Im Gespräch mit...

schwatzgelbes Halbzeitgespräch mit Uwe Lyko alias Herbert Knebel

31.05.2002, 00:00 Uhr von:  BoKa

Seit nunmehr fast 14 Jahren macht sich der Essener Uwe Lyko - der allerdings am 22.9.54 in Duisburg geboren wurde - mit seiner Gallionsfigur des nöhligen Ruhrpötters Herbert Knebel einen Namen auf den "Kleinkunstbühnen" der Republik. Sei es als Solist, oder aber mit Ozzy Ostermann, dem Trainer und Ernst Pichel, als "Herbert Knebels Affentheater".

Das schwatzgelbe Halbzeitgespräch

Es ist eigentlich eine Geschichte, wie sie uns nur aus den Groschenromanen am Bahnhofskiosk entgegenlacht und dennoch rankt sich um die Entstehung im Jahr 1988 etwas Seltenes. "Als wir uns damals gegründet haben, gabs den Begriff Comedy noch gar nicht. Damals hieß das Musikkabarett oder Musiktheater". Der immer wieder als "dünn" skizzierte Essener Kleinkünstler Siggi Domke traf da nämlich auf den "groß gewachsenen" Uwe Lyko, der ebenfalls in Essen seinen Wohnsitz hatte. Die beiden mehr oder weniger erfolglosen Kleinkünstler bastelten zusammen an ein paar Sketchen für eine Benefizveranstaltung in der Essener Zeche Carl.

Und was sie dort ablieferten, fand ebenso unerwartet wie Freude bringend eine begeisterte Resonanz beim anwesenden Publikum. "Da müsste man eigentlich was draus machen?, war der Wille zum Weitermachen schnell entdeckt, denn der kleine Dünne war inzwischen ziemlich frustriert von den Auftritten der letzten Jahre in abgehalfterten Jugendzentren vor ner Handvoll gelangweilter Kids. Aber, einmal könnte mans ja noch probieren...

Uwe Lyko, der Große war seinerzeit ebenfalls in Musik- und Comedygruppen unterwegs. Da lag es nahe, eine neue geniale Mischung aus "anspruchsvollem Klamauk" zu versuchen. Die Beiden suchten sich also ein paar Musiker, darunter bereits Martin Breuer, heute allen Fans als "Ernst Pichel" und Affentheater-Bassist ein Begriff und legten los. Sie fingen sogleich an zu proben und hatten ein paar ganz gute Nummern im Gepäck - darunter auch eine, in der Uwe Lyko einen nörgelnden Endfünfziger spielte, mit Prinz-Heinrich-Kappe und übergroßer Brille. Die Figur gefiel. Bis heute. Und sie hat inzwischen Bühnengeschichte gemacht. Die ersten Auftritte waren zwar spärlich besucht, aber Gefühl und Publikum sagten: Das hat was! Und schon bald waren die kleinen Säle voll und die Figur "Herbert Knebel" eine feste Bank. Schon im Verlauf des ersten Programms war "Trainer" Detlef Hinze zu der Gruppe gestoßen.

Und stetig wuchs die Schar der Knebel-Fans an allen Ecken im Revier. Am Ende des dritten Programms (inzwischen sind es deren acht!) mit dem Titel: "Wir präsentieren euch einen", entschied sich der von vielen Auftritten gestresste Siggi Domke für ein Leben hinter den Kulissen. Für ihn kam Gitarrist Georg Göbel, besser bekannt als "Ozzy Ostermann" dazu. Breuer, Domke und Lyko bilden inzwischen in zahlreichen Theater- und Fernsehauftritten sowie diversen Buch- und CD-Veröffentlichungen ein harmonierendes Autorenteam, das seither in puncto Witz keinen Vergleich zu scheuen braucht. Knebel hat seine eigene Logik, und die ist keine.

