Im Gespräch mit...

...Hans-Joachim Watzke (Teil 2): "Ich muss aufpassen, dass ich nicht ins Schwärmen komme"

08.08.2007, 00:00 Uhr von:  Arne CHS Rahel
...Hans-Joachim Watzke (Teil 2): "Ich muss aufpassen, dass ich nicht ins Schwärmen komme"

Im zweiten Teil des großen Interviews mit Hans-Joachim Watzke sprachen wir mit dem Geschäftsführer über die Vorzüge des Trainers Doll, die Problematik rund um Lars Ricken und die harsche Kritik zu Zeiten der Trainersuche.

schwatzgelb.de: Was zeichnet denn eigentlich Thomas Doll als Trainer aus? Was ist anders bei ihm, als bei seinen Vorgängern? Und was macht Sie optimistisch, dass er jetzt die richtige Wahl gewesen ist?

Hans-Joachim Watzke: Ich muss aufpassen, dass ich, wenn ich die Arbeit von Doll beschreibe, nicht ins Schwärmen komme. Er ist der Trainertyp, so wie wir uns den eigentlich vorgestellt haben. Wenn Du einen malen könntest, würde das sehr ähnlich werden. Er ist unglaublich engagiert, das ist das erste. Er ist fleißig, bienenfleißig, was natürlich in der Intensität auch ein Novum bei uns ist. Er ist jeden Morgen um acht Uhr am Trainingsgelände, hält da alles den ganzen Tag in Schwung. Er trainiert sehr hart, aber sehr abwechslungsreich und sehr stark individualisiert. Das heißt: Wenn man das im Trainingslager gesehen hat, das hatte alles echt Hand und Fuß. Er und sein Trainerteam, das ganz wichtig für ihn ist, machen auch vieles, was man gar nicht sieht. Die setzen sich jeden Abend noch stundenlang zusammen und beraten, ob derjenige noch fünf Prozent mehr oder fünf Prozent weniger Belastung braucht. Du merkst einfach: Da ist sehr viel Akribie, aber auch sehr viel wissenschaftliche Fundierung. Ich kann es nicht nachvollziehen, wenn heute ein Trainer sagt: „Alles Quatsch, ich sehe das alles so.“ Das kann nicht sein, keiner kann bei einem Kader von 22 oder 25 Spielern so in die Spieler gucken, dass er genau weiß, wie hoch oder tief er die Belastung dosieren muss. Und ich glaube, das ist schon wichtig. Das macht er prima, und er ist obendrauf ein Sympathieträger, was zwar nicht kriegsentscheidend ist, wenn es darum geht, Punkte zu holen, aber was die ganze Sache natürlich auch noch mal entspannter macht. Aber das Entscheidende ist: Er ist Fußballer durch und durch. Die Spieler akzeptieren ihn natürlich auch, weil sie wissen: Er hat in Italien gespielt, war ein genialer Fußballer, ist taktisch stark, akribisch, kreativ. Wir haben das nicht an die große Glocke gehängt, aber was wir allein in den letzten Monaten im leistungsdiagnostischen Bereich gemacht haben: Mit einem System der Spielüberwachung und Spieldiagnostik, Arbeit im Mentalbereich, mit Arbeit im speziellen Fitnessbereich, mit Scoutingsystemen, mit kleinen Dingen, die gar keiner sieht. Das kommt dem, was ich mir eigentlich immer vorgestellt hatte hier bei Borussia Dortmund, schon sehr nah. Deshalb zolle ich da dem Thomas Doll einen Riesenrespekt.

"Fakt ist jedenfalls, dass der Trainer dazu das Recht hat"

schwatzgelb.de: Denken Sie, dass er auch emotional hier angekommen ist? Er hängt offenbar ja noch sehr an Hamburg.

