Tatort Bundesliga - der 26. Spieltag: Die Bundesligaspitze marschiert im Gleichmarsch und unten geht langsam einigen Teams die Puste aus
Wer nicht vom ewigen Glück der Duselbayer wüsste, könnte beim Blick auf die Tabelle meinen, dass die diesjährige Saison eine ganz spannende wird. Zum ersten mal seit dem zwölften Spieltag gab es an diesem Spieltag einen Dreifach-Dreier, will heißen: Die ersten 3 in der Tabelle konnten alle ihre Spiele siegreich beenden. Die Leverkusener vorn weg, dahinter der wiedererstarkte BVB aus Dortmund und in Lauerstellung der FC Bayern mit 3 Punkte Rückstand zum Tabellenführer vom Rhein.
Wie gesagt: Es könnte alles so spannend und aufregend sein, wenn da nicht die Geschichte vom ewigen Duselsieger aus München wäre. "Das schockt die anderen immer am meisten" meine im Anschluss ans Spiel Bayerns Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge, und hatte damit sicherlich nicht unrecht, aber zunächst einmal alles der Reihe nach.
Derbystimmung !?
Europa stand im Zeichen der Derbys. In Schottland polarisierte und elektrisierte die Partie zwischen den Rangers und Celtics (Endstand 1:1) wieder einmal die Massen, in Italien feierte die Roma eine vernichtende Niederlage gegen den verhassten Stadtrivalen SS Lazio (Endstand 5:1). Und in Deutschland ? In der Oberliga Nordrhein gewann Borussia Wuppertal gegen den Wuppertaler SV mit 3:2 und hält damit Anschluss zur Spitze. Ach ja, und dann war da noch das Stadtduell zwischen den roten und den blauen Bayern in München, dass das Wort "Derby" schon lange nicht mehr verdient hat. Zwischen dem Kompetenzgerangel um den Kaiser und dem Championsleague-Spiel gegen ManU war es nur ein weiteres belangloses Spiel für den FC Bayern, dass schon im Vorfeld keinen begeistern konnte. Á propos Beckenbauer. Dieser soll angeblich sich schon mehr als handelseinig mit der Deutschen Post als neuem Sponsor gewesen sein, als ihm Uli Hoeneß dazwischen kam und kurzerhand einen Deal mit der Deutschen Telekom abschloss. "FC Bayern - Allianz - Deutsche Telekom" - George Bush-Fans sprechen schon von einer neuen "Achse des Bösen". Wie dem auch sei: Die Telekom wirbt ab der kommenden Saison für 20 Mio € auf der teuersten Brust der Welt für ihre T-Mobil-Tochter. Vor dem Spiel präsentierte Uli Hoeneß das neue Auswärtstrikot der Bayern. So spielt der Rekordmeister in der kommenden Saison komplett in weiß, mit den grauen 3 Streifen und besonders peinlich: Dem Telekom-Logo (3 graue + 1 rosa Viereck) auf den Stutzen. Von "Rot" nicht mehr viel zu sehen. Dass angeblich die Spieler, "das so gewollt haben", mochte ihm wohl keiner abnehmen und so können wir gespannt sein, in welchen (Un-)Farben die Bayern in der kommenden Saison zu Hause auflaufen werden. Magenta Trikots wird es nicht geben, versprach der Manager seinen Fans. Ob die Telekom sich jedoch auf "Vodafone-rot" einlassen wird, beantwortete er auch nicht.