Knebel ist der typische Ruhri und eben doch wieder nicht. Knebel ist ein herzlicher Rohling, der manchmal was zu sagen hat und oft nichts. Aber was er sagt, nötigt zum Zuhören: "Das wirkliche Leben schlägt ganz anders zu." Dieser einwandfreien Beobachtung verdankt Herbert Knebel einen Platz in den Herzen Nordrhein-Westfalens und darüber hinaus. Und wie das Leben so zuschlägt, schlägt Herbert Knebel eben zurück. Der ewige Bergbau-Frührentner bleibt standhaft im täglichen Krieg gegen faulende Zähne, Tretminen, Hexenschüsse, Spaßbadblagen, "Innenline"- Skater, is mit Guste liiert, von den Kumpels genervt und hat immer soooon Hals... Sein loses Mundwerk mit der ebenso (end-)losen Grammatik bügelt jeden Widerspruch platt, und sein Monsterkassengestell erschlägt jeden Zweifel, dass es dem Mann an Durchblick fehlen könnte. Vor Kämpfen rüstet er sich in "namenhaften Kaffeegeschäften" auf, bauern-schlau erschleicht er sein Glück. Uwe Lyko schreibt alle Texte selbst, (was der Figur des Herbert Knebel gut bekommt) und lässt sich ausschließlich, aber auch nur am Rande, vom Kollegen Helge Schneider beeinflussen. Seine "Kernsätze" sind in Büchern festgehalten, von denen jeder irgendwie schon einmal gehört hat: "Boh glaubse", "Knapp vorbei, doch nie daneben" und "Meine Fresse" sind inzwischen gängig im Pott. Zwar will der schlagfertige Frührentner "nichts verändern, sondern nur unterhalten". Aber so wie er den kleinbürgerlichen Alltag aufspießt und sich dackelgleich in ihm festbeißt, verletzt er ein unbegründetes, wenn auch funktionierendes Regelwerk. Aber Knebel ist mehr. Kaum einer interpretiert die patriotische Hingabe des Ruhr-Kosmopoliten besser, kaum einer trifft den Kern der Sorgen in diesen Breitengraden genauer auf´n Punkt wie der 47- jährige. Fast schmerzhaft rührt er in den alltäglichen Problemen der "normalen Menschen von nebenan" herum. Da ist z.B. der Hexenschuss, den man sich beim Bücken nach dem billigsten Bier im Supermarkt holen kann. Ebenfalls treffend ein kurzer Ausschnitt aus Herberts "Abenteuerwelt" ist sein Südfrankreich-Urlaub (haben Sie schon einmal versucht einer Frau etwas auszureden, was die sich in den Kopf gesetzt hat?), wo er an die Animateure Dieter und Jane Lück geraten ist. Oder sein Kollege "Mörtel", der die Decke abgehängt, und den Fußboden angehoben hat, nur um Heizkosten zu sparen. Mit seinen Geschichten trifft Herbert Knebel immer voll ins Schwarze, denn trotz aller Grantigkeit und Cholerik ist Herbert Knebel immer ein Sympathieträger und jeder im Publikum erkennt sich an irgendeiner Stelle in einer dieser Geschichten wieder, wetten?

schwatzgelb.de: Uwe, wo liegen eigentlich die Wurzeln Deiner vor über einem Jahrzehnt geschaffenen Kult-Figur Herbert Knebel?

Lyko: Die Wurzeln kommen eindeutig aus der Kindheit, geprägt durch Mutter, Oma, diverse Onkel und Tanten und natürlich aus dem Ruhrgebiet. Mit diesen ganzen Personen ist auch diese besondere Ruhrgebietsmentalität verknüpft. Es war nicht so, dass ich seit meinem fünften Lebensjahr nach der Figur Herbert Knebel gesucht habe.

