Tatort Bundesliga - der 6. Spieltag Bundesliga im Zeichen des Terrors - Vereine, Spieler und Zuschauer zeigten Solidarität mit den USA
Schon bei dem Namen des Artikels ist mir nicht ganz wohl. Tatort Bundesliga. Der Tatort ist in dieser Woche eindeutig in New York und Washington. Es fällt einem schwer über die Bombenstimmung m Stadion, den Zweikampf im Strafraum, den Kampf um die Spitze oder über das Foul am Gegner zu berichten. Zu sehr verbinden wir diese Begriffe im Moment mit Terror und Elend. Trotzdem geht das Leben weiter. Wir dürfen uns nicht durch den Terror beeinflussen lassen.
In den Stadien der Bundesliga wurde am Samstag und Sonntag gespielt. Der DFB wies die Vereine allerdings an auf Showeinlagen zu verzichten. Am Anfang stand eine Schweigeminute für die Opfer in den USA. Die Mannschaften bildeten einen Kreis und demonstrierten somit Einigkeit. War es nun richtig oder falsch zu spielen, war die Frage an diesem Wochenende.
Ich finde es war richtig, dass gespielt wurde. Sollen wir uns etwa von den Terroristen in die Knie zwingen lassen? Sollen wir ihnen das Gefühl des Triumphes geben?
Nein dieses Gefühl dürfen wir ihnen nicht geben, der Terror darf
nicht siegen. Auch der Liga-Chef Hackmann war dieser Meinung: "Die Welt
darf sich dieser Form von Terror nicht beugen. Die Aufrechterhaltung des
Spielbetriebs soll als Zeichen verstanden werden, dass feige Anschläge
dieser Art das soziale und kulturelle Gefüge in der zivilisierten Welt
nicht nachhaltig erschüttern können." Auch Giovane Elber setzte im
Münchner Olympiastadion ein Zeichen besonderer Art.
Beeindruckend war die Geste vom Münchner Stürmerstar. Der Brasilianer formte, nach seinem Tor, die Hände zu einer Friedenstaube die aus dem Stadion fliegt. Keine Freudentänze, keine Spielertrauben auf den Rasen. Nur ein ernster Blick und die Friedenstaube in den Händen. Auch so kann man ein Zeichen setzen. Und Millionen haben es gesehen.
Danke Giovane!
Auch Vereine wie die Bayern setzten ein Zeichen. Sie verzichteten auf die Bandenwerbung. Statt dessen stand auf der weißen Bande neben einer Friedenstaube: "Give Peace a Chance". Gib dem Frieden eine Chance.
Das die Kapelle in der neuen Arena auf Schalke so schnell von Bedeutung sein wird hätte sicher auch niemand geglaubt. Spieler, Funktionäre und Fans gedachten hier vor dem Spiel der Opfer von New York und Washington.
Viele Fans ließen ihre Vereinsfahnen zu Hause und brachten die Flagge der USA mit. Und der Slogan des DFB wurde umbenannt in: "Keine Macht dem Terror."
Es war schon ein denkwürdiger Spieltag. Keiner wird ihn so schnell vergessen.
Ein echtes Armutszeugnis hingegen gaben die Herren der UEFA am Dienstag ab. "Wir kapitulieren nicht vor der Gewalt", sagte Sepp Blatter. Aber wäre ein Spielabbruch der CL-Spiele am Dienstag eine Kapitulation gewesen? Nein, mit Sicherheit nicht. Denn wer hat sich an diesen Tag schon für Fußball interessieret? Ich bin wirklich ein großer Fan vom BVB, aber mich hat das Spiel nicht interessiert. Ich habe erschüttert und fassungslos vor dem Fernseher gesessen und die Ereignisse in den USA verfolgt.
Hier hätte der Präsident vom BVB Gerd Niebaum ein Zeichen setzen können. "An so einem Abend kann man nicht so tun, als wäre alles ganz normal. Wenn die Herren der UEFA das nicht kapieren, verstehe ich das nicht," sagte er in Kiew Er hätte den Mut haben müssen mit der Mannschaft nicht anzutreten. Die Mannschaft aus Kiew hätte da bestimmt mitgezogen. Auch die Spieler, wie Fredi Bobic, zeigten Unverständnis: "Es ist pervers, dass wir hier antreten müssen". Die Herren der UEFA müssen schon sehr blind auf den Augen sein wenn man deren Sprecher Mike Lee zitiert.: "Wir haben die Dimension des Anschlages nicht einordnen können. Wir waren einfach nur geschockt. Das ungeheure Ausmaß dieser Katastrophe hat sich uns nicht erschlossen".
Da stürzen zwei Gebäude nach zwei Flugzeugattacken in sich zusammen in denen 50.000 Menschen arbeiten. Da rast ein Flugzeug ins Pentagon. Ein viertes Flugzeug stürzt ab. Die ganze Menschheit ist live dabei. Und die UEFA sieht die Dimension nicht. Armer Fußball, dass du von solchen Menschen geleitet wirst.
Ich hoffe dass auch wir von der "schwatzgelb.de-Redaktion" nun langsam wieder zum normalen Leben zurückkehren können, ja müssen. So schlimm das auch alles ist, es geht weiter. Und auch in den Stadien wird wieder ein normales Spiel möglich sein. So hoffen wir jedenfalls.
Ich hoffe das auch ihr Fans Verständnis habt für diesen etwas anderen Tatort heute, in dem keine Spielberichte zu lesen sind. Mir war jedenfalls nicht danach über Tore, Siege und Niederlagen zu schreiben.
Sagt mir bitte Eure Meinung zu dem Thema. Ich werde dann in einer anderen Reportage darüber berichten.