Kommen wir zum wesentlichen. Zum ersten mal seit dem Aufstieg der Sechzger war ein Spiel zwischen Rot und Blau nicht ausverkauft. Angeblich aus Protest weil sie den reichen FCB-Onkels nicht noch mehr die Geldschatulle füllen wollten, verzichtete ein Grossteil der Löwenfans auf ihre Karten und so gingen 5.000 Gästetickets zurück an die Säbener Strasse. 1.000 Tickets blieben gar an der Tageskasse liegen. Selten war ein Stadtduell (bei dem Daniel Bierofka übrigens der einzige gebürtige Münchner war) in Deutschland ähnlich emotionslos. Wie soll das erst werden, wenn beide Clubs ihre gemeinsame "Allianz-Arena" nutzen? Schuld an diesem ebenso harmlosen wie langweiligen Drumherum hatten sicherlich auch die Münchner Ordnungskräfte, die eine Aktion des Club Nr. 12 im Vorfeld verboten. 100 Arbeitsstunden und gut 1.000 € Materialkosten hatten es sich ein paar Fleißige kosten lassen, um wenigstens ein bisschen Stimmung aufkommen zu lassen. So hatten die Bayernanhänger vor dem erwarteten (und eingetroffenen) 100. Derby-Sieg ein Plakat entworfen, auf dem ein übergroßer roter König einen kleinen blauen Bauern vom Feld kegelt. Ein Polizeisprecher: "Der Bauer wäre eine Kränkung für die Blauen.". Da sind wir ganz anderer Meinung: Angesichts der doch eher städtischen blauen Anhängerschaft bei gleichzeitig rotem Umland, hat diese Aktion doch durchaus Humor.
Das Spiel ist schnell erzählt. In gewohnter Dusel-Manier gewinnen die Bayern auch ohne acht gesperrte oder verletzte Profis dank eines Treffers von Thorsten Fink in der 90. Minute gänzlich nicht unverdient mit 2:1 gegen die Löwen, die zwar ganz passabel mitspielten aber doch zu zahm blieben. Auch wenn die Bayern an diesem Spieltag keinen Zähler auf die ebenfalls punktende Konkurrenz gut machen konnten, so polterten sie doch aus allen Rohren nach dem Schlusspfiff, so als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder an der Pole Position stehen würden. "Mann, jetzt würde ich Geld dafür zahlen, sehen zu können, was in der Kabine in Dortmund und Leverkusen los ist. Die haben sich doch alle schon über eine 1:1 von uns halb tot gefreut," spottete Thomas Linke in die Reporter Mikrofone und hatte wohl schon längst vergessen, dass er in 90 min auch nicht mehr vollbrachte als etwa 20 mal den Ball im hohen Bogen planlos nach vorne zu dreschen. Welt-Torhüter Oliver Kahn: "Entscheidend ist, dass wir die Siegermentalität wieder gefunden haben. So kann man auch wieder Meister werden." Für jeden Fußballfan mag das wie eine Drohung klingen. Und da nutzt es auch nicht, dass die Bayern dank Championsleague immer noch eine Doppelbelastung haben, denn so Uli Hoeneß "Die vielen Spiele machen nur Probleme, wenn man sie verliert. Wenn man gewinnt, setzen sie Kräfte frei." Immerhin wissen die meisten deutschen Fußballfans, die 1999 nicht ohnehin schon ManU die Daumen gedrückt haben, wem ihre Sympathien am Mittwochabend dann gehören.
