Die Schwarbaren kommen
Es ist einer dieser heißen Sommertage in Rom. Um der Hitze zu entfliehen, wandern die gut betuchten Bürger Roms in jener Zeit in Scharen auf ihre Landgüter und frönen der Muße und dem Philosophus. Zu dieser Zeit liegt auch das Forum Romanum - pulsierendes Herz römischen Gesellschaftslebens - wie ausgestorben da. Nichts zu sehen von den diskussionsfreudigen Bürgern Roms und den wichtigen Senatoren in ihren pupurnen Togen.
Es herrscht eine gespenstige Stille, die ab und an durch Kampflärm aus der wohl berühmtesten Gladiatorenschule des römischen Reiches unterbrochen wird. Die Gladiatoren - überwiegend Sklaven aus Ländern, die während vergangener Eroberungsfeldzüge gefangen wurden - müssen sich unter Aufsicht des allseits verehrten Julius Klopius auf einen Kampf vorbereiten, den die Stadt Rom noch nie zuvor gesehen hat.
Zu Ehren des amtierenden Kaisers Augustus planen die amtierenden Ädilen Theodorus Vicesimus und Holerius Hieronymus die nach eigenen Angaben - wie sollte es anders sein - wohl besten Spiele aller Zeiten. Der Circus Maximus soll Schauplatz eines einzigartigen Ereignisses werden. Von seinem letzten Feldzug hatte der ehrbare Augustus einen kompletten Stamm kampfeslustiger Barbaren mitgebracht, die unter ihrem Anführer Arminus Vehonensis lange Widerstand geleistet hatten, sich jedoch am Ende einer römischen Übermacht gegenüber sahen und gefangen genommen wurden.
Der Krieg gegen die Schwarbaren hatte Augustus nicht nur viele Männer, sondern auch den letzten Nerv geraubt. Geizte dieses Volk doch im Kampf mit dem Schwert, sondern kämpfte mit Worten, die in den Ohren eines waschechten Römers ein undurchdringbarer Wulst menschlicher Laute war. Mit lauten Ausrufen wie „Addagge!", „Alle Römr sind Schwoi!", „Wenn mir wolle, schlage mir eich dod" verwirrten sie die römische Übermacht ein ums andere Mal. Am Ende obsiegte jedoch die römische Übermacht und man unterwarf das Völkchen, dessen Wille zum Kampf gebrochen war.
Gladiatoren
In der Gladiatorenschule des Klopius steht heute der Kampf mit dem Netz und dem Pilus auf dem Programm. Klopius verzweifelt gerade an einem seiner besten Kämpfer, der immer wieder seinen Gegner umtrippelt, ihn jedoch mit annähernd jedem Wurf verfehlt und dann ein leichtes Opfer seines Gegners wird. „Nelsius! Konzentrier Dich!" ruft Klopius genervt und fragt sich insgeheim, wie er das zu erwartende Debakel im Circus Maximus abwenden kann. Er hat starke Männer mit Schild und Schwert, darunter einen aus dem Morgenland, einen aus einer unterworfenen Provinz, einen aus einem noch unentdeckten Land und einen jungen Germanen, der fehlende Erfahrenheit durch Kampfesmut wegzustecken versucht.
Doch das alleine genügt nicht, möchte man seinen Gegner spektakulär besiegen. Er weiß einen mutigen Kämpfer aus Helvetia an seiner Seite, der ihm zumindest etwas Zuversicht verleiht, was den Ausgang des Kampfes anbelangt. Und dann ist da noch der Verlustierer der Riege römischer Gemahlinen von hohem Rang. Der dunkelhäutige Kämpfer aus den fernen Provinzen weiß nicht nur mit dem Schwert hervorragend umzugehen und ist mit dem Kämpferherz eines Löwen ausgestattet. Gerade als Klopius über den Kämpfer sinniert, macht sich dieser über einen etwas indisponiert wirkenden Kameraden her, der einen Moment unachtsam war. Sebastianus wirkt verängstigt, als der Koloss auf ihm kniet und ihm sein Holzschwert an die Kehle hält. Klopius ruft den Kämpfer zurück und trommelt seine Truppe zusammen. „Wir werden heute Abend mit Ohrstöpseln trainieren, denn auch im Circus Maximus werdet ihr die Dinger tragen, damit unsere Gegner uns nicht mit ihren Unlauten verunsichern können. Außerdem gebe ich euch den morgen frei, damit ihr euch auf eure Stärken besinnt".
