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Evanilson – Ein „echter“ Brasilianer!?

03.01.2001, 13:00 Uhr von:  Sebi
Evanilson – Ein „echter“ Brasilianer!?
Evanilson beim Spiel gegen den FCK

Kauft Dortmund seine Brasilianer etwa in einem anderen Brasilien als Leverkusen??, fragten sich viele Fußballanhänger in der letzten Saison ob der schwachen Leistungen der Dortmunder Brasilianer und den schwindelerregend starken Leistungen der brasilianischen Bayer-Profis. Berechtigung erfuhr diese polemische Frage aber insbesondere aufgrund mancher (Nicht-) Leistung von Evanilson.

Evanilson bei der Vorstellung

Dabei verbanden anfangs viele Borussen-Fans mit der Verpflichtung von Evanilson Aparecido Ferreira große Hoffnungen. Nach sehr kapitalintensiver Einkaufstour des BVB durch ganz Europa, schien nur die rechte Außenbahn noch unzureichend besetzt. Mit der Verpflichtung eines jungen Brasilianers, der dazu noch in der Nationalelf kickte, glaubte man jedoch den entscheidenden Coup gelandet zu haben. Zumal dadurch auch Lars Ricken wieder für die Zentrale frei wurde.

8 Millionen sollte er kosten, dieser Evanilson, was aber aufgrund der druckerfrischen UFA-Millionen und seiner Reputation niemanden weiter störte. Schon das erste Spiel zeigte jedoch, was die BVB-Fans in dieser Saison erwarten sollte. Sein großes Potential (z.B. seine enorme Schnelligkeit) blitzte genauso durch, wie beispielsweise seine groben taktischen Unzulänglichkeiten. Diese führten gegen den SSV Ulm auch prompt zu einem Platzverweis. Und anschließend folgte nach einem Anfangshoch wie bei nahezu der gesamten Mannschaft eine gewaltige Talfahrt, die den Verein um ein Haar in die Zweitklassigkeit geführt hätte. Seine Schwächen wurden ganz offensichtlich, während die Stärken so sehr im Verborgenen blieben, dass eben manch Einer seine (wahre) Nationalität in Frage stellte.

Evanilson im Einsatz

Unter vielen grausigen Leistungen bot Evanilson nämlich derartig katastrophale Vorstellungen wie bei der 1:3-Heimniederlage gegen Bremen, wo selbst die einfachsten und anspruchlosesten Pässe nicht mehr gelangen (Kicker-Note: 6). Mit Pfiffen bedacht wurde er seinerzeit bereits zur Halbzeit und angesichts seiner Leistung eigentlich doch zu spät ausgewechselt. Doch mit Beginn der neuen Saison trumpfte er endlich wie ein richtiger Brasilianer auf. So zeigte er gegen Cottbus mit einem Paukenschlag, in Form eines herrlichen Weitschusstores, den neuen Weg an. Zumeist bot er den Fans nämlich erfrischenden Offensivfußball und bereitete wie gegen Bremen auch Tore mit lässig, ja beinahe arrogant wirkenden Hackentricks vor. Die größte Wandlung vollzog sich jedoch in Punkto Torgefährlichkeit. Während man nämlich in der letzten Saison zum Abzählen seiner Tormöglichkeiten höchstens eine Hand zur Hilfe nehmen musste, hat er sich in dieser Saison schon dreifach in die Torschützenliste eintragen können. Darunter waren auch so herrlich-brasilianische Tore wie gegen Cottbus oder Wolfsburg. Mit etwas mehr Glück im Abschluss hätten es gar noch mehr Torerfolge sein können. Zugute kam ihm einerseits sicherlich der neue Trainer Matthias Sammer, der ihm nach der schwachen letzten Saison das volle Vertrauen schenkte. Andererseits scheint die Maßnahme ihn nicht mehr auf eine Seite mit Billy Reina zu stellen ebenfalls Früchte zu tragen. Denn zu oft standen sich die beiden in der letzten Saison noch auf den Füßen und behinderten sich gegenseitig, sodass es zumeist gar keiner Abwehrkünste des Gegners bedurfte, um die Dortmunder Angriffsbemühungen über rechts zu unterbinden. Mittlerweile besitzt er jedoch den nötigen Raum, um ein effektives Offensivspiel aufzuziehen.

Hin und wieder was zu Jubeln - Evanilson mit Ricken und Stevic
Dagegen lassen seine Flanken noch stark zu wüschen übrig, da diese nur in den seltensten Fällen für seine Mitspieler verwertbar sind. Taktische Fauxpas unterlaufen ihm ebenfalls noch zu häufig, obwohl er die Fehlerquote im Vergleich zur letzten Saison deutlich reduzieren konnte.

Zudem zieht er im Gegensatz zur letzten Saison in brenzligen Situationen auch einen brachialen, aber sicheren Befreiungsschlag den technischen Kabinettstückchen vor. Gelegentlich allerdings brennt der Brasilianer in ihm durch, was dafür sorgt, dass das Herz des Trainers in solchen Momenten fast stehen Wenn er aber weiterhin im Offensivspiel so stark auftrumpft, wie es zumeist in der Vorrunde der Fall war und dabei vielleicht noch etwas mehr Konstanz in der Defensive zeigt, dann sollte er wieder völlig zurecht als Bestandteil einer original brasilianischen Flügelzange gelten. Weiter genährt wird diese Hoffnung auch durch die Verpflichtung von Jan Derek Sörensen. Der ist zwar Norweger, aber ebenfalls ein Flügelflitzer für die rechte Seite. Und wenn das Zusammenspiel zwischen den beiden klappten sollte, dann können sich die gegnerischen Abwehrreichen schon mal warm anziehen. Vielleicht bekommt er in naher Zukunft ja auch einen Spieler zur Seite gestellt, bei dem sich das Flanken wieder lohnt...

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