Leverkusen gibt sich keine Blösse
Ob der Konkurrenz wirklich so die Knie schlottern, wie die Münchner es gerne hätten, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Sowohl die Leverkusener als auch der BVB aus Dortmund erledigten ihre Aufgaben am Wochenende ordentlich und boten dabei sicherlich keineswegs schlechteren Fussball als der amtierende Weltpokalsieger. Der Spitzenreiter vom Rhein präsentierte sich gegen die unterlegenen Profis von Energie Cottbus zwar nicht in meisterlicher Form, kam aber zu jeder Zeit einem ungefährdeten 2:0-Erfolg. Toppmöller hatte zuvor angekündigt, er werde wohl einige Stammkräfte "rotieren". Was einigen Rekonvaleszenten wohl offenbar solch einen Schreck einjagte, daß sie 3 Wochen vor Ostern von den Toten auferstanden. Um ja nicht den "historischen" Sieg gegen Cottbuss zu verpassen, standen dann zum Anpfiff bei Leverkusen einige Spieler auf dem Platz, die sich eigentlich angesichts von 5 englischen Wochen in Folge ausgelaugt fühlten müssten. Selbst der grippeerkrankte Michael Ballack wollte unbedingt mit Fieber spielen. Auch körperlich schwach sind die Besten wohl noch besser als der Ersatz. Was wieder mal bestätigt, dass die Bayer-Bank wohl nicht den Maßstäben des Tabellenplatzes genügt. Ob das noch acht weitere Spieltage und mindestens zwei Champions-League-Spiele reicht, wird sich zeigen. Cottbus, so Toppi, sei wichtiger als die nächste CL-Partie gegen Juventus Turin. Ungeachtet des Kräfte zehrenden Programms (Meisterschaft, Champions League und DFB-Pokal sowie Länderspiel) berannten die Leverkusener das Gästetor im Minutentakt, wurden aber wegen ihrer Abschlussschwäche nicht entsprechend entlohnt. Besonders auffallend dabei wie kläglich Ulf Kirsten seine Torchancen vergab. Würde der "Schwatte" doch schließlich mit einem Treffer endlich zu Stefan Kunz in der ewigen Torjäger-Tabelle aufschließen. Aber auch trotz eines von ihm verschossen Elfmeters, siegten die Leverkusener souverän und üben sich weiter in Zuversicht. Das inzwischen immer wieder beschworene Gerede von "Nervenstärke" klingt derweil jedoch wie das Pfeifen im Walde und so reagiert Jens Nowotny schon fast gereizt bei diesem Thema "Man kann sich auch vieles einreden lassen. Die Öffentlichkeit hätte es gern, dass wir ein bisschen müde werden. Aber diesen Gefallen werden wir ihr nicht tun." Keine Frage: Bei Bayer liegen die Nerven blank, selten hat diese Mannschaft so verbissen um die Meisterschaft gekämpft. Dass dieser Druck jetzt 8 Spielrunden vorm Ende schon so immens ist, lässt jedoch nichts gutes für die Werkelf erahnen.
Dortmund - die einzig wahre Borussia
Keinen Traumfussball, aber doch ein ganz passables Spiel bot die Borussia aus Dortmund im Duell gegen Angstgegner Mönchengladbach. Zum unfreiwilligen tragischen Helden avancierte in der zehnten Minute Gladbachs Peter Nielsen, der bei einer scharfen Hereingabe Jan Koller zuvor kam und den Ball ins eigene Tor grätschte und sich dabei zugleich das Wadenbein brach. Die Gladbacher agierten über die gesamten 90 Minuten viel zu ängstlich um auch nur einmal wirklich gefährlich für die Dortmunder Hintermannschaft zu werden und so musste schon Leonardo Dede kurz nach der Halbzeit eine harmlose Flanke von Arie van Lent unglücklich ins Netz abfälschen um für den zwischenzeitlichen Ausgleich zu sorgen. Bemerkenswert die Trotzreaktion der Dortmunder, die fortan ihr Heil in bedingungslosem Offensivspiel suchten. Fünf der letzten acht BVB-Partien endeten 1:1 und so manch ein Spielbeobachter hätte sicherlich wohl auch damit gerechnet, dass sich der BVB nach dem unglücklichen Ausgleich nicht wieder zurück auf die Siegerstrasse begeben wird. Spielerisch wie kämpferisch kann man dem BVB in dieser Saison keinen großen Vorwurf machen. Die "taz" kommentiert das eigentliche BVB Problem so: "Das große Dortmunder Ärgernis ist nämlich nicht, dass das Team unter seinen Möglichkeiten agiert und Probleme im spielerischen Bereich hat - das kennt man im Westfalenstadion seit Jahren.
