, mit den Fans. Wenn wieder so viele kommen, das wäre geil.
Julian, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die Zukunft!