Irgendwann in einer Probensituation wurde so ein bisschen "rumgekaspert" und auf einmal war´s passiert. Wahrscheinlich schon Jahrzehnte lang vorhanden, kam das wie so ein Vulkan zum Ausbruch. Die anderen Kollegen, die dabei waren, fanden das sehr lustig und daraus ist direkt die erste Knebel-Nummer geworden. Ich habe diesen Typ dann einfach im Gedächtnis behalten, und als es dann zu der Konstellation "Affentheater" kam, hat diese Figur dann schon eine wichtige Rolle gespielt. Das Konzept des "Affentheaters", Anfang 1988, hatte noch eine andere Konzeption als heute. Das Typen- Panoptikum war breiter, Knebel hat noch nicht eine so wichtige Rolle gespielt wie heute. Im Laufe der Jahre ist die Figur ´Knebel´ immer dominanter in den Vordergrund getreten.

schwatzgelb.de: Warum eigentlich Komik? Wir haben ja jetzt hier in unserer Gegend einen Haufen Musicalshows, in Bochum läuft ungefähr seit der Währungsreform der Starlight Express, in Oberhausen sogar das selbsternannte Kult-Musical Falco meets Amadeus, im Gaudi in Köln Saturday Night Fever, in Deiner Heimatstadt Duisburg hat sich aber auch 1999 das Les Miserables und in Deiner Wahlheimat Essen das als "Crazy-Musical" betitelte Josephs verabschiedet... Wie wir erfahren haben, ist es generell nicht so gut bestellt mit Deiner Liebe zu Musicalaufführungen?

Lyko: Stimmt. Diese ganzen Musicals gehen mir, ehrlich gesagt, unheimlich auf den Sack. Ich bin schon angenervt, wenn ich die Werbespots im Radio höre und habe überhaupt keine Lust, da rein zu gehen. Ich sag mal so, das Ruhrgebiet ist weitläufig. Und wenn man jetzt nicht unbedingt in die Innenstädte zieht, dann gibts immer noch sehr nette Ecken und Stadtteile, wo man von diesem ganzen Scheiß verschont bleibt.

schwatzgelb.de: Was zeichnet den Menschen im Ruhrgebiet eigentlich aus?

Lyko: Es ist diese Offenheit, eine gewisse rauhe Herzlichkeit, eine große Schnauze und eine bestimmte Art von Humor, die ich gar nicht beschreiben kann. Ich merk das nur, wenn ich mich mit Leuten auf der Straße so unterhalte, und die werden witzig, dann kann ich sofort sagen, ob die aus dem Ruhrgebiet kommen oder nicht. Geh ma in die Stadtteile, zum Kinderspielplatz oder an die Trinkhalle, da merksse ganz schnell, daß es die Leute überall gibt. Die sehen heute vielleicht nicht mehr aus wie der Knebel, aber verstehen kannsse die sofort. Die Ruhrsprache hat ja überhaupt erst den Vorteil gegenüber dem Schwäbischen oder dem Sächsischen, dass sie verständlich ist. Und unsere Erfahrungen sind auch im Süden wie im Norden der Republik, dass sich die Leute da eigentlich so darüber kaputtlachen, wie im Ruhrgebiet auch.

Seitenwahl

schwatzgelb.de: Ja und der Dortmunder Fußballanhänger an sich ist ja eine ganz besondere Spezies von Ruhrpotter. Es heißt immer, Du wärest seit dem Europapokalsieg 1966 ein Schwatzgelber. Kannst Du Dich eigentlich noch erinnern, wie Du BVB Fan geworden bist?

