...dem BVB CLUB - schwatzgelb.de im Gespräch mit Michael Meier und Detlef Thiemann
Der Gegenwind schlug dem BVB heftiger ins Gesicht als vielleicht erwartet. Borussia Dortmund, so die feste Überzeugung vieler Fans, hatte auf Kosten seiner Anhänger eine neue Einnahme-Quelle entdeckt: den BVB-CLUB auf der Homepage des Vereins. Wo geht die Reise hin mit dem BVB-CLUB? Wir fragten nach bei Michael Meier und Detlef Thiemann und sprachen mit ihnen offen über das, was die Fans zum Thema BVB-CLUB bewegt.
Mit dem Start des BVB-CLUB am 2. November 2003 rollte eine Welle der Empörung über den Verein. Hatten die Fans gerade erst die Diskussionen um Spielergehälter und legale Steuertricks einigermaßen verdaut, wurden sie mit der nächsten Geschichte zum Thema Geld konfrontiert. Borussias Anhänger reagierten gereizt, nicht jeder wollte und konnte diese Geschichte kommentarlos an sich vorbeigehen lassen. Die Bild-Zeitung nahm die Headline gerne auf und legte mit Ihrer Story über die angebliche "Abzocke" beim BVB den Finger tief in die Wunde. Die Fanseele kochte. Zu Recht, wie wir finden, denn die Frage stellt sich nicht nach Sinn oder Unsinn des BVB CLUB, sondern über die Art und Weise der Umsetzung. Denn das Wie und Wann sorgte für große Verärgerung und Irritation unter den Anhängern und warf innerhalb weniger Wochen zum wiederholten Mal kein gutes Bild auf unseren Verein.
Betrachtet man den BVB-CLUB völlig emotionslos, ist die Idee, eine Bezahlplattform für ein erweitertes Online-Angebot zu schaffen, nichts Verwerfliches. Viele User wünschten sich ein größeres Angebot rund um die aktuellen Leistungen der BVB-Homepage. Vor allem die Nachfrage nach Video - und Audiodownloads von Spielen, BVB Pressekonferenzen, Interviews etc., aber auch der Wunsch nach Möglichkeiten zum Download von Fotoserien, Starschnitten, Autogrammkarten, Bildschirmschonern u.a. wurden immer wieder an den Verein herangetragen. Da solche zusätzlichen Dienste auch höhere Kosten verursachen, machte sich der Verein Gedanken über die Refinanzierung. So wurde die Idee geboren, ein größeres Informations- und Leistungsangebot als CLUB-Angebot gegen Bezahlung anzubieten.
Schlecht für den BVB, dass die eigene Homepage den Fans bereits vor dem BVB-CLUB kostenlos eine große Fülle an Informationen und Features lieferte. Der weitaus größte Teil dieser Leistungen blieb auch nach dem Start des BVB-CLUB für den Fan gebührenfrei nutzbar. Doch gerade dieser, im Vergleich zu den Homepageangeboten anderer Bundesligavereine, umfangreiche Service wurde beim Start für den BVB CLUB zum Bumerang. Die Mehrleistung war nicht sofort erkennbar und für viele nicht einzusehen. Außerdem bezahlt keiner gerne für etwas, das er vorher kostenlos nutzen durfte. So fehlte vielen Fans jedes Verständnis dafür, dass z.B. das Tippspiel "Alle gegen Nobby" oder die Webcam in den Mitgliederbereich wechselten. In diesen Aktionen sahen die meisten Fans ein reines Lockmittel für den BVB-CLUB.
Genau vier Wochen sind nach dem Start des BVB CLUB vergangen. schwatzgelb.de sprach mit Michael Meier und Detlef Thiemann.
schwatzgelb.de: Hand aufs Herz Herr Meier, haben Sie mit soviel Kritik der Fans beim Start des BVB CLUB gerechnet?
Michael Meier: Nein, ehrlich gesagt nicht. Wir wollen mit dem BVB CLUB unseren Usern und Anhängern einen zusätzlichen Service bieten. Wir hatten nicht vor, für bislang kostenlose Leistungen, plötzlich Geld zu verlangen.
schwatzgelb.de: Das ist aber bei vielen Usern ganz anders rübergekommen. Wo sehen Sie die Gründe dafür?
