Tatort Bundesliga - der 15. Spieltag 02/03: Jäger ohne Ziel
In der Bundesliga ist immer Jagdsaison. Alle jagen nach Punkten und Toren, und manche Mannschaften haben sogar die Ehre, als „Bayern-Jäger“ bezeichnet zu werden. Doch noch können die Waidmänner getrost die Flinte geschultert lassen, denn die gejagten Bazis sind noch weit weg.
Borussias Manager Meier brachte es im DFS-Doppelpass auf den Punkt: „Wir brauchen einen Feldstecher, um die Bayern zu sehen“, gab er unumwunden zu. Wie wahr. Satte acht Punkte haben die Süddeutschen Vorsprung auf unsere Borussia, und selbst zum Tabellenzweiten Bremen sind es sechs Punkte. Von Hatz kann da wirklich keine Rede sein, eher hecheln die vermeintlichen Jäger verzweifelt den Bayern hinterher und hoffen, nicht noch mehr an Boden zu verlieren. Hitzfelds Truppe gibt sich indes keine Blöße und kriselt sich von Sieg zu Sieg. Das Möchtegern-Spitzenteam aus Berlin wurde langweilig mit 2-0 heimgeschickt, so dass für kommendes Wochenende die Hoffnungen auf Felix’ schwäbischer Bubi-Truppe ruhen. Die Mannschaft um Kindergärtner Krassimir Balakow hatte zwar gegen Bremen das Nachsehen, befindet sich aber scheinbar auf einem guten Weg. Wir können gespannt sein, was die Bayern mit den unerfahrenen Stuttgartern machen werden.
Pfälzer wieder auf Touren
Blut geleckt haben die Löwen aus München, die ja so gerne auch einmal Bayern-Jäger spielen würden, beim Derby aber regelmäßig wieder auf ihre eigentliche Größe zurechtgestutzt werden. Beim Wasserball-Auswärtsspiel in Cottbus wären die 60er beinahe noch abgesoffen. Nach einer 4-0-Führung zitterten sie sich noch zu einem 4-3 und zeigten eindrucksvoll, warum sie in der Tabelle zwar in Lauerstellung, nicht aber an der Spitze stehen. Gleiches gilt für Wolfsburg. Gegen Borussia zeigten die Niedersachsen noch eine gute Leistung, jetzt wurden sie von Lautern niedergekämpft, so dass die Pfälzer ausgerechnet vor ihrem Spiel beim BVB glauben, sie hätten ihre Form gefunden. Der Sieg im DFB-Pokal dürfte noch mehr Motivation sein. Eine gefährliche Situation, denn nach dem Sieg in Nürnberg halten sich unsere Lieblinge wahrscheinlich für unbesiegbar. Solche Situationen hat man als BVB-Fan ja schon oft genug erleben dürfen.
Lahmes Verfolgerfeld
Grund dafür gibt es natürlich nicht. Ein Blick auf die Tabelle reicht, und schon wird klar, dass Manager Meier mit seinem Feldstecher-Spruch nur die traurige Wahrheit ausgesprochen hat. Während die Bayern mit 35 Punkten und einem Torverhältnis von +19 einsam dort oben ihre Kreise ziehen, balgt sich der Rest scheinbar um den zweiten Champions-League-Platz. Erschreckend: Borussias Tordifferenz von +9 ist die zweitbeste der Liga, und auch nach der kläglichen Abwehrleistung in der ersten Halbzeit von Nürnberg weist der BVB immer noch die beste Abwehr auf. Im Sturm haben 21 Tore gereicht, um 27 Punkte zu sammeln – selbst Aufsteiger Hannover hat ein Tor mehr geschossen. Immerhin konnte sich Ewerthon in der Torschützenliste etwas nach oben arbeiten und steht mit acht Treffern an sechster Stelle – Borussias Meisterschütze auf der Bayern-Jagd.
Leverkusen kämpft gegen den Abstieg
Auf die Pirsch gehen wollte auch Leverkusen erneut. Als Beute sollte endlich die Meisterschale in der Vitrine landen. Jetzt ist jedoch Abstiegskampf angesagt. 2-1 führten die Laboranten gegen den HSV, doch machte ausgerechnet der eigene Torwart einen Strich durch die Rechnung. Erst grätschte er völlig übermotiviert Abwehrspieler Lucio von den Beinen, so dass dieser später sogar ausgewechselt werden musste. Später flog Butt dafür umso unmotivierter an einer Flanke vorbei, woraus der Siegtreffer für den HSV resultierte. Der Kicker honorierte Butts Leistung mit einer glatten 5. Besonders beängstigend: Leverkusen spielte eine Halbzeit lang wirklich guten Fußball und hätte den Sieg verdient gehabt. Ob die Mannschaft jetzt im Abstiegskampf den Schalter auf „kämpfen“ umstellen kann, ist fraglich. Die einzige Hoffnung der Chemiestädter dürfte sein, dass die anderen Mannschaften im Tabellenkeller noch schlechter sind. Zumindest Cottbus und Kaiserslautern holen allmählich schon die Taschentücher heraus, um zum Abschied zu winken.
Schiris aus dem Schussfeld
Wohltuend war die Leistung der Schiedsrichter. Markus Merk leitete die Partie in Nürnberg unauffällig bis souverän und zeigte nur wenige Schwächen, und auch von den übrigen Plätzen waren endlich einmal keine größeren Vorkommnisse vermeldet worden. Unserem Trainer Matthias Sammer sei an dieser Stelle jedoch gesagt, dass dieses ewige Gemeckere über Schiedsrichterleistungen, seien sie richtig oder falsch, einfach nervt. Dem Image des BVB in der Öffentlichkeit schadet es, Borussia bekommt den Ruf, eine Truppe aus Meckerfritzen zu sein. Natürlich ist der Vorwurf, wir hätten in die Meisterschaft nur mit Hilfe der Schiris gewonnen, völliger Blödsinn – schließlich gab es zahlreiche Tore, die wegen vermeintlicher Abseitspositionen nicht anerkannt wurden. Dennoch: Wer nicht mit dem Schiedsrichter diskutiert, kann auch nicht auf die Tribüne geschickt werden. Lieber sollten wir uns alle auf das konzentrieren, was jetzt erst einmal im Vordergrund stehen solle: Bayern jagen.