Eine Sensation bahnt sich an: Möller zurück zum BVB ?
Aufsehen erregte Präsident Niebaum vergangene Woche weniger mit seinen klaren Vorstellungen über die künftigen Führungsstrukturen seines Klubs, denn mit deren möglicher namentlicher Besetzung. Im Gespräch mit der WR ließ der Jurist seine Gedanken einmütig kreisen und erlaubte einen Einblick in seine weitschweifenden Überlegungen. Dies jedoch nicht ohne den Hinweis, dass "Spieler, die in den 90er-Jahren zu sportlichen Leitfiguren geworden sind, das Personal der Zukunft bilden müssen", formulierte der BVB-Chef bereits deutlich die künftige Richtung beim Deutschen Meister vor und bestätigte gleichzeitig aber auch den Trend, den man mit der Inthronisierung von Sportdirektor Michael Zorc, Trainer Matthias Sammer, Torwarttrainer Teddy de Beer und auch Verwaltungsrat Jürgen Kohler bereits eingeschlagen hat.
Diese ehemals „spielenden“ Borussen haben inzwischen die Seite gewechselt und sind erfolgreich für „ihren“ BVB in anderen Aufgabenfeldern tätig. Jetzt kam indes ein so sicherlich unerwarteter Name dazu und es muß dem listigen Präsidenten geradezu unterstellt werden, dass er gerade jetzt, kurz vor Beginn der Saison, einen „Testballon“ gestartet hat, um einmal grundsätzlich die Reaktionen in der großen Borussenfamilie auszuloten. Wirklich überraschend allerdings war sein kleiner Seitenstep jedenfalls an der Stelle, an der es um einen „Ehemaligen“ ging, der wie kaum ein anderer die Massen zu polarisieren in der Lage ist: Den vor zwei Jahren unter lautem Getöse zum Revier-Rivalen Schalke 04 abgewanderten "Freund Andreas Möller" schloss Niebaum jedenfalls bei seiner „Substanzerweiterung aus den eigenen Reihen“ ausdrücklich mit ein. Dass er auf der „Baustelle Borussia“ dagegen auch ausdrücklich Möller in seine Gedankenspiele involvierte, der ehedem über die gesamten 90´er Jahre eine Art „Ziehsohn“ für ihn war, verwundert auf den ersten Blick doch ein wenig. Wie gesagt, auf den ersten Blick. Denn, schaut man einmal etwas genauer hinter die Kulissen, hat sich der „Frankfurter Bub“ (mit Ausnahme seiner Mikrophon-Jugendsünde vor der Südtribüne vielleicht) hier eigentlich nie ernstlich was zu schulden kommen lassen. Im Gegenteil. Sein Wechsel zum Revier- Rivalen geriet seinerzeit – wen wundert´s – zwar zum alles überfrachtenden Medienereignis, aber von ihm kam zu keiner Zeit auch nur böses Wort gegen Schwatzgelb. Und es hat da an geeigneten Möglichkeiten eigentlich nicht gefehlt…
Wagen wir deshalb zunächst noch mal einen kleinen Blick zurück: Es war im Sommer 2000, genau genommen die Nacht vom 25. auf den 26. Mai. Noch immer war nicht klar, ob Möller seinen Vertrag in Dortmund verlängern würde. Sein uns allen hinlänglich bekannter Manager Klaus „der schwarze Abt“ Gerster erklärte in diesen Tagen eilends in der „Sport-Bild“: „Andy ist nach wie vor daran interessiert, in Dortmund zu bleiben. Weil er sich hier seit sechs Jahren sportlich und privat sehr wohl fühlt. Aber eine Entscheidung steht noch aus“, sprachs und setzte in weiser Voraussicht seinen Schützling bereits einige Tage vorher auf die Transferliste des DFB. Damit hatte er ihm die Möglichkeit zu einem sofortigen Wechsel eröffnet, falls der Vertrag vom BVB nicht verlängert werden würde. Laut Gerster sollte zunächst die Trainerfrage geklärt sein, um die Zusammenarbeit erfolgreich fortzusetzen und es klingt noch heute in unseren Ohren: „Drei Jahre hat Andy nicht mehr das volle Vertrauen gespürt. Genau das aber braucht er, um „Top-Leistungen“ zu bringen. Der neue Mann auf der Kommandobrücke muss seine Qualitäten zu schätzen wissen. Sonst ist eine Trennung sinnvoller.“
Der Name ´Möller´ spaltet bis heute zwei rivalisierende Lager!