Hans-Joachim Watzke: Das ist ja auch gut so, ich finde das klasse. Mir sind immer die Leute suspekt, die da von einem Club zum anderen wechseln und innerhalb von einem Tag die alte Jacke abstreifen und die neue anziehen und dann sagen: „So, jetzt bin ich hier, und da ist es vorbei.“ Man merkt, dass die Hamburger Zeit ihn extrem prägt, er war Spieler und Trainer da, hat sehr lange dort gelebt. Er ist ja auch von der Küste, aus Mecklenburg-Vorpommern. Da merkst Du diese Heimatverbundenheit, und die finde gerade ich persönlich gut, weil ich weiß: Ich selbst könnte das eh nicht. Ich könnte nicht jetzt sagen: „Nächste Woche bin ich der Vorsitzende von Club X“ oder so was. Und insofern finde ich das sehr sympathisch, dass der HSV immer noch für ihn eine Rolle spielt. Aber er ist komplett angekommen, und was die gesamte Arbeit natürlich auch unglaublich erleichtert, ist, dass zwischen den handelnden Personen – also Trainer, Sportdirektor und meiner Person – die Chemie sehr, sehr gut ist. Das passt also ideal, und das macht vieles auch etwas leichter, das ist gar keine Frage. Um Thomas Doll und Borussia Dortmund ist nach dem gewonnen Derby eine große Euphorie ausgebrochen.

schwatzgelb.de: Einen kleinen Dämpfer hat das Ganze jetzt aber in der Vorbereitung beim Thema Lars Ricken erhalten. Die Art und Weise, dass er nicht mit ins Trainingslager durfte und wie er ausgebootet wurden, missfällt vielen. Kann man so mit einem verdienten Spieler wie Lars Ricken umgehen?

Hans-Joachim Watzke: Sollte man das tun? Der entscheidende Punkt ist ja der: Eigentlich macht diese ganze Aktion den Thomas Doll auch authentischer, weil man ihm zumindest nicht nachsagen kann, dass er populistisch ist. Wenn er das wäre, hätte er es einfacher haben können. Aber er hat im Vorfeld schon, vor Wochen und Monaten, dem Lars Ricken klar gesagt – und das haben auch Michael Zorc und ich getan -, dass er unter ihm keine Rolle spielt. Das kann man so oder so bewerten. Fakt ist jedenfalls, dass der Trainer dazu das Recht hat. Dass wir natürlich als Verantwortliche - und hier sehe ich vor allem mich selbst in der Verantwortung - dem Lars Ricken einen besonderen Respekt schuldig sind, ist auch klar. Aber noch einmal: Das kann nicht soweit gehen, dass der Trainer von mir eine Ansage kriegt: „Der muss mit ins Trainingslager.“ Das ist schlussendlich Entscheidung des Trainers. Und umgekehrt ist es meine Aufgabe und die von Michael Zorc, der lange Mannschaftskollege von ihm war, trotzdem mit Lars Ricken die Sache zu besprechen.

Und Stand heute ist das einfach so, dass ich am letzten Wochenende noch mit Lars Ricken gesprochen habe. Und wir haben jetzt eine Vereinbarung: Wir warten ab, was der 31.8. (Schließung des Transferfensters, Anm. d. Red.) bringt und ob sich für Lars dann noch etwas tut. Ansonsten werden wir uns sofort am ersten oder zweiten September zusammensetzen und werden eine einvernehmliche Lösung finden - wie auch immer die aussehen mag, das weiß ich leider noch nicht. Wir werden jedenfalls irgendetwas machen, dass alle Beteiligten – der Trainer, wobei das keine Trainerfrage ist, der Club Borussia Dortmund und der über alle Maßen verdiente Spieler Lars Ricken – anschließend nicht als Verlierer aus der Veranstaltung gehen. Das ist wichtig, das ist schwierig, aber dieses Thema ist auch nicht Borussia-Dortmund-spezifisch, das hat es schon in Köln gegeben in den 70er Jahren mit Wolfgang Overath, das hat es schon bei Bayern München mit Gerd Müller gegeben, und das war immer dann schwierig am Ende. Und der Lars ist 14 Jahre Profi, das darf man auch nicht unterschätzen. Auch wenn er erst 31 ist, man darf aber auch nicht vergessen, dass er mit 17 angefangen hat. Und zwar in einer Zeit mit Doppelbelastung, mit Schule und Champions League und was weiß ich nicht noch alles. Also egal wie man das jetzt bewertet: Ich fand das grundsätzlich legitim, was der Trainer gemacht hat. Unsere Aufgabe ist es, dass das nicht als Respektlosigkeit gegenüber dem Spieler Lars Ricken ausgelegt wird.