Lyko: Ja ich saß mit meinem Bruder zu Hause im Wohnzimmer. Unsere Eltern waren weg. Ich war 12 und mein Bruder 11 Jahre alt und wir durften natürlich nicht Fernsehen gucken, das war zu dieser Zeit eine ganz strenge Auflage. Wir sind dann aber doch heimlich runtergegangen und haben die Kiste angemacht, weil wir wussten, es stand ein

Europapokalendspiel an, Borussia Dortmund gegen den FC Liverpool. Das Kuriose daran: Wir waren beide damals eher so Gladbach-orientiert, weil wir in Moers am linken Niederrhein lebten. Dort war man schon so ein bisschen auf ?die Fohlen? geeigt. Die BVB-Fans - die Älteren - werden sich sicher an das Spiel erinnern können, es war kaum an Klasse und Dramatik zu überbieten und ausgerechnet in der Verlängerung kamen dann meine Eltern nach Hause und regten sich zuerst unheimlich auf, dass wir noch vor´m Fernseher hingen. Dann kriegte mein Vater aber schnell mit, dass sich dort in der Verlängerung Unglaubliches abspielte und setzte sich dann mit dabei, meine Mutter auch, weil sie sofort von dieser Dramatik da gefesselt wurden. Und dann fiel dieses legendäre Tor da durch den Libuda und dann sind wir dann aufgesprungen, haben die Möbel umgeschubst, gejubelt und uns in den Armen gelegen und so bin ich dann halt BVB-Fan geworden, im zarten, unbedarften Alter von 12 Lenzen hab ich mir dann gedacht: Das ist jetzt bis zum Lebensende Deine Mannschaft! Die ham´ so toll gespielt und so tolle Spieler, den musse getz immer die Treue halten. Ja, wie das halt oft so is; entweder wird man durch Eltern oder Verwandte, Onkel oder sonst was zu´nem Verein gebracht und manchmal sind´et auch Zufälle.

schwatzgelb.de: Was war der bewegendste Moment, den Du als Fan mit dem BVB erlebt hast?

Lyko: Ja, das war schon dieses Spiel 1966 - aber natürlich auch der Champions-League-Sieg gegen Juve, aber auch jetzt die letzte Deutsche Meisterschaft, weil die ja wirklich noch auf´m allerletzten Drücker geholt wurde. Und von daher auch sehr bewegend, weil der BVB da wirklich unglaubliche Kämpferqualitäten an den Tag gelegt hat und spielerisch oft geglänzt hat. Also wirklich in den letzten beiden Spielen, wo es absolut drauf ankam, haben sie wirklich abgeklärten und hochklassigen Fußball gezeigt ? aber eigentlich emotional schon eher die beiden Europapokaltitel. .

schwatzgelb.de: Bist Du Vereinsmitglied bei Borussia und/oder in Besitz einer Dauerkarte?

Lyko: Nee, bin ich nicht! Die Dauerkarte wär leider auch rausgeschmissenes Geld bei mir, weil ich ja sehr viel unterwegs bin und für den Rest vom Volk spiel. Aber wenn´et mein Spielplan irgendwie zulässt, dann geh ich samstags schon unerkannt ins Stadion, oder guck mir auch den BVB an, wenn´er hier inner Nähe aufläuft, egal ob bei Schalke oder jetzt auch wieder in Bochum. Früher war ja auch Duisburg noch mit dabei, wo ich dann gut hinkam (lacht)... Ja, aber ich komm halt relativ selten dazu inner Saison, weil ich oft samstags auch selber spiele und auch unterwegs bin.

Anpfiff

schwatzgelb.de: Findest Du, dass sich die Fanszene generell und speziell in Dortmund in den letzten Jahren verändert hat?

Lyko: Ja, und zwar sehr zum positiven! Ich erinnere mich noch an die ganz schwarzen Zeiten, Anfang der 80´ger mit SS-Siggi und seiner Truppe, wo´s auch bei den Dortmunder Fans einen starken Neo-Nazi-Block gab. Der ist ja dann auch von Seiten des Vereins - wie ich finde - ganz gut bekämpft worden im Ansatz. Klar, unter Fußballfans, das lässt sich nicht vermeiden, da gibt´et immer gerade bei den harten Fans, so eine gewisse rechtsradikale Tendenz, egal ob das jetzt Dortmund ist, Schalke, Bochum, Essen oder wer immer. Aber im großen und ganzen finde ich mittlerweile das Fanumfeld vom BVB eigentlich doch recht passabel, zumal Borussia auch die mit Abstand treusten Anhänger hat.

schwatzgelb.de: Themawechsel. Was hältst du eigentlich von der Fan-Bewegung PRO 15:30?

