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Tatort Bundesliga - der 25. Spieltag: Uli Hoeneß lacht sich schlapp! - Verfolger „schenken“ offenbar den Bayern kampflos den Titel

04.03.2002, 00:00 Uhr von:  BoKa
Tatort Bundesliga - der 25. Spieltag:  Uli Hoeneß lacht sich schlapp! - Verfolger „schenken“ offenbar den Bayern kampflos den Titel
Tatort Bundesliga

Mit einer desolaten Vorstellung verpasste Borussia Dortmund den Sprung an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga. Weitere Verlierer dieses Wochenendes sind der Nachbarclub aus Gelsenkirchen und die in Europa einmal mehr gestrandete Werkself aus dem Kölner Chemiegürtel. Grad so, als ob es sie nichts anging, erklärte Giovane Elber nach dem 5. zu Null-Sieg der Bajuwaren in Folge, dass man ja schließlich nichts dafür könne, wenn die anderen nun einmal nicht wollten!

Pro 15:30
Pro 15:30

Es war wieder Aktionstag in den Stadien der Liga: Die Fan-Initiative »Pro 15:30« hat in den Bundesliga-Stadien eine neue Protestrunde gestartet. Die Initiatoren wollen nun auch auf die überharte Behandlung von Fußball-Fans bei Auswärtsspielen ihrer Mannschaft aufmerksam machen.

Tausende Fußball-Anhänger haben am 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga mit Bannern und Flugzetteln gegen fanfeindliche Spieltermine und die Behandlung durch Ordner und Polizei demonstriert. «Dass Polizei und Ordner völlig wahllos ganze Fangruppen einkesseln, ist heutzutage absolut alltäglich“, kritisierte »Pro 15:30« -Sprecher Thomas Weinmann. „Und die Vereine machen munter mit. Immer öfter wird von der Fahne bis zum Spruchband am Stadioneingang alles einkassiert, was zum Fan-Dasein gehört.“

In der vergangenen Saison wurde von der Faninitiative „pro 15:30“, unterstützt von Tausenden von Fußballfans aus ganz Deutschland, unter anderem gefordert, die Anreise bei Spielen, die nicht an Samstagen stattfinden, auf 200 bis 300 km zu beschränken. Weiter wurde die Abschaffung des Montagsspiels in der 2. Liga gefordert. Inwieweit die Deutsche Fußballliga auf diese Forderungen eingegangen ist, bekommen viele Fußballfans jedes Wochenende aufs neue zu spüren. Durch diese Praxis der Spielansetzungen sehen wir die Fankultur in Deutschland und mit ihr die langfristige Existenz der Fußballvereine in Deutschland gefährdet. Denn ohne Fans wird der Kick zum langweiligen Gekicke. Der Fußball lebt von seinen Fans. Durch sie wird er zum Ereignis, zum Kick, der Millionen in seinen Bann und an die Fernsehgeräte oder Kassen der Fanshops zieht. Die Fans im Stadion sind nicht nur zahlende Kunden sondern Teil des Produkts Fußball. Solange das nicht in den Frankfurter Amtstuben verstanden wird, werden die Proteste weitergehen...

„Erster Alles“ immer Schuld! Was gegen Micky für eine Hatz von den Rängen gemacht worden ist, darf nicht so einfach widerspruchslos hingenommen werden
„Erster Alles“ immer Schuld! Was gegen Micky für eine Hatz von den Rängen gemacht worden ist, darf nicht so einfach widerspruchslos hingenommen werden

Der BVB verspielt alles. Nicht nur den Kredit bei den wieder einmal 65.000 Zuschauern (einmalig für die Liga), sondern auch die in dieser Saison absolut mögliche 6. Deutsche Meisterschaft. Von der indes sollten die Mannen von Trainer Sammer tunlichst nun nicht mehr reden! Zu grausam mutet das dargebotene derzeit an und es darf spekuliert werden, wann endlich im Kabinentrakt die Fetzen fliegen! Denn auch der zahlende Anhänger dieser in Dortmund immer so launig wie unberechenbar dargebotenen Ballsportart jedenfalls, dürfte in Bälde – mal in Ruhrpottdeutsch gesprochen – wohl „die Schnauze voll“ haben!