Und die kam dann auch und schlug wie eine Bombe ein: Möller zu Schalke! Nur drei Worte, aber was für eine Urknall. Zwei Fan-Lager im tiefen Zweifel zerrissen, hier die Schwatzgelben, die mehrheitlich sichtlich erleichtert waren, ob seines Verschwindens, da die Blauen, die nun Ihr eigens „Feindbild Nummer eins“ ihr Eigen nennen durften. Und Möller, der nach diesem spektakulären Wechsel die Gelsenkirchener Fangemeinde von heute auf morgen irreversibel spaltete, wehrte sich beinahe täglich gegen die Vermutung, er sei nur aus rein pekuniären Gründen zum Revier-Rivalen gewechselt. Aber damals sickerte bereits in diesem Stadium der Verhandlungen durch, dass Borussia die Bezüge des 32-Jährigen absenken wollte, wogegen Möller eine weitere Gehaltserhöhung um eine Million Mark pro Jahr anstrebte. Sein Gehalt beim BVB durfte im Jahre 2000 bereits mit Fug und Recht auf rund 6,5 Millionen Mark per annum taxiert werden. „Wenn es mir ums Geld gegangen wäre, wäre ich mit Sicherheit ins Ausland gegangen, hätte einen Rentenvertrag unterschrieben und mich in die Sonne gelegt“, hatte der so gescholtene eine Standarderklärung bereit. Und überhaupt sei der FC Schalke für ihn ein Weg zur gnadenlosen Image-Verbesserung. „Das ist für mich die Möglichkeit, endlich dieses Klischee vom Weichei zu korrigieren, denn dieser Schritt ist eine Riesenherausforderung für mich und mein weiteres Leben.“
Und so dankt er nun nach zwei mehr oder weniger erfüllten Jahren ab und nur er allein weiß, ob er „nebenan“ was für´s Leben gelernt und die gewünschte Korrektur seines Profils in der Außendarstellung geschärft hat, oder nicht...
"Er hat für uns Geschichte geschrieben", meint nun der BVB-Chef und öffnete Möller jetzt die Tür für eine Rückkehr nach Dortmund sperrangelweit. Sein privates Umfeld hat er eh niemals aus der Biermetropole wegverlegt. Im Gegenteil hat er nun als dreifacher Familienvater mit seiner neuen Freundin Siegrid Wolf auch hier ein neues Terrain beschritten. Kommt er also, der sich in Dortmund gar so wohl fühlt zum BVB zurück? Wird er möglicherweise den Trainerstab beim Deutschen Meister nach dieser Saison im Juniorenbereich erweitern? Interessant auch ein Statement von Geschäftsführer Michael Meier in diesem Zusammenhang: „Ich habe Andy gesagt, Du verlierst ein bisschen die sportliche Identifikation, aber Du bist kein charakterloser Mensch", erklärte der BVB-Manager seinerzeit in der Zeitung „Die Welt.“ Auch dies sicherlich kein Indiz für spürbares Unbehagen im Falle einer Einstellung, zumal inzwischen ja auch schon reichlich Wasser durch die Emscher geflossen ist...
Fest steht: Wenn Andy Möller jetzt die Fußballbühne verlässt, dann begibt sich einer der erfolgreichsten Bundesligaspieler in den Ruhestand. Seine sportlichen Erfolge lesen sich wie das „who´s who eines außerordentlich erfolgreichen Ausnahmesportlers: Weltmeister (1990), Europameister (1996), Vize-Europameister (1992), Weltpokalsieger (1997), Champions-League-Sieger (1997), UEFA-Pokal-Sieger (1993), Deutscher Meister (1995, 1996), DFB-Pokal-Sieger (1989,2001), Supercup-Sieger (1989, 1995, 1996). Er spielte außer für Borussia Dortmund noch für Juventus Turin und Eintracht Frankfurt. Der gelernte Mittelfeldspieler hat bisher in 392 Bundesligaspielen 109 Tore erzielt, 85 Länderspiele absolviert und dabei 30 Tore geschossen.
Ebenfalls Fakt: Andy Möller äußerte sich unlängst zu seiner Karriere als Vertragsprofi: „Da hilft kein Überreden mehr und auch nicht die Überredungskunst von Rudi Assauer.“ Fortsetzung folgt. Wer weiß, demnächst sogar in diesem Theater?