Unsa Senf

Zurück zu den Wurzeln, oder Borussias neue (alte) Transferpolitik

07.07.2001, 18:20 Uhr von:  Wade

Es scheint an der Zeit, endlich einmal eine Lanze für die BVB Führung zu brechen. Lange haben die BVB Fans darauf warten müssen, dass die Entscheidungsträger von Borussia Dortmund ihre Transfer- und Personalpolitik überdenken und die weniger erfolgreiche Einkaufspolitik, die seit 1997 praktiziert wurde (Quantität statt Qualität) zu korrigieren.

Wie Anfang der 90ér Jahre geht man wieder einen konsequenten Weg bei den Verpflichtungen. Es wird bei der Auswahl neuer Spieler wieder mehr Wert auf Hochkaräter gelegt. Natürlich hat man bei dieser Art der Transferpolitik nicht immer die Treffergarantie, wie das Beispiel Ikpeba zeigt, aber durch das punktuelle Verstärken der Mannschaftsteile kommt man seinen Ziel, eine Spitzenmannschaft aufzubauen wieder näher.

Die Vermutung liegt nahe, dass der Fastabstieg in der Saison 1999/2000 den Vorstand des BVB wachgerüttelt hat. Aus den gemachten Fehler haben offensichtlich alle gelernt und so hat man sich auf alte Tugenden und vergangene Erfolge besinnt.

Der Neuer Trainer ist schnell gefunden

Neuer Trainer: Matthias Sammer

Die Verpflichtung von Matthias Sammer war der erste und wohl wichtigste Schritt im Neuaufbau der Borussia 2000. Niebaum und Meier wussten das Sammer fachlich und menschlich der richtige Mann für den Trainerstuhl bei Borussia Dortmund ist. Vor allem weil Sammer im Umfeld absolutes Vertrauen genießt war er die beste Lösung nach den Problemen mit den Nachfolgern von Ottmar Hitzfeld.

Der Saisonverlauf sollte diese Entscheidung unterstreichen. Sammer ließ vom ersten Arbeitstag an keinen Zweifel an seinen Qualitäten aufkommen.

Unter dem neuen Trainer blieb fast die gesamte Mannschaft zusammen. Auf Sammers Wunsch verzichtete der BVB auf große Neueinkäufe. Der Trainer wollte zuerst sehen, welche Spieler sich nach dem Chaosjahr durchsetzen wollten, wer Charakter zeigte und sich mit seinem Job und dem BVB identifiziert.

Der zweite Schritt

Tomas Rosicky

Der zweite, aus heutiger Sicht richtige und wichtige Schritt war der Gang zur Börse. Von vielen Borussenfans kritisch betrachtet, spülte er dem Verein fast 250 Mio. DM in die Kassen. Der Vorstand stellt klar, das rund 100 Mio. DM für neue Spieler reinvestiert werden sollen.

Borussia Dortmunds Führung entschloß sich für das zur Verfügung stehende Geld Spieler mit hoher Qualität zu verpflichten, die an den erkannten und analysierten Schwachstellen im Team für die nötige Verstärkung sorgen sollen.

Im Winter des letzten Jahres zeigte dann Dortmunds Management, dass es seine Hausaufgaben gemacht hatte. Mit Tomas Rosicky wurde der schmerzlich vermisste Spielmacher verpflichtet.

Hervorzuheben ist bei seinem Transfer, dass halb Europa den jungen Tschechen jagte und selbst die Bayern lange um Rosicky buhlten.

Doch Dortmund hatte gute Vorarbeit geleistet und so schien Rosicky die Entscheidung fast leicht zu fallen bei Borussia zu unterschreiben. Seine spielerischen Qualitäten setzte der Tscheche vom ersten Einsatz an unter Beweiß. Meier und Co. konnten sich zu Recht auf die Schultern klopfen.

Conor Casey und Jan Derek Sörensen

Mit Jan Derek Sörensen wurde nach langen Hickhack zwischen 1860 München und den BVB ebenfalls eine Einigung erzielt und trotz diverser Verletzungen in der Rückrunde, dürfte Michael Zorc Recht behalten, der vom ersten Tag der Verpflichtung an behauptete: „ An Jan Derek werden wir alle noch viel Freude haben.“

Eins wurde bei den beiden schnell klar. Sie sind sehr angenehme Typen, die sich ohne große Worte in die Mannschaft eingefügt haben. Beide stehe mehr für den Fußballertyp: „Lass Taten statt Worte sprechen.“

Im der letzten Saison wurde auch klar, dass vor allem nach dem tragischen Ausfall von Heiko Herrlich der Sturm dringend Verstärkung bedurfte. Schon im Winter bemühten sich Meier und Zorc um die Verpflichtung eines weiteren Tschechen: Jan Koller, Torjäger beim belgischen Spitzenclub RSC Anderlecht. Doch zu dem Zeitpunkt galt Koller aus belgischer Sicht noch als unverkäuflich.