Und diese Masse der anwesenden „Besucher“ (Fans kann man die Mehrheit dieser Individuen ja kaum mehr nennen, die sich fortwährend pöbelnd durch die Ränge schleppen, sich immer Reuter + Stevic, wahlweise auch Sörensen als traditionelle Sündenböcke rauspicken und mehrheitlich beträchtlich vor dem Schlusspfiff die wenigen verbliebenen „echten Fans“ beim zuschauen beeinträchtigen!) staunten nicht schlecht, denn das kleine St. Pauli setzte schon vom Anpfiff weg jede Menge Zeichen. Trainer Demuth bringt – offenbar auf Druck des Aufsichtsrates – Inceman, den mit 1,4 Millionen Euro teuersten Einkauf der Vereinsgeschichte, obwohl der Türke sein letztes Spiel beim 0:3 vor drei Monaten am Millerntor gegen Bemen machte. Zitat Demuth: „Wann soll ich ihn denn bringen, wenn nicht jetzt?“ und der gute Ugur hat ja dann auch eine „leichte Aufgabe“: Er soll Borussias Tomas Rosicky bewachen. Gar nicht im Kader ist Baris, der den seit Wochen vorliegenden neuen Vertrag auf Hamburgs sündiger Meile einfach nicht unterzeichnen will. Überraschend auch, dass Marcao von Anfang an neben Patschinski (Rath war ja gesperrt) stürmen darf. Damit sollte sofort dokumentiert werden: Sehr her, wir sind zwar Absteiger, aber wir verstecken uns nicht!

Paulis erster Auswärtssieg? – in Dortmund ist mittlerweile alles möglich!

Billiger Populismus, oder echte Anteilnahme? St. Paulis Kicker demonstrierten mit den 15:30 Fans
Billiger Populismus, oder echte Anteilnahme? St. Paulis Kicker demonstrierten mit den 15:30 Fans

In der Tat spielt St. Pauli so frech wie selten auswärts. Nix mit einigeln – immer wieder geht die Post ab nach vorn vor Lehmanns Bude (Jensis 300. Bundesliga-Spiel). Und – kaum zu glauben –der Außenseiter übernimmt bei uns die Szenerie. Und in der 32. Minute gibt es die Belohnung für das forsche Auftreten. Rahns Flanke erwischt Patschinski mit dem Kopf. Von Kehls Oberschenkel fliegt der Ball über die Linie. Es heißt 0:1 – sensationell und absolut verdient. Die Dortmunder sind ob der Leistung der Hamburger Kietzkicker total baff. Den Schwatzgelben fällt nichts Gescheites mehr ein, was ihnen bitterböse Pfiffe zur Halbzeit einbringt, die Borussen-Stars aber immer noch nicht richtig auf Trab bringt. Dann Pauli sogar im Doppel-Pech. Bajramovic trifft per Freistoß nur die Latte (80.) Sekunden später foult Bürger den von Sammer in totaler Verzweiflung ins Geschehen geworfenen BVB- Joungster David Odonkor – möglicherweise sogar vorm Strafraum, aber das Dortmunder Toptalent fällt hinein und kriegt den Elfmeter.

Amoroso verwandelt sicher zum schmeichelhaftten 1:1, wonach der BVB dann noch einmal holter- dipolter alles nach vorne wirft. Bitter zudem für Pauli: In der 90. Minute holt sich der stets renitente und reklamierende Meggle wegen Schiedsrichter-Beleidigung auch noch Rot ab! St. Pauli-Trainer Dietmar Demuth war dementsprechend nach dem Abpfiff stocksauer und ergänzte das inzwischen allerorts übliche Klagelied wegen der bösen Schirris: "Hier war mehr als ein Punkt drin. Wir fühlen uns benachteiligt von den Entscheidungen des Schiedsrichters. Schlechter war meine Mannschaft auf keinen Fall." Und Matthes Sammer ergänzte kleinlaut: "Uns fehlte nach den vielen Spielen zuletzt die geistige Frische, wir hätten mehr dagegen halten müssen." Allerdings: Von der Wiedergutmachung nach dem 0:4 im Gipfeltreffen bei Bayer Leverkusen und der beinahe noch schwächeren Heimvorstellung am vergangenen Donnerstag im Uefa- Cup Achtelfinale gegen den OSC Lille war nichts zu sehen.