"Der Lars hat eine Menge Voraussetzungen, die nicht jeder hat"

schwatzgelb.de: Wobei die Kritik ja eher nicht darauf abzielt, dass mit dem Spieler Lars Ricken nicht mehr geplant wird. Da sehen die Leute ja durchaus, dass er es auch bei anderen Trainern zuletzt schwer hatte. Eher auf die Art und Weise, wie man ihn ausbootet. Dass er nicht mit ins Trainingslager durfte. Da kann man schon den Eindruck bekommen, dass es unsensibel ist. Wenn der Start in die Saison schief geht, wird das Thema wahrscheinlich wieder hochkommen und es wahrscheinlich sogar „Lars Ricken“-Sprechchöre geben. Hätte man dem nicht vorbeugen können?

Hans-Joachim Watzke: Solche Sprechchöre helfen ja niemandem, weil der Lars auch ganz genau weiß, dass er nicht mehr bei den Profis spielen wird. Das ist klar. Und dem Trainer hilft es auch nicht. Wir müssen uns alle mal ganz klar kritisch hinterfragen – auch die Fans. Es ist ein bisschen ein Dortmund-spezifisches Problem, dass man – aus meiner Sicht – den handelnden Personen auch zu wenig Vertrauen entgegenbringt. Es wird ja selbst einem Thomas Doll, der für den Großteil der Fans ein Sympathieträger ist, schon wieder unterstellt, dass er den Lars bewusst demontiert. Etwas anderes ist die Kritik ja nicht. Anstatt mal zu überlegen: Warum macht jemand wie Thomas Doll das, der ja ein anständiger und absolut integerer Typ ist? Und da wird hier oft der Fehler gemacht, dass man den handelnden Personen gleich negative Motive unterstellt. Ich bin aus meiner Sicht sehr sicher, dass der Trainer sich etwas dabei gedacht hat. Ich habe es eben schon kurz angesprochen: Ich glaube, wenn man den Ablauf eines Trainingslagers kennt, dann weiß man, dass oft gerade im Trainingslager die Spieler sehr komprimiert zusammen sind und sich Hierarchien bilden. Ich glaube, es war die Intention von Thomas Doll, die sich bildenden Hierarchien bei Borussia Dortmund – in denen Christoph Metzelder, aber auch Lars Ricken, ob er jetzt Stammspieler war oder nicht, immer eine dominierende Rolle innerhalb des Teams gebildet haben – komplett durcheinander zu würfeln. Und ich glaube, das war der entscheidende Punkt. Das war der entscheidende Grund, warum er gesagt hat: „Ich möchte, dass sich hier eine neue Hierarchie in der Mannschaft entfaltet.“ Und nicht um Lars Ricken zu demütigen oder so etwas, das ganz bestimmt nicht. Gerade ein Mann wie Thomas Doll, der viele Länderspiele und auch eine große Karriere gehabt hat, weiß das doch einzuschätzen, wie bitter das für einen Spieler ist. Wir haben das sehr häufig diskutiert, und er ist sich über die Tragweite und darüber, wie der Lars sich fühlen muss, schon im Klaren. Aber er hat das, glaube ich, kalkuliert und bewusst gemacht, jedoch nicht vor dem Hintergrund, ihn bewusst zu demontieren.

schwatzgelb.de: Plant Borussia Dortmund denn noch mit Lars Ricken? Gibt es eine Möglichkeit, dass er außerhalb des Spielfeldes tätig wird, beispielsweise in der sportlichen Leitung?

Hans-Joachim Watzke: Ich verstehe, dass Sie das beschäftigt, aber Sie müssen natürlich auch mich verstehen: Wir müssen in ein ergebnisoffenes Gespräch gehen und nicht in eines, das wir vorher schon durch öffentliche Ankündigungen auf einen Kern begrenzt haben. Es ist vieles denkbar. Der Lars hat eine Menge Voraussetzungen, die nicht jeder hat. Er ist Ur-Dortmunder, Ur-Borusse, ein intelligenter Bursche, integer, hat einen sehr guten Charakter. Aber es gehört ja auch dazu, was er für Vorstellungen hat. Es sind verschiedenste Möglichkeiten denkbar, die ich so für mich im Kopf habe – auch in unterschiedlichste Richtungen –, aber da gehören immer mehrere zu. Und ich halte nichts davon, schon im Vorfeld da die Pflöcke einzurammen.

schwatzgelb.de: Aber es ist nicht völlig undenkbar, dass er trotzdem hier bleibt?

