"Wir wollen deutscher Meister werden!" ...?
Das verkündete jedenfalls BVB-Sportdirektor Susi Zorc vor dem Spiel. Meisterlich gespielt wurde allerdings nur in den ersten drei Minuten. Borussia Dortmund hat dennoch die Chance genutzt, um zumindest für einen Tag die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga zu übernehmen. Einen Tag vor dem Top-Spiel der 20. Runde zwischen Titelverteidiger FC Bayern München und dem bisherigen Spitzenreiter Bayer 04 Leverkusen kam der BVB am Samstag zwar über ein glückliches 1:1 (1:1) beim VfL Wolfsburg nicht hinaus. Dennoch liegen die Dortmunder mit 43 Punkten zunächst einmal vor Leverkusen (42) und dem 1. FC Kaiserslautern (41).
Der BVB reiste ohne Lars Ricken an, der sich letzte Woche gegen Berlin am Oberschenkel verletzte. Dagegen konnte es sich Marcio Amoroso wenigstens mal wieder auf der Bank bequem machen. Sammer änderte die zum Rückrundenauftakt siegreiche Elf nur auf einer Position. Evanilson kam für Ricken ins Team. Sunday Oliseh spielt derzeit mit seiner Nationalmannschaft beim Afrika-Cup und der Langzeitverletzte Billy Reina steht ebenfalls noch nicht zur Verfügung.
An die 2000 schwatzgelbe Fans wollten "ihren" BVB auch beim wohl unattraktivsten Auswärtsspiel lautstark unterstützen. Dies gelang auch diesmal sehr erfolgreich. Die Stimmung war, immer wieder angestimmt durch eine große Gruppe unter dem Stadiondach, bombastisch! Auf der Tartan-Bahn präsentierten sich viele Schwenkfahnen (ab in den Block damit!), darunter auch eine schöne neue Fahne der Desperados. Es geht wieder aufwärts, vor allem auswärts wird es immer besser. Leider mussten vorher mal wieder viele Borussen mit der Willkür der Ordner leben. Mal kam jemand mit einem Doppelhalter oder einer Fahne rein - mal nicht. Sogar kleinen Kindern wurden die Fahnen abgenommen.
Doppelhalter - das ewige Problem. Leider rechtfertigen sich die Verbote in Einzelfällen, da heute jemand hinter seinem Doppelhalter supi sinnvollen ROSA Rauch entzündete. Man muss sich ja nicht wundern, wenn die Doppelhalter aufgrund solcher Arschl... verboten werden!
Auftakt nach Maß
"Wir haben nach dem 1:0 aufgehört zu spielen", kritisierte BVB-Trainer Matthias Sammer seine Profis. Die Dortmunder zeigten vor 18.000 Zuschauern im ausverkaufen VFL-Stadion eine desolate Leistung und wurden von den Wolfsburgern geradezu vorgeführt. Dabei hatte der BVB einen optimalen Einstand erwischt
Das Spiel konnte eigentlich gar nicht besser beginnen. Jörg Heinrich sah aus ca. 30 Metern in halblinker Position unseren "Dino" Koller stehen, flankte hoch und mit viel Effet an den Fünfmeterraum, der Ball tickte an dem Tschechen vorbei und auch am völlig verdutzten Wolfsburger Keeper Klaus Reitmaier, der gegen die Sonne schauen musste und wohl auch noch erheblich von Koller irritiert wurde.
Wer allerdings auf eine befreiende Wirkung dieses Treffers hoffte, wurde enttäuscht. Nun war der VfL Wolfsburg die feldüberlegene Mannschaft, Zählbares sprang für die Wölfe zunächst nicht heraus.
Der Treffer gab den Borussen keine Sicherheit. Stattdessen stürmten nur die Wolfsburger und knüpften an die starken Vorstellungen vom Ende des vergangenen Jahres an.
In der 15. Minute gewann der VfL-Stürmer Maric das Kopfballduell gegen Christian Wörns, und Jens Lehmann musste sich gewaltig strecken um den Ball mit den Fingerspitzen zur Ecke zu lenken. In der 21. Minute ging wiederum ein Kopfball vom Wolsburger Maric an den rechten Pfosten, als er nach Petrovs Freistoß-Hereingabe aus sechs Metern völlig frei zum Kopfball kam. Daneben ließen auch Robson Ponte (9./15.), Dorinel Munteanu (26.), Martin Petrow (30.) und Dietmar Kühbauer (31.) beste Chancen aus.