Lyko: Find ich super, find ich klasse! Ich find es eigentlich sogar besser, noch diesen einen Schritt weiter zu gehen, als das was bisher erreicht wurde. Die Sonntagsspiele müssen auch wieder auf´n Samstag gelegt werden, dann hat man wieder einen unverfälschten Wettbewerb, wie das halt früher war, kompakt an einem Spieltag und feddich ab! Und nich diese Zerstückelei, nur um irgendwo noch mal ´n paar Mark durch Werbung zu machen und diesen ganzen Wettbewerb noch mehr in die Länge zu ziehen. Is zwar ne Phrase mittlerweile, aber es is leider so: Fußball kann man auch durch Geld kaputtmachen!

schwatzgelb.de: Würde man Dich darum bitten, womit würdest Du spontan die heutige Generation der Fanszene in Deiner Parade-Rolle auf´n Arm nehmen?

Lyko: Ja.... natürlich dass jeder sein eigener Trainer is und jeder am meisten Ahnung vom Fußball hat, is doch klar! (lacht). Das is aber auch dat Schöne daran, wenn man ins Stadion geht, hat man es dann in Dortmund mit 65.000 Freizeittrainern zu tun und jeder weiß es besser. Es gibt ja auch von N8schicht so´ne wunderbare Geschichte: Zwei Fans unterhalten sich: ?Der soll doch über links gehen, weil da keiner inne Mitte is, dann is aber keiner inne Mitte, weil keiner links is?, oder so ähnlich. Einfach köstlich! Aber am Besten sind natürlich dann diese ganz alten Typen, die jetzt leider aber auch immer mehr aussterben, noch so diese Fußballfans der ersten Stunde, weiße, die im Prinzip genau so aussehen wie der Knebel, so´ne Schlägerkappe auf, Regenjacke an und die die Spieler dann alle mit Vornamen anlabern...

Abstoß

schwatzgelb.de: Apropos urige Typen. Woher hat eigentlich Herbert Knebel immer so reale Hintergrundansätze bei seinen Sketchen? Ist das alles selbst erlebtes Gedankengut?

Lyko: Ich schreibe diese Geschichten nicht allein. Wir sind ein Autoren- Team von drei Leuten. Es gibt Sachen, die schreien förmlich danach, auf der Bühne verwurstet zu werden. Es gibt Sachen, die man selbst erlebt hat, aber auch Sachen, die man sich ausdenkt. Zum Beispiel die Geschichte mit der Schlange an der Wursttheke, eine ziemlich bekannte Knebel-Nummer: Das hat natürlich auch etwas mit Uwe Lyko zu tun. Ich bin genauso wie Knebel ein sehr ungeduldiger Mensch, ich kann es nicht gut haben, wenn ich warten muss. Da hatte ich es schon ganz oft, dass ich hinter der Wursttheke fast zusammengebrochen bin. Wenn dann die Frau da vor einem steht und von allem zwei Scheiben nimmt, und man steht dann da hinter, schaut auf die Uhr und denkt sich: Das darf doch nicht wahr sein, wen will die alles beköstigen. Das ist ja wirklich so. Das ist dann dieser Witz, mit dem sich viele Leute identifizieren können, die dann sagen: Ja genau! Da macht es irgendwann klack, und man denkt sich, das ist doch ein Knebel-Thema. Das andere Beispiel ist, dass einer meiner Co-Autoren, Martin Breuer, kommt und einfach mal etwas über Vampire schreiben möchte. Daraus entsteht dann auch eine Knebel-Nummer, die dann allerdings mit einer realen Erfahrung meist nichts zu tun hat.