Und niemand in Dortmund und Umgebung verstand daher auch Aussagen wie: „Wenn man im Überlebenskampf steht, dann setzt das manchmal mehr Kräfte frei als bei einem Team, das sich in der Sonne bräunt", von Trainer Matthias Sammer zwar süffisant angemerkt, aber längst nicht als Erklärung für eine Fülle von Fahlern auf- und neben dem Feld akzeptiert. Und rasch schob er noch nach: "So wie es heute gelaufen ist, müssen wir mit dem Punkt noch zufrieden sein." Wie sagte doch ein mir bestens bekannter ehemlaiger Libero der BVB-Amateure beim rausgehen: „Die sollten mir mal diese Truppe übergeben. Das Flutlicht würde hier um 03 Uhr noch brennen und die Kameraden kämen anschließend 5 Tage aus der „Bolmke“ nicht mehr raus“... Wenn ich´s mir so recht überlege, hab ich schon schlechtere Vorschläge gehört!

Hertha verliert 2 Punkte und 2 Spieler

Rekord: Thomas Cichon jubelt über seinen Treffer nach 1034 Minuten
Rekord: Thomas Cichon jubelt über seinen Treffer nach 1034 Minuten

Es war um 11.48 Uhr, als Teamarzt Doktor Uli Schleicher seinen silbernen Mercedes direkt vor den Eingang des Kabinentraktes parkte und die Beifahrertür öffnete. Einen Augenblick später erschien Marko Rehmer. Es waren nur ein paar Schritte vom Gebäude in das bereitgestellte Fahrzeug. Und trotzdem war dem blonden Verteidiger von Fußball-Bundesligist Hertha BSC anzumerken, wie schwer sie ihm fielen. Auf zwei Krücken gestützt humpelte der 29-Jährige vorbei an Kameras und Mikrofonen. Ein bisschen blass sah er aus, das rechte Bein hielt er angewinkelt. Es war ihm anzusehen, dass er in der zurückliegenden Nacht nach dem 1:1 beim 1. FC Köln nicht viel geschlafen hatte. Die Schmerzen im rechten Knöchel hatten Spuren hinterlassen, die Enttäuschung auch. „Ich weiß nicht, wofür man sonst Rot geben soll“, sagte der Nationalspieler und schüttelte den Kopf, bevor er einstieg. Es war die 18. Spielminute, die diese Mischung aus Wut und Unverständnis hinterlassen hatte. Kölns Christian Springer war mit gestrecktem Bein gegen Rehmers Knöchel gegrätscht. Der Berliner musste mit einer Trage vom Platz gebracht und zum Röntgen in das Krankenhaus gefahren werden.

Nachdem eine Fraktur ausgeschlossen werden konnte, flog Rehmer mit der Mannschaft nach Berlin zurück. Die gestrige Kernspintomographie ergab einen Bänderriss, ein angerissenes Band und einen Kapselriss. «Er wird mindestens vier Wochen ausfallen», so Mannschaftsarzt Uli Schleicher. Ob eine Operation nötig ist oder eine konservative Behandlungsform vorgezogen wird, kann erst nach dem Abklingen des Blutergusses entschieden werden. „Als ich am Boden lag, habe ich als erstes gedacht, die WM ist weg“, beschreibt Rehmer den Moment nach dem scherzhaften Tritt. Nach der endgültigen Diagnose wirkte der Stammspieler der DFB-Auswahl schon wieder ein bisschen zuversichtlicher. „Wahrscheinlich hatte ich noch Glück im Unglück. Wir werden jetzt rund um die Uhr behandeln, damit ich rechtzeitig fit werde. Ich habe die WM sicher noch nicht aufgegeben.“ Verständnis für das Foul von Springer hat er trotzdem nicht. „Das war eine brutale Nummer“. Und Falko Götz konnte auch am Tag danach nicht verstehen, warum Schiedsrichter Hermann Albrecht dafür nur die Gelbe Karte zeigte: „Marko Rehmer ist eine der deutschen Hoffnungen für die Weltmeisterschaft. Wenn solche Spieler so weggefoult werden, macht mich das richtig sauer“, schimpfte der Interimstrainer. „Es gibt eine klare Regelung für solche Fälle, und das ist die Rote Karte.“