Sammer hatte den langen Koller aber schon als seinen „Wunschspieler“ auserkoren und so blieb der BVB am Ball.

Der Koller-Coup

Tomas Rosicky und Jan Koller

Zum Ende der letzten Saison verstärkte Borussia wieder sein Werben um Koller und setzte sich am Ende gegen den FC Fulham durch. Auch hier dürfte neben des Gehaltes (obwohl zu erwarten ist, das Koller in England sicher nicht schlechter verdient hätte) die besseren sportlichen Perspektiven dargelegt in den Gesprächen mit Meier, Zorc und Sammer der Auslöser für Kollers Vertragsunterschrift gewesen sein.

Der Schattenmann

Kommt man nun auf die 2. Neuverpflichtung zu sprechen, ist es an der Zeit einen Mann beim BVB hervorzuheben, der von der Öffentlichkeit fast unbemerkt eine erstklassige Arbeit abliefert. Sein Name: Reinhard Saftig.

Ist Sammer der Glücksgriff als Trainer, so ist es Reinhard Saftig im Scoutingbereich. Saftig leistet in der Beobachtung neuer Spieler für den BVB hervorragend Arbeit und zaubert für den die Fans oft unbemerkt immer wieder neue Namen aus dem Hut. So auch in dem Fall von Madouni. Der französiche U21 Nationalspieler erfüllt das Anforderungsprofil von Trainer Sammer optimal und hat schon in den ersten Testspieleinsätzen seine Vielseitigkeit im Abwehrbereich unter Beweiß gestellt.

Madouni

Mit der Verpflichtung von Koller und Madouni schienen die Transferbemühungen von Borussia beendet, da ja Rosicky und Sörensen vom Vorstand auch als Neuverpflichtungen für die kommende Saison gesehen wurden.

Es mag Zufall sein, aber plötzlich erscheint der AC Parma auf der Bildfläche und zeigt reges Interesse an Evanilson. Dortmund läßt verlauten, dass man erst bei einer Ablösesumme von 40 Mio. DM (Evanilson war vor 2 Jahren für 9 Mio. DM nach Dortmund gewechselt) bereit wäre über einen Wechsel zu verhandeln.

Wie es nun dieser Zufall will spielt ausgerechnet Marico de Santos Amoroso bei Parma, der Spieler den der BVB gerne schon vor 2 Jahren nach Dortmund geholt hätte aber bei einer Ablössumme von über 70 Mio. DM verständlicher Weise einen Rückzieher gemacht hatte.

Parma weiß um diese verschmähte Liebe und bietet Borussia Amoroso im Tausch gegen Evanilson an. Das Angebot scheint verlockend, was aber wiederum Trainer Sammer auf den Plan ruft. Der möchte natürlich gerne einen Stürmer von Amorosos Klasse in seinen Reihen haben, will aber nicht auf Evanilsons Dienste verzichten.

Neuzugang Amoroso

Was der Dortmunder Vorstand dann bei den Verhandlungen mit Parma aus den Hut zauberte kann man ganz sicher als ein Glanzstück in der Transfergeschichte des BVB bezeichnen.

Borussia tritt die Transferrechte für Evanilson an Parma ab, leiht ihn aber im Gegenzug für 500.000 DM Juli 2002 von den Italienern aus. Gleichzeitig unterschreibt Amoroso einen 4 Jahresvertrag und ist endlich Borusse. So etwas kann man getrost einen „Big Deal“ nennen.

„Applaus meine Herren!“

Mögen nun ruhig alle Kritiker sich wieder erheben und darüber diskutieren und lamentieren ob das alles richtig ist was der BVB da vorantreibt. Nichts ist leichter als zu reden statt zu handeln.

Borussia Entscheidungsträger haben gehandelt und sind mit Ihrer Transferpolitik auf den alten Erfolgsweg Anfang der 90ér Jahre zurückgekehrt nach dem Motto: „Mut zum Risiko.“

Seit dem Amoroso Deal ist die Glaubwürdigkeit des Vorstandes gegenüber den Fans gewachsen.

Nun ist es an den Spielern sich zusammenzuraufen und eine Einheit zu werden. Charakterlich werden die wenigen Spieler, die in das Sammerkonzept nicht passen auf kurz oder lang den Verein verlassen.

Wichtig bleibt zu erwähnen, dass alle Fans nun dem Verein und der Mannschaft das nötige Vertrauen schenken und Ihr die Zeit zur Weiterentwicklung geben sollten, denn wir wollen alle wieder gemeinsam Erfolge feiern.

In diesem Sinne: „NUR DER BVB!!!“

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