Hans-Joachim Watzke: Nein, aber das muss auch der Lars entscheiden. Nur die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten müssen klar sein. Wer jetzt glaubt, das war ja ein Thema, dass er in irgendeiner Weise mal Mitglied im Sportmanagement wird: So etwas funktioniert nicht. Wir hatten so eine Situation mal, durch meine Vorgänger hervorgerufen, mit Zorc und Reuter. Das geht gar nicht. Mein Credo ist all die Jahre - in meinen Unternehmen und überall, auch bei Borussia: Einer muss die Verantwortung haben für den jeweiligen Bereich, er muss dann aber auch die Möglichkeit haben, ihn alleine zu beeinflussen. Aber noch mal: Borussia Dortmund ist ein großer Club, und es ist vieles denkbar. Aber vor allem geht es Lars Ricken, denke ich, darum, dass er am liebsten noch Fußball spielen würde. Und ich hoffe für ihn selbst, dass sich vielleicht bis zum 31. August noch etwas ergibt. Sportmanagement wäre ja vielleicht auch etwas schwierig, weil er dann mit Thomas Doll eng zusammenarbeiten müsste.

schwatzgelb.de: Ja, da ist der Abstand dann nicht da. Sie haben vorhin angesprochen, dass Sie sich nach der Saison zusammengesetzt und die zurückliegende Spielzeit analysiert haben. Wie sind denn diesbezüglich ihre ganz persönlichen Konsequenzen und Lehren aus der abgelaufenen Spielzeit? Gerade bei der Trainersuche sind Sie ja sehr gescholten worden.

Hans-Joachim Watzke: Ich war, dafür kann man mich kritisieren oder auch nicht, ab einem gewissen Zeitpunkt klar der Meinung, dass wir mit Bert van Marwijk nicht mehr eine große und lange gemeinsame Zukunft haben. Das war meine Meinung. Wir wollten, das war auch unser festes Ziel, noch bis zum 30.6. hinkommen, das hat leider nicht funktioniert. Und da sind natürlich auch im Ablauf Fehler gemacht worden, davon will ich mich auch nicht ausnehmen. Ich würde heute diese Pressekonferenz definitiv nicht mehr machen. Wobei: Die war nicht auf meinen Wunsch hin, sondern ganz klar auch auf den Wunsch von Bert einberufen worden, der allerdings mit Gestik und Mimik nicht zum Ausdruck gebracht hat, dass es sein Wunsch war, diese Pressekonferenz zu machen. Das war sicherlich ein Fehler. Ich glaube, dass der Zeitpunkt der Trennung dann richtig war, allerdings haben wir dann bei der Wahl des Nachfolgers daneben gelegen, ohne den Jürgen Röber jetzt abqualifizieren zu wollen. Ich halte den menschlich für einen Riesentyp, aber das hat nicht funktioniert.

Das ist die Verantwortung des Sportdirektors, aber in allerletzter Konsequenz meine, das habe ich auch deutlich gesagt. Nichtsdestotrotz kam aber dann der Wechsel zu Thomas Doll – für den haben wir dann aber eben auch die Verantwortung. Wenn man jetzt sieht, wie wir versuchen uns neu aufzustellen, dann glaube ich per saldo, dass die strategische Entscheidung der Trennung von Bert van Marwijk richtig war. Aber wie gesagt: In einzelnen Dingen ist es da nicht optimal gelaufen, das räume ich freimütig ein.

"Du bist unter Druck und musst in den nächsten Tagen einen Trainer haben"

schwatzgelb.de: Besonders der lange Zeit über den Dingen schwebende Thomas von Heesen hat dem Ganzen nicht gut getan, oder? Da haben Sie keine gute Figur abgegeben.

Hans-Joachim Watzke: Da muss man natürlich auch die besondere Situation von Borussia Dortmund in Betracht ziehen, die uns durch die Börsennotierung vieles schwieriger macht, weil vieles mitteilungspflichtig ist. Wenn ich mich mit dem einen oder anderen über einen Namen wie Thomas von Heesen oder von mir aus Bernd Schuster oder Karl-Heinz Feldkamp austausche, dann aber in der Öffentlichkeit sage, „Der Name spielte bei Borussia Dortmund überhaupt noch nie eine Rolle“, dann befinde ich mich schon in einer kritischen Zone, weil wir immer auch bei unseren Aussagen in der Öffentlichkeit an die Aktionäre und Anleger denken müssen. Die darf man nicht in die Irre führen. Insofern kannst Du Dich nicht hinstellen wie bei einem „normalen“ Fußballclub und Fakten dementieren. Das geht bei Borussia Dortmund nicht. Viel kam dann natürlich zusammen: Von Heesen hat in den Überlegungen natürlich eine Rolle gespielt, aber es war nicht so, wie man eigentlich geglaubt hat. Nur, man muss auch mal fairerweise sagen: Im Winter war der Markt für Trainer relativ zu. Und Thomas Doll, den ich schon immer als extrem guten Trainer empfunden habe - genau wie Thomas Schaaf –, war nicht auf dem Markt.

schwatzgelb.de: Und bei der zweiten Trainersuche? Da hat man dann ja auch erst mit Felix Magath verhandelt, um dann bei Thomas Doll zu landen.

Hans-Joachim Watzke: Nein, das ist ja auch nicht richtig. Solche Kritik können im Prinzip nur Leute üben, die das Geschäft überhaupt nicht begreifen. Wir haben das ganz offen gemacht. Jürgen Röber hat am Sonntagmittag hier im Hotel Mercure noch einmal klar gesagt: „Für mich ist definitiv Schluss.“ Und Du kannst aber an einem Sonntagnachmittag nur noch entweder nach München oder nach Hamburg fahren, aber beides schaffst Du definitiv nicht mehr. Wir haben aber beide Termine vereinbart und haben beiden, Felix Magath und auch Thomas Doll, klar gesagt, dass wir auch mit dem jeweils anderen sprechen. Das war auch ganz vernünftig. Du bist unter Druck und musst in den nächsten Tagen einen Trainer haben – wir waren ja auch im Abstiegskampf – und Du musst Dir dann ja auch erstmal anhören: Will einer überhaupt? Beide waren relativ kurzzeitig aus ihren Ämtern enthoben worden, und bei Felix Magath war das ja auch so: Der hat ja nicht gesagt, „Mich interessiert der Verein Borussia Dortmund nicht“ oder was auch immer. Magath hat sofort in den Gesprächen klar gemacht: „Grundsätzlich bin ich eigentlich nicht soweit, weil ich mich regenerieren muss.“ Genauso hätte es uns ja bei Doll auch gehen können. Also musst Du da auch mindestens erstmal in einem ersten Gespräch die generelle Bereitschaft abklopfen, um dann in die Tiefe zu gehen. Das haben wir bei beiden gemacht, und das macht man idealerweise nicht am Telefon. Der eine hatte dann die Bereitschaft und der andere nicht, und daraus hat sich das dann ergeben. Das war überhaupt keine Bewertung, sondern nur so, dass wir zwar zuerst mit Magath und dann mit Doll gesprochen haben, es hätte aber auch andersherum sein können.

schwatzgelb.de: Aber vom Typ her sind beide doch trotzdem sehr unterschiedlich. Passt das zur gleichen Philosophie? Also zur Frage: Wer passt gut zu Borussia Dortmund?

Hans-Joachim Watzke: Völlig richtig, der Einwand! Nur: Wenn Du Dich im Abstiegskampf befindest, wo Dir das Hemd näher ist als die Hose, dann musst Du auch Abstriche machen. Dann musst Du auch sagen: „Erstmal ist es wichtig, dass wir jetzt jemanden finden, der uns rettet.“ Ob so oder so einen. Im Nachhinein war natürlich der Thomas Doll der Königsweg, das weißt Du aber auch nicht vorher. Aber gleichzeitig ist es auch so: Sie sind sicher sehr unterschiedlich, aber beiden kann man zumindest eine Gemeinsamkeit attestieren: dass ihre Mannschaften in der Regel zumindest körperlich gut beieinander sind. Und der Felix Magath ist sicherlich auch nicht der so diametral andere Trainertyp. Wer ihn als Fußballer kennt, weiß, der kommt ja nicht aus dem Grätschen und Kloppen, sondern war ja auch ein Ästhet. Und jemand, der Bayern München trainiert und zweimal mit denen das Double holt, der muss einfach Qualitäten haben.

Hier geht es zu Teil 1 und Teil 3 des Interviews.

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