Neben Rehmer muss Götz in den kommenden Spielen auch auf Michael Hartmann verzichten. Der Verteidiger war mit Thomas Cichon, der nach 1034 Minuten die torlose Kölner Zeit beendete, zusammengeprallt und hatte sich eine Gehirnerschütterung und einen Bruch des rechten Oberkiefers zugezogen. Der 27-Jährige wird heute operiert und fällt voraussichtlich drei Wochen aus. „Das erste war ein brutales Foul, das auch nichts mit Abstiegskampf zu tun hat. Und dass der Spieler Cichon bei Hartmanns Verletzung beteiligt war, spricht für sich“, kritisierte Kapitän Preetz die Spielweise des Kölner Torschützen. Stefan Beinlich, der die Führung und damit seinen 50. Bundesliga-Treffer erzielt hatte, legte nach: „Wenn einer so kaputt getreten wird, rückt das Ergebnis in den Hintergrund.“ Unter dem Strich steht dort für den Tabellensechsten eine schwache Leistung, ein mageres Remis gegen das Schlusslicht und die verpasste Gelegenheit, den Uefa-Cup-Plätzen näher zu kommen. «Wir haben eine große Chance vergeben. Am Ende hatten wir noch Glück, dass wir einen Punkt geholt haben», sagte Preetz. Glück im Unglück. Götz, der zuvor drei Siege in Serie feiern konnte, fasste die Dienstreise an den Rhein treffend zusammen: „Wir haben zwei Punkte und zwei Spieler verloren.“ Und niemand mochte ihm da ernstlich wiedersprechen!

Unterdessen laufen in Köln die Vorbereitungen für die 2. Liga auf Hochtouren: Denn der „FC“ hat einen neuen Hoffnungsträger. Andreas Rettig ist sein Name, noch Manager des SC Freiburg. Er soll in der nächsten Saison als neuer Sportdirektor des derzeitigen Bundesliga-Schlusslichts ein schlagkräftiges Team zusammenstellen. Am Wochenende gaben beide Seiten die künftige Zusammenarbeit bekannt, nachdem sich Rettig bei Freiburgs Präsident Achim Stocker die Freigabe abgeholt hatte. Damit dürfte Insidern klar sein, dass Bayer Leverkusen seinen verlorenen (ausgeliehenen) Sohn wieder unmittelbar an den Rhein haben wollte. Niemanden verwundert es wirklich, wenn Calmund bereits jetzt – über den Umweg Köln, denen tut man so nebenbei auch noch was nachbarschaftlich Gutes – vom aufreibenden Managerposten voranzutreiben...

Kaiserslautern bejubelt Lokvenc und bleibt auf Titelkurs

Klose und Hengen bejubeln den glücklichen Sieg über Wolfsburg.
Klose und Hengen bejubeln den glücklichen Sieg über Wolfsburg.

Vratislav Lokvenc hält den 1. FC Kaiserslautern in der Fußball-Bundesliga auf Titelkurs. Durch ein Kopfballtor des Tschechen in der 84. Minute gewannen die Pfälzer am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg mit 3:2 und bleiben mit 48 Zählern auf Tuchfühlung zum Spitzenduo Leverkusen/Dortmund.

Mit seinem 11. Saisontor war Nationalstürmer Miroslav Klose vor 35 000 Zuschauern im Fritz Walter-Stadion das 2:2 gelungen, nachdem Dorinel Munteanu etwa eine Viertelstunde vor Schluß den VfL kurz zuvor zum zweiten Mal in Führung gebracht hatte. Bis dahin war der Lauterer Marian Hristow Mann des Abends gewesen. Nachdem der Bulgare in der 49. Minute ins eigene Tor getroffen hatte, machte er sein Missgeschick eine Viertelstunde später mit dem 1:1 wieder wett. "Das Eigentor war gut für uns, denn dadurch sind wir aufgewacht", kommentierte Hristow seinen "Doppelschlag". "Ich bin glücklich, dass wir noch gewonnen haben", gestand der Bulgare. Für Wolfsburgs Patrick Weiser war die Niederlage vermeidbar: "Wenn man hier zwei Mal führt, muss man etwas mitnehmen. Aber wir haben uns zu sehr in die Abwehr drängen lassen. Jetzt müssen wir in der Tabelle nach unten schauen."

