BVB nach schwacher erster Hälfte in Durchgang 2 mit einem Punkt belohnt
Es war der Tag an dem eigentlich kein Fussball hätte gespielt werden dürfen. Trotz Anfragen der Präsidenten vom AS Rom, Real Madrid und Borussia Dortmund, Dr. Gerd Niebaum, den Spieltag kurzfristig zu verschieben, bat die UEFA zur Aufführung auf der Show-Bühne Championsleague. Niebaum dazu: "UEFA-Präsident Lennart Johansson hätte alle Spiele absagen müssen! Der Fußball darf sich in so einer Situation nicht so wichtig nehmen. Das ist eine Frage der Ethik". Allen Spielern war der Schock anzusehen, Fredi Bobic versuchte beispielsweise Bekannte in New York den ganzen Tag telefonisch zu erreichen. Auch den Zuschauern in der Arena auf Schalke war anzumerken, dass sich die Gedanken um andere Dinge als Fussball drehten. Warum die UEFA nach einer Gedenkminute die Parole "The Show must go on" ausgab, wird sicher zu bereden sein.
Alle Fussballfans weltweit trauern um die Opfer der Terrorakt und fühlen tiefe Trauer für die Familien der Toten.
3 Tage nach der unnötigen Pleite gegen den FCB hatte Borussia Dortmund am ersten Spieltag der Champions League in Kiew die Chance gegen den "FC Bayern der Ukraine" Dynamo Kiew die Möglichkeit sich zu rehabilitieren. Die Ukrainer, 13maliger Meister in der UdSSR und 9mal in Folge (!) Meister der Ukraine, empfingen im Olympiyskyi vor gut 50000 Zuschauern den Championsleague - Sieger von 1997.
Die Ukrainer, die 1975 und 1986 den Europapokal der Pokalsieger gewannen, konnten sich in ihrer eigenen Liga gegen den Qualifikationsgegner des BVB Schachtjor Donezk erst am letzten Spieltag durchsetzen. Pikanterweise waren die "Schachtarbeiter" aus der Bochumer Partnerstadt bis 4 Minuten vor Schluss noch Meister, ehe Dynamo die Meisterschaft noch für sich entscheiden konnte. In der Qualifikation setzen sich die Dynamos mühevoll gegen Steaua Bukarest (4:2, 1:1) durch.
Der Kader der Dynamos ist für den deutschen Betrachter eher ein unbeschriebenes Blatt. Dabei hat Kiew immer wieder grosse Stars hervor gebracht: Oleg Blochin (legendärer Linksaußen der Sowjetunion), Andrej Schewtschenko (heute AC Milan) oder Sergej Rebrow (heute mit Steffen Freund bei Tottenham Hotspurs)., um nur Drei zu nennen. Vor der Saison verließen Valerij Lobanowski, zugleich Nationaltrainer der Ukraine, zudem 7 Spieler, die durch ebenso viele Neuzugänge ersetzt wurden. Nicht ganz unumstritten dabei die Einkaufspolitik des 62-jährigen, der vermehrt auf ausländische Fußballer setzt. Auffälligste Exoten im Team der Ukrainer sind Stürmer "Lucky" Idachor und der 1,94 Meter lange Abwehrspieler Harrison Omoko, die beide aus Nigeria den Weg ins kalte Kiew gesucht haben.
Matthias Sammer: "Wir freuen uns, dass wir wieder in der Ukraine sind"
Das 21. Duell einer deutschen Mannschaft gegen Dynamo Kiew (bislang ausgeglichene Bilanz von 8 Siegen, 4 Unentschieden und 8 Niederlagen) wurde von 55 Anhängern der Schwatzgelben beigewohnt. 25 Fans, die weder Kosten noch Zeit gescheut haben, traten sogar die mühselige Reise per Zug an. Riesen Respekt für diese Strapazen ! Wenn die heutigen Profifußballer nur halb so viel Leidenschaft für den Fußball mitbringen würden, wie diese Fans. Weitere 30 Fans reisten zusammen mit der Mannschaft per Chartermaschine nonstop Holzwickede-Kiew an. Mit an Bord im Dienste des DFB auch Klaus Sammer, Vater von Matthias, der einige ukrainische Nationalspieler unter die Lupe nehmen wollte, da die deutsche Nationalelf aller Voraussicht nach im Qualifikationsspiel zur WM ja auf die Ukraine treffen wird.
Matthias Sammer hatte 20 Spieler mit in die Ukraine genommen, darunter 18 Spieler aus dem Kader des Bayernsspiels, die Chance zur Rehabilitation hatten, sowie der wiedergenesene Jan Derek Sörensen und Sead Kapetanovic. Sammer vertraute in der Startformation exakt der selben Mannschaft, die bereits gegen die Bayern nicht überzeugen konnte.
In den Reihen der Dynamos fehlten Mittelfeld-Regisseur Andrej Gusin, der nach mehreren Operation noch Konditionsrückstand hat, und Torwart Alexander Showkowskij, der sich im Juli einen komplizierten Schulterbruch zugezogen hatte. Dafür im Kasten: Kein geringerer als Russlands Nationaltorwart Alexander Filiminov, ein Beweis dafür, dass der Kader der Ukrainer auch in der Breite nicht zu unterschätzen ist.