Michael Meier: Vermutlich ist nicht allen klar geworden, dass wir gegen einen relativ kleinen Kostenbeitrag umfangreiche Zusatzleistungen anbieten, die es in dieser Form und Zusammenstellung nirgendwo kostenlos gibt.
schwatzgelb.de: Wenn Sie sehen, wie viele Fans mit Empörung reagieren, inwieweit rechtfertigen dann die Einnahmen aus einem BVB CLUB eine solche Enttäuschung der Fans?
Michael Meier: Die Enttäuschung der Fans ist wirklich unbegründet. Unsere kostenlosen Angebote auf der BVB-Homepage übersteigen noch immer bei weitem das, was andere Bundesligavereine ihren Usern bieten.
schwatzgelb.de: Andere Bundesligavereine, das ist ein gutes Stichwort. Die Fans stört z.B. ganz massiv dieser ewige Vergleich mit den Bayern. Glauben Sie nicht, dass das Verhältnis des BVB zu seinen Fans ein anderes sein muss, als das der Bayern zu ihren Fans?
Michael Meier: Wir vergleichen unsere Fans selbstverständlich nicht mit den Anhängern irgendwelcher anderer Vereine, weil wir wissen, dass unsere Fans einzigartig sind. Das beweisen sie uns schon allein alle 14 Tage im Westfalenstadion. Der Vergleich mit dem FC Bayern war einzig und allein auf die Preisgestaltung des Internetangebots bezogen.
schwatzgelb.de: Die Bayern ließen diesbezüglich vor einigen Tagen wissen, dass die 30 € im Jahr für ihre Zusatzleistung nicht ausreichend sind. Fühlen Sie sich dadurch in ihrer Preisgestaltung bestätigt?
Michael Meier: Unsere Preispolitik zeigt, wie sehr wir auf unsere Anhänger Rücksicht nehmen. Denn wir haben versucht, das Angebot so preisgünstig wie möglich zu halten.
Detlef Thiemann: Ich möchte auch nochmals betonen, dass ein Jahresabo nicht, wie von einigen Fans falsch verstanden, 17,99 € im Monat kostet, sondern dass dieser Beitrag bereits das Entgelt für ein gesamtes Jahr darstellt.
schwatzgelb.de: Wenn dem einen 30 € zur Kostendeckung nicht ausreichen, stellt sich uns automatisch die Frage, ob sie den Preis von 17,99 € halten werden können, oder ob Clubmitglieder irgendwann mit einer saftigen Erhöhung des Beitrages rechnen müssen.
Michael Meier: Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass die UEFA es den Vereinen bei Ausstrahlung von Bewegtbildern, etwa aus der Champions-League, zur Auflage macht, diesen Content kostenpflichtig anzubieten. Unser Handlungsspielraum ist also in diesem Falle ohnehin begrenzt. Unser Ziel war es, einen günstigen Preis zu bieten, und dieser Preis soll auch, analog zu unserer Preispolitik auf der Südtribüne, auf diesem Niveau stabil gehalten werden.
schwatzgelb.de: Das Thema Geld drängte noch vor wenigen Wochen das Sportliche fast in den Hintergrund beim BVB. Warum wurde der Starttermin des BVB CLUB ausgerechnet mitten in die Saison und vor allem in diese angespannte und von Gelddiskussionen gereizte Zeit gelegt?
Detlef Thiemann: Für den BVB CLUB musste ein vollkommen neues technisches Konzept entwickelt werden. Wir wollten mit dem Club starten, sobald die Vorbereitungen abgeschlossen waren und hatten uns den 2. November schon sehr früh als Termin gesetzt. Damals war überhaupt nicht absehbar, in welcher sportlichen Situation sich der BVB dann befindet.
schwatzgelb.de: Trotzdem kein glücklicher Termin, warum haben sie den Termin nicht verschoben?
Detlef Thiemann: Wir empfanden die Lage nicht als so heikel. Wir waren nach dem Sieg gegen den HSV der Überzeugung, dass trotz der vorhandenen öffentlichen Diskussion, eine Verschiebung nicht nötig wäre.
schwatzgelb.de: Die ersten Tage nach dem Start des BVB CLUB erweckten auf der BVB Homepage schon den Eindruck, dass der größte Teil der bis dato freien Informationen ab sofort kostenpflichtig sein würde. Hatten Sie nicht den Eindruck Herr Thiemann?