Auch Kaiserslautern im Fehlpass-Festival

45 Minuten lang lieferten beide Mannschaften äußerst dürftige Fußball-Kost. Die um Wiedergutmachung für die 1:5-Schlappe von Berlin bemühten Pfälzer boten ein Fehlpass-Festival und rannten sich immer wieder in der gut gestaffelten Wolfsburger Abwehr fest. Bei den Gastgebern wurde der verletzte Brasilianer Lincoln als Spielmacher schmerzlich vermisst. Sein Landsmann Ratinho war nicht in der Lage, die Rolle als Regisseur auszufüllen. Erst als Thomas Hengen nach der Pause aus der Abwehr ins Mittelfeld rückte, wurden die Aktionen der Hausherren druckvoller.

Mit Hristows Paukenschlag begann eine turbulente zweite Hälfte. Als der Bulgare einen Schussversuch von Robson Ponte per Kopf unglücklich ins eigene Tor bugsiert hatte, starteten die Pfälzer einen energischen und am Ende erfolgreichen Sturmlauf. Nachdem Martin Petrow (56.) per Freistoß den Pfosten Lauterer Tores getroffen hatte, nutzte Unglücksrabe Hristow eine Verwirrung in der VfL-Abwehr zum Ausgleich. Dem 1:2 durch "Joker" Munteanu, der eine Flanke von Petrow mit seiner ersten Ballberührung verwandelte, ließ Klose postwendend den erneuten Ausgleich folgen. Sechs Minuten vor dem Ende köpfte Lokvenc den FCK zum ersten Sieg gegen den Angstgegner seit Mai 1998.

Ein übler Tritt: Effenberg checkt Balakow ins Krankenhaus

Ja, Mechmet – den Prozeß gegen deinen Frisör gewinnst Du sicher
Ja, Mechmet – den Prozeß gegen deinen Frisör gewinnst Du sicher

Die älteren Herrschaften trugen Baseballkappen, und so eine Kopfbedeckung macht einen offensichtlich aggressiv. Auch ihr Gegner war nicht mehr ganz jung, Günther Koch, normalerweise "die ARD-Stimme aus dem Frankenstadion" hat die Sechzig auch schon geschafft. Aber diesmal saß der Kultreporter aus dem Knödelland, der auf unnachahmliche Art mit dem 1. FC Nürnberg leidet, hinter einem Mikrofon im Daimler-Stadion. In neutralem Auftrag, landsmannschaftlich unverdächtig, schilderte er die Partie zwischen Württembergern und Bayern. Als gerade einmal 40 Minuten um waren, und Koch die 2:0-Führung des FC Bayern beim VfB Stuttgart mit der "abgeklärten Spielweise der Münchner" begründete, brach in dem Gang, der die Medienschaffenden und das zahlende Publikum voneinander trennt, ein mittlerer Aufstand aus. Die schwäbische Volksseele tickte auf eine Revolution hin und fast hätten sie dem wackeren Koch sein Mikro abgenommen: "Hasch du Schoofsäckel au scho amol Fußball gschbield", war noch eine von den milderen Beleidigungsformen, die von allen Seiten auf den Radiomann einflogen, der nichts verbrochen hatte, außer den Klassenunterschied objektiv klarzustellen. Als die VfB-Alt-Rocker eine gute Stunde später ihrer Stammkneipe oder längst wieder brave Familienväter ihrem Viertele und Vesper zuschaukelten, unterschieden sich nämlich die journalistischen Ausführungen des Herrn Koch allenfalls in kleinen Nuancen von der Analyse des Stuttgarter Trainers Felix Magath. "Wir besitzen eben nicht die Möglichkeiten des Weltpokalsiegers. Wir haben schon im Mittelfeld zu viele Bälle verloren, um die Bayern überhaupt gefährden zu können."