Zur gleichen Zeit in den Katakomben des Circus Maximus. Arminus steht seinen Männern gegenüber und schwört sie auf den Kampf ein. Sein Vorzeigekämpfer Bularuzus, ein unscheinbares Kerlchen, dass in der Arena zum hinterlistigsten Kämpfer wird, steht gelangweilt in der Ecke. Auch die Schwarbaren kämpfen nicht ausschließlich mit den eigenen Männern. So kämpfen mit Ihnen einige Mitgefangene Germanen Seit an Seit. Sie haben seltsame unaussprechliche Namen, die Arminus nicht aussprechen kann und kämpfen mit brachialer Kraft. Dazu einige unbeugsame Kämpfer aus fernen Ländern, sie nennen sich Cacaus, Tascius, Boka und Khedira (in Rom lacht man über ihre weiblichen Namen), und den zerbrechlichen Simakus, der mehrfach den Kaiser beleidigt haben soll und in der Schlacht nur selten auftrumpft. Trotz der widrigen Begleitumstände ist Arminus sehr optimistisch, was den Ausgang des finalen Kampfes betrifft.
Die Freigelassenen
Etwas später am Tag. Die beiden Freigelassenen (ehem. Sklaven Anm. d.
Redakteurs) Aurelius Kuttius und Decius Caecilius Ultrius sitzen bereits
den ganzen Vormittag vor dem Circus Maximus und beobachten das rege
Treiben. Da werden Tiere in Käfigen vorbeigeschoben, Weinfässer in die
Katakomben gerollt, Fressbuden aller Art aufgebaut und zwischen all dem
patrouillieren die Männer des Stadtpräfekten, und versuchen, etwas
Ordnung in das Chaos zu bringen und beruhigen hier und da den berühmten
Weinlieferanten Vinoveritas, der anscheinend von jedem Fass ein bisschen
probiert hat.
„Ich hab gehört" spricht Ultrius, während er die Szenerie im Auge behält
„diese Schwarbaren trinken die Cervisia aus großen Gefäßen...und zwar
KALT!".
Kuttius spuckt angewidert aus „Pfui! Diese Barbaren!"
„Aber sie kämpfen wie die Löwen und es dürfte ein interessantes
Schauspiel werden, wenn der Hauptkampf beginnt. Diese ganze Tierkacke
davor braucht doch kein Mensch. Ich will doch einfach nur die
Gladiatoren sehen!" redet Ultrius sich in Rage. „Und wenn ich dann schon
sehe, was für ne Fanfaren-Truppe der Theodorus da auffährt. Da könnte
einem schlecht werden. Ich finde es viel interessanter den Pöbel
schimpfen und fluchen zu hören."
Kuttrius unterbricht ihn. „Sieh mal, Vinoveritas wird abgeführt! Ich hörte, wie er Crassus (Anm. d. Red.: Einer der reichsten Römer aller Zeiten) beschimpfte, weil der sich in der Provinz eine eigene Gladiatorenschule gebaut haben soll. Vinoveritas fürchtet wohl um seinen Umsatz. Ich kann mit dem neumodischen Scheiss auch nix anfangen".Ultrius murmelt „Willkür!".
Kuttius erhebt sich und schwankt zur gegenüberliegenden Taverne, um sich
eine volle Karaffe verdünnten Falerners zu holen. Auf dem Weg zurück
wird er fast von einer Kutsche überrollt, die allerlei ranzige
Fleisch-Spezialitäten geladen hat. Er beschimpft den Kutscher und
wundert sich, warum der Kutscher mit seiner Ladung schnurstracks in den
Katakomben verschwindet. Zurück bei Ultrius erzählt er ihm von dem Wagen
und der klärt ihn auf. „Das ist ein Händler aus Ostia. Ganz fieser
Gesell. Der hat eine eigene Gladiatorenschule, in der nur die schwersten
Schwerverbrecher und anderes Gesocks ausgebildet werden. Eine Schande
für das römische Reich!". Kuttius ist erstaunt über Ultrius, der sehr
gut informiert scheint. Er hinterfragt das nicht weiter und nimmt einen
tiefen Schluck aus der Karaffe. „Die letzten Spiele waren ja nicht sehr
gut besucht" moniert Kuttius und Ultrius gibt ihm Recht. „Allerdings.
Theodorus hat für seine zweiten Spiele aber auch einen unglücklichen
Zeitpunkt gewählt und die Spiele waren auch mit die langweiligsten in
den letzten Jahren. Dass die Truppe von Julius den Kampf gewonnen hat,
hat mir den Abend etwas versüßt."
„Die ersten Bürger werden in der nächsten Woche anlässlich der ersten Sitzung des Senats zurückkehren. Wir können also erwarten, dass der Circus wieder gut besucht sein wird, wenn der Kaiser geehrt wird" munkelt Kuttius und Ultrius wirft ein „Stimmt. Ich bin auch sehr gespannt, wie sich unsere ehrenhaften Gladiatoren gegen diese Schwarbaren zur Wehr setzen werden."
So wird gekämpft
Julius Truppe
Weidenfeller - Y.-P. Lee, Subotic, R. Kovac, Schmelzer - Kehl - Tinga, Kringe - N. Sahin - Valdez, Frei
Arminus Truppe:
Lehmann - Osorio, Boulahrouz, Tasci, Boka - Khedira - Hilbert, Hitzlsperger - Lanig - Cacau, Gomez
Mann an der Trompete:
Dr. Brych
Weitere Trompeter:
Hartmann und Achmüller
Vierter Trompeter:
Margenberg