Das Ärgernis ist, dass die Elf in dieser Saison so viele überdurchschnittliche Spieler im Offensivbereich aufbieten kann, dass sie selbst an ihren zahlreichen schlechteren Tagen immer noch genug Chancen bekommt, um Tore zu schießen - es aber nicht tut. Vor diesem Spieltag hatte das halbe Dutzend Star-Stürmer des BVB nicht mehr Treffer verbucht als die Angreifer von 1860 München oder VfL Wolfsburg." Womit der Nagel wohl auf dem Kopf getroffen ist. Allen voran Marcio Amoroso, der von der Gladbacher Abwehr nicht zu halten war, vergab eine Chance nach der anderen. Nachdem Jörg Stiel gegen Amoroso und Ewerthon noch zweimal glänzend pariert hatte, bedurfte es dann eines Elfmeterpfiffs, der die Gemüter erhitzte: Nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Tomas Rosicky kam Amoroso im Laufduell mit Gladbachs Marcel Witeczek im Strafraum zu Fall. Was folgte, bezeichnete VfL-Keeper Jörg Stiel mit bitterem Sarkasmus als "knallhartes Foul, da muss man einfach pfeifen". Schiedsrichter Gagelmann entschied auf Strafstoß, den Amoroso in der 63. Minute - wie gewohnt sicher - verwandelte. Für den Brasilianer war es der 5. verwandelte Strafstoss in dieser Saison und die Dortmunder haben nach Michael Zorc endlich wieder einen Elferschützen auf den Verlass ist.
Dass der gefoulte Spieler eigentlich nicht selber schießen sollte, kommentierte Trainer Sammer so: "Das gilt für alle Spieler, nur nicht für Amoroso. Es gibt viele Gesetze, die auf ihn nicht zutreffen." Dass dies wohl auch anders gemeint sein könnte, ließ der Coach unbeantwortet. Den Schlusspunkt in einer guten Bundesligapartie setzte Jan Koller zum 3:1. "Ich hoffe, das war der Wendepunkt", meinte Christian Wörns im Anschluss an das Spiel "Aber einen Ausrutscher dürfen wir uns nicht mehr erlauben.".
Die Pfalz zwischen Ramzy und Rostock
Eben diesen Ausrutscher leistete sich am Wochenende jedoch der 1. FC Kaiserlautern, der sich damit wohl aus dem Titelrennen verabschiedet hätte, müsste bzw. dürfte er nicht doch noch gegen die ersten 3 der Tabelle antreten. Torhüter Georg Koch: "Das Titelrennen ist weiter offen. Alle Kontrahenten kommen noch nach Lautern. Die Meisterschaft wird auf dem Betzenberg entschieden."
Viel mehr als die 2:1 Niederlage gegen Hansa Rostock sorgte jedoch ein Spieler für Gesprächsstoff, der unterhalb der Woche schon ins Rampenlicht rückte. Der pfälzische Erstligist begnadigte diese Woche nämlich seinen wegen sexueller Belästigung zu acht Monaten auf Bewährung verurteilten Abwehrspieler Hany Ramzy, den er zunächst gefeuert hatte, weil, so Präsident Friedrich mit hübschem Gespür für Zweideutigkeiten, "wir wollen keinen Eiertanz". Dass "Horny Hamy" (Spiegel) dann doch spielen durfte, muss wohl mit einer bestimmten - uns noch nicht ganz klaren - Vorliebe von Andreas Brehme zusammen hängen. Immerhin darf sich wohl die Abwehr des FCK ungestraft "Deutschlands geilste Hintermannschaft" nennen. Wo sonst spielt ein wegen eines Sexual-Delikts verurteilter Ägypter neben einem nigerianischen Priester, der angeblich seine Frau (Taribo West dazu: "ich bin gar nicht verheiratet) geschlagen haben soll in einem Abwehrverband? Wie der Pfälzer Harry Koch in diese Abwehr passt, ist der Öffentlichkeit vielleicht noch nicht klar, aber wir wissen es bereits und durchwühlen mal unsere Videosammlung. Wenn alles so stimmt, wie es uns "gut-unterrichtete" Quellen gesteckt haben, werden wir nächste Woche ganz gewiss schockierende Details des Minipli-Lovers präsentieren können.