Im Grunde genommen war dieses halbstarke Gedöns der nörgelnden VfB-Fans gegen die Fußball-Schickeria aus der bayerischen Metropole nichts anderes als der Ausdruck von Ohnmacht. Der Abstand zwischen dem Traditionsklub der Schwaben und dem Ball-Konzern von der Säbener Straße war noch nie gewaltiger als jetzt. Und dass sich die Dominanz der Südländer ausgerechnet durch jenen Mann manifestiert hat, der die letzten Trophäe ins Rote Haus von Cannstatt geholt hat, wog dabei umso schwerer. Es tat mal wieder weh. An einem Sonntag im Mai 1997 hatte sich Giovane Elber aus Stuttgart verabschiedet, am Nachmittag zuvor hatten dessen zwei Tore gegen Energie Cottbus den VfB zum Pokalsieger gemacht. Mit dem brasilianischen Torjäger hatte der FC Bayern das Herzstück aus dem "Magischen Dreieck" des VfB (Balakov-Elber-Bobic) herausgekauft, im Grunde genommen fing damit der Niedergang der Stuttgarter an. Am 25. Spieltag der Saison 2001/02 aber hätte ein Erfolg der Platzherren im zum erstenmal seit zwei Jahren komplett gefüllten Daimler-Stadion gereicht für ein bisschen nationale Aufmerksamkeit. Doch nach Elbers Hacken-Vorlage für Roque Santa Cruz (33.) und dem frechen Freistoßtreffer Scholls (39.), der aus einem vermeintlichen Foul an dem brasilianischen Strafraum-Schlitzohr resultierte, waren die kleinen Hoffnungen und regionalen Träume eben perdu.

Wie erwartet: Die Telekom ist neuer Hauptsponsor

Krassimir Balakov wird schwer verletzt vom Platz gebracht
Krassimir Balakov wird schwer verletzt vom Platz gebracht

Und so geriet dieser Samstag immer mehr zum Wochenende des FC Bayern, zur Wiederauferstehung der Champions, zum Münchner Frühling. Das konnte man sehen, dazu brauchte man nicht noch einmal den tristen Winter nachzurechnen wie Manager Uli Hoeneß: "Bayer Leverkusen hatte ja schon mal neun Punkte Vorsprung, jetzt sind's nur noch drei". Nur Hitzfeld spricht offiziell noch vom Saisonziel Platz drei; für alle andern aber gilt nach dem "Knackpunktspiel" (Zitat Rummenigge) wieder die ursprüngliche Planung von der vierten deutschen Meisterschaft in Serie. "Jetzt greifen wir wieder voll an", sagt Hoeneß, "wir spielen wieder wie der FC Bayern: das Selbstbewusstsein ist zurück, wir haben wieder Torchancen." Der Meister hat seine Krise offenbar überstanden, jedenfalls wirkte das Münchner Ensemble von Beginn an souverän. Mit kleinen Ausnahmen. Effenberg rekrutierte sein Ego mit einem üblen Bodycheck gegen Stuttgarts Spielmacher Balakov: "von wegen Tiger, das war eher Nashorn. Für diese, den Tatbestand der bewussten Körperverletzung streifende Entgleisung, gab es lediglich die Gelbe Karte. "Effes" Opfer musste mit "Flanken- und Rippenprellung, Wirbelsäulen-Prellung, Prellung im Kniegelenk und Innenbanddehnung", so die Diagnose, ausgewechselt werden. Nach einer Untersuchung in der Stuttgarter Sportklinik folgte die bittere Diagnose: Balakow zog sich eine Rippenprellung, eine Wirbelsäulenprelllung, eine Knieprellung und eine Innenbandzerrung am rechten Knie zu. Für das Foul an Balakow sah Effenberg, genau wie seine Teamkollegen Bixente Lizarazu und Robert Kovac die fünfte Gelbe Karte, so dass alle drei im Derby gegen 1860 München am kommenden Samstag nicht zur Verfügung stehen. Das sogar Weltmeister Lizarazu abgemahnt werden musste, weil er - genervt von den schnellen Finten seines 19-jährigen Gegenspielers Hleb - den respektlosen Jung-Spund aus Weißrussland ein paar Mal von den Beinen geholt und in seinem Frust auch noch VfB-Keeper Hildebrand angesprungen hatte, verwunderte den Augenzeugen schon. Dies blieben allerdings die einzigen aggressiven Aktionen von Spielerseite. Ein Beleg, dass der früher stets hart umkämpfte Südgipfel längst kein richtiges Derby mehr ist.

VfB-Trainer Felix Magath zeigte sich nach der dritten Heimniederlage der laufenden Spielzeit als fairer Verlierer. "Der Unterschied zwischen beiden Mannschaften war deutlich zu sehen. Bayern ist heiß, nach dem Titel zu greifen", erklärte Felix Magath, dessen Mannschaft mit 35 Punkten derzeit im "Niemandsland" der Tabelle rangiert. Dennoch hatte Magath einen Wermustropfen zu schlucken. Sein Spielmacher Krassimir Balakow musste nach einem unglücklichen Foul des langsam aber sicher zu alter Form findenden Bayern-Kapitäns Stefan Effenberg bereits vor der Halbzeit ausgewechselt werden.