Detlef Thiemann: Für große Verwirrung hat zu Beginn vor allem das BVB CLUB-Logo vor den Texten gesorgt. Wir wollten damit einen Beitrag sofort als Clubbeitrag kennzeichnen, damit der Leser nicht erst nach dem Anklicken feststellen musste, dass der Beitrag zum Clubbereich gehört. Leider sah es zu Beginn wirklich so aus, als wenn ein großer Teil der Artikel kostenpflichtig wäre. Das ist aber nicht der Fall, der größte Teil bleibt weiterhin kostenfrei.
schwatzgelb.de: Dann nehmen wir doch mal exemplarisch den redaktionellen Bereich der BVB-Homepage. Was bleibt denn nun kostenfrei und wo liegt der Mehrwert der Clubmitglieder in der Berichterstattung?
Detlef Thiemann: Seit dem 2. November gibt es zwei verschiedene Vorschauen auf das jeweilige Spiel. Eine - wie gewohnt ausführlich und informativ - ist weiterhin frei abrufbar, die andere - hintergründiger und mit exklusiven Dateninhalten versehen - steht exklusiv den Mitgliedern des BVB CLUB zur Verfügung. Ähnlich verfahren wir in der Nachberichterstattung: Spielbericht und Stimmen zum Spiel sind frei, ein exklusiver Nachbericht sowie die Meinungen der Journalisten gibt es im BVB CLUB. Dort findet der User auch einen erweiterten Archivbereich.
schwatzgelb.de: Der Startermin ist das eine, die Umsetzung des BVB-CLUBs das andere Thema. Viele Fans beschweren sich vor allem massiv über den Wegfall des Tippspiels "Alle gegen Nobby". Wie sehen Sie den Entschluss, das Tippspiel in den Bezahlbereich einzubauen, mit etwas Abstand?
Michael Meier: An dieser Stelle müssen wir eingestehen, dass die Unterbrechung eines laufenden Spiels und damit der Zeitpunkt der Verlegung in einen anderen Bereich aus heutiger Sicht vielleicht nicht sehr glücklich war. Ich verstehe den Unmut einiger Anhänger.
schwatzgelb.de: Sehen Sie eine Chance, dass das Tippspiel wieder in den freien Bereich wechselt?
Detlef Thiemann: Wir sollten das Tippspiel jetzt dort lassen, wo es ist. Solch ein Hin und Her würde abermals für Verwirrung sorgen. Das Tippspiel ist eine sehr gute Abrundung des Angebotes im BVB CLUB.
schwatzgelb.de: Kommen wir zu einem weiteren Kritikpunkt Herr Meier. Nicht gerade wenig Fans sagen: "Gäbe es den Club für BVB-Mitglieder umsonst, würde ich wohl endlich BVB-Mitglied werden." Warum bietet der Verein diese Clubmitgliedschaft den Vereinsmitgliedern nicht kostenlos an, immerhin bedeutet eine Mitgliedschaft auch höhere Einnahmen für den Verein?
Michael Meier: Man muss hier ganz klar unterscheiden. Für eine Vereins-Mitgliedschaft bei Borussia Dortmund entscheidet man sich aus emotionalen Faktoren heraus. Man ist stolz auf seinen Verein, möchte dazugehören und stellt sich somit mit seinem Jahresbeitrag in den Dienst seinen Klubs und unterstützt diesen damit.
schwatzgelb.de: Und wo liegt da für Sie der Unterschied zum BVB CLUB?
Michael Meier: Eine Mitgliedschaft im BVB CLUB bedeutet die Zahlung eines Entgeltes für eine Leistung, die man in Anspruch nimmt und die diesen Betrag auch wert ist. Für jede Zeitung, Zeitschrift, fürs Fernsehen usw. müssen Sie zahlen. Wir bieten sehr viel Information kostenlos an. Für die speziellen Dinge benötigen wir nun einen Beitrag, um diesen Service überhaupt bieten zu können.
schwatzgelb.de: Haben Sie keine Angst, dass gerade wegen dieser CLUB-Geschichte einige Ihre Mitgliedschaft wieder kündigen?
Michael Meier: Nein, denn wir sehen hier keine unmittelbaren Zusammenhänge.
schwatzgelb.de: Blicken wir mal in die Zukunft, wie geht es weiter mit dem BVB-CLUB?