Zurück zu "Horny Hamy", der mit dem zweifelhaften Ruf kämpft "alles flachzulegen, was nicht schnell genug auf die Bäume kommt". In der 33. Minute war dies der Rostocker Hill, der nicht rechtzeitig dem Ägypter entkam und von diesem übel erlegt wurde. Schiedsrichter Michael Weiner hätte es den Eiertänzern aus der Pfalz leichter machen können. Statt Nachsicht zu üben und für das rüde Foul lediglich die Gelb-Rote Karte zu ziehen, hätte er auch Rot zeigen und den Defensivspieler zu einer mehrwöchigen Sperre zwingen können. Nun müssen Friedrich "Ich will keinen Eiertanz" und Brehme " Er hat mir signalisiert, dass er völlig frei im Kopf ist" selbst entscheiden, ob sie Ramzy nur am kommenden Samstag gegen Bayern München (zwangsweise) zuschauen lassen oder (freiwillig) längerfristig aus dem Spiel nehmen. Den absoluten Hammer erlaubte sich Ramzy dann jedoch beim Abgang vom Spielfeld, als er sein Trikot hochhub und ein T-Shirt mit der Aufschrift "God knows the trutht" hervorkam. Offensichtlich leidet der Abwehrspieler unter massiven Problemen.
Mit dieser Leistung muss der FCK auf jeden Fall aufpassen, dass sie nicht an Boden verlieren. Insbesondere Hertha BSC spielt momentan groß auf und sind auf 2 Punkte an den Pfälzern dran. Die Berliner gewannen 6:0 gegen den HSV, für den seit Jahren in Berlin nichts zu holen ist. Überragender Spieler: Bart Goor, der 4 Treffer erzielte. Gleichzeitig bestätigten die Berliner, dass sie mit dem Brasilianer Luizao im Gespräch sind, an dem der BVB zu Saisonbeginn auch schon dran war.
Wieder im Geschäft ist auch der FC Schalke, bei dem Olaf Thon zum ersten mal in der Saison wieder von Anfang an mitspielen durfte. Die Knappen gewannen recht glücklich durch einen Sand-Treffer kurz vorm Anpfiff mit 2:1 gegen den VfB Stuttgart. Damit nutzten die Gelsenkirchener die Gunst der Stunde und zogen am FCK vorbei.
St. Pauli gewinnt "Spiel des Jahres"
Genauso spannend wie das Rennen um die Meisterschaft dürfte der Kampf um den Klassenverbleib werden. Im "politisch-korrekten" Kellerduell musste an diesem Wochenende der SC Freiburg beim FC St. Pauli antreten. Die Kritik der Hamburger, in dieser Saison durch Schiedsrichterentscheidungen mehrfach benachteiligt worden zu sein, zeigte Wirkung. Statt des ursprünglich geplanten Wolfgang Stark (Ergolding) entsandte der DFB seinen wohl besten Pfeifenmann Markus Merk (Kaiserslautern) ans Millerntor. Dass dieser eine einwandfreie Leistung bot, mag sicherlich erfreulich sein, weniger erfreulich ist jedoch inzwischen, dass die Vereine pausenlos über die Schiedsrichterleistungen lamentieren können und der DFB ihnen dann auch noch mit solchen Dingen entgegen kommt. Den Hamburgern, die auf Spielmacher Thomas Meggle verzichten mussten, war über 90 min auf jeden Fall anzumerken, dass sie mit aller Macht versuchen, den Abstieg zu verhindern. Eine Einstellung, die man so den Breisgauern nicht attestieren konnte. St.-Pauli-Trainer Dietmar Demuth, der zuvor vom "Spiel des Jahres", konnte nach dem Tor von Nico Patschinki erleichtert sein, denn der Sieg nach drei Unentschieden lässt die zuvor hoffnungslos abgeschlagenen Hamburger wieder Morgenluft wittern. Die Kiezkicker sind zwar immer noch 17., doch bis zum rettenden Ufer sind es jetzt nur noch vier statt sieben Zähler und angesichts der schwächelnden Konkurrenz scheint alles möglich. Von allen Kellerteams zeigen die Hamburger im Moment auf jeden Fall nicht nur die beste Leistung, sondern vor allem die beste Moral. "Der Sieg war lebenswichtig. St. Pauli bleibt drin", sagte Kapitän Holger Stanislawski und Torschütze Nico Patschinski fügte hinzu: "Die haben jetzt gesehen, dass wir nicht ganz tot sind." Die Liga würd es sicherlich freuen, wenn die sympathischen Paulianer ihr erhalten blieben.