Der BVB startete wie er beim Spiel gegen die Bayern aufgehört hat: Unfassbar viele Abspielfehler, stockender Spielaufbau, kaum Spiel über die Aussen und Chaos in der Abwehr beim schnellen Spiel der fixen ukrainischen Spitzen Idachor, Melaschenko und Serebrennikow. Auffällig, dass diese Fehler grade auch auf die technisch versierten Spieler wie Rosicky, Dede oder Amoroso abfärbten.
Die BVB-Abwehr in der ersten Viertelstunde unter Dauerdruck. Vor allem Melaschenko war nicht zu halten. Dieser war es auch, der bereist nach 15. Minuten die Abwehr mehr als alt aussehen liess. Er spielt am 16er zugleich Stefan Reuter und Christian Wörns aus, und zieht dann auch noch locker an Evanalison vorbei in den Strafraum. Der plazierte Schuss aus 8 Metern lässt Jens Lehmann keine Chance.
Auch in der Folgezeit nur die Dynamos. Mehrmals muss Jens Lehmann den BVB vor einem höheren Rückstand bewahren. Die Schüsse von Melaschenko (33.) und Isi Idachor (36.) kann er noch so eben entschärfen. Vom BVB ausser einer Ricken-Chance in der 36. nicht viel zu sehen in dieser Phase.
Kurz vor Halbzeitpfiff gar das 2:0 für Kiew. Der Nigerianer Isi "Lucky" Idachor kämpft sich durch die halbe Borussen-Abwehr, um einen Maleschenko-Schuss im BVB-Abwehr-Chaos über die Linie zu schieben, Dede kann nur knapp hinter der Linie klären. Eindeutiger Treffer zum 2:0 mit dem es auch in die Halbzeit geht.
Borussia Dortmund hätte sich zu diesem Zeitpunkt auch nicht über ein 3:0 oder 4:0 beschweren können. Die Elf lethargisch und ohne Mumm. Nach der Pause der BVB mit "Arena-Held" Micky Stevic für Oliseh. Das Spiel wird ein bisschen besser. Die Partie gestaltet sich offener, weil der BVB stürmisch nach vorne spielt. Der 100-Millionen-Sturm kommt langsam in Fahrt. Bereits in der 56. Minute dafür die Belohnung: Ricken spielt auf Höhe der Mittellinie vom rechten Flügen auf den linken zu Amoroso, der verlängert "aus dem Stand" in die Tiefe zu Jan Koller, der sich gekonnt durchsetzt und halbrechts einschiesst. Bereist der 3. Europapokaltreffer des Tschechen in dieser Saison.
Nur 4 Minuten später eine weitere Chance von Ricken, neben Lehmann der beste Borusse am Dienstagabend. Der Schussversuch verfehlt sein Ziel nur knapp. Der BVB nun wach, schnürt Kiew in der eigenen Hälfte ein. Endlich läuft der Ball. Das Hereinnehmen von Micky Stevic, der das Mittelfeld aufgerüttelt hat, scheint sich zu lohnen. Rosicky, bislang mit durchwachsener Leistung wird besser. Nach Doppelpass mit Koller kann Keeper Filimonow einen 17-Meter-Schuss von Rosicky auf dem rutschigen Boden nicht festhalten, Amoroso, von dem bislang ausser dem Assist beim Anschlusstreffer auch nicht viel zu sehen war, staubt ab zum 2:2 in der 74. Minute.
Der BVB drückt nun weiter, sucht den Sieg gegen den inzwischen verunsicherten Gegner, kommt aber, ebenso wie die Ukrainer bei 2 Konterchancen, nicht mehr zu einem Treffer. Kurz vor Schluss scheinen sich die beiden Teams mit der gerechten Punkteteilung zufrieden zu geben, die beiden Seiten alle Chancen in der Gruppe offen lässt, zumal der FC Liverpool zu Hause über ein 1:1 gegen Porto nicht hinauskam.
Statistik:
Kiew: Filimonow - Gioane, Golowko (25. Fedorow), Waschtschuk, Nesmatschny - Chazkewitsch (64. Bodnar), Belkjewitsch, Gavrancic - Idachor, Melaschenko, Serebrennikow (46. Cernat)
Dortmund: Lehmann - Evanilson, Wörns, Kohler, Dede - Reuter, Ricken, Oliseh (54. Stevic) - Rosicky (84. Sörensen) - Koller, Amoroso (87. Bobic)
Tore: 1:0 Melaschenko (15.), 2:0 Idachor (45.), 2:1 Koller (56., Vorarbeit Amoroso), 2:2 Amoroso (74., Rosicky).
Eckstöße: 7:3 (Halbzeit 5:1), Chancenverhältnis: 5:4 (Halbzeit 4:1).
Schiedsrichter: Lubos Michel (Slowakei). Hatte die ruhige Partie im Griff
Gelbe Karten: Belkjewitsch – Amoroso, Rosicky.