Detlef Thiemann: Es ist geplant, den Video- und Audiobereich weiter auszubauen. So soll es beispielsweise möglich sein, unsere großen Erfolge der 90er Jahre einschließlich des Finales 1997 in der Champions League per Video noch mal zu erleben.
schwatzgelb.de: Also überwiegend Beiträge aus der Konserve?
Detlef Thiemann: Nein, natürlich nicht nur Beiträge aus der Konserve. Wir werden demnächst unsere Pressekonferenzen live im Internet übertragen und auch Interviews und Videos der Spielerchats, werden in Zukunft angeboten. So ist der User topaktuell über alle Neuerungen beim BVB informiert. Hierbei möchte ich ergänzen, dass wir daran arbeiten, den Downloadbereich für die Video-Streams zu überarbeiten, damit auch die User an unserem Angebot teilhaben können, die derzeit wegen ihrer Internetanbindung noch keine optimale Qualität vorfinden.
schwatzgelb.de: Was ist mit "optimaler Qualität" gemeint?
Detlef Thiemann: Nicht jeder hat einen ISDN- oder DSL-Anschluss. Wer einen analogen Anschluss hat, ist da im Nachteil. Deshalb wollen wir die Möglichkeit schaffen, dass die User die Video-Streams auf die Festplatte runterladen können.
schwatzgelb.de: Apropos optimale Qualität: Kritisiert wurden auch die Zahlungsmodalitäten per T-Pay. Vor allem User aus dem Ausland haben nicht die Chance über dieses System zu zahlen. Was passiert mit diesen Fans?
Detlef Thiemann: Dieses Verfahren ist in der Tat für User aus dem Ausland nicht nutzbar. Diese User haben aber die Möglichkeit, über andere Verfahren zu zahlen, sind also keinesfalls außen vor.
schwatzgelb.de: Warum gerade T-Pay?
Detlef Thiemann: T-Pay hat einfach den Vorteil, dass es ein sehr sicheres und einfaches Verfahren ist. Außerdem entstehen für uns keine zusätzlichen Kosten. Unter anderem einer von mehreren Punkten, die sich im Beitrag für die Clubmitgliedschaft positiv bemerkbar macht.
schwatzgelb.de: Eine andere Frage, die viele Fans sehr bewegt, Herr Meier: Müssen wir mit der Einführung des BVB CLUB holländische oder englische Verhältnisse befürchten? Wird es in Zukunft so sein, dass, wie in Holland, nur noch Vereins- und Clubmitglieder Zugriff auf Karten haben?
Michael Meier: Nein mit Sicherheit nicht. Die Mitgliedschaft in unserem BVB CLUB wird keinerlei Einfluss auf den Erwerb von Tickets für die Spiele unserer Mannschaft haben.
schwatzgelb.de: Nun, als Vereinsmitglied habe ich aber die Möglichkeit, auf ein Kartenkontingent, von bis zu zwei Karten, zurückzugreifen. Diese Möglichkeit schließen Sie aber für die Mitglieder des BVB CLUB aus?
Michael Meier: Das ist richtig. Wie ich schon sagte: Für den BVB-CLUB wird es das nicht geben.
schwatzgelb.de: Herr Thiemann, nennen Sie uns zum Schluss doch mal einen Grund, warum ich Mitglied im BVB CLUB werden sollte?
Detlef Thiemann: Ich nenne Ihnen auch gerne zwei Gründe: 1. Stellen Sie sich eine riesige digitale Bibliothek vor. So können Sie sich zum Beispiel in fünf Jahren anschauen, wie der BVB 2003 gespielt hat. Oder Sie wählen eine x-beliebige Champions-League-Szene aus dem Archiv aus, beispielsweise das 1:0 Kalle Riedles im Finale gegen Juventus Turin. Auch für Recherchen jeder Art können Sie dieses außergewöhnliche Angebot nutzen. Der 2. Grund ist der kommunikative Aspekt. Über Mail, Rohrpost und Steckbrief ist ein intensiver Austausch mit vielen anderen Fans unabhängig vom Wohnort möglich. Durch den Club-Aspekt werden ?Störer? ausgeschlossen. Das spricht einwandfrei für den BVB CLUB. Zudem ist klar zu erkennen, dass unser Angebot angenommen wird.
schwatzgelb.de: Letzte Frage, wie viele Fans sind bis dato dem BVB-CLUB beigetreten?
Detlef Thiemann: Wir überschreiten aktuell die Anzahl von mehr als 1.000 Abonnenten.
Vielen Dank für das Gespräch.