Bei den Anhängern des SCF war auf jeden Fall Frust angesagt. Die Fahrt nach Hamburg endete in einer Sitzblockade vor dem Mannschaftsbus. Als stummen Hilfeschrei nach dem 0:1 im Keller-Duell beim Tabellennachbarn FC St. Pauli wollten die treuen Anhänger als Ultimatum an die kraftlosen Kicker verstanden wissen. "Wir fahren 1000 Kilometer, um der Mannschaft den Rücken zu stärken, und die machen hier auf Freundschaftsspiel, statt sich den Arsch aufzureißen. Das lassen wir uns nicht bieten", so ein Freiburger Fan.
Weitaus unzufriedener können derweil vor allem die Kölner sein, die sich gedanklich jedoch wohl schon in die 2. Liga verabschiedet haben. Nachdem sie in der Vorwoche ihren Torfluch besiegen konnten, präsentierte sich die Funkel-Truppe in Wolfsburg wiedereinmal "Laslande"s-ligareif. Mit 5:1 gingen die Geißböcke auch in dieser Höhe verdient gegen die Wölfe unter und haben nunmehr 9 Punkte Abstand zum 15. Tabellenplatz. Wer da noch an ein Wunder glaubt...
Ebenfalls vollkommen indisponiert zeigten sich die Nürnberger bei ihrer 0:4-Heimschlappe gegen Werder Bremen. Den Torreigen eröffnete wiedereinmal FCN-Keeper Kampa mit einem weiteren kuriosen Patzer, den Frings zum 1:0 nutzte. Grade in der derzeitigen Situation sind die wiederholten Patzer des Schlussmanns tödliches Gift für das verunsicherte Spiel der Franken. Club-Präsident Michael A. Roth brachte es auf den Punkt "Die Mannschaft hat scheinbar die Hosen voll. Noch so ein Spiel ist nicht mehr zumutbar". Für die Nürnberger wird es jetzt noch einmal eng; für die Bremer, bei denen Thorsten Frings laut Aussage von BVB-Manager Michael Meier nicht gehen darf, scheint es nur noch um den UI-Cup-Platz zu gehen.
Im Abstiegskampf ist auf alle Fälle Bewegung gekommen. Nach seinem Sieg gegen Lautern ist Rostock mit stolzen 29 Punkten jetzt Zwölfter, danach folgen Gladbach (27), Cottbus (26), Nürnberg (25), Freiburg (24) sowie die wiederauferstandenen St. Paulianer (21).
Alles Gute zum Geburtstag !
Zu guter letzt noch ein Blick rüber nach Spanien. Dort feierte am Mittwoch Real Madrid Geburtstag. Und zwar den 100. Und weil die Königlichen in Spanien noch eine Stufe überm König stehen, haben die Verantwortlichen des spanischen Fußballverbandes, zu ehren Reals das Pokalendspiel in diesem Jahr auf eben diesen Tag gelegt. Und dem nicht genug: Endspielort - man ahnt es - natürlich Madrid. Selbstverständlich haben es sich Figo, Zidane und Co. nicht nehmen lassen, im Jubiläumsjahr ins Endspiel souverän einzuziehen und so stand der großen Feierlichkeit mit gleichzeitigem "Trainingsspielchen" gegen Deportiva La Coruna eigentlich nichts im Wege. Wenn da nicht die Gäste aus Galizien gewesen wären. Die siegten nämlich unhöflicherweise gegen die Königlichen aus der Hauptstadt und vermiesten ihnen damit nicht nur gehörig den Geburtstag, sondern verhöhnten die Madrilenen in den letzten 10 min noch mit höhnischen "Happy Birthday"-Gesängen. Da schließen wir uns doch gerne an.