Erst als Schiedsrichter Markus Merk nach einer ungeschickten Grätsche von Evanilson an Munteanu auf den Elfmeterpunkt zeigte, verwandelte Maric den Strafstoß zum überfälligen 1:1. Drei Minuten später hätte der Wolfsburger Torjäger Maric sogar fast seinen fünften "Doppelpack" erzielt, köpfte das Leder jedoch aus kürzester Distanz über das Tor.
Es wurde nicht besser
In der zweiten Hälfte das gleiche Bild: Wolfsburg stürmte, der BVB dagegen stand hinten drin. Bezeichnend, und ein Beweis für die schwache Vorstellung der Dortmunder, die Torschuss-Statistik nach 66 Minuten: 21:3 Torschüsse für den VfL.
Ganz allein Jens Lehmann ist es zu verdanken, dass unsere Truppe sich wenigstens noch mit einem Punktgewinn von den Niedersachsen verabschieden konnten.
So holte er nicht nur in der 55. Minute nach einem Kracher des Bulgaren Petrov aus der Ecke sondern holte auch in der 74. Minute, nachdem sich Stefan Reuter böse verschätzt hatte, sensationell den Ball des dem vor ihm frei auftauchenden Klimowicz vom Fuss, der von Maric gut in Szene gesetzt wurde.
Auf dem holprigen, weichen Rasen kam kaum einmal ein Zuspiel in die Spitze an – doch mit den äußeren Bedingungen mussten auch die „Wölfe“ leben, die in der letzten halben Stunde konditionell abbauten und die Borussen optisch besser aussehen ließen, was außerdem daran lag, dass sich Metzelder und Wörns im zweiten Durchgang deutlich gesteigert hatten.
Zwar hatte Dortmund in der 87. Minute nach dem ersten Eckball des Spiels (!) noch einmal eine Chance, doch sah Schiedsrichter Dr. Markus Merk in dieser Szene ein Foul an VfL-Torhüter Reitmaier und pfiff ab.
Dass sich Matthias Sammer, als die Partie beendet war, enttäuscht zeigte, war mehr als verständlich. "Wir haben nicht gut gespielt", sagte Sammer, "und zu wenig investiert. Man kann keine guten Ergebnisse erzielen, wenn man über weite Strecken zu passiv spielt." Klare und deutliche Worte. Seine Spieler müssen sich gewaltig steigern, wenn sie das harte Programm, was jetzt auf sie zukommt, erfolgreich überstehen wollen. Nach dem Heimspiel am kommenden Mittwoch gegen Hansa Rostock muss der BVB am Samstag zu den Bayern, dann kommen unsere blauen Freunde ins Westfalenstadion und anschließend geht's nach Leverkusen. "Bis dahin müssen wir die Fehler abstellen", sagte Sammer, "sonst wird es sehr schwer, in diesen Spielen zu punkten."
Fazit
Borussia Dortmund heute im Kampf um die Meisterschale zwei Punkte verloren aber dennoch können wir glücklich mit dem Punkt sein, denn selbst Leverkusen (3:1), Bayern (3:3) und auch die Blauen (3:3) konnten gegen die VW-Werkstruppe nicht gewinnen. Eine deutliche Leistungssteigerung ist notwendig, wenn man den Traum "Meisterschaft" nicht aus den Augen verlieren will.
Daten zum Spiel:
BVB: J. Lehmann (2) - C. Metzelder (3), C. Wörns (3), L. Dede (3) - A. Evanilson (5) (68. M. Amoroso (5)) - S. Reuter (3), S. Kehl (4), J. Heinrich (4) - T. Rosicky (5) (39. M. Stevic (5)) - H. Ewerthon (4), J. Koller (3)
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Kaiserslautern)
Tore: 0:1 Heinrich (3.), 1:1 Maric (36.)
Zuschauer: 18.000
Gelbe Karten: Metzelder (32.), Evanilson (35.), Biliskov (49.), Petrov (58.), Kehl (60.), Franz (71.)
Ecken: 11 : 1
Chancen: 12 : 1