Unterdessen bestätigte Hoeneß, dass die Deutsche Telekom ab der kommenden Saison neuer Hauptsponsor der Bayern ist. "Wir sind uns mit der Deutschen Telekom einig. Wir können sowohl mit der Laufzeit als auch mit den Zahlen sehr zufrieden sein." Die Telekom löst damit den noch bis 2003 laufenden Kontrakt mit dem bisherigen Sponsor Opel ab, der zuletzt jährlich 15 Millionen Euro für die Trikot-Werbung bezahlt hatte.

Blaue stolpern wieder böse in der Lausitz!

„Schweinespiel“ im Stadion der Freundschaft? Rudi Rüssel stört´s wenig...
„Schweinespiel“ im Stadion der Freundschaft? Rudi Rüssel stört´s wenig...

Die Vorahnung von Rudi Cigar wurde eindruckvoll bestätigt. "Das war das erwartete „Schweinespiel“, in jeder Hinsicht. Das Ergebnis gibt mir recht", erklärte der „Macher“ nach dem 0:2 beim Tabellen- "Kellerkind" Energie Cottbus. Nach drei verschenkten Punkten im Titelrennen waren die Macher "auf Schalke" um Haltung bemüht. "Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Es lag nicht an den fehlenden Spielern. Die auf dem Platz haben zu wenig gebracht", sagte ein äußerst genervter Trainer Huub Stevens und fuhr neugierige Frager an.

"Wir wussten, dass es schwierig wird, aber gegen diese Cottbuser hätten wir nicht verlieren müssen. Das geht auf unsere eigene Kappe", schimpfte Stevens über den Auftritt seiner auf Grund vier fehlender Stammspieler geschwächten Mannschaft. Doch der 48-Jährige wollte diese Ausrede nicht gelten lassen.

Die Kicker auf dem Platz hätten bei der Niederlage durch den Foulelfmeter von Vasile Miriuta, den Anibal Matellan an Stürmer Marko Topic verursacht hatte (37.), und das Kopfballtor von Radoslav Kaluzny in der Nachspielzeit "die falschen Entscheidungen" getroffen. "Zu wenig über die Außen, kaum Flanken und kaum Torchancen", moserte der Coach und stellte seinem Team nach dem Ende der Traumbilanz von sechs Siegen und einem Remis im Jahr 2002 ein extrem schlechtes Zeugnis aus.

Dass Schalke durch die neuerliche Pleite in der Lausitz - schon im Vorjahr hatten die "Himmelblauen" mit 1:4 den Kürzeren gezogen - wertvollen Boden auf das Spitzenduo einbüßte und Rekordmeister Bayern München vorbeiziehen lassen mussten, will Stevens dabei angeblich nicht interessieren. "Wir haben nie vom Titelrennen gesprochen, sondern von Platz fünf. Nur die Medien haben davon gesprochen", meinte der im Sommer zu Hertha BSC Berlin wechselnde Coach wenig überzeugend. Sein nur mühsam unterdrückter Ärger und die pampigen Antworten sprachen Bände. Dass kaum ein Schalker Spieler Rede und Antwort stand, passte ebenso ins Bild. Wesentlich entspannter gaben sich die Lausitzer nach dem gewonnen Fernduell mit den anderen Abstiegsaspiranten. "Wir sind halt eine Kämpfertruppe und das sieht manchmal komisch aus", kommentierte Kapitän Christian Beeck die unbeholfenen Konterversuche in der zweiten Halbzeit offenherzig. "Wir standen viel zu tief und hätten in dieser Phase klüger spielen müssen", kritisierte der harte Trainerhund Ede Geyer. Wichtiger war dem Coach jedoch das Ergebnis, zumal das Team eine Woche nach dem 0:6-Debakel bei den Bayern doch zunächst arg verunsichert agierte. "Wir wollten eigentlich die sechs Tore wieder gut machen ... Nein, Scherz bei Seite, die drei Punkte sind natürlich sehr wichtig. Vor allem, weil sie gegen einen Großen gemacht wurden. Das sollte uns Mut machen", erklärte ein sichtlich aufgeräumter Energie-Coach belustigt....

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