Eckball

schwatzgelb.de: Glaubst Du, dass der Verein Borussia Dortmund trotz seines enormen Wachstums auch traditionsbewusst geblieben ist?

Lyko: Ja also, ich steck jetzt nich so im Vereinsleben drin, dass ich da ein objektives Urteil dazu abgeben kann, aber im Moment stellt es sich schon so dar. Ich mein, Dortmund ist natürlich mittlerweile ein sehr reicher Verein, da muss man ja nicht drum rum reden und der ja auch in Transferdingen in der Liga ein immer gewichtigeres Wort mitredet, aber ich denke schon, dass der BVB nach wie vor ein Traditionsverein ist.

schwatzgelb.de: Was hältst Du von der Umwandlung des Vereins BVB 09 in eine KGaA und mit welchen Gefühlen verfolgst Du die Vermarktung des BVB?

Lyko: Das halte ich irgendwie für völligen Blödsinn, ne ehrlich, das halte ich für´n aufgeblasenen Popanz mit diesen Aktienclubs! Ich glaube mal, dass sich über kurz oder lang die Vereine davon wieder verabschieden werden. Es spielen ja so viele Zufälligkeiten da rein, es ist ja von so vielen Dingen abhängig, ob so´ne Aktie steigt oder nich. Es muss nur mal eben ein guter Stammspieler, sagen wir jetzt mal Rosicky, ist in der nächsten Saison für 4, 5 Spiele verletzt, dann geht die Aktie sofort runter, dass ist doch ein völlig unkalkulierbares Ding, oder? Also grade im Fußballwettbewerb. Ich glaub auch, obwohl der BVB dabei Trendsetter war, dass die großen Bundesligavereine sich da wieder von wegorientieren werden und aus diesem Markt zurückziehen.

Einwurf

schwatzgelb.de: Wenn Du die Wahl hättest zwischen Deiner jetzigen Aufgabe, den Leuten Freude zu bereiten auf der Bühne und einer Karriere als Fußballprofi beim BVB, welche würdest Du wählen?

Lyko: Ich glaube, ich würde bei dem bleiben, was ich mach, obwohl das natürlich schon sehr verlockend wär....

schwatzgelb.de: Was wäre denn in einem Fußballerleben Deine Position gewesen?

Lyko: Letzter Mann oder Mittelfeldspieler! Ich war eigentlich immer derjenige, der dafür zuständig war, dass die Bälle verteilt wurden - u.a. weil ich auch schon gerne mal dem einen oder anderen Zweikampf aus´m Weg gegangen bin (lacht). Und in der Zeit, wo ich Fußball gespielt hab, auch im Verein, da wurde auch noch nicht so draufgehauen und gekloppt wie jetzt. Wenn man sich mal so in den unteren Ligen umguckt, also da packt man sich an Kopp und fragt sich: Jungens, wat kriegt ihr an Geld dafür, dass ihr euch hier gegenseitig totmacht...

Steilpass

schwatzgelb.de: Wie hältst Du Dich auf dem laufenden über die Geschehnisse rund um den BVB?

Lyko: Ich hab die "NRZ" abonniert, die hat ´nen ganz guten Sportteil ,da steht alles drin. Außerdem schau ich schon mal öfter auch im Videotext nach, weil da find ich dann auch Sachen, die nicht immer inner Zeitung stehen und hin und wieder bin ich auch im Internet bei Euch zum Beispiel, weil man dann da an Infos kommt, die man sonst nirgendwo kriegt.

Elfmeter

schwatzgelb.de: Wie siehst Du die Arbeit von Matthias Sammer, was macht er anders als seine Vorgänger?

Lyko: Mit dem oder den Vorgängern vergleichen, das möchte ich eigentlich nicht, das ist sowieso immer schwierig, denn jeder hat so seine individuelle Art, ne Mannschaft zu führen und mit Spielern umzugehen. Ich denke aber, dass Matthias Sammer ein sehr, sehr guter Trainer ist, mit ´nem sehr großen, fußballerischen Sachverstand. Außerhalb des Spielfeldes, wo er ja manchmal dazu neigt, noch ´n bißken auszuflippen, isser sehr ruhig, sachlich, sehr analytisch in seinen Aussagen. Was er allerdings noch lernen muss - und da muss´er sich anstrengen, datt´er da nich den Zug verpasst - dat hat nix mit Fußball zu tun, sondern is eher so´ne charakterliche Sache.

Ich glaub, der muss einfach wieder insgesamt mehr Spaß am Leben finden, und bisschen unverkrampfter und lockerer werden, weil ich denke, so was überträgt sich auch auf ´ne Mannschaft! Und ich bin felsenfest davon überzeugt, wenn er seine Lebensfreude, die er hat, auch auf die Mannschaft überträgt, ich glaub, dann würden die Dortmunder sogar noch besseren Fußball spielen und dafür in Deutschland geliebt werden! Also ich find ihn insgesamt als Typ etwas zu verbissen und zu verkrampft ? also ohne scheiß, ohne Zynismus und Sarkasmus, ich finde der gute Matthias Sammer sollte mal auf jeden Fall therapeutische Gespräche führen, wie man sich so´n bißken lockerer drauf bringen kann, oder sich einen Spaßbeauftragten zulegen.

Abseits

schwatzgelb.de: Was macht für Dich den Unterschied des BVB zu Vereinen wie dem FC Schalke 04 und Bayern München aus?

Lyko: Ich könnte da ja jetzt viel erzählen... aber um ganz ehrlich zu sein, gibt es da nur eine Wahrheit. Jeder Verein, egal ob das jetzt Schalke, Bayern oder auch Borussia ist, haben ein sehr großes, gewachsenes Fanumfeld, alle drei sind wirklich Traditionsvereine, die viele nationale und internationale Erfolge errungen haben, aber im Moment und auch in Zukunft unterscheiden die drei Vereine sich - und da bin ich froh, dass ich BVB-Fan bin und dazugehöre - dadurch, dass Borussia die weitaus treueren Anhänger hat.

Die Zuschauerzahl ist halt nie diesen Fluktuationen unterworfen, wie das bei den anderen der Fall ist. Oder allein wenn man sich anschaut, wie da der gute Herr Assauer in Schalke wieder abgeht, da kehrt da scheinbar wieder diese Sonnenkönigsmentalität schleichend ein, wobei man durchaus zugestehen kann, dass er lange versucht hat, diesen Verein seriös zu führen, aber ich hab schon immer gedacht: Na, wie lange dat wohl gut geht?

In dieser abgelaufenen Saison hat er wieder so´n bißken über die Strenge geschlagen und es bleibt abzuwarten, wie´s dort weitergeht. Ja in Bayern, genaugenommen in München kennt man so was ja sowieso, wenn Herr Hoeneß oder Herr Rummenigge ohne Aufforderung lospoltern. Der Kaiser hat sich ja wohltuend in dieser Saison zurückgehalten, jedenfalls was andere betrifft... Das finde ich in Dortmund dann schon sehr viel angenehmer, diese ruhige Seriosität. Böserweise wird dann mangels eingetretener Vorfälle, natürlich schon einmal gesagt, der Niebaum oder der Meier wären langweilig! Das finde ich aber überhaupt nicht. Nur weil die nich so´n ?Boxbudenzauber? um ihren Verein machen? Und das ist ein enorm wichtiger Punkt, wo sich doch diese drei Vereine unterscheiden, wie gesagt, da bin ich froh, dass ich BVB-Fan bin!

schwatzgelb.de: Angenommen, man schickt Dir einen Scheck über 1 Mio. Euro für eine zünftige Knebel- Inszenierung im Pay-per-View. Wie gehst Du damit um und was machst Du damit?

Lyko: Wat ich da machen würde? Boh, weiß ich nich! Ich glaub, ich würd was ganz billiges machen, was meinetwegen nur 10.000 - kostet und den Rest würde ich an gemeinnützige Organisationen (Anmerkung der Redaktion: wie beispielsweise schwatzgelb.de) überweisen. Ich glaub, das würd noch nichmal jemandem auffallen (lacht)

Freistoß

schwatzgelb.de: 1 Frage 3 Antworten: Was fasziniert Uwe Lyko am BVB?

Lyko:

1) Die Tradition

2) Die Fans, weil das ein einmaliges Phänomen in der Liga ist. Ich mein, Schalke behauptet auch immer, die Besten zu haben, andere auch, neuerdings sogar Leverkusen und Bayern behauptet das auch. Aber, selbst wenn Borussia Dortmund mal ´ne schlechte Saison hat - und dat is ja noch gar nich so lange her - dann ist dat Stadion immer noch gerammelt voll, selbst gegen so ´ne Gurkentruppe! Wenn allerdings Schalke mal ´ne schlechte Saison hat, dann kommen da nämlich trotz Arenawahn nur noch maximal 30.000 Leute hin. Das ist z.B. ein großer Unterschied. Und dat glaub ich wirklich, nich nur jetzt weil ich BVB-Fan bin, sondern das ist einfach so! Mit Abstand die treusten Fans hat einfach Dortmund, feddich ab! Da können die andern Tausend mal was anderes erzählen, dat kann man nachweisen!

3) Die zahlreichen Erfolge mittlerweile!

Aufstellung

schwatzgelb.de: Wer war oder ist Dein Lieblingsspieler beim BVB?

Lyko: Lange Zeit war´s Siggi Held, dicht gefolgt von "Stopper" Wolfgang Paul, danach war´s auch mal Marcel Raducanu und Fränkie Mill, Jörg Heinrich, hatte mal ne Zeit, wo er unglaublich gut gespielt hat, aber seit dem ersten Spiel für Borussia ist Tomas Rosicky mein Lieblingsspieler! Ich hab ihn jetzt schon ein paar mal live gesehen und muss sagen, der ist ein Glücksgriff für Dortmund! Der ist für mich spielerisch genau so hoch anzusetzen wie ein Zinedine Zidane, auch wenn das auf den ersten Blick etwas vermessen klingt. Also Rosicky is so´n Typ, selbst wenn der für sich ´n schlechten Tag hat, iss´er immer noch gut und das macht eben einen absoluten Weltklassespieler aus.

schwatzgelb.de: Welchen Spieler würdest Du gerne einmal im Dress des BVB spielen sehen?

Lyko: Diego Placente. Ich finde, das ist ein Superspieler, auch wenn der nicht so hoch gehandelt wird wie etwa ein Lucio.

Herbert Knebel' "All Star-Team"

Tor: Stefan Klos

Abwehr: Dede, Kohler, Paul, Kurrat

Mittelfeld: Rosicky, Raducanu, Held

Sturm: Emmerich, Koller, Mill

Abpfiff

schwatzgelb.de: Uwe Lyko ist ja ein recht umtriebiger Mensch. Was also gibt es demnächst von Dir neues in Sachen Kleinkunst auf den Bühnen des Landes zu sehen?

Lyko: Ja erst mal ne zeitlang noch das Programm "Unter Strom", weiterhin regelmäßige Auftritte bei den "Mitternachtsspitzen", die Kabarettsendung im WDR und im nächsten Herbst gibt?s dann ein neues Affentheater Programm!

www.herbertknebel.de und www.affentheater.de


schwatzgelb.de: Was wünscht Du Dir für die Zukunft, bezogen auf Borussia Dortmund?

Lyko: Zufriedenheit, viele Meisterschaften, schöne Spiele, Tore ohne Ende und dazu die Gesundheit, da dann dabei zu sein!

Wir danken Dir